Klasse: Terrestrische anthropogene Böden (≈ WRB Anthrosols)

Böden mit Ah/E/II … -Profil

Plaggenesch
Plaggenesch über fossilem Podsol. Gemeinfrei

Der Plaggenesch ist ein vom Menschen geschaffener Boden und gehört daher wie z. B. der Hortisol oder der Rigosol zu den so genannten Kultosolen. In Regionen, wo die Böden von Natur aus zumeist nährstoffarm und ertragsschwach sind, hat sich der wirtschaftende Mensch besondere Maßnahmen einfallen lassen, um aus einem für den Ackerbau unrentablen Boden fruchtbare „Erde“ zu erschaffen. Dies war in Europa vor allem zu Zeiten notwendig, in denen der Bevölkerungsdruck stark stieg und der Mineraldünger unbekannt war. So ist die mittelalterliche Plaggenwirtschaft seit etwa 1000 n. Chr. im Raum der nordwestdeutschen Geest mit ihren meist nährstoffarmen Sandböden bekannt. Zuvor wurden diese Böden, oft sandige, nährstoffarme Podsole, für Ackerstandorte so lange als möglich gemieden. Im 12. und 13. Jahrhundert begann insbesondere im Osnabrücker Land neben der damals gängigen Dreifelderwirtschaft die Plaggenwirtschaft, das als ein Hauptverbreitungsgebiet von Plaggeneschen anzusehen ist. Das Sauerland gilt als die südliche Verbreitungsgrenze dieses Bodentyps.

Was hat man damals gemacht?

Man stach Heide- oder Grassoden (= Plaggen) vom Boden auf gemeinschaftlich genutzten Flächen ab (Allmende, eine damalige Rechtsform gemeinschaftlichen Eigentums) und brachte diese als Einstreu in die Ställe. Mit den tierischen Exkrementen vermischt, wurden die Plaggen anschließend zusammen mit anderen organischen Abfällen (Asche, Küchenabfälle) kompostiert und auf hofnahe Ackerflächen (Esch in Nordwestdeutschland und in den angrenzenden Niederlanden genannt) aufgebracht. Auf diese Art und Weise wurden diese Ackerflächen durch den organischen Dünger dauerhaft fruchtbar. Infolge dieser Wirtschaftsweise über lange Zeiträume bildeten sich über den natürlichen Böden „Eschhorizonte“ (= E-Horizont), die oft mächtiger mehr als einen Meter sein können. In der Landschaft erkennt man dies heute an erhöhten Ackerfluren. Man kann Plaggenesche – je nach Herkunft des ausgestochenen Bodenmaterials – in kohlenstoffreichere graue Plaggenesche aus sandigen Böden und in kohlenstoffärmere braune Plaggenesche aus Sandlöss und Lehmen unterscheiden. Anfang des 20. Jahrhunderts endete die Plaggenwirtschaft mit der Einfürhung des Mineraldüngers. Die arbeitsintensive Arbeit mit den Plaggen wurde überflüssig.

Plaggenesche heute

Plaggenesche sind auch heute ertragreiche Ackerstandorte. Sie besitzen gute Nährstoffvorräte und physikalische Eigenschaften (z. B. hohes Porenvolumen und hohe Luftkapazität, einen guten Wasserhaushalt, ein stabiles Bodengefüge und rasche Erwärmung). Zudem sind in diesen Böden bis zu 300 t Kohlenstoff/ha gespeichert. Plaggenesche stellen als vom Menschen gemachte Böden auch wichtige Archive der Kultur- und Landschaftsgeschichte dar. Sie zeugen von einer über Jahrhunderte ausgeübten und (man könnte fast meinen „raffinierten“) Art der Bodenbewirtschaftung. In den Eschhorizonten sind außerdem nicht selten archäologische Funde erhalten. Plaggenesche sind daher aus wissenschaftlicher Sicht besonders schützenswerte Böden. Aufgrund ihrer oft siedlungsnahen Lage sind diese Böden stark durch Baumaßnahmen und Versiegelung gefährdet. Eschkanten mit charakteristischer uhrglasförmiger Wölbung sind zudem prägend für die Morphologie der Kulturlandschaft und erhaltenswert.

Folgen für die Landschaft

In mühevoller Arbeit mussten die Plaggen von anderen Orten entnommen werden, die als Plaggenmatt bezeichnet wurden. Vierzigmal mehr Fläche als die zu düngende musste abgetragen werden. Das sorgte natürlich für eine Nährstoffverarmung der Plaggenmatten. Es entstanden somit nur für die Schafweide nutzbare Heidelandschaften, die jedoch zu einem Lebensraum seltener Tier- und Pflanzenarten wurden. Daher finden heute Pflegemaßnahmen statt, um die Heidelandschaften zu erhalten. Dazu zählen der maschinelle Plaggenhieb und die Beweidung mit Heidschnucken. Die Plaggenesche selbst können zwar noch längere Zeit erhalten bleiben, werden sich jedoch bei ausbleibender Plaggenwirtschaft langfristig wieder in Richtung Podsol entwickeln.