Taunus
Mittelgebirge unterscheiden sich vom Hochgebirge insbesondere dadurch, dass sie nicht in eindeutige Höhenstufen differenzierbar sind. Das Foto zeigt den Blick auf den Taunuskamm mit dem Großen Feldberg, der mit 881,5 Metern über NHN höchsten Erhebung im Rheinischen Schiefergebirge. ©Alexander Stahr

Böden entstanden und entstehen unter dem Einfluss der bodenbildenden Faktoren oder Standortfaktoren. Dazu zählen die Zeit, die Eigenschaften des Ausgangsgesteins der Bodenbildung, das Klima, das Relief, Tiere und Pflanzen, die Aktivität von Mikroorganismen, das lokale Wasserangebot und nicht zuletzt der Mensch. All diese Standortfaktoren führen letztendlich zu einem bestimmten Bodentyp und einer typischen Bodengesellschaft oder einer Zusammenfassung regional assoziierter Böden.

Mittelgebirge unterscheiden sich vom Hochgebirge insbesondere dadurch, dass sie nicht in eindeutige Höhenstufen (z. B. Baumgrenze, alpine, nivale Stufe etc.) differenzierbar sind. Zu ihnen zählen in Deutschland z. B. der Odenwald, der Taunus und der Westerwald als Teile des Rheinischen Schiefergebirges, der Thüringer Wald, die Schwäbische Alb, die Rhön, der Vogelsberg oder etwa der Schwarzwald mit dem 1493 m hohen Feldberg, der höchsten Erhebung außerhalb des alpinen Raumes (die „Baumgrenze“ ist hier anthropogen bedingt).

Allgäuer Alpen
Hochgebirge wie die Alpen (hier Blick auf die Allgäuer Alpen) sind im Gegensatz zu Mittelgebirgen oder Hügelländern in Höhenstufen differenzierbar. ©Alexander Stahr

Der Unterschied zum nicht eindeutig definierten Begriff „Hügelland“ (z. B. Schleswig-Holsteinisches Hügelland, Alzeyer Hügelland in Rheinhessen) ist u. a. durch die höhere Reliefenergie der Mittelgebirge sowie durch ihre eindeutige tektonische Genese gegeben. Grundsätzlich wird bei den Mittelgebirgen geomorphologisch und geologisch zwischen Grundgebirge (z. B. devonisches Grundgebirge des Taunus und Hunsrücks) und Deckgebirge (z. B. mesozoische Sedimente der Schwäbischen Alb, des Hessischen Berglands) unterschieden.

Ausgangssubstrate der Bodenentwicklung in den Mittelgebirgen

In den Mittelgebirgen Deutschlands (Grund- und Deckgebirge) sind die Ausgangsgesteine der Bodenbildung in der überwiegenden Mehrzahl ubiquitäre Lockersedimente eiszeitlicher Genese. Es handelt sich um Solifluktionsschuttdecken oder Lagen mit unterschiedlichen Beimengungen von Löss und lokal von vulkanischer Tephra, die vom Ausbruch des Laacher See Vulkans vor etwa 10.930 v. Chr, stammt. Sie werden in Basislage (LB), Mittelage (LM), Hauptlage (LH) und Oberlage (LO) differenziert (z. B. AG Boden 2005). Daher werden die physikalischen und chemischen Eigenschaften der Böden nicht vom anstehenden Gestein, gleich ob Sedimente, Vulkanite oder Metamorphite, sondern von den Eigenschaften der Lagen geprägt.

Weinberg
Die Ausgangssubstrate von Weinbergböden waren nicht selten Auffüllungen unterschiedlichster Herkunft. Die Aufnahme zeigt die Weinberge bei Assmannshausen einem Stadtteil von Rüdesheim am Rhein im Rheingau-Taunus-Kreis. ©Alexander Stahr

Hinzu kommen mächtigere Lössakkumulationen in den Beckenlagen der Mittelgebirge (z. B. Limburger Becken), Auensedimente (Auenlehm) aufgrund weitgehender Eingriffe durch den Menschen in die Vegetation (Entwaldung) und nachfolgende Erosion sowie weitere anthropogene Sedimente wie Kolluvien (Ackerbau) und Aufschüttungen (Weinberge, Äcker, Gärten, Baumaßnahmen, Steinbrüche). An vergleichsweise wenigen exponierten Stellen (Felsen, Gipfellagen) treten die anstehenden Gesteine an die Oberfläche, sodass in diesen Bereichen meist geringmächtige Böden entwickelt sind, deren Eigenschaften vom jeweils anstehenden Gestein beeinflusst werden. Lokal sind biogene Ausgangssubstrate der Bodenbildung zu nennen: u. a. Torfmoose (Sphagnum) mit dem Bodentyp Moor und organische Auflagen (Felshumusböden, Skeletthumusböden oder O/C-Böden).

