Chemisch-biologische Verwitterung
Gesteine können auch durch chemisch-biologische Vorgänge zersetzt werden. Höhere Pflanzen, aber auch Algen, Flechten und Moose, die direkt auf dem Fels (anstehender Fels oder Schutt) sitzen, scheiden über ihre Wurzeln u. a. Säuren ab, welche die Minerale der Gesteine angreifen und somit die Gesteinsoberfläche anrauen. Man spricht auch von Wurzelexsudaten. Damit finden wiederum andere Verwitterungsprozesse günstige Angriffspunkte.
Die Besiedelung von Gesteinsoberflächen durch Pflanzen und Flechten ist der erste Schritt zur Bodenbildung auf Fest- oder Lockergestein. Ihre Substanz liefert den ersten Humus auf solchen Standorten. Sofern der Standort nicht von Erosion oder durch menschliche Eingriffe betroffen ist, bildet sich allmählich ein sehr geringmächtiger Ai-Horizont (< 2 cm) des Bodentyps Syrosem mit einem Ai/mC-Profil (i von initial). Auf Gesteinen, die kaum oder keine Verwitterungsrückstände hinterlassen (reiner Kalkstein, Dolomit), wird sich bei kühl-feuchtem Klima wie etwa in Hochgebirgen wohl eher ein Humusboden mit O/C-Profil entwickeln (Felshumusboden, Skeletthumusboden, Klufthumusboden oder verwandte Bodentypen bzw. Übergangsformen). Es sei denn, Residualtone oder ausreichend Flugstaubeintrag ermöglichen die Bildung eines A-Horizontes über Kalk und Dolomit.