Erosion
Im Hochgebirge bilden auf steilen Hängen größere Steine, Äste oder junge Bäume Ansatzpunkte für die Bodenabtragung durch Schnee. Gleitende Schneedecken, Schneerutschungen oder Lawinen erfassen diese Hindernisse, die auf den Boden hangabwärts wie ein „Hobel“ wirken. ©Alexander Stahr

Es gibt zahlreiche Faktoren, welche die Bodenabtragung oder Bodenerosion fördern. In den meisten Fällen wirken mehrere Faktoren zusammen. Zu diesen Faktoren zählen: die Vegetation, das Klima, das Relief und die Bodeneigenschaften.

Vegetation:

Den besten Schutz gegen Erosion durch Regenfälle bietet eine geschlossene Vegetationsdecke. Die Wassererosion wirkt daher am stärksten, wo eine Pflanzenbedeckung völlig oder zeitweise fehlt. Dies gilt auch für die Winderosion. Anders sieht es bei der Bodenerosion durch mechanische Belastungen aus. Auch bei geschlossener Grasnarbe können Lawinen oder abgleitende Schneedecken im Hochgebirge ganze Bodenschollen abtragen. Vor Bodenerosion schützt hier ausschließlich ein intakter Bergwald.

Klima:

Kurze und gleichzeitig starke Regenfälle sowie ein Wechsel zwischen Regen- und Trockenperioden fördern die Wassererosion. Nach starker Austrocknung ist der Boden nur schwer benetzbar und undurchlässiger als ein feuchter Boden. Häufige und starke Winde fördern bei fehlender Vegetation die Winderosion. Eine mächtige Schneedecke mit Gleitbewegungen des Schnees oder Lawinenabgänge sind die Ursache für die mechanische Abtragung des Bodens. Das Resultat sind so genannte Blaiken oder Schneeschurfblaiken.

Relief:

Eine hohe Reliefenergie mit steilen Hängen birgt stets die Gefahr der Bodenabtragung. Bereits bei einer Hangneigung von einem Grad (1,1 Prozent) setzt die Bodenerosion durch Wasser ein. Ihr Ausmaß vergrößert sich mit zunehmender Steilheit des Hanges. Schon bei fünf Grad Neigung werden viele Böden stark erodiert. Mit größer werdender Hangneigung steigt auch die Gefahr einer Bodenabtragung durch Schnee, Lawinen oder Hangrutschungen.

Bodeneigenschaften:

Besonders anfällig gegenüber der Erosion oder Abspülung durch Wasser sind Böden mit hohem Schluffanteil (Korngrößen von 0,002 mm bis 0,063 mm Durchmesser). Böden mit hohem Anteil an Ton (Korngrößen kleiner als 0,002 mm) weisen eine höhere Kohäsion auf, die einzelnen Bodenteilchen „kleben“ regelrecht aneinander. Böden mit hohem Gehalt an Sand (Korngrößen von 0,063 mm bis 2,0 mm) haben ein höheres Korngewicht und eine günstigere Versickerungsrate, so dass in beiden Fällen die Erosion durch Wasser gegenüber schluffigen Böden erschwert ist.

Am wenigsten anfällig gegenüber Bodenerosion durch Wasser sind Böden aus Lehm, die eine ausgeglichene Verteilung aller Korngrößengruppen besitzen. Böden mit einem hohen Anteil an Feinsand (0,05 mm bis 0,5 mm) sind besonders anfällig gegenüber der Bodenabtragung durch Wind. Böden mit hohem Steinanteil (Bodenskelett) neigen in steilem Gelände zur Abtragung durch gleitende oder abrutschende Schneedecken. Von der Schneedecke mittransportierte Steine wirken auf den Boden wie ein Hobel.