Löss und Bodeneigenschaften

Die Beimengung von Löss und in die Solifluktionsschuttdecken oder Lagen der Mittelgebirge wirkt sich sehr deutlich auf die Bodenbildung und Bodeneigenschaften aus. Sie ermöglicht in vielen Fällen, trotz oft nährstoffarmem, grobkörnig verwitterndem Ausgangsgestein, eine gute Nährstoffversorgung der Böden sowie eine relativ hohe Wasser- und ausreichend nutzbare Feldkapazität. Betrachtet man zum Beispiel die Deckschichten über Quarzit des Taunuskammes, so fällt auf, dass die größeren Steine im Schutt recht scharfkantig sind. Dies verweist auf eine nur geringe Verwitterung des Gesteins seit der letzten Eiszeit, da eine stärkere chemische Verwitterung (Silikatverwitterung) zur Abrundung von Gesteinskanten führt. Diese Erscheinung findet sich jedoch nicht nur bei ohnehin schwer verwitterbaren Quarziten, sondern auch Schuttdecken bei weniger verwitterungsresistenten Gesteinen wie Tonschiefer. Ohne Löss mit seiner großen Oberfläche wären die anstehenden Gesteine der Mittelgebirge unter den Klimaverhältnissen im Holozän lediglich zu grobem Schutt verwittert. Die Lösskomponente in den Deckschichten führt nicht nur zu deutlich besseren Standorteigenschaften, sie ist auch bedeutend für die Bindung von Schadstoffen. Schwermetalle und organische Umweltgifte würden ohne den Lössanteil rasch durch die durchlässigen Deckschichten sickern und über Klüfte und andere Hohlräume im Gestein in das Grundwasser gelangen.

Klima und Böden

Braunerde
Braunerde aus Hauptlage über Basislage über Tonschiefer bei Lorch am Rhein im Rheingau-Taunus-Kreis. Es ist der typische Boden der mitteleuropäischen Braunerde-Bodengesellschaften. ©Benedikt Toussaint

Klimatisch befinden sich die Mittelgebirge Deutschlands in der feuchten kühl-gemäßigten Zone (feuchte Mittelbreiten ohne extreme Temperatur- und Niederschlagswerte) mit Jahresmitteltemperaturen zwischen 6 und 14 °C, in der durch Verwitterung sorptionsstärkere Sekundärminerale bzw. Schichtsilikate entstanden (Dreischichttonminerale wie Illit oder Montmorillonit), die einer raschen Verarmung der Böden an Kationen bzw. Nährstoffen entgegenwirken. Je nach Bodenazidität (pH-Wert) sind bei terrestrischen Böden der Mittelgebirge vor allem die Humusformen Mull, Moder und Rohhumus anzutreffen. Der vorherrschende Bodentyp in den deutschen Mittelgebirgen ist sicherlich die Braunerde (≈ WRB Cambisols, Arenosols oder andere). Semmel (1993) spricht daher auch im Zusammenhang mit seinen Ausführungen zu den Böden deutscher Mittelgebirge von mitteleuropäischen Braunerde-Bodengesellschaften oder von der Zone der Braunerden, die bei Auftreten einer Mittellage mit Parabraunerden (≈ WRB Luvisols) und Pseudogleyen (≈ WRB Planosols, auch Luvisols, Agrisols und andere) vergesellschaftet sind.

Parabraunerde-Pseudogley
Parabraunerde-Pseudogley, podsolig, aus Hauptlage über Mittellage über Basislage [grusführender Lehm mit Sand- und Tonstein (Buntsandstein)] in der Rhön bei Hünfeld. Horizonte: Ah(2cm)/Ael(8cm)/Al-Sw(30cm)/IISdw(55cm)/IIISd(110cm). Die höheren Feinbodenanteile (Ton, Schluff) in der Mittel- und Basislage bewirken Stauwasser und Pseudovergleyung. Da diese schichtungsbedingt sind, könnte man auch von der Phänoparabraunerde sprechen. ©HLNUG
Stauwasserböden wie Pseudogleye finden sich nicht nur bei Wasser stauender, weil löss- und tonreicherer, dichter gelagerter Mittellage, sondern auch auf Hochflächen mit tonreichen, reliktischen Paläoböden oder im Bereich schwach geneigter Unterhänge, wo der Niederschlag kaum lateral abgeführt wird und mit zusätzlichem Interflow gerechnet werden muss. Die typischen Merkmale eines Pseudogleys, die Marmorierung des stauenden Horizontes, kann man gelegentlich gut an den freiliegenden Wurzelballen von Fichten erkennen, die einem Sturm zum Opfer fielen. Bei länger andauernder Staunässe im Unterboden wurzeln Fichten recht flach (bei optimalen Bodenverhältnissen bilden Fichten hingegen tieferreichende Senkwurzeln aus). Bei Sturm bietet der aufgeweichte Boden schlechten Halt. Daher sind diese Standorte zumeist stärker durch Windwurf gefährdet.

In den Gipfellagen, an Erosionsstandorten, auf Schutthalden, Blockströmen oder Felsen sind in den Mittelgebirgen initiale Bodenbildungen wie Syroseme (≈ WRB Leptosols) oder Lockersyroseme (≈ WRB Regosols) sowie – je nach Standort – weiter entwickelte Ah/C-Böden anzutreffen. Darunter Ranker (≈ WRB Leptosols), Rendzinen (≈ WRB Leptosols) und Regosole (≈ WRB Umbrisols, Leptosols, Arenosols, Regosols).

Es sind meist schwach entwickelte, steinreiche Böden, die vom darunter befindlichen Fest- oder Lockergestein geprägt sind und bei denen der humose Oberboden (Ah-Horizont) direkt dem Gestein aufliegt. Aufgrund ihrer Eigenschaften zählen diese Böden zu den Grenzertragsböden. Die forstliche Nutzung ist nicht besonders wirtschaftlich. Zum Erhalt einer Bodendecke ist sie jedoch zweckmäßig. Ebenfalls an solchen Standorten treten oft O/C-Böden wie Felshumusböden und Skeletthumusböden (≈ WRB Leptosols oder Histosols) aus organischen Auflagen auf, die wertvolle Biotope für Flora und Fauna darstellen können.

Rendzina
Rendzina aus Muschelkalk (Habichtswald, Landkreis Kassel). ©Karl-Josef Sabel

Im Bereich der Deckgebirge aus Kalken, Dolomiten, und Mergeln, so etwa in der Fränkischen und Schwäbischen Alb, sind die Rendzina (≈ WRB Leptosol) und die Terra fusca (≈ WRB Leptosols, Cambisols und andere) verbreitet. Hinzu kommen Parabraunerden und Braunerden aus lösslehmhaltiger Hauptlage. Über triassischen Sedimenten des Mittleren Keupers mit tonigen Lagen haben sich z. B. auf der Schwäbischen Alb oder im Steigerwald Pelosole und lösslehmhaltige Pelosol-Braunerden entwickelt. Wegen des relativ hohen Tonanteils besitzen letztgenannte Böden eine gute Sorptionskapazität für Nährstoffe und damit auch potentiell ein gutes Rückhaltevermögen für Schadstoffe. Infolge des Lössanteils und die hohe Sorptionsfähigkeit für Nährstoffe sind diese Böden auch als vergleichsweise gute Ackerböden einzustufen.

In Mittelgebirgen wie dem Harz, dem Fichtelgebirge, dem Erzgebirge oder etwa dem Südschwarzwald haben sich in nährstoffarmen Verwitterungsprodukten von Granit und Gneis bei hohen Niederschlägen, hoher relativer Luftfeuchtigkeit und vergleichsweise geringen Jahresmitteltemperaturen Podsole (≈ WRB Podzols) entwickelt. Vielfach dürfte auch der Mensch bei der Entstehung von Podsolen oder podsolierten Böden in Mittelgebirgen mit basenarmen Gesteinen eine Rolle gespielt haben (Stahr 2014). So finden sich podsolierte Böden bzw. Übergangssubtypen wie die Podsol-Braunerde häufig im Umfeld von Steinbrüchen (grobblockiger Abraum) oder bei Standorten unter Wald, die ehemals beackert wurden (z. B. Ausspülung von lösshaltigem Feinboden).

Rendzina
Rendzina mit einem Ah/cC-Profil (c für carbonatisch) aus Solnhofener Plattenkalk im Altmühljura der Fränkischen Alb. ©Alexander Stahr

Dammbeck et al. (2007) sind der Überzeugung, dass podsolierte Böden in den Mittelgebirgen in der überwiegenden Zahl der Fälle quasinatürliche Bildungen, also vom Menschen und seiner Nutzung des Bodens initiierte Bodenentwicklungen darstellen. Zudem waren viele Mittelgebirge bis zu den Aufforstungen im 19. Jahrhundert weitgehend verwüstet (z. B. Stahr & Bender 2007, Stahr 2011), so dass das Zurückhalten von Niederschlägen auf der Oberfläche der Vegetation (Interzeption) sowie der Wasserverbrauch und die Verdunstung im Vergleich zu heute gering waren. Dadurch konnten Niederschläge weitgehend ungehindert die Böden durchsickern und Verlagerungsprozesse in Form der Podsolierung beschleunigen. Auch bei steinreicher Hauptlage in Oberhangbereichen sind lokal mitunter Podsolierungstendenzen feststellbar. Insgesamt gesehen scheint die Korngrößenzusammensetzung ein wesentlicher Faktor für den Prozess der Podsolierung zu sein.

Lockerbraunerde-Podsol
Lockerbraunerde-Podsol auf dem Taunuskamm. Unter einer sehr steinreichen, sandigen und feinmaterialarmen, sauergebleichten Lage, die vermutlich mit dem ehemaligen Betrieb des Steinbruchs zusammenhängt (Abraum), folgt die im oberen Bereich mit Sesquioxiden angereicherte, stark tephrahaltige Hauptlage, die noch Restmerkmale eines Bfv-Horizontes aufweist. Darunter folgt die Basislage aus Quarzit. ©Alexander Stahr

Die von Podsolierung betroffenen Böden weisen in der Regel noch Merkmale von Braunerden (Bv-Horizonte) auf. Da die Untergrenze der mit Sesquioxiden angereicherten Horizonte bei diesen Böden meist oberhalb von 7 dm Tiefe liegt, handelt es sich definitionsgemäß (AG Boden 2005) um den Subtyp Braunerde-Podsol oder Podsol-Braunerde. Die Humusformen reichen vom Moder und rohhumusartigem Moder bis zum Rohhumus. Bei zunehmender Belichtung etwa durch Überalterung eines Waldbestandes und der damit verbundenen Erwärmung des Waldbodens kann es zur Ausbreitung der Drahtschmiele (Deschampsia flexuosa) aus der Familie der Süßgräser kommen, wobei der so genannte Graswurzelfilz-Moder entsteht. Der Oh-Horizont des Rohhumus wird dabei allmählich abgebaut.

In Mittelgebirgen mit Weinanbau, so z. B. im Taunus (Mittelrheintal), in der Eifel (Moseltal) oder im Spessart (Maintal) findet sich der Rigosol [von Tiefpflügen, was als Rigolen (von Französisch rigole = Rinne) oder früher als Rajolen oder Rejolen bezeichnet wird bzw. wurde]. Beim Rigosol (≈ WRB Anthrosol) handelt es sich um einen künstlichen oder anthropogenen Boden der Weinberge, der durch tief greifendes Umschichten von Bodenmaterial (Rigolen) entstand.

Ebenfalls anthropogen bedingt sind die in Mittelgebirgen verbreiteten Kolluvisole (≈ WRB Anthrosols). Kolluvisole finden sich oft in der Tiefenlinie von Runsen, im Bereich von Ackerbergen sowie an Wegböschungen (z. B. Aufschüttungen von Aushub im Zuge des Waldwegebaus) und bei historischen Ackerterrassen unter Wald. Häufiger sind kolluviale Überdeckungen bei erodierten Böden (z. B. Braunerden) infolge der historischen Waldnutzung in Mitteleuropa, ein Phänomen, das nicht nur am Fuß von Hängen oder in Unterhanglagen, sondern auch auf mehr oder weniger gestreckten Mittelhängen zu beobachten ist. Als anthropogener Boden der Mittelgebirge sei auch der Gartenboden oder Hortisol (≈ WRB Anthrosol) genannt, der vom Kuratorium „Boden des Jahres“ (u. a. Deutsche Bodenkundliche Gesellschaft, Bundesverband Boden) am 05. Dezember 2016 zum Boden des Jahres 2017 gekürt wurde.

Vega
Vega oder Braunauenboden aus Auenlehm im Aartal (Hintertaunus). Unter dem Ah-Horizont folgt der M- und schließlich der rostfleckige Go- Horizont. ©Alexander Stahr

In den Bach- und Flusstälern sind semiterrestrische, hydromorphe Böden verbreitet. Darunter Gleye (≈ WRB Gleysols) und Braunauenböden (≈ WRB Fluvisols, Cambisols), deren Oberböden aus Auensedimenten nicht wie beim Gley im Schwankungsbereich des Grundwassers liegen. An Orten mit ständigem Wasserüberschuss (u