Karten zur Bestimmung der Bodenfarbe
Die Munsell Soil Color Charts. ©Alexander Stahr

Boden ist braun. Das ist natürlich nicht ganz richtig. Denn Boden kann für das Auge des Menschen mitunter bunt wie ein Malkasten sein. Die Farben reichen von gelb, braun, grau, rot, blau bis hin zu orange. Schwarz und weiß, also farblos, kann er selbstverständlich auch sein, zumindest in bestimmten Bereichen. Die Farbe des Bodens gibt Auskunft über den Bodentyp, seinen Zustand, seine Eigenschaften und seine Geschichte. Sie ist daher für das Auge des Bodenkundlers eine äußerst wichtige Bodeneigenschaft.

Sehen wir zuerst einmal schwarz. Mehr oder weniger schwärzliche Töne im Boden weisen auf organisches Material hin. In der Regel erscheint daher der humusreiche Oberboden oder A-Horizont deutlich dunkler als der Unterboden. Dunkle bis schwarze Töne im Unterboden weisen auf Verlagerungsprozesse, menschliche Tätigkeiten oder Klimaänderungen hin.

So wird in sehr sauren Böden bei relativ hohen Niederschlagen und nährstoffarmem, schwer abbaubarem Bestandesabfall organisches Material allmählich in den Unterboden verlagert. Durch diese Podsolierung entsteht ein Bh-Horizont des Bodentyps Podsol. Gleichzeitig wird der Oberboden infolge der Verlagerung von Eisen, Aluminium und organischer Substanz gebleicht und erscheint grau bis fast weiß.

Ein dunkler Unterboden verrät dem Bodenkundler also etwas über die Standortverhältnisse. Oder über menschliche Eingriffe. Holzkohlestückchen auf ehemaligen Kohlenmeilerstandorten bilden nahezu schwarze Schichten im Boden nahe der Oberfläche. Dunkle Horizonte im Unterboden können durch Bodenerosion verursacht werden, wenn A-Horizonte von abgespültem oder abgerutschtem Material überlagert werden. Weist ein Bodenprofil mehrere überlagerte A-Horizonte, so genannte fossile Horizonte, sowie mehrere Unterböden auf, weist das auf den Wechsel von wärmeren und kälteren Klimaphasen hin.

Die meisten Böden der gemäßigten Klimazone sind braun in unterschiedlichen Tönungen. Eisen-, Mangan-, Aluminium- und Siliziumionen, die bei der chemischen Verwitterung aus dem Gestein freigesetzt werden, reagieren mit Wasser und dem Luftsauerstoff zu Oxiden, Hydroxiden und Oxidhydroxiden. Sie treten als Neubildungen im gemäßigten Klima gemeinsam mit Tonmineralen auf.

Am weitesten sind Eisenverbindungen verbreitet, die auch die Farbe der Böden bestimmen. So zum Beispiel das Oxidhydroxid Goethit [FeO(OH) – nach dem deutschen Dichter Johann Wolfgang von Goethe (1749 – 1832)], das den Böden die typisch braunen Farbtöne verleiht. Für rote Böden wie sie zum Beispiel im Mittelmeerraum oder in den Tropen vorkommen, ist das Eisenoxid Hämatit Fe2O3 verantwortlich (von griechisch haimatoeis = blutig). Es bildet sich bei intensiver chemischer Verwitterung.

In nassen Böden entsteht das Oxidhydroxid Lepidokrokit (von griechisch lépsis = Schuppe und krokos = Eigelb) oder gamma-FeO(OH), eine Varietät oder Modifikation des Goethits, die sich von diesem durch den Wassergehalt unterscheidet. Auffallend ist die gelbe bis orangene Farbe des Lepidokrokits. Oxide, Hydroxide und Oxidhydroxide können andere Mineralien (Bodenteilchen) als dünne Häutchen umhüllen, wodurch die Bodenfarbe entsteht. Und sie können als Bindemittel zwischen den Bodenteilchen oder als Anreicherungen (Konkretionen) vorliegen.

Auch in den gemäßigten Breiten können rötliche Böden bzw. Unterböden auftreten. Denn das Eisenoxid Hämatit ist unter unseren Klimabedingungen stabil. Dabei handelt es sich gelegentlich um erhaltene Reste von tropischen Böden aus dem Tertiär, die einst unter feucht-warmem Klima entstanden waren. Oft jedoch sind Böden der gemäßigten Breiten rötlich, weil das Ausgangsgestein der Bodenbildung bereits sehr hämatitreich ist. So etwa über roten Sandsteinen der Bundsandstein- oder Rotliegendzeit, die zum Beispiel im Odenwald oder Spessart anstehen. Blau-graue Farbtöne entstehen, wenn ein Boden ständig durch das Grundwasser gesättigt ist. Dann herrscht Sauerstoffmangel. Dadurch liegt das im Boden fein verteilte Eisen in reduzierter Form als Fe(II) vor.

Im Gelände, im Aufschluss oder Bohrstock, ist die Färbung des Bodens und deren Verteilung ein wesentlicher Aspekt der Bodenansprache. Durch diese kann der erfahrene Bodenkundler rasch den Bodentyp bestimmen und bereits seine chemischen und physikalischen Eigenschaften abschätzen, die später im Labor nach Probenentnahmen konkretisiert werden. Aufgenommen und Dokumentiert wird die Bodenfarbe in feuchtem und trockenem Zustand anhand der Munsell Soil Color Charts, einem Referenzkartenwerk, das in Zusammenarbeit mit dem U.S. Soil Conversation Service entwickelt wurde. Der in etwa der Größe DIN A 5 entsprechende Ringordner der Munsell Soil Color Charts enthält zahlreiche Seiten mit kleinen Farbtafeln, die an ihrer Unterseite eine runde Öffnung aufweisen (siehe Abbildung). Darüber folgt eine Klarsichtkunststofffolie. Zur Farbbestimmung wird die jeweilige Bodenprobe (trocken, feucht) im Bereich der Öffnung zum Farbvergleich auf die Kunststofffolie gehalten oder gegeben.