• A

    Der Großbuchstabe A steht für den mineralischen Oberboden (A-Horizont) mit Anreicherung von organischer Substanz und/oder Verarmung an mineralischer Substanz. Die Gehalte eines A-Horizontes an organischer Substanz liegen bei maximal 30 Prozent.

  • Aa-Horizont

    In nassen Böden hemmt der Mangel an Sauerstoff die biologische Zersetzung der anfallenden organischen Substanz. Damit erfolgt die Anreicherung organischer Substanzen. Hohe Grundwasserstände über das ganze Jahr bewirken insbesondere bei nährstoffreichen Mineralböden Humusgehalte von bis zu 30 Prozent. Oberbodenhorizonte mit derart hohen Humusanteilen werden als Aa-Horizonte bezeichnet. A = terrestrischer Oberbodenhorizont, a = anmoorig (definiert durch Humusgehalte von 15 bis 30 Prozent).

  • Aapamoor

    Auch Strangmoor oder Apamoor (finnischer Name). Charakteristisches Moor der subarktischen Zonen in Skandinavien. Typisch ist ein Muster von strangartigen, teils vernetzten, aufgewölbten kleinen Wällen, die etwa 50 bis 100 Zentimeter hoch werden. Die Wälle tragen Gebüsch und Heidekräuter, dazwischen liegen niedermoorartige Grasfluren. Aapamoore bilden sich oft an schwach geneigten Hängen, aber auch in Mulden. Ihre Entstehung wird auf Bodenfließen und Frosthub in horizontaler Richtung zurückgeführt.

  • Aggregat

    Von lateinisch „aggregare“ = beigesellen, sich anschließen. Aus zusammenhaftenden mineralischen Einzelkörnern bestehendes Bodenteilchen. Oft werden die Einzelkörner von Humus, Ausscheidungen von Tieren (zum Beispiel von Regenwürmern) oder von mineralischen Substanzen miteinander zu einem Aggregat verklebt. Krümelige Aggregate im Oberboden führen zu einem optimalen, porenreichen Bodengefüge.

  • Almhorizont

    Die lokalen Vorkommen an mergelig-kieseligen, leicht verwitterbaren Sedimenten (beispielsweise Kössener, Raibler, oder Chiemgauer Schichten), führen im Bereich der nördlichen Kalkalpen zu einer deutlichen Differenzierung des Landschaftsbildes. Während die Karbonatgesteine steile bis senkrechte Wände bilden und zumeist nur flachgründige, steinreiche Bodenbildungen zulassen, verwittern Mergel und Kieselkalke zu lehmigen bis tonigen Substraten, die das Ausgangsmaterial für tiefgründige, feinerdereiche Böden in auffallend sanfteren Reliefbereichen liefern. Infolge dessen, aber auch durch ihren Reichtum an Quellen und Bächen werden diese Bereiche zumeist almwirtschaftlich genutzt. Man gab den leicht verwitternden Sedimenten daher den Namen „Almhorizonte“.

  • Altlasten

    Dieser Begriff bezeichnet Standorte, an denen der Mensch früher mit gesundheits- und/oder umweltgefährdenden Stoffen oder Materialien umgegangen ist. Stellen, wo entsprechende Abfälle abgelagert worden sind, bezeichnet man als Altablagerungen. Das können beispielsweise alte oder illegale Mülldeponien mit Abfällen sein, die Boden und Grundwasser gefährden. Standorte, wo einst mit gefährlichen Chemikalien umgegangen wurde, nennt man Altstandorte. Hierzu können ehemalige Fabrikgelände, Werkstätten oder Tankstellen gehören. Die Einstufung eines Geländes als Altlast nimmt die zuständige Behörde vor.

  • Aluminium

    Chemisches Element mit der Abkürzung Al. Dritthäufigstes Verbindungselement der Erdkruste.

  • Amphibole

    Von griechisch amphíbolos = zweideutig. Gesteinsbildende Gruppe von Mineralen. Kompliziert zusammengesetzte Kettensilikate von grüner bis grünschwarzer Farbe (zum Beispiel Hornblende).

  • Andesit

    Helles Ergussgestein, dessen glasige Grundmasse mit Einsprenglingen der Minerale Plagioklas, Biotit, Amphibol und Augit durchsetzt ist. Der Name des Gesteins stammt vom Gebirge Anden.

     

  • Andesitisch

    Zusammensetzung von Lava, die dem Andesit entspricht.

  • Auenlehm

    besteht aus abgetragenem Bodenmaterial, das in der Aue wieder abgelagert wurde. Ursache dieses Prozesses ist der Eingriff des Menschen in die natürliche Vegetation über Jahrhunderte. Im Auenlehm von Bächen und Flüssen hat sich der Bodentyp Vega (von spanisch = fruchtbare Erde) entwickelt, auch Braunauenboden oder Brauner Auenboden genannt, der zeitweiligen Überflutungen unterliegt. Die typische oder Normvega weist ein aAh/aM/(IIalC/)(II)aG-Profil auf (a von Auendynamik, Klammern = kann fehlen). Die Deutsche Bodenkundliche Gesellschaft (DBG) und der Bundesverband Boden (BVB) haben im Jahr 2011 den „Braunen Auenboden“ zum Boden des Jahres gekürt.

  • Augit

    Von griechisch „augé“ = Glanz. Häufiges Mineral von Ergussgesteinen wie Basalt oder Andesit. Eisen, Magnesium und Calcium enthaltend. Schwarz, grünlich oder bräunlich.

  • Basalt

    Dunkles Lavagestein aus den Mineralen Plagioklas, Olivin und Augit, häufig in sechseckigen Säulen ausgebildet.

  • Bims

    Vulkanisches Lockerprodukt aus gasreichen Magmafetzen, die bei explosiven Ausbrüchen aus dem Vulkanschlot geschleudert werden. Sie erstarren in der Luft zu aufgeblähten, porösen Gestein, das extrem leicht und schwimmfähig ist.

  • Biotit

    Nach dem französischen Physiker Jean Baptiste Biot (1774 – 1862). Dunkler Glimmer, auch Eisenglimmer genannt. Ein weit verbreitetes Mineral. Als Gemengeteil zum Beispiel in vulkanischen Gesteinen.

  • Blaike

    Unter dem Begriff „Blaike“ (von blaicken, blecken = Blankes oder Weißes entblößen oder die Ablaikung = Entblößung von Erde, Erdfall) können prinzipiell sämtliche vegetationslose bis schütter bewachsene Abtragungsformen oder Schädigungen der Bodendecke verstanden werden, betrachtet man die Herkunft des Wortes. So findet sich auch in der Salzburger Waldordnung von 1659 die recht allgemein gehaltene Definition: „Die Blaiken, Stelle eines Berghanges, an welcher sich die Dammerde losgerissen hat und gesunken ist, so dass an demselben der Sand oder das nackte Gestein zum Vorschein kommt.“

    Die Entstehung einer Blaike kann daher auf den unterschiedlichsten abtragungswirksamen Prozessen beruhen, wie zum Beispiel Rutschungen, Murgänge oder Schurfprozesse durch Lawinen. In der neueren deutschsprachigen Literatur werden unter diesem Begriff jedoch zumeist vegetationslose oder nur schütter bewachsene flächenhafte Schädigungen der Bodendecke auf alpinen Matten, Wiesen oder Weiden verstanden, die primär auf Bewegungen von Schneemassen oder auf den Tritt von Mensch und Tier zurückzuführen sind.

  • Blattanbruch

    In lehmigen Almböden führen Schneerutsche und kleinere Lawinen nicht selten zur Abtragung von bis zu mehreren Dezimetern mächtigen Bodenschollen. Das geschieht vor allem bei stark vernässtem Boden während der Schneeschmelze im Frühjahr. Die Belastung des nassen Bodens durch die Schneemassen bewirkt eine Abnahme der Festigkeit innerhalb der locker gelagerten oberen Bodenschicht. Da das Wasser im Augenblick der Belastung nicht rasch genug aus den Poren des Bodens entweichen kann, trägt es die auftretenden Spannungen mit, aber nicht zur Festigkeit bei. Der Boden gleitet im Moment der Belastung in Form einzelner Schollen samt Schneedecke mehr oder weniger weit ab oder wird von den abrutschenden Schneemassen mitgerissen.

    Einen ähnlichen Effekt kennt man vom Betreten eines nassen, lehmigen Bodens. Wenn wir ihn rasch belasten (Auflastpotential), kann das Wasser nicht schnell genug aus den Bodenporen herausströmen. Ein rasches Entweichen des nicht komprimierbaren Wassers wäre aber notwendig, um die Stabilität durch Verdichtung und die damit einhergehende Erhöhung von Kornkontakten bei Belastung zu gewährleisten. Nun trägt jedoch das Wasser die Last kurzfristig mit, aber verständlicherweise nicht zur Festigkeit bei. Infolge dessen rutscht der Fuß, insbesondere bei leicht abschüssiger Bodenoberfläche, mehr oder weniger weit zur Seite weg. Im Unterschied zu typischen, lang gestreckten Schneeschurfblaiken weisen die Blaiken in lehmigen Böden auffallend scharf ausgeprägte Abtragungsfronten auf. Sie sind als steile Boden- oder Rasenkliffs entwickelt und zeigen für gewöhnlich einen sichel- oder hufeisenförmigen Verlauf. Charakteristisch sind weiterhin die nahezu plane Oberfläche der Abtragungsformen und eine im Gegensatz zu typischen Schneeschurfblaiken häufig größere seitliche Ausdehnung als in Hangfallrichtung. Setzungen der Bodendecke oder zumeist bogenförmig über viele Meter quer zum Hang verlaufende Risse im Wiesenboden sind häufige Begleiterscheinungen auf den betroffenen Hängen. Man bezeichnet diese Oberflächenformen, die kleinen Bodenrutschungen zum Verwechseln ähnlich sehen, als Blattanbrüche.

    Da bei der Entstehung dieser Oberflächenformen die Schneedecke unmittelbar auf den Boden einwirkt, sind keine vorbeugenden Maßnahmen von Seiten der Almpflege möglich. Es ist deshalb anzunehmen, dass Blattanbrüche schon seit jeher eine hochgebirgsspezifische Abtragungserscheinung auf Almen mit tiefgründig entwickelten lehmigen Böden darstellen. Durch Schneebewegungen entstandene Bodenschäden wurden von den Bauern früher gleich abgesichert und eingesät. So hielt die Almpflege in Form der Ausbesserung und Wiederbegrünung mit der Entstehung von neuen Blattanbrüchen Schritt.

  • Bodenacidität

    Bodenacidität (von lateinisch „acidus“ = sauer) ist der Säuregrad oder pH-Wert des Bodens. Der pH-Wert zeigt die Wasserstoffionen-Konzentration, dargestellt durch den negativen dekadischen Logarithmus von H+. Dann entspricht 10-7 dem Wert 7. Er gibt eine neutrale Reaktion an. Werte größer als 7 zeigen alkalische, kleiner als 7 saure Reaktionen.

  • Bodenart

    Die Bodenart (auch Körnung, Korngrößenzusammensetzung oder Textur) kennzeichnet das in einem Boden vorliegende Verhältnis der Korngrößenfraktionen Sand, Schluff und Ton zueinander. Entsprechend werden Bodenarten nach den jeweilig vorherrschenden Fraktionen als Sand-, Schluff- oder Tonböden, bzw. bei einem Gemisch der Fraktionen als Lehmböden bezeichnet. Diese Einteilung, in der es Übergänge (beispielsweise schluffiger Sand oder lehmiger Ton) gibt, ist von praktischer Bedeutung, weil sie Aussagen über physikalische, chemische und biologische Eigenschaften wie beispielsweise den Luft-Wasser-Haushalt, die Erodierbarkeit, die Nährstoffversorgung oder das Bodenleben eines Standortes zulässt.

    Schluffreiche Böden sind anfälliger gegen Verschlämmung, weil das Feinmaterial der von Niederschlägen zerschlagenen Bodenaggregate eingewaschen wird, so dass sich eine, die Oberfläche versiegelnde Schicht bildet. In der Folge wird das restliche, losgeschlagene Feinmaterial oberflächlich durch Wasser fortgerissen und das Bodengefüge verschlechtert sich durch Verschlämmung und Erosion weiter. Die Ermittlung der Bodenart kann bei ausreichender Erfahrung vorab im Gelände durch eine Fingerprobe erfolgen. Die genaue Bestimmung der Bodenart erfolgt im Labor durch eine Sieb- und Schlämmanalyse (DIN 19683, Teil 1 und 2.).

  • Bodenbelastungen

    Negative Einflüsse auf den Boden werden allgemein als Bodenbelastung bezeichnet. Dabei kann man zwischen zwei Arten der Belastung unterscheiden: Belastung durch Chemikalien oder Schadstoffe und Belastung durch physikalische Vorgänge. Bei Baumaßnahmen kann es sowohl zu mechanischen Belastungen (schwere Baufahrzeuge, Bodenverdichtung, Bodenhomogenisierung) als auch zu Schadstoffbelastungen kommen. Zum Beispiel durch auslaufendes Hydrauliköl bei Baumaschinen oder der Lagerung und unsachgemäßen Handhabung von Schadstoffen oder belasteten Materialien.

  • Bodenbildung

    beruht auf Verwitterungsprozessen von Fest- und Lockergesteinen unter Mitwirkung von Tieren, Pflanzen und Mikroorganismen (= Pedogenese), Transformations- und Translokationsprozessen (z. B. Tonmineralneubildung, Tonverlagerung). Bodenbildung kann auch durch die Akkumulation von postmortaler organischer erfolgen (z. B. Felshumusböden, Moore).

  • Bodenentwicklung

    Die Bodenentwicklung wird in der Fachsprache als Pedogenese von griechisch pédon = Boden und génesis = Entstehung bezeichnet. Eine der wichtigsten Vorraussetzungen für die Entwicklung der meisten Böden, sieht man zum Beispiel von Mooren ab, ist die Verwitterung der Gesteine oder das Vorhandensein periglazialer Deckschichten. Auch der Vorgang der Verwesung oder Verrottung von Tieren und Pflanzenteilen zu Humus ist neben anderen Prozessen eine wichtige Vorraussetzung für die Entwicklung eines Bodens. Zu diesen anderen Prozessen zählen Verlagerungsvorgänge innerhalb des Bodens, Umwandlungsprozesse, Durchmischungsvorgänge und die Bodenerosion durch Wasser, Wind oder die Schwerkraft. Alle Prozesse laufen solange ab, bis ein Endstadium der Bodenentwicklung, ein so genanntes Klimaxstadium, erreicht wird. Daher ist auch die Zeit ein Aspekt der Bodenentwicklung. In welcher Art und Weise all diese Prozesse ablaufen und welche typischen Merkmale ein Boden schließlich hat, hängt immer von den jeweiligen Standortfaktoren ab. So wird sich ein Boden beispielsweise unter sonst gleichen Bedingungen an einem steilen Hang von einem Boden in der Ebene unterscheiden. Denn am Hang fließt das Wasser stärker ab und die Bodendecke ist durch Erosion daher oft dünner, während sich in der Ebene im Boden Wasser stauen kann, welches die Bodenentwicklung entscheidend beeinflusst. Die Boden bildenden Prozesse und Faktoren bewirken im Lauf der Bodenentwicklung die Ausprägung bestimmter Bodenhorizonte.

  • Bodenfruchtbarkeit

    Fähigkeit des Bodens, Pflanzennährstoffe zu speichern und bei Bedarf an die Pflanzen abzugeben, die Pflanzenbestände optimal mit Bodenwasser und Bodenluft zu versorgen und durch eine hohe biologische Aktivität ein optimales Wurzelwachstum und eine rasche Umsetzung der organischen Substanz zu ermöglichen. Weil die Landwirtschaft mit dem Erntegut jeweils einen Teil der Nährstoffe abzieht, muss der Landwirt sie regelmäßig durch Düngung ergänzen.

  • Bodengeographie

    Grenzdisziplin zwischen Bodenkunde und Geographie. Die Bodengeographie befasst sich mit der räumlichen Differenzierung der Böden und deren Entstehungsursachen. Ein Ziel der Bodengeographie ist es, weltweit die Beziehungen zwischen den Boden bildenden Prozessen und der jeweiligen geographischen Situation darzustellen und somit die Bodenbildung als Ergebnis der entsprechenden Umwelt zu deuten.

  • Bodenkriechen

    Stark durchfeuchtete Böden aus tonigen oder lehmigen Substraten können am Hang unter dem Einfluss der Schwerkraft talwärts kriechen. Vor allem wenn sie, wie häufig im Hochgebirge, nur sehr flachgründig sind. Dann saugen sie sich rasch voll und werden plastisch. Bewegungsfördernd wirken sich auch glatte Felsunterlagen in Form von Gletscherschliffen aus.

    Der kriechende Boden wird oft zu Wellen und Falten gestaucht. Häufig bekommt er mehr oder weniger große, quer zum Hang verlaufende Risse. Es tritt eine Vegetation auf, die feuchten bis nassen Boden bevorzugt. In der Regel laufen Kriechbewegungen sehr langsam bis extrem langsam ab. Da sie vom Wasserangebot abhängen, finden sie gelegentlich sogar nur episodisch statt.

    Erkennbar ist dies am so genannten Säbelwuchs von Bäumen, wenn Bodenkriechen unter Wald oder unter einzeln stehenden Bäumen stattfindet. Durch die langsame, teils episodische Bewegung des Bodens haben die Bäume ausreichend Gelegenheit, stets in Richtung des Lichtes zu wachsen. Im Laufe der Jahre entsteht daraus der auffällige Säbelwuchs. Säbelwuchs oder schief gestellte Bäume können jedoch auch bei anderen langsamen Hangbewegungen wie dem Talzuschub beobachtet werden, so dass erst die eingehende Untersuchung des Geländes Hinweise auf die Art und genaue Ursache der Bewegungen gibt.

     

  • Bodenkunde

    Die Bodenkunde oder Pedologie (von griechisch „pédon“ = Boden) ist eine geowissenschaftliche Disziplin, die sich mit der Untersuchung, der Entstehung, der Veränderung, der Verbesserung und dem Schutz des Bodens beschäftigt. Es ist zudem eine Disziplin mit inhaltlichen Überschneidungen zwischen Physik, Chemie, Geologie, Geographie, Biologie, Ökologie, Pflanzenbau und Kulturtechnik.

    Die Allgemeine Bodenkunde befasst sich mit der Bodeninventur, der Bodenentstehung, der Bodensystematik und der Bodenökologie. Zur Angewandten Bodenkunde zählen landwirtschaftliche, forstwirtschaftliche und gärtnerische Bodenkunde.

     

  • Bodenleben

    In einer Handvoll humosen Bodens gibt es weitaus mehr Lebewesen als Menschen auf der Erde. Ohne diese Lebewesen wäre längst jedes Leben auf der Erde an Nährstoffmangel eingegangen oder unter Leichen erstickt. Sie sorgen gemeinsam dafür, da das Leben auf der Erde sich im ewigen Kreislauf erneuert, dass Blätter, Pflanzenreste, Exkremente und Leichen von Tieren sich nicht anhäufen können.

    Sie zerlegen die organischen Stoffe, aus denen Tiere und Pflanzen bestehen, wieder in Kohlenstoffdioxid, Wasser und Nährstoffe, die so einer neuen Pflanzengeneration zur Verfügung stehen. Eine Vielzahl von Nahrungsketten greift reibungslos ineinander: Größere Tiere wie Regenwürmer, Tausendfüßer, Insektenlarven und Springschwänze fressen die Pflanzenreste, zerkleinern sie mechanisch und bieten so weiteren Tieren und Pilzen Angriffsstellen. Andere Tiere haben sich auf den noch immer nährstoffreichen Kot dieser „Primärzersetzer“ spezialisiert und bauen ihn weiter ab; ihre Hinterlassenschaft wiederum bietet Bakterien die Lebensgrundlage, die daraus mineralische Pflanzennährstoffe formen.

    Die wichtigsten und auch von der Masse her bedeutendsten Bodenbewohner gehören zur Mikroflora: Bakterien, Pilze, Strahlenpilze, Hefen und Algen. In einem Quadratmeter Humusboden von nur wenigen Zentimetern Tiefe können mehr als eine Billiarde (eine Million Milliarden) Bakterien leben und ihrer segensreichen Verwesungstätigkeit nachgehen.

    Die Gesamtheit der Bodenorganismen bezeichnet man als Edaphon. Neben den Zersetzern bietet der Boden natürlich noch vielen anderen Tieren Lebensraum, Versteck und Nahrung, etwa Ameisen, Wühlmäusen, Insektenlarven, Käfern und dem anerkannt wichtigsten Bodenverbesserer, dem Regenwurm. Viele von ihnen bohren oder graben Gänge und tragen dadurch zur Auflockerung und Durchlüftung bei.

  • Bodenprofil

    Die Boden bildenden Prozesse und Standortfaktoren bewirken bestimmte Bodenprofile. Ein solches Bodenprofil ist ein senkrechter Schnitt durch den Bereich des oberflächennahen Untergrundes, der von der Bodenbildung erfasst wurde. Man kann ein Bodenprofil erstellen, indem man mit einem Bohrer einen Bohrkern zieht oder indem man eine Schürfgrube bis zum Ausgangsgestein der Bodenbildung gräbt. Bodenprofile sind in so genannte Bodenhorizonte, kurz Horizonte, gegliedert. Sie sind das Ergebnis der Boden bildenden Prozesse, die das Ausgangsgestein der Bodenbildung verändern. Das Zusammenspiel der Standortfaktoren bewirkt ganz bestimmte Horizontabfolgen. Sie unterscheiden sich unter anderem in der Farbe, in ihrer Struktur oder hinsichtlich ihrer Korngrößenverteilung. Horizonte werden in der Bodenkunde durch Großbuchstaben gekennzeichnet. So bezeichnet beispielsweise der Großbuchstabe A den humosen Oberboden (= A-Horizont), der Buchstabe B häufig den Unterboden und C das Ausgangsgestein der Bodenbildung. Zur Kennzeichnung von bestimmten Horizontmerkmalen (beispielsweise humos, beackert, vernässt oder mit Stoffen angereichert) werden Kleinbuchstaben verwendet [beispielsweise Ah-Horizont für den humosen Oberboden (h für humos) oder Ap für den mit dem Pflug bearbeiteten Horizont (p für Pflug)]. Dabei kann es natürlich zu den verschiedensten Übergangshorizonten kommen. Also Horizonte, die auch noch Eigenschaften eines anderen Horizontes besitzen.

  • Bodentiere

    Den Bodentieren (Bodenfauna) kommt durch die Zerkleinerung von abgestorbenen Pflanzenresten und Tierleichen sowie durch ihre Lebensweise eine ebenso bedeutende Rolle im Boden zu, wie den anderen dort lebenden Organismen (Bakterien, Algen etc.). Die Bodenfauna kann nach der Größe der Tiere und nach der Art ihrer Lebensweise unterteilt werden:

    Unterteilung nach der Größe
    Mikrofauna (< 0,2 mm): zum Beispiel Fadenwürmer
    Mesofauna (< 2 mm): zum Beispiel Springschwänze
    Makrofauna (< 20 mm): zum Beispiel Regenwürmer
    Megafauna (> 20 mm): zum Beispiel Maulwürfe

    Unterteilung nach der Lebensweise
    Bodenhafter: zum Beispiel Milben
    Bodenschwimmer: zum Beispiel Nematoden
    Bodenkriecher: zum Beispiel Regenwürmer
    Bodenwühler: zum Beispiel Wühlmäuse

    Bedeutung für die Bodenstruktur

    Vor allem die grabenden und wühlenden Bodentiere sorgen für die Lockerung, Durchmischung und Umlagerung von Bodenbestandteilen (Bioturbation). Sie verbessern die Durchlüftung des Bodens, reichern den Mineralboden mit Humus an und erhöhen seine Fähigkeit, Wasser zu speichern. Insbesondere Regenwürmer, aber beispielsweise auch Schnecken, sorgen durch ihre Ausscheidungen und Schleimstoffe für ein stabiles Krümelgefüge im Oberboden. Prinzipiell würde abgestorbene organische Substanz, wie etwa Laub oder Nadeln, auch ohne Bodentiere zersetzt. Dafür sorgen Bakterien und Pilze. Doch Bodentiere beschleunigen den Abbau indem sie direkt kräftig mitmischen oder durch mechanische Zerkleinerung von organischen Substanzen den Abbau durch Pilze und Bakterien fördern. So nagen einige Vertreter der Meso- und Makrofauna an organischen Materialien mit „zähen“ Hüllschichten. So kommen Mikroorganismen leichter an die Inhaltsstoffe von Zellen. Zudem führt die Anwesenheit von Bodentieren zu wesentlich günstigeren Humusformen, etwa durch die Ausscheidung von Regenwurmkot (= Regenwurmlosung). Die Zusammensetzung der Bodentierarten und die Häufigkeit einer Bodentierart lassen daher Rückschlüsse auf die Standortqualität beziehungsweise die Bodeneigenschaften zu. Bodentiere sind somit Indikatoren oder Zeigerorganismen für bestimmte Bodeneigenschaften.

  • Bodentyp

    Forscher neigen im Allgemeinen dazu, alle Dinge, mit denen sie sich beschäftigen, zu ordnen oder zu klassifizieren, das heißt in bestimmte Systeme einzuordnen. Das ist zum einen gut so und zum anderen auch in der Bodenkunde nicht anders. Deshalb gibt es die Bodensystematischen Einheiten, in denen die in der Bundesrepublik verbreiteten Böden zusammengestellt sind. Lebewesen werden von Biologen von der Domäne übers Reich bis hinunter zur Gattung, Art und Varietät in ein klares System eingeordnet. Ähnlich ist es beim Boden. Hier gibt es Abteilungen, Klassen, Typen, Subtypen und Varietäten. Je nachdem wie stark das Wasser die Bodenentwicklung bestimmt (Wasserregime), unterscheidet man vier Boden-Abteilungen:

    Terrestrische Böden (Böden außerhalb des Grundwassereinflusses)
    Semiterrestrische Böden (Böden, die vom Grundwasser beeinflusst sind)
    Semisubhydrische und Subhydrische Böden (Böden im Einfluss der Gezeiten und Unterwasserböden)
    Moore.

    Böden, die sich im gleichen Entwicklungszustand befinden und die gleiche oder eine ähnliche Horizontabfolge aufweisen, werden innerhalb der Abteilungen zu Bodenklassen zusammengefasst. Innerhalb der Bodenklassen werden wiederum Bodentypen aufgrund bestimmter Horizontabfolgen, Horizontmerkmale oder Ausgangsgesteine unterschieden, bei denen also eine ganz bestimmte Konstellation der Standortfaktoren vorliegt. Abweichungen in den Horizontmerkmalen führen zu Subtypen und Varietäten.

  • Bodenverflüssigung

    Am 16. Juni 1964 ereignete sich in der japanischen Stadt Niigata ein Erdbeben mit einer Stärke von 7,5 auf der Richter-Skala. Es verursachte schwerste Schäden durch die Schiefstellung von Gebäuden, da der Boden zu fließen begann. Die nördlich von Tokio an der Westküste der japanischen Hauptinsel gelegene Stadt wurde auf Geländeauffüllungen und sandigen Sedimenten des Shinano-Flusses errichtet. Während der 40 Sekunden andauernden Erschütterungen verflüssigten sich diese Schichten.

    Der verflüssigte Sand drang seitlich auf und wurde herausgepresst. Dabei neigten sich zahlreiche Gebäude bis zu 70 Grad gegenüber der Vertikalen. Zwar traten schwere Schäden auf, die Gebäude wurden dabei aber nicht völlig zerstört. Auf Pfählen gegründete und unterkellerte Bauwerke zeigten deutlich geringere Schäden durch Schiefstellung. Insgesamt wurden durch die Bodenverflüssigung 20.000 Häuser beschädigt und 40 Brücken zum Einsturz gebracht. Bodenverflüssigungen sind in Japan häufig zu beobachten. Durch die Erschütterung von nassem und sandigem Untergrund bei Erdbeben wird ein Druck auf das nicht zusammendrückbare Wasser zwischen den Sandkörnern ausgeübt, der sich allseitig fortpflanzt, was zum Zusammenbruch des Korngefüges und somit zur Verflüssigung führt. Ganze Bereiche des Untergrundes werden regelrecht herausgepresst. Man kann dies ganz gut am Strand nachvollziehen, wenn der nasse Sand beim Auftreten um den Fuß hervorquillt. Besonders gefährdet sind sehr feinsandige Böden und Sedimente mit relativ geringer Wasserdurchlässigkeit.

  • Bodenzeiger

    Pflanzliche Bioindikatoren (Pflanzen, Pflanzengesellschaften) für chemische, physikalische und biologische Bodeneigenschaften, wie zum Beispiel pH-Wert, Kalkgehalt, Schwermetallgehalte oder Vernässung.

  • Braunerde

    Boden mit A/B/C-Profil (z. B. Ah/Bv/Cv-Profil). Typischer Boden für die feuchten Mittelbreiten oder die kühl-gemäßigte Zone (international nach WRB Cambisol). Charakteristisch ist die Tongehaltserhöhung im Unterboden gegenüber dem Ausgangssubstrat infolge von Entkalkung und Tonmineralneubildung (Illite, Montmorillonite) sowie die braune Farbe des B-Horizontes durch das Eisenoxid Goethit, das die Mineralkörner als feine Haut überzieht (v = verwittert, verbraunt oder verlehmt). Braunerden sind hinsichtlich ihres Erscheinungsbildes und ihrer physikalisch-chemischen Eigenschaften (Farbtönung, Textur, Mächtigkeit, pH-Wert, Wasser- und Lufthaushalt, Nährstoffgehalt) äußerst variable Böden mit vielen Übergängen zu anderen Bodentypen (z. B. Podsol-Braunerde, Ranker-Braunerde, Rendzina-Braunerde).

  • Buckelwiese

    In den nördlichen Kalkalpen, so etwa bei Mittenwald in Oberbayern, findet man sehr merkwürdige Wiesen: Ihre Oberfläche setzt sich aus unzähligen Buckeln zusammen. Es scheint, als wären riesige Maulwurfshügel mit einem Grasteppich überzogen. Man bezeichnet dies als Buckelwiese.

    Schon seit langer Zeit beschäftigt diese auffällige Erscheinung die Wissenschaft. Es gab viele Theorien und Diskussionen um die Entstehung der merkwürdigen, bis zu 80 Zentimeter hohen Buckel, die einen Durchmesser von etwa drei Metern haben. Durch eingehende wissenschaftliche Untersuchungen Mitte der achtziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts wurde das Rätsel schließlich gelöst. Voraussetzung für diese Oberflächenformen ist, dass die Wiesen ehemals mit Wald bestanden waren.

    Sieht man sich einen Fichtenwald einmal im Winter an fällt auf, dass der Boden direkt an den Stämmen oft weitgehend schneefrei ist, während zwischen den Bäumen eine geschlossene Schneedecke liegt. Im Verlauf der Schneeschmelze bleibt der Schnee zwischen den Bäumen recht lange liegen, da er dort am mächtigsten ist. In den nördlichen Kalkalpen besteht der oberflächennahe Untergrund oft aus Moränen, die viel kalkiges Feinmaterial enthalten. Niederschlagswasser, gleich ob flüssig oder fest, ist durch das Kohlenstoffdioxid in der Luft immer ein wenig sauer, eine Kohlensäure. Kalk wird durch diese Säure gelöst. Hinzu kommen Säuren, die aus der Nadelstreu von Koniferen stammen. Sie verstärken die Lösung des Kalkes. Dort, wo der Schnee am längsten verweilt und langsam abtaut, kann auch die Lösung des kalkhaltigen Moränenmaterials natürlich am längsten vonstatten gehen. Ist an diesen Stellen infolge verstärkter Kalklösung erst einmal eine Bodenvertiefung entstanden, verstärkt sich der Vorgang von selbst. Nach der Rodung des Waldes bleibt eine bucklige Oberfläche mit Abflusslosen Mulden zurück.

  • Calcium

    (Ca) Fünfthäufigstes chemisches Element der Erdkruste. In elementarer Form kommt es in der Natur nicht vor. Calciumverbindungen finden sich z. B. im Kalk von Gebirgen (Kalkalpen, Schwäbische und Fränkische Alb, Kreidefelsen etc.), bei Tier und Mensch im Skelett und in den Zähnen, in Muschel- und Eierschalen, in der Technik in Zement und Beton. Im Boden wirkt Kalk der Bodenversauerung entgegen.

  • Cordierit

    Mineral (Silikat) der Metamorphite (nach dem französischen Mineralogen Cordier) mit den Hauptbestandteilen Magnesium, Eisen, Aluminium, Silizium. Besonders schöne Kristalle werden zu Edelsteinen geschliffen.

  • Cross-Compliance

    Diese Begriffsschöpfung setzt sich aus den englischen Wörtern für Kreuz und für Einhaltung oder Befolgung zusammen. Im Bereich der Landwirtschaft bedeutet der Begriff die Einhaltung von bestimmten Standards, wenn im Gegenzug finanzielle Beihilfen oder Prämien an den Landwirt gezahlt werden. Diese Standards oder Verpflichtungen beziehen sich auf die allgemeine Betriebsführung, die Tierhaltung, die Sicherheit bei Lebensmitteln und Tierfutter und den Bodenschutz. Die Landwirte werden systematisch oder bei bestimmten Anlässen kontrolliert. Werden dabei Verstöße gegen festgelegte Bestimmungen aufgedeckt, so können Zahlungen bis zu 100 Prozent für ein Jahr oder auch mehrere Jahre gekürzt werden.

  • Desertifikation

    Der Begriff Desertifikation bedeutet: Ausbreitung von wüstenähnlichen Verhältnissen in Landschaften, wo solche Verhältnisse aufgrund der Klimazone von Natur aus nicht vorkommen. Die Ursache der Desertifikation ist der Mensch. Durch eine zu starke Nutzung der Wüstenrandgebiete wird der Naturhaushalt negativ beeinflusst. Ein bekanntes Beispiel ist die Sahelzone in Afrika. Infolge von Vegetationszerstörung und Bodenerosion kann sich dort die Wüste ausbreiten. Die nomadischen oder halbnomadischen Völker der Sahelzone wichen der Dürre mit ihren Viehherden in weniger bedrohte Gebiete aus. Doch im 20. Jahrhundert hat sich die Zahl der Viehbesitzer verdoppelt. Denn Vieh ist für diese Völker ein Symbol für den sozialen Status. Zudem drangen sesshafte Stämme mit ihrem Hirseanbau in das Gebiet der Nomaden vor; niederschlagsreichere Jahre ermutigten sie dazu. Der Raum wurde enger und die Flucht vor Dürre daher schwieriger. Als die Niederschläge zurückgingen, waren die alten Gebiete der Hirsebauern bereits belegt. Da es für sie kein Zurück gab, musste trotz Wassermangels weiter Ackerbau betrieben werden. Die Ausweitung der Anbauflächen während der Dürreperiode 1968 bis 1972 begünstigte die Desertifikation durch irreversible Schäden an Boden und Vegetation. Auch in anderen semiariden Gebieten der Erde führt die Landschaftszerstörung durch Übernutzung zu Desertifikationsprozessen.

  • Devon

    Der Name dieses Erdzeitalters (geologisch-stratigraphisch und fachterminologisch genaugenommen System genannt) leitet sich von der britischen Grafschaft Devon ab. Der Begriff „Devon“ wurde im Jahr 1839 von den englischen Geologen Roderick Murchison (1792-1871) und Adam Sedgwick (1785-1873) in die wissenschaftliche Literatur eingeführt. Das Devon begann vor rund 419,2 Millionen Jahren und endete vor etwa 358,9 Millionen Jahren.

  • Diagenese

    Von griechisch „dia“ = hindurch und génesis = Entstehen. Sammelbegriff für alle chemischen und physikalischen Vorgänge, die ein abgelagertes Sediment (zum Beispiel Sand oder Ton) bis zum festen Gestein durchläuft.

  • Dolomit

    Mineral- und Gesteinsbezeichnung für ein Calcium-Magnesium-Karbonat. Der Name geht auf den Malteserritter, Mineralogen und Geologen Déodat Guy Sylvian Tancred Grated de Dolomieu zurück, der 1789 auf die weite Verbreitung eines „mit verdünnter Salzsäure wenig brausenden Gesteins in Südtirol“ hinwies. Gleichzeitig Name der Gebirgsgruppe in den Südalpen.

  • Edaphon

    Die Gesamtheit der im Boden lebenden Organismen bezeichnet man in der Bodenkunde als Edaphon (von griechisch “edaphos” = Erdboden). Die tote organische Substanz (Humus) zählt nicht dazu. Man unterteilt das Edaphon in Bodenhafter (z. B. Bakterien, Pilze), Bodenkriecher (z. B. Nematoden, Collembolen), Bodenschwimmer (z. B. Rädertiere, Protozoen) und Bodenwühler (z. B. Regenwürmer, Ameisen). Siehe auch Bodenleben.

  • Einzelkornstruktur

    Sie liegt vor, wenn die Struktur oder das Gefüge des Bodens nicht von Aggregaten gebildet wird, sondern seine Bestandteile (zum Beispiel Sandkörner) einzeln nebeneinander vorliegen.

  • Eiskeil

    auch Frostkeil genannt. Dabei handelt es sich um vertikale Spalten, die im Dauerfrostboden entstehen und mit Eis gefüllt sind. Sie entstehen, wenn sich der oberflächennahe Untergrund bei tiefen Temperaturen zusammenzieht und aus diesem Grund aufreißt. Dies wird als thermische Kontraktion bezeichnet. In den Spalten kann zum Beispiel Schmelzwasser gefrieren. Durch mehrfache Wiederholung dieses Geschehens vergrößern sich die v-förmigen Keile. Eiskeile können bis in eine Tiefe zwischen einem und zehn Metern reichen. Schließen sie sich nach Auftauen des oberflächennahen Untergrundes nicht, kann Lockermaterial von darüber liegenden Schichten hineingeraten und sie verfüllen, so dass sie bis heute „konserviert“ sind. Da Eis durch Lockermaterial ersetzt ist, spricht man auch von Eiskeilpseudomorphosen.

  • Erdpyramiden
    Erdpyramiden
    Erdpyramiden in Südtirol. ©Alexander Stahr

    Erdpyramiden entstehen durch Erosion von mächtigen Moränenablagerungen der Eiszeiten. Die eiszeitlichen Moränenablagerungen unterliegen bei fehlender Vegetationsbedeckung der Abtragung durch Wasser. Das Material der Moränen setzt sich aus unsortierten Gesteinsfragmenten, die zum Teil aus größeren Steinen oder Blöcken bestehen, zusammen.

    Wird ein solcher Block von der Erosion herauspräpariert, schützt er vorübergehend das darunter befindliche Material vor weiterer Abtragung, vergleichbar einem Schirm. Dadurch entstehen im Laufe der Zeit die auffälligen Landschaftsformen der Erdpyramiden. Erst wenn die Pyramide aus Moränenmaterial zu steil und zu hoch oder durch Erosion an der Basis instabil wird, kommt es zur fortgesetzten Abtragung, das ganze Gebilde fällt um.

  • Fazies

    Von lateinisch „facies“ = Form, äußere Erscheinung, Gesicht. Begriff, der sämtliche Merkmale eines Gesteins wie Chemismus, Fossilinhalt und Mineralausprägung umfasst.

  • Feilenanbruch

    Feilenanbrüche sind die Folge der Tiefen- und Seitenerosion von Fließgewässern. Die Eintiefung der Sohle eines Gebirgsbaches führt gleichzeitig zu verstärktem Seitenschurf an den Ufern. Dadurch kommt es insbesondere in mächtigen Lockersedimenten zum Nachbrechen und Abrutschen der ihrer Standfestigkeit beraubten Uferböschungen. Es entstehen Anbrüche mit fast dreiecksförmiger Fläche, die so genannten Feilenanbrüche. Am oberen Rand der Anbrüche führt das Nachbrechen und Abrutschen des Lockermaterials, aber auch die Unterspülung der angeschnittenen Bodendecke durch Hangzugwasser, zum Umstürzen von Bäumen.

  • Feldkapazität

    Darunter versteht man die Wassermenge, die ein wassergesättigter Boden gegen die Schwerkraft 2-3 Tage halten kann. Die Höhe der Feldkapazität ist vor allem abhängig von der Korngrößenverteilung des Bodens, dem Bodengefüge und seinem Gehalt an postmortaler organischer Bodensubstanz (Humus). Das Wasser in den Feinporen eines Bodens kann von den Pflanzenwurzeln nicht aufgenommen werden. Daher ist der Teil der Feldkapazität (FK), der von den Pflanzen durch die Wurzel aufgenommen werden kann, die nutzbare Feldkapazität (nFK), auch Bodenwasservorrat genannt.

  • Feldspat

    Gruppe der Gerüstsilikate, die in Kalifeldspäte, Kalk-Natronfeldspäte und Plagioklase unterteilt werden. Neben Quarz und Glimmer Bestandteil des Granits.

  • Fließbewegungen

    Fließen von Gesteins- und Bodenmaterial am Hang. In der Natur ist die Abgrenzung der verschiedenen Hangbewegungen häufig sehr schwierig, da mannigfache Übergänge zwischen den einzelnen Bewegungsformen existieren. So können Rutschungen in Fließbewegungen übergehen und aus Kriechbewegungen des Bodens können Rutschungen entstehen. Geowissenschaftler, Forstwissenschaftler und Ingenieure aus aller Welt beschäftigen sich schon seit vielen Jahrzehnten mit dem Problem der Klassifizierung von Hangbewegungen, bislang ohne zu einer völlig klaren Unterscheidung der Bewegungsformen zu kommen. Ebenso wie bei der Klassifizierung von Vulkanen, lässt sich die Natur nur sehr schwer in ein Schema pressen. Ein Aspekt der Differenzierung von Massenverlagerungen ist neben der Bewegungsgeschwindigkeit die Bewegungsmechanik. Hierin unterscheiden sich Rutschungen prinzipiell von den Fließbewegungen, die sich weitgehend bruchlos vollziehen. Das Gesteins- oder Bodenmaterial unterliegt mehr einer plastischen oder quasiviskosen Bewegung. Je nach Wassergehalt können sich Erd- und Schuttmassen wie zäher Brei oder wie dünnflüssiger Honig den Hang hinunterbewegen. Fließbewegungen vollziehen sich nicht selten sehr langsam über viele Jahre und Jahrzehnte. Man spricht dann von Kriechbewegungen eines Hanges.

  • Fluvioglazial

    Schmelzwasser ist neben dem Gletschereis eine bedeutende landschaftsformende Kraft. Man spricht von fluvioglazialer Abtragung und Ablagerung. Der Begriff setzt sich aus den lateinischen Wörtern fluvius = Fluss und glacies = Eis zusammen. Oft findet sich in der Literatur auch der Begriff glazifluviatil. Er wird synonym gebraucht oder für vom Schmelzwasser bewirkte Prozesse außerhalb des Gletscherkörpers verwendet. Fluvioglaziale Sedimente (Kiese, Schotter) bildeten in ehemals vergletscherten Gebieten (z. B. Alpenvorländer) die Ausgangssubstrate der Bodenbildung.

  • Frostsprengungsverwitterung

    Gefriert Wasser, das in Poren, Risse, Klüfte oder Spalten des Gesteins eingedrungen ist, zu Eis, dehnt es sich um 9 % seines Volumens aus. Dadurch entwickelt es eine enorme Sprengkraft. Sie erreicht bei -22° C mit 2.100 kg/cm2 ihre größte Wirkung. Der Wechsel von Gefrieren und Wiederauftauen lockert allmählich das Gestein. Schließlich zerfällt es in Trümmer der verschiedensten Größen. Je vollständiger alle Poren, Risse oder Klüfte mit Wasser gefüllt und je größer diese sind, desto intensiver wirkt die Frostsprengung, die auch als Kryoklastik bezeichnet wird.

  • Gips

    Wasserhaltiges Calciumsulfat von weißer bis gelblichroter Farbe. Vorkommen häufig gemeinsam mit Steinsalz im Salzgebirge.

  • Glimmer

    Minerale aus der Abteilung der Schichtsilikate. Blättrige Form aus dünnen Schichten mit großer Biegsamkeit. Der helle, an zähen Kunststoff erinnernde Glimmer wird als Muskovit bezeichnet, der dunkle, eisenreichere als Biotit. Heller Glimmer ist zum Beispiel Bestandteil des Granits neben Quarz und Feldspat.

  • Glimmerschiefer

    Metamorphes Gestein mit ausgeprägter Schieferung. Hauptbestandteile sind Glimmer und Quarz.

  • Gneis

    Sächsischer Bergmannsausdruck. Metamorphes Gestein zumeist aus Feldspat, Quarz und Glimmer. Beispielweise durch die Umwandlung von Granit bei hohem Druck entstanden. Oft schiefriges oder lagiges Gefüge.

  • Granat

    Eine Reihe von Gesteins bildenden Silikaten der Metamorphite, auch Verwendung als Edelstein.

  • Granit

    Von lateinisch „granum“ = Korn. Richtungslos körniges Tiefengestein (Plutonit) mit weltweiter Verbreitung. Bestehend aus Quarz, Feldspat und Glimmer.

  • Grassode

    Kleineres zusammenhängendes Stück der Grasnarbe samt stark durchwurzeltem Boden.

  • Hämatit

    Von griechisch „haimatóeis“ = blutig. Eisenerzmineral (Fe2O3), das zum Beispiel vielen Böden der wärmeren Klimate eine typische Rotfärbung verleiht.

  • Holozän

    Der Begriff Holozän (von griechisch hólos = ganz und kainós = neu) bezeichnet den Zeitraum vom Ende der letzten Eiszeit (ca. 11.700 vor heute) bis zur Gegenwart. Das Holozän ist somit der jüngste Abschnitt der Erdgeschichte und bildet zusammen mit dem Pleistozän das Quartär.

  • Humifizierung

    Bildung von Huminstoffen im Boden mit Hilfe der Bodenorganismen.

     

  • Humus

    Von lateinisch „humus“ = Erdboden. Die Gesamtheit der abgestorbenen organischen Bodensubstanz.

  • Humusböden

    Mitunter fast torfähnliche, bis zu mehrere Dezimeter mächtige Humuslagen über anstehendem Gestein. Diese rein organischen Böden, sieht man von geringen Flugstaubbeimengungen ab, werden als Felshumus- und Skeletthumusböden bezeichnet. Sie besitzen ein O/mC-Profil über Festgestein und ein xC+O/C-Profil, wenn sie in Schutt entwickelt sind. Der Großbuchstabe „O“ bezeichnet hierbei den organischen Bodenhorizont, „C“ das anstehende Gestein. Der Kleinbuchstabe „x“ bedeutet steinig und „m“ steht für massiv oder nicht grabbar. Befinden sich organische Füllungen in Gesteinsklüften, so spricht man von einem Klufthumusboden. Zwischen diesen Bodentypen gibt es wie überall in der Natur fließende Übergänge. Etwa den Skeletthumusboden-Klufthumusboden. Schon die geringste Humuslage, die höheren Pflanzen ein Wachstum ermöglicht, wird in der Bodenkunde als Boden betrachtet. Es gibt also keine Mindestmächtigkeit für O-Horizonte. Mächtigere Humusböden finden sich z. B. in den Nördlichen Kalkalpen.

  • Humusform

    Ausprägung und Verteilung der postmortalen organischen Substanz auf dem und im Boden.

    Mull
    Im Mull treten unter den Bodenlebewesen viele Bodenwühler auf (zum Beispiel Tausendfüßer, Asseln, Larven, Regenwürmer). Die Streuzersetzung findet vor allem im mineralischen Oberboden statt (Ah-Horizont) und verläuft relativ rasch. Ein Oh-Horizont ist nicht vorhanden, der Of-Horizont fehlt häufig, selbst die L-Lage kann bereits vor dem neuen Streufall aufgearbeitet sein. Die Nährstoffversorgung ist bei meist schwach saurer bis neutraler Bodenreaktion sehr gut. Ist zwischen dem L- und Ah-Horizont ein Of-Horizont ausgebildet und der Oberboden (Ah) deutlich vom darunter folgenden Mineralboden abgegrenzt, so bezeichnet man die Humusform als Of-Mull, kurz F-Mull.

    Moder
    Im Moder oder mullartigen Moder treten die Bodenwühler sehr stark zurück. Die Streuzersetzung verläuft langsam und findet fast ausschließlich im Auflagehumus statt. Oft sind L-, Of- und Oh-Horizont vorhanden. Die Bodenreaktion ist sauer. Die Nährstoffversorgung deutlich schlechter als beim Mull.

    Rohhumus
    Im Rohhumus oder Rohhumusartigem Moder fehlen die großen Bodenwühler. Die Streuzersetzung verläuft sehr langsam und findet ausschließlich im Auflagehumus statt. Zum Teil ist sie unvollständig. Stets sind L- und Of-Horizont vorhanden. Der Oh-Horizont kann dann fehlen, wenn durch Streunutzung oder Bodenbearbeitung die Bodenfauna insgesamt stark zurücktritt. Ist ein Oh-Horizont ausgebildet, so ist er dicht gelagert und kompakt. Die Bodenreaktion ist stark sauer, das Nährstoffangebot schlecht.

  • Infiltrationsrate

    Wassermenge in Litern bzw. Millimetern, welche pro Quadratmeter Boden in der Zeit (t) im Boden versickern kann.

  • Interstadial

    Kurz andauernde Erwärmung innerhalb eines Glazials (Eiszeit, Kaltzeit), häufig mit schwacher Bodenbildung (Interglazialböden).

  • Jarosit

    Dabei handelt es sich um ein Sulfatmineral [KFe3(SO4)2(OH)6] der Alunitreihe, welches sich in sauren Böden mit hohem organischen Anteil bildet (z. B. Organomarsch). Auch in der Nähe vulkanischer Aktivität zu finden.

  • Kalkstein

    Sedimentgestein aus Calciumkarbonat. Hauptsächlich biogene Entstehung durch Kalk abscheidende Lebewesen. Sonst durch chemische Fällung aus wässriger Lösung.

  • Kieselsäure

    Verbindungen von Silicium mit Wasserstoff und Sauerstoff. Frei auftretend als Siliciumdioxid in den kristallinen Mineralen Quarz oder Christobalit und amorph als Feuerstein oder Opal. Auch Bestandteil von Bodenlebewesen wie zum Beispiel von Diatomeen (Kieselalgen).

  • Kompostierung

    Beim Vorgang des Kompostierens (von lateinisch componere = zusammensetzen) werden leicht verrottbare Pflanzenabfälle unter Einfluss von Luftsauerstoff von Tieren, Bakterien und Pilzen zersetzt und es entstehen neue organische und mineralische Stoffe durch die Ausscheidungen der Lebewesen. Das fertige Produkt ist der Kompost. Das Gleiche passiert in der Natur auf und im Boden. Kompost eignet sich zur Verbesserung und Düngung des Bodens im Garten und in der Landwirtschaft. Für den privaten Bereich gibt es fertige Komposter im Handel. Pflanzenabfälle aus Grünschnittsammelstellen werden in Kompostierungsanlagen verarbeitet.

  • Korngrößen

    Sie zählen zu den physikalischen Eigenschaften eines Bodens. In der Bodenkunde werden die so genannten Kornfraktionen Ton (Symbol T), Schluff (Symbol U), Sand (Symbol S), Kies (Symbol G) und Blöcke (ohne Symbol) unterschieden. Ton, Schluff und Sand zählen zum so genannten Feinboden. Kies und Blöcke gehören zum Grobboden oder Bodenskelett. Bei diesem bezeichnet man gerundete Komponenten als Kies, kantige als Grus. Man spricht auch von der Körnung, Bodenart oder Bodentextur (von lateinisch „textum“ = Gefüge oder Bau).

    Einteilung der Korngrößen des Feinbodens:
    Ton      < 0,002  mm
    Schluff 0,002-0,063  mm
    Sand    0,063-2,00 mm

    Die Mischung von Ton, Schluff und Sand wird als Lehm bezeichnet. Je nach Anteil einer Kornfraktion spricht man z. B. von sandigem, tonigem oder schluffigem Lehm.

  • Kryoturbation

    Von griechisch kryos = Frost und lateinisch turbare = umherwirbeln. Die Durchmischung des Untergrundes durch Gefrieren und Wiederauftauen. Führt u. a. zu Frostmusterböden.

  • Löss

    Der Begriff stammt vom schweizerisch-elsässich-schwäbischen Wort „lösch“. Dieses bedeutet „locker“. Löss ist ein mehlartiger Gesteinsabrieb, der während einer Eiszeit durch Stürme aus den zeitweise trocken gefallenen Flussbetten ausgeweht und als feines Lockermaterial wieder abgelagert wurde. Die Körnchen dieses Lockermaterials haben Durchmesser zwischen 0,002 und 0,02 Millimeter, sind also sehr klein. Man bezeichnet diese Korngröße auch als Schluff oder Silt. Die Lösskörnchen bestehen vor allem aus Quarz, Kalk und so genannten Tonmineralien. Das sind schichtartig oder plättchenartig aufgebaute Minerale mit der Fähigkeit, zwischen ihren Schichten Nährstoffe aufnehmen oder abgeben zu können. Bekannt ist Löss auch als Heilerde.

  • Lösungsverwitterung

    Wenn sich ein Gestein in Wasser löst, spricht man von der Lösungsverwitterung. Ein bekanntes, leicht wasserlösliches Gestein ist zum Beispiel das Steinsalz (Kochsalz = Natriumchlorid oder NaCl), das in jedem Haushalt vorhanden ist. In einer Brühe löst es sich auf. Es findet dabei eine Lösungsverwitterung des Gesteins Salz statt. Das gelöste Gestein „Kochsalz“ kann aus der Brühe (Lösung) wieder als festes Gestein zurück gewonnen werden, wenn man die Brühe vollständig im Topf verdampfen lässt. Am Schluss bleibt wieder Kochsalz übrig (natürlich mit den „Verunreinigungen“ der Brühe).

    In einigen Regionen kann man die Lösung von Steinsalz auch in der Natur beobachten. Dort, wo Salzgestein vorkommt, gibt es oft Senken oder Einsturztrichter in der Landschaft. Das Salz wurde dort vom Niederschlagswasser gelöst und unterirdisch abtransportiert. Daher können darüber liegende Gesteinsschichten über dem entstandenen Hohlraum einbrechen. Es handelt sich dabei um Subrosion (von lateinisch „sub“ = „unter“ und „rodere“ = „abnagen“) bzw. um Subrosionssenken. Manche dieser Senken sind mit Wasser gefüllt. Sie stellen natürliche Gewässer dar. In Deutschland finden sie sich z. B. in der osthessischen Rhön.

  • Magnesium

    Element mit der Abkürzung Mg. Häufig in Mineralien, Gesteinen und Böden vorkommendes Erdalkalimetall.

  • Marmor

    Von griechisch „mármaros“ = schimmernder Felsblock. Grob- bis feinkörniger, durch Metamorphose (Druck, Temperatur) umkristallisierter Kalkstein. Nebengemengteile wie Granat oder Graphit verursachen häufig Verfärbungen. Am bekanntesten ist sicherlich der  italienische Carrara-Marmor. Polierbare Kalksteine werden oft als Marmor bezeichnet. So etwa der Lahnmarmor, der als polierter Kalkstein aus Stromatoporen z. B für die Eingangshalle des Empire State Buildings, für den Palast des Mahaadschas von Tagore, für die St. Petersburger Eremitage und für den Kremel in Moskau verwendet wurde.

  • Massenverlagerung

    Die Gesamtheit aller Prozesse, die zur Abtragung der Gesteine führen, wird als Massenverlagerung bezeichnet. Rein gravitativ, also nur durch die Schwerkraft bedingte Verlagerungen von Gestein, Schutt oder Boden bezeichnet man als Massenbewegungen oder Massenselbstbewegungen. Hierzu gehören alle Arten von Sturzvorgängen, Rutschprozessen und Fließbewegungen. Massenverlagerungen, die durch ein Medium, gleich ob Gletscher oder fließendes Wasser, erfolgen, heißen Massentransport und die Abtragung mit Hilfe eines Mediums ist der Massenschurf. Bei der mehr flächenhaften Abtragung durch Massenbewegungen wie Stürze, Rutschungen oder Fließbewegungen sowie bei der Abtragung durch Gleitschneedecken, spricht man auch von Denudation (von lateinisch „denudare“ = entblößen). Demgegenüber stehen die linear ablaufenden Prozesse, wie zum Beispiel die Einschneidung von Flüssen oder Gletschern in den Felsuntergrund. Hier spricht man von Erosion (von lateinisch „erodere“ = abnagen). Unter ihnen nimmt die Abtragung durch fließendes Wasser eine herausragende Stellung ein. Da zwischen allen Prozessen in der Natur fließende Übergänge und Überlagerungen bestehen, ist die Abgrenzung zwischen Denudation und Erosion nicht immer eindeutig und lediglich als gedankliches Hilfsmittel anzusehen.

  • Mergel

    Sedimentgestein mit einem bestimmten Mischungsverhältnis von Kalk und Ton.

  • Molasse

    Nach der Gebirgsbildung entstandener Abtragungsschutt aus unterschiedlichem Gesteinsmaterial. Der Begriff wird auch für das Gebiet verwendet, in dem dieser Schutt abgelagert wurde. Molasse stammt aus der Schweizer Umgangssprache und wird von dem Wort Mahlstein abgeleitet (lateinisch „mola“ = Mühlstein).

  • Mull

    Humusform. Im Mull treten unter den Bodenlebewesen viele Bodenwühler auf (zum Beispiel Tausendfüßer, Asseln, Larven, Regenwürmer). Die Streuzersetzung findet vor allem im mineralischen Oberboden statt (Ah-Horizont) und verläuft relativ rasch. Ein Oh-Horizont ist nicht vorhanden, der Of-Horizont fehlt häufig, selbst die L-Lage kann bereits vor dem neuen Streufall aufgearbeitet sein. Die Nährstoffversorgung ist bei meist schwach saurer bis neutraler Bodenreaktion sehr gut.

  • Mure

    Muren sind extrem schnelle Fließbewegungen, die nach starken Regenfällen, zur Zeit der Schneeschmelze oder auch bei Ausbrüchen von Eisstauseen auftreten. Eine Mure ist ein breiiges Gemisch aus Wasser, Erde, Schutt, großen Gesteinsbrocken und sonstigem mitgerissenen Material wie Sträucher und Baumstämme.

    Ihr Wasseranteil übersteigt den Feststoffgehalt. Es handelt sich somit um eine Suspension (von lateinisch „suspensus“ = schwebend) – die Feststoffanteile schweben sozusagen im Wasser. Man kann daher eine Mure auch dem reinen Massentransport zurechnen. Seine Geschiebefracht erhält ein Murgang hauptsächlich aus sehr schuttreichen Einzugsgebieten mit fehlender Vegetationsbedeckung. Muren folgen in der Regel dem Verlauf von Hangfurchen oder Wildbachbetten. Sie sind also im Gegensatz zu Rutschungen oder Schuttgängen mehr oder weniger kanalisiert.

  • Mutterboden

    Dieser Begriff – auch als Muttererde bezeichnet – wird Bereich des kommerziellen Garten- und Landschaftsbaus sowie landläufig im Zusammenhang mit humosem Pflanzsubstrat häufig verwendet, ist jedoch bodenkundlich nicht definiert. „Mutterboden“ als gärtnerisches Substrat impliziert stets einen gewissen sicht- und fühlbaren Anteil an postmortaler organischer Substanz (Humus). In der Praxis handelt es sich oft um ein Bodenaushubgemisch aus humosem Ober- und einem mehr oder weniger hohen Anteil mineralischen Unterbodens, welches bei Baumaßnahmen anfällt (Baugrube) und für die spätere Garten- oder Geländegestaltung als Pflanzsubstrat wieder eingebaut wird. Da der Begriff nicht definiert ist, wird hin und wieder auch der humose Oberboden oder A-Horizont eines Bodes (Ah- oder Ap-Horizont) als Mutterboden bezeichnet. Selbst künstliche Gemische aus Bodenmaterial (mineralische und organische Komponenten) und Kompost werden im Handel als Mutterboden bezeichnet. Der Begriff Mutterboden wird fälschlicherweise auch synonym für Humus verwendet. Der Name „Mutterboden“ oder „Muttererde“ rührt vermutlich daher, da ein gärtnerisch eingesetztes humoses Substrat – gleich welcher Zusammensetzung – im Garten sozusagen zur „Mutter der Pflanzen“ wird (Ausgangssubstrat der Pflanzenentwicklung). Mutterboden ist jedoch kein Boden per Definition. Aufgetragener Mutterboden wird jedoch im Laufe der Zeit durch die vermischende Tätigkeit des Bodenlebens zur Entwicklung des Bodentyps Hortisol mit beispielsweise einem Ap/Ex/Ex-lCv-Profil beitragen.

  • Narbenversatz

    Unter Narbenversatz versteht man das seitliche Ablösen von Rasenstücken durch den Tritt von Mensch und Weidetieren. Dadurch bilden sich erste Ansatzstellen für weitere Abtragungsprozesse bei Starkniederschlägen. In den Hochgebirgen erfolgt eine rasche Ausweitung initialer Bodenschäden infolge von Tritt und Narbenversatz auch durch Schnee- und Lawinenschurf, Rutschungen, Bodenfließen oder Frosthub. Die nur geringmächtige Bodendecke wird abgetragen und vegetationslose Schuttflächen bleiben zurück. Begünstigt wird dies durch fortgesetzte Beweidung bereits geschädigter Areale.

  • Ökolandbau

    bedeutet, dass die Erzeugung von Nahrungsmitteln umweltschonend erfolgt. Ökolandbau, man spricht auch von ökologisch kontrolliertem Anbau, verzichtet auf Kunstdünger, Gentechnik und umwelt- und gesundheitsschädliche Pflanzenschutzmittel. Bei der Tierhaltung werden keine Antibiotika und Hormone eingesetzt. Die Tiere müssen artgerecht gehalten werden. Produkten aus ökologischem Landbau dürfen auch im Nachhinein keine Zusatzstoffe verabreicht werden. Etwa Geschmacksverstärker oder künstliche Aromen.

  • Olivin

    Von lateinisch „oliva“ = Olive. Mineral von grünlicher Färbung. Zum Beispiel Gemengeteil von Basalt.

  • Parabraunerde

    Für diesen Bodentyp ist die vertikale Verlagerung von Ton in gröberen Bodenporen, Wurzelröhren, entlang von Schrumpfungsrissen im Boden und in Regenwurmgängen der entscheidende Entwicklungsvorgang in löss- beziehungsweise lösslehmhaltigen Substraten. Der verlagerte Ton reichert sich im Unterboden an. Parabraunerden haben daher ein Ah/Al/Bt/C-Profil, wobei das l den an Ton verarmten Horizont bezeichnet (l von französisch lessiver = auslaugen) und das t für Tonanreicherung steht. Die Tonschicht im Unterboden kann zwar zu Staunässe führen (Pseudovergleyung), insgesamt gesehen ist die Parabraunerde aber ein landwirtschaftlich attraktiver Boden. Ist der Al-Horizont in einer lösshaltigen Deckschicht über tonhaltigem Schotter oder Moräne entwickelt, weist der Boden ein Ah/Al/IIBt/C-Profil auf, da es sich um eine primäre geologische Schichtung handelt.

  • Periglazial

    Die eisfreien, tundrenartigen Landschaftsverhältnisse zwischen den nördlichen und südlichen Gletschervorstößen während eines Hochglazials (Eiszeit) in Europa werden als Periglazial bezeichnet. Auch die eisfreien Gebiete um rezente vergletscherte Gebiete (z. B. Arktis, Hochgebirge). In der deutschen Terminologie gibt es auch den Begriff „periglaziär“, mit dem die Prozesse zusammengefasst werden, die im Periglazialraum stattgefunden haben oder stattfinden.

  • Phänoparabraunerde

    Bodentyp mit einem Ah/Al/IIBt/IIICv-Profil. Im Gegensatz zur Normparabraunerde (≈ WRB Luvisols) gemäß der Bodenkundlichen Kartieranleitung der BRD ist der erhöhte Tongehalt im Bt-Horizont der Phänoparabraunerde nicht ausschließlich auf Tonverlagerung (z. B. im Ausgangssubstrat Löss) zurückzuführen, sondern schichtungsbedingt (daher IIBt). Der Unterboden ist infolge geologischer Schichtung primär tonreicher (z. B. tonreichere Mittellage). Die Phäno- oder Zweischichtparabraunerde ist in der deutschen und in anderen Bodensystematiken nicht berücksichtigt. In Bodenkarten der geologischen Dienste der BRD wird sie als Parabraunerde deklariert.

  • Plagioklas

    Von griechisch „plágios“ = seitlich und „klásis“ = zerbrechen. Minerale der Feldspatgruppe.

  • Pleistozän

    von griechisch pleistos = am meisten und keinos = neu. So heißt die erdgeschichtliche Epoche innerhalb des Quartärs  (auch Eiszeitalter genannt), die vor 2,6 Millionen Jahren begann (= Beginn der Steinzeit) und vor rund 11.660 Jahren endete (= Ende der letzten Eiszeit). Ihr folgte das Holozän (griechisch = das völlig Neue), unsere derzeitige Warmzeit.

    Verräterische Isotope

    Wieso weiß man, wann es in der Vergangenheit kalt oder warm war? Die Klimaschwankungen im Pleistozän ließen die Gletscher mehrfach bis in das Alpenvorland vorstoßen und wieder bis auf Gletscherstände ähnlich den heutigen abschmelzen. In der Arktis und Antarktis bewirkten diese klimatischen Veränderungen zwar auch beträchtliche Schwankungen im Eisvolumen, doch die gewaltigen Eismassen dieser Regionen verschwanden in Anbetracht ihrer Pollage und der dort vorherrschenden Klimaverhältnisse niemals in auch nur annähernd vergleichbarer Art und Weise. Daher konnten Eisbohrkerne gewonnen werden, die aufgrund der Sauerstoff-Isotopen-Verhältnisse das Klima der vergangenen 150.000 Jahre lückenlos wiedergeben. Man spricht auch von der Sauerstoff-Isotopen-Methode oder von Sauerstoff-Isotopen-Stadien (OIS = oxygen isotope stages). Auch aus Tiefseebohrkernen konnten anhand der Kalkgehäuse von Foraminiferen (einzellige Lebewesen) Sauerstoff-Isotopen-Stadien bestimmt werden. Atome bestehen aus Protonen, Neutronen und Elektronen. Isotope (von griechisch ísos = gleich und tópos = Ort, Gegend) sind Atome eines Elements wie Sauerstoff, die eine unterschiedliche Anzahl an Neutronen und somit eine unterschiedliche Massenzahl aufweisen. Beim Sauerstoff (O) gibt es die Isotope 16O, 17O und 18O. Das Verhältnis zwischen 16O und 18O ist abhängig von der Temperatur. In einer Kaltphase wird mehr leichtes 16O im Eis festgelegt, 18O reichert sich hingegen relativ im Meerwasser an. Ermittelt man durch Datierungen das Alter von einzelnen Schichten in Tiefseebohrkernen, erhält man eine Zeit-Temperaturkurve, die für die letzten 900.000 Jahre gut mit den astronomischen Milanković-Zyklen übereinstimmt. Auch Pollenanalysen zeigen aufgrund des Vegetationsspektrums in Verbindung mit Datierungen, ob und wann kältere oder wärmere Klimaphasen vorherrschten.

  • Pluton

    Nach dem griechischen Gott der Unterwelt. Bezeichnung für einen Gesteinskörper von mehreren zehn bis einigen hundert Kilometern Durchmesser, der als Magma in die Erdkruste aufgedrungen ist und dort ohne auszufließen auskristallisierte. Die Gesteine eines Plutons heißen Plutonite (zum Beispiel Granit).

  • Polygonal

    Von griechisch „polýs“ = viel und „gonía“ = Ecke. Vieleckig.

  • Pyrit

    Von griechisch „pyr“ = Feuer. Mineral aus einer Verbindung von Schwefel und Eisen, auch Schwefelkies oder Katzengold genannt.

  • Quartär

    Der Begriff „Quartär“ stammt vom lateinischen quartus für „der Vierte“. Er wurde 1829 von dem französischen Geschichtsschreiber, Archäologen und Geologen Jules Desnoyers (1800-1887) vorgeschlagen, um relativ junge Sedimente im Pariser Becken anzusprechen. Damit sollte das Quartär die vierte und letzte Abteilung einer heute nicht mehr verwendeten Gliederung der Erdgeschichte darstellen, die so aussah: Primär, Sekundär, Tertiär und Quartär. Heute umfasst das Quartär den geologischen Zeitraum zwischen 2,6 Millionen Jahren vor heute bis zu unserer Gegenwart.

  • Quarz

    Mittelalterlicher, bergmännischer Begriff. Weit verbreitetes, weißes bis gefärbtes, gesteinsbildendes Mineral [(SiO2), Härte 7]. In der Klassifikation der Minerale wird der Quarz den Oxiden zugeordnet. Man unterscheidet feinkristallinen, grobkörnigen und großkristallinen Quarz. Quarz ist mit einem Volumenanteil von etwa 21 Prozent am Aufbau der Erdkruste beteiligt und ist zum Beispiel Bestandteil des Granits. Typisch sind die fehlende Spaltbarkeit und der muschelige Bruch. Der gemeine Quarz kann durch Fremdmineraleinschlüsse verschieden gefärbt sein, wird jedoch immer trüb und milchig erscheinen. Bestimmte Varietäten sind hingegen durchsichtig und besitzen als Schmucksteine eine gewisse Wertigkeit. Dazu zählen Bergkristalle, glasklare, farblose Kristalle alpiner Klüfte, violette Amethyste in Blasenräumen und Klüften von Ergussgesteinen, dunkle bis nahezu schwarze Rauch-Quarze, gelbe Citrine (im Handel meist gebrannte Amethyste durch Erhitzen auf bis zu 600 grad Celsius) und rosa-rote Rosenquarze. Gesteine aus Quarz werden als Quarzite bezeichnet.  Quarzitreiche Böden (z. B. Taunus, Hunsrück) wären eigentlich recht nährstoffarm, wären ihnen nicht eine eiszeitliche Lösskomponente beigemischt worden.

  • Quarzit

    Auch Quarzfels. Körniges, dichtes, fast nur aus Quarz bestehendes Gestein. Eine innige Verschränkung der Quarzkörner oder ein silikatisches Bindemittel verleiht ihm eine große Härte. Man unterscheidet sedimentäre Quarzite und solche, die durch Metamorphose von Sandstein entstanden (zum Beispiel Taunusquarzit im Rheinischen Schiefergebirge). Aufgrund seiner großen Widerstandsfähigkeit gegenüber Prozessen der Verwitterung und Abtragung, bilden seine Vorkommen Härtlingszüge im Gelände aus.

  • Radiolarit

    Kieseliges Sedimentgestein, reich an Radiolarien = Strahlentierchen, im Wasser frei schwebende Einzeller mit einem Gehäuse aus Kieselsäure.

  • Rhyolith

    Von griechisch „rhéo“ = fließen und „líthos“ = Stein. Vulkanisches Gestein mit Quarz und Feldspat als Einsprenglinge. Saures Ergussgestein der Granitfamilie.

  • Säbelwuchs

    Gelegentlich trifft man auf Hängen Bäume an, deren Stamm merkwürdig verbogen ist, und es scheint, als wenn sie unermüdlich versuchen, sich wieder aufzurichten. Der Volksmund spricht man bei diesem Phänomen vom „betrunkenen Wald“. Und es ist tatsächlich der Boden, der sich den Bäumen entzieht. Bei starker Durchfeuchtung weichen feinkörnige Böden (tonig oder lehmig) auf und können am Hang unter dem Einfluss der Schwerkraft talwärts kriechen. Vor allem dann, wenn sie z. B.  im Hochgebirge nur flachgründig sind. Ihre Wasseraufnahmefähigkeit ist rasch erschöpft und sie werden unter dem Einfluss der Schwerkraft plastisch verformt. Bewegungsfördernd wirken sich im Hochgebirge auch glatte Felsunterlagen in Form von Gletscherschliffen aus. Der kriechende Waldboden wird zu Wellen und Falten gestaucht. Häufig bekommt er Risse. Es treten Gräser und Kräuter auf, die feuchten bis nassen Boden bevorzugen. Zumeist laufen die Bodenbewegungen sehr langsam ab. Da sie vom Wasserangebot abhängen, finden sie nur episodisch statt. Die Bäume haben daher genügend Gelegenheit, stets in Richtung des Lichtes zu wachsen. Im Laufe der Jahre entsteht daraus ein auffälliger Säbelwuchs. Kriechbewegungen können bei sehr starker Wasserzufuhr in Rutschungen oder schnelle Fließbewegungen übergehen. Wenn viele Bäume in einem Waldabschnitt deutliche Schiefstellung und dazu keinen Säbelwuchs zeigen, so spricht dies für sehr junge oder neu aufgetretene Bewegungen des Untergrundes. Weisen die Kronen von schief gestellten Bäumen mit deutlich gebogenem Stamm nicht zum Licht, sind offensichtlich Kriechbewegungen in schnellere Bewegungen übergegangen. Aus Beobachtungen der Vegetation und der Geländeoberfläche ergibt sich somit die Möglichkeit, erste Aussagen über die Stabilität und den Wasserhaushalt eines Hanges zu treffen. Doch führt auch eine mächtige und lang anhaltende Schneedecke im Gebirge zum Umbiegen junger Bäume und zum Säbelwuchs. Welcher Prozess letztendlich wirksam ist, kann nur durch detaillierte Geländeuntersuchungen geklärt werden.

  • Sandstein

    Feinkörniges verfestigtes Sedimentgestein. Überwiegend aus Quarz. Die einzelnen Körnchen sind mit kieseligen, kalkigen oder zum Beispiel tonigen Bindemitteln verkittet.

  • Schurfansatzpunkte

    Durch die Rodung von Bergwäldern schuf man häufig sehr steil geneigte Bergwiesen und Weiden. Hindernisse wie Steine oder junge, heranwachsende Bäume, man bezeichnet dies als Gehölzanflug, bieten auf den mitunter zwischen 30 und 40 Grad geneigten Hängen ideale Ansatzpunkte für die Schurfarbeit von Gleitschneedecken oder Grundlawinen.

    Werden sie nicht beseitigt, ergreift sie der gleitende oder rutschende Schnee. Dabei werden Gehölze samt Wurzelwerk aus dem Boden gerissen. Es entstehen unmittelbar Verletzungen der Bodendecke. Zudem wird das Pflanzenmaterial vom Schnee mitgenommen und verstärkt somit die Schurfarbeit der Schneedecke entlang der Bodenoberfläche.

  • Schuttgang

    Sehr schnelle Bewegungen von Boden- und Lockermaterial am Steilhang werden Erd- oder Schuttgänge genannt. Je nachdem, ob dabei mehr feineres oder eher gröberes Material überwiegt, spricht man vom einen oder anderen Typ, also vom Erd- oder vom Schuttgang. Das Anfangsstadium einer solchen Hangbewegung ist stets eine Rutschung im Boden und Lockermaterial nach exzessiven Starkniederschlägen. Gleich einer Kettenreaktion fährt die initiale Rutschmasse dem darunterliegenden, stark vernäßten Boden auf und schiebt diesen ab. Aufgrund des hohen Wassergehaltes zerfließt der Boden schlagartig und schießt zu Tal. Dabei kann Wasser regelrecht aus dem Boden heraus gepresst werden, wie Beobachter berichten. In nur wenigen Minuten überwinden die herabfließenden Schuttmassen Distanzen von mehreren hundert Metern. Nicht selten finden solche extrem schnellen Massenverlagerungen auch unter geschlossenen Waldbeständen statt. In Österreich gab man ihnen daher den Namen ”Waldabbrüche”.

  • Schutzwald

    Schutzwald stabilisiert auf Steilhängen die Schneedecke und verhindert ihr Abgleiten. Geschlossene Waldbestände am Steilhang bremsen oberhalb von ihnen abgegangene Lawinen und bringen Schneemassen zum Stehen. In vielen Hochgebirgsregionen darf der Schutzwald daher nicht gerodet werden. Die rechtlich strengere Form des Schutzwaldes ist in den Alpen der Bannwald. Der älteste Bannwald befindet sich oberhalb von Andermatt in der Schweiz. Er ist seit dem Jahr 1397 geschützt.

  • Schwenden

    Wichtige Pflegemaßnahme auf Berg- und Almwiesen zur Vermeidung von Erosionsvorgängen wie Schnee- und Lawinenschurf. Entfernen von Sträuchern, jungen Bäumen und hoch wachsenden Weideunkräutern.

  • Schwerminerale

    Schwerminerale sind Minerale, die eine Dichte von mehr als 2,9 g/cm³ besitzen. Typische Vertreter sind z. B. Magnetit, Zirkon, Hämatit oder Granat.

  • Serpentinit

    Von lateinisch „serpens“ = Schlange. Gesteinsname vom Mineral Serpentin. Namensgebung durch die oft schlangenhautähnlichen Flecken des Minerals und weil das Mineral als Mittel gegen Schlangenbisse galt.

  • Silikate

    sind gesteinsbildende Mineralien, deren Grundbaustein ein SiO4 –Tetraeder ist. Ein Siliziumatom ist hierbei von vier Sauerstoffatomen umgeben. 90 Prozent der Erdkruste bestehen aus Silikaten, zu denen beispielsweise Feldspat, Quarz und Glimmer zählen. Der Begriff Silikat kommt von lateinisch silex = Kiesel.

  • Solifluktion

    oder Bodenfließen (von lateinisch solum = Boden und fluere = fließen) kann auf zwei Arten erfolgen. Wasser dehnt sich beim Gefrieren aus. Dadurch werden am Hang Gesteinskörner unterschiedlichster Größe senkrecht zur Hangoberfläche angehoben. Taut das Bodeneis, bewegen sich die Gesteinskörner lotrecht nach unten. Auf diese Weise „wandert“ das gesamte Lockermaterial des Hanges allmählich talwärts. Bei großem Wasserangebot bewegt sich das Lockermaterial eines Hanges, ähnlich wie Gletschereis, in Fließloben den Hang hinab. Dies kann man heute z. B. vielerorts in den Zentralalpen in Höhenlagen von über 2.000 Metern beobachten. Durch das Bodenfließen entstanden in vielen Mittelgebirgen so genannte Solifluktionsschuttdecken über dem anstehenden Gestein. Typisch für diese ist die Einregelung der Längsachsen von gröberen Komponenten in Richtung des Gefälles.

  • Tonminerale

    Endprodukte und Mineralneubildungen <0,002 mm aus der Verwitterung von Silikatgesteinen wie zum Beispiel Granit oder Gneis. Man unterscheidet je nach dem Kristallaufbau Zweischicht-, Dreischicht- und Vierschichtminerale sowie Allophane und Wechsellagerungsminerale. Durch ihre Quell- und Schrumpffähigkeit sowie ihre Fähigkeit zum Austausch von Ionen, sind sie wichtig für die chemischen und physikalischen Eigenschaften der Böden, aber auch für die Ernährung der Pflanzen.

  • Translationsrutschung

    Translationsrutschungen sind Massenbewegungen am Hang auf einer vorgeformten Gleitfläche. Die Gleitfläche kann die Grenze zwischen einer Deckschicht aus Lockermaterial und dem anstehenden Fels, die gemeinsame Untergrenze von Pflanzenwurzeln oder der Übergang zwischen zwei Schuttdecken mit unterschiedlicher Korngrößenverteilung sein. Auch die Grenze zwischen wasserdurchlässigeren und dicht gelagerten Bodenhorizonten kann als potentielle Gleitfläche von Translationsrutschungen auftreten. Diese Form von Rutschungen ist auch in Festgesteinen möglich, wenn zwischen zwei Gesteinsschichten z. B. eine tonige Zwischenschicht lagert. Nach erfolgtem Rutsch im Lockersediment bleibt ein vegetationsloser Anbruch zurück, der mehrere Meter tief sein kann. Flachgründige Translationsrutschungen, die lediglich den Bereich der Bodenbildung innerhalb mächtiger Hangschuttkörper erfassen, werden auch als Translationsbodenrutschungen bezeichnet.

  • Trittblaike

    Auf stark beweideten, steilen Almhängen in den Alpen bilden sich infolge der steten Trittbelastung des Bodens Viehgangeln aus, die den Hang treppenartig überformen. Werden die Gangeln bei feuchter Witterung vom Vieh betreten, kommt es nicht selten zu Verletzungen der Bodendecke durch Lostreten einzelner Narbenstücke, die wiederum Ansatzpunkte für Erosion und Schneeschurf bilden. Das Zusammenspiel dieser bodenabtragenden Prozesse führt letztendlich zur Entstehung von ungleichmäßig ausgebildeten Narbenversatz- oder Trittblaiken. Der Begriff ”Blaike” steht für vegetationslose oder nur schütter bewachsene Bodenschäden größeren Umfangs auf Wiesen und Weiden. Nicht nur die Überbestoßung von Weiden, sondern auch die Konzentration weniger unbeaufsichtigter Tiere auf Hangpartien mit bevorzugten Futterpflanzen bei hirtenloser Sömmerung sind als wesentliche Ursache des verstärkten Massenschurfs und Auftretens von Trittblaiken zu sehen. Denn früher trieben die Hirten das Vieh bei einsetzendem Regenwetter von den Steilhängen in flachere Almbereiche. Vergleichbare Abtragungsflächen als Folge nicht angepasster Beweidung finden sich im Himalaya ebenso wie in den Anden und in vielen anderen Hochgebirgen der Erde.

  • Umbrisols

    Bezeichnung für junge Böden oder Böden mit geringer oder keiner Profildifferenzierung, Böden mit saurem dunklem Oberboden gemäß WRB (World reference base for soil resources 2014, International soil classification system for naming soils and creating legends for soil maps).

  • Unterboden

    Bereich eines Bodens, der sich z. B. unter dem Ah- oder Ap-Horizont (Pflughorizont) befindet. A-Horizonte werden als Oberboden bezeichnet. Der Unterboden umfasst in der Regel die B-, S (Stauwasser)-, G-(Grundwasser)-Horizonte terrestrischer und semiterrestrischer Böden (z. B. Braunerden, Podsole, Pseudogleye, Gleye) In den meisten Fällen ist der Unterboden deutlich weniger humushaltig. Im Unterboden werden Stoffe angereichert, die aus dem Oberboden durch Translokationsprozesse ausgewaschen wurden (z. B. Oxide und Humus bei Podsolen, Ton bei Parabraunerden). Bei landwirtschaftlich genutzten Böden zählt der gesamte Bodenbereich, der durch die Bearbeitung erfasst wird zum Oberboden. Darunter folgt der Unterboden. Hinsichtlich der Bodenentwicklung zählen auch Bodenhorizonte, aus denen Oxide, Humus, Salze oder Ton ausgewaschen wurden, zum Oberboden (z. B. Al-Horizonte von Parabraunerden). Unter Wiese oder Weide ist der Unterboden in der Regel nur gering durchwurzelt und zeigt eine deutlich niedrigere biologische Aktivität als der Oberboden. Unter Wald hingegen dienen die oberen Bereiche des Unterbodens oft als Hauptwurzelhorizont (z. B. B-Horizonte von Braunerden in der periglaziären Hauptlage).

  • Verbraunung

    Bei der chemischen Verwitterung zahlreicher Mineralien wird Eisen freigesetzt und oxidiert. Es rostet sozusagen. Die dadurch zustande kommende braune Farbe von Böden der gemäßigten Klimate wird durch das Eisen-Oxidhydroxid Goethit [FeO(OH) – nach dem deutschen Dichter Johann Wolfgang von Goethe (1749 – 1832)] verursacht. Diese so genannte “Verbraunung” des Bodens ist mit einer Erhöhung des Tongehaltes verbunden. Man bezeichnet dies als Verlehmung.

    Die Erhöhung des Tongehaltes hat zwei Gründe

    1. Bei der chemischen Verwitterung von Gesteinen wie beispielsweise Gneis, Schiefer oder Granit entstehen aus den Verwitterungsrückständen neue Minerale, die Tonminerale.
    2. Kalksteine enthalten oft noch andere Mineralien als Beimengung oder “Verunreinigung”. Werden Böden aus Kalkgestein durch weitere Verwitterung entkalkt, bleiben die feinen Verunreinigungen zurück und reichern den Boden nun relativ mit Ton oder Residualton an.

    Der Vorgang der Verbraunung läuft bei Kalksteinen oder kalkhaltigem Gestein erst bei pH-Werten unter 7 ab, also nach der Entkalkung. Die Verbraunung wird hin und wieder durch die Ansammlung von organischer Substanz im Boden vorgetäuscht. Sie ist bei der Entstehung von Braunerden oder vergleichbaren Böden der entscheidende Boden bildende Vorgang.

  • Vertorfung

    Prozess der Moorbildung. Moore sind vom Wasser geprägte organische Böden mit bis zu mehreren Metern mächtigen Humushorizonten aus Torf. Man spricht auch von vollhydromorphen Böden, die mehr als 30 Prozent organische Substanz enthalten. Sie entstehen überall dort, wo Wasser im Überschuss vorhanden ist. Sei es als Niederschlagswasser, hoch stehendes Grundwasser, Quellwasser, Hochwasser oder etwa Stauwasser. Der Vorgang, der zur Torfbildung und somit zur Bildung des Bodens „Moor“ führt, ist die Vertorfung. Dabei kommt es im Wesentlichen zur Anhäufung von abgestorbenen Pflanzenresten, die bei Wasserüberschuss nach primären aeroben Zersetzungsprozessen (Mineralisierung und Humifizierung) zunehmend anaeroben Verwesungsprozessen unterliegen. Dadurch bilden sich Sumpf- und Faulgase (H2S, CH4). Durch allmähliche Diagenese (Verringerung des Porenraumes und Druckentwässerung durch zunehmende Überlagerung) beginnt eine erste, sehr frühe Phase der Inkohlung mit Zunahme des Kohlenstoffgehaltes (C-Gehalt) im Torf (C-Gehalt bei Pflanzen etwa 44%, C-Gehalt von Torf bis 55%).

  • Verwitterung

    Die Verwitterung – der Begriff stammt von „Wetter“ – ist ein wesentlicher geologisch-geomorphologischer Prozess, der neben endogenen Prozessen (Vulkanismus, Tektonik) das Erscheinungsbild der Erdoberfläche bestimmt. Unter dem Begriff Verwitterung sind alle physikalischen und chemischen Prozesse zusammengefasst, die zur Lockerung und Zerstörung der Gesteine führen. Die meisten Gesteine sind in einer Umgebung entstanden, die sich sehr stark von den Temperatur- Feuchtigkeits- und Druckbedingungen an der Erdoberfläche unterscheidet. Aufgestiegene Gesteinsschmelzen aus dem Erdinneren erstarren beispielsweise tief in der Erdkruste unter hohem Druck ganz langsam zu Granit. Feinste Gesteinspartikel werden unter nahezu konstanter Temperatur und gleich bleibender Feuchtigkeit am Tiefseeboden abgelagert und im Laufe der Zeit z. B. zu Tonschiefer verfestigt. Schließlich gelangen diese Gesteine durch tektonische Prozesse und Abtragung überlagernder Schichten an die Oberfläche. Dort sind sie mit Klimaverhältnissen und Prozessen konfrontiert, unter deren Einwirkung sie nicht hätten entstehen können. Sie werden physikalisch und chemisch instabil und unterliegen den unterschiedlichen Prozessen der Verwitterung. Man kann auch sagen: Verwitterung bedeutet Anpassung des Gesteins an neue Umweltbedingungen. Das gilt ebenso für frisch erstarrte Lava, die fortan dem Klima ausgesetzt ist.

    Doch nicht alle Gesteine verwittern gleich schnell und in gleicher Art und Weise. Selbst identische Gesteine können durch ihre unterschiedliche Beschaffenheit an verschiedenen Orten unterschiedlich stark und auf verschiedene Art und Weise verwittert sein. Wesentliche Faktoren der Verwitterung sind die Klimaelemente Temperatur und Niederschlag, die Zeit (je länger sich ein Gestein an der Erdoberfläche befindet, desto stärker ist es verwittert) und schließlich das Vorhandensein oder Fehlen eines Bodens. Ein Boden, der seinerseits bereits ein Produkt der Verwitterung ist, fördert den Gesteinszerfall durch seine Feuchtigkeit und durch die Anwesenheit von organischen Säuren, die der Zersetzung pflanzlicher Rückstände aber auch den Ausscheidungen von Pflanzen und Mikroorganismen entstammen. Das gleiche Gestein kann an verschiedenen Orten unterschiedlich stark verwittert sein, wenn es beispielsweise an beiden Orten zu verschiedenen Zeiten an die Erdoberfläche gelangte, wenn es an einem Ort von einem Boden bedeckt ist und am anderen nicht, wenn es von unterschiedlichen Verwitterungsprozessen angegriffen wird oder wenn es unterschiedlichen Himmelsrichtungen (zum Beispiel Nord- und Südseite eines Bergmassivs) und daher verschieden starken Temperatur- und Niederschlagseinflüssen ausgesetzt ist.

    Verwitterung steht eng mit den Prozessen der Abtragung in Verbindung. Prinzipiell wird zwischen physikalischer und chemischer Verwitterung unterschieden. Obwohl auch biologische Prozesse durch Tiere und Pflanzen eine Rolle bei der Gesteinsverwitterung spielen, können sie jedoch je nach Art des Prozesses den beiden Hauptgruppen der Verwitterung zugeordnet werden. Man bezeichnet sie dann entweder als physikalisch-biologische oder als chemisch-biologische Verwitterung. In der Natur gibt es keine starren Grenzen, so dass durchaus mehrere Verwitterungsprozesse gemeinsam auf die Gesteine einwirken können.

  • Verwitterungsprodukte

    Durch Verwitterung wird Gestein zu drei Materialarten verändert:

    1. Zu festen Verwitterungsprodukten in Form von Felsbrocken, Sand oder feinstem Gesteinsabrieb, die keine chemische Veränderung erfahren haben.
    2. Zu gelösten Stoffen durch chemische Verwitterung, die vom Wasser weggeführt werden.
    3. Zu Stoff-Neubildungen aus den Lösungsprodukten der chemischen Verwitterung wie zum Beispiel Tonminerale.

    Nur in begrenztem Umfang verbleiben die Produkte der Verwitterung an Ort und Stelle. Je kleiner die Verwitterungsprodukte sind, umso leichter können sie abtransportiert werden. Das wird besonders deutlich bei den gelösten Produkten der chemischen Verwitterung. Daher steht die Größe des verwitterten Materials in enger Beziehung zu den Abtragungsprozessen durch die Schwerkraft oder durch Medien wie Wasser und Wind. Häufig bewirkt Abtragung sogar Verwitterung. Stürzt ein größerer Gesteinsbrocken zum Fuß einer Felswand, zerbricht er in kleinere Stücke und wird damit mechanisch zerteilt. Beide Prozesse, Verwitterung und Abtragung, sind somit eng miteinander verbunden.

  • Verwitterungsresistenz

    Die Vorgänge der Verwitterung sind in erster Linie klimatisch gesteuert. Aber sie sind auch gesteinsabhängig. Wesentlich für die Verwitterungsresistenz oder die morphologische Wertigkeit des Gesteins ist nicht dessen Alter beziehungsweise dessen Zugehörigkeit zu irgendeiner geologischen Formation, sondern seine Eigenschaften. Dazu gehören die chemische Zusammensetzung, das Mineralgefüge, Schichtung, Schieferung, Wasserdurchlässigkeit und Klüftung. Von der Ausprägung dieser Eigenschaften hängt ab, ob ein Gestein eine hohe oder geringe Widerstandskraft gegenüber der Verwitterung aufweist. Zu den widerstandsfähigeren Gesteinen gehören unter anderen Granit, Basalt, Gneis, Quarzit, Marmor und Sandstein. Wenig widerstandsfähig sind beispielsweise Tuff, Tonschiefer, Tonsteine oder Mergel.

  • Viehgangeln

    Auf Weidehängen der Hoch- und Mittelgebirge kann man eine auffällige Formung des Reliefs beobachten. Die Hänge werden von mehr oder weniger stark ausgeprägten Stufen oder Treppen überzogen, die das hangparallel weidende Vieh in den Boden tritt. Im Alpenraum bezeichnet man diese geomorphologischen Klein- oder Mikroformen als Viehgangeln, Kuahwegl oder Kuahgangl. Dass die Rinder steile Wiesen hangparallel beweiden, ist in ihrer Herkunft und Anatomie begründet. Kühe sind ursprünglich Steppentiere, die überschaubare Ebenen bevorzugen. Eines ihrer größten Probleme im Gebirge ist der sensible Wiederkäuermagen. Gerät er am Steilhang in Schieflage, wird die Futterverwertung empfindlich gestört. Tatsächlich magern Kühe ohne ”Bergerfahrung” auf der Alm ab. Sie müssen erst von erfahrenen Tieren lernen, sich parallel zum Hang zu bewegen, um so die Mägen in Balance zu halten. Die Folge dieser immer gleichen Bewegungsrichtung sind die Treppen am Hang, die Viehgangeln. Werden sie bei feuchter Witterung vom Vieh betreten, kann dies zur Homogenisierung des Solums und zur Entstehung von Weidepseudogleyen führen. Im Hochgebirge stellen Viehgangeln oft Schurfansatzpunkte für sich bewegende Schneemassen dar (Grundlawinen, Schneerutschungen, Gleitschnee), was zur Bodenerosion führt.

  • Wurzeldruck

    Wurzeln üben bei ihrem Wachstum einen Druck auf sie umgebende Gesteine aus. Dadurch können Risse und Klüfte im Gestein erweitert und das Gestein als Ausgangssubstrat der Bodenbildung gelockert werden (= Wurzelsprengung). Der Wurzeldruck ist ein Teil der physikalischen Verwitterung der Gesteine.

  • Xenobiotika

    Xenobiotika (aus dem Griechischen für naturfremde Stoffe, xenos = fremd) sind chemische Verbindungen, die der Pedo- und Biosphäre sowie natürlichen Ökosystemen fremd sind. Dazu zählen z. B. zahlreiche Umweltchemikalien. Das können beispielsweise bewusst auf den Boden aufgebrachte Pflanzenschutzmittel oder unbeabsichtigt in den Boden eingebrachte Rückstände von Verbrennungsprozessen sein [z. B. Polycyclische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK) aus der Verbrennung von Kohle oder etwa Treibstoffen].

  • Y-Horizont

    Horizont der Reduktosole. Dieser Horizont entsteht durch reduzierende Gase, welche den Sauerstoff im Boden verdrängen. Die Gase können natürlichen Ursprungs sein (z. B. vulkanische Exhalationen von Kohlenstoffdioxid im Bereich von Mofetten oder Säuerlingen) oder aus anthropogenen Ablagerungen (Mülldeponien) und aus technischen Defekten resultieren (z. B. Leckagen von Gasleitungen). Auch durch Mikroorganismen leicht zersetzbare organische Substanzen von Flüssigkeiten können durch die Gasbildung anaerober Mikroorganismen reduzierende Bedingungen bewirken. So etwa Klärschlamm, Hafenschlamm, infiltrierte Treibstoffe, Sickerwässer von Futtermieten oder verrieselte Abwässer (≈ WRB Technosols). Der Y- bzw. Yo-Horizont (o = oxidiert, meist Ferrihydrit) des Normreduktosols beginnt per Definition (AG Boden 2005) innerhalb <4 dm unter der Geländeoberfläche und ist durch einen zumindest zeitweise erhöhten Gasgehalt (≥ 10 Vol.-% CH4, CO2 oder H2S) in der Bodenluft charakterisiert. Darunter folgt der meist graue, graugrüne oder blaugraue Yr-Horizont (r = reduziert).

  • Zeigerpflanzen

    Viele Pflanzen brauchen ganz bestimmte Standortbedingungen in Bezug auf das Licht, die Temperatur, die Bodenfeuchte, den Kalkgehalt und beispielsweise den Stickstoffgehalt. Sie zeigen also in gewissem Umfang, wie der Boden beschaffen ist. Man spricht daher auch von Zeigerpflanzen oder Bioindikatoren. Dabei sagt eine einzelne Pflanze wenig aus. Erst, wenn eine Pflanzenart gehäuft und gemeinsam mit anderen Arten auftritt (Pflanzengesellschaft), welche die gleichen Ansprüche an den Boden stellt, können die Boden- oder Substrateigenschaften abgeschätzt werden.

  • Zeit

    Die Entwicklung eines Bodens ist abhängig von der Zeit. Sofern die Bodenentwicklung nicht gestört wird, kommt es unter der gegebenen Konstellation der Standortfaktoren irgendwann zu einem Klimaxstadium. Dies ist ein Gleichgewichtszustand zwischen der Bodenentwicklung und der auf sie einwirkenden Standortfaktoren.

    Welche Zeit für das Erreichen des Klimaxstadiums eines Bodens nötig ist, darüber ist sich die bodenkundliche Forschung heute noch uneins. Für die Parabraunerden, ein in Mitteleuropa weit verbreiteter Bodentyp, geht man beispielsweise davon aus, dass sie in den vergangenen 2.000 Jahren aus Schwarzerden hervorgegangen sind.

  • Zersetzung

    Als Zersetzung bezeichnet man in der Bodenkunde den Abbau toter organischer Substanz. Dies können z. B. Pflanzenteile und andere tote Organismen sein. Unter aeroben Bedingungen führt dieser Prozess in Abhängigkeit von den Standortbedingungen und der Anwesenheit von Mikroorganismen (z. B. Bakterien), Pilzen und Bodentieren zur Mineralisierung und zur Humifizierung.

    Der Zersetzungsprozess verläuft in vier zeitlich aufeinanderfolgenden Phasen, die jedoch eng miteinander in Verbindung stehen.

    Absterbephase

    Auswaschphase

    Zerkleinerungsphase

    Mikrobielle Phase

    Unter Sauerstoffmangel erfolgt eine anaerobe Zersetzung, die als Fäulnis bezeichnet wird.

  • Zweischichtminerale
    Zweischichttonmineral
    Zweischichttonminerale (hier Kaolinit) bestehen aus einer Abfolge von einer Tetraeder- und einer Oktaederschicht. O = Sauerstoff-Ion, OH = Hydroxid-Ion, Al = Aluminium-Ion, Si = Silizium-Ion. Grafik: USGS, public domain

    Die Schichten oder Silikatschichten der Zweischichtminerale oder Zweischichttonminerale bestehen aus zwei aufeinander folgenden Ionen-Gittern (von griechisch ionos = Wanderer). In der einen Schicht sind nebeneinander immer vier Sauerstoff-Ionen um ein Silizium-Ion verteilt. Und zwar so, dass die Sauerstoff-Ionen, wenn man sie mit einer gedachten Linie verbindet, jeweils einen Tetraeder erzeugen (Tetraeder = von vier gleichseitigen Dreiecken begrenzter Körper). Daher heißt diese Schicht auch Tetraederschicht (= SiO4-Tetraeder). Die Tetraeder sind zur Seite hin durch jeweils ein gemeinsames Sauerstoff-Ion miteinander verbunden.

    Zweischichttonminerale bestehen aus einer Abfolge von einer Tetraeder- und einer Oktaederschicht. O = Sauerstoff-Ion, OH = Hydroxid-Ion, Al = Aluminium-Ion, Si = Silizium-Ion. In der zweiten Schicht sind nebeneinander jeweils um ein Aluminium-Ion sechs Sauerstoff-Ionen gruppiert. Wenn man hier wieder die entsprechenden gedachten „Gitterlinien“ zieht erhält man einen Oktaeder (Oktaeder = von acht Flächen begrenzter Körper). Deshalb heißt diese Schicht Oktaederschicht (= AlO6-Oktaeder). Beide Schichten haben einige gemeinsame Sauerstoff-Ionen. Die übrigen Sauerstoff-Ionen der Oktaeder sind mit Wasserstoff-Ionen (= Protonen) verbunden. Deshalb befinden sich an einigen Ecken der Oktaeder OH-Ionen, auch Hydroxid-Gruppen genannt. Einzelne Tonmineralplättchen werden von mehreren derartigen Doppel-Schichten übereinander aufgebaut. Bei Zweischichttonmineralen kommen daher die OH-Ionen mit den Sauerstoff-Ionen der nächsten Doppel-Schicht in Kontakt, wodurch stabile Wasserstoffbrückenbindungen entstehen. Zweischichttonminerale sind deswegen nicht oder kaum quellfähig.

    Das bekannteste Zweischichttonmineral ist der Kaolinit, benannt nach dem Berg Kaoling in der chinesischen Provinz Kiangsi, einem Abbauort von Porzellanerde. Nährstoffe können sich bei Zweischichtmineralen nur an den Außenflächen oder an Bruchflächen anlagern. Daher sind Böden, in denen Zweischichtminerale vorherrschen, nicht besonders fruchtbar. Diese Tonminerale entstehen vor allem bei intensiver Verwitterung wie zum Beispiel in den Tropen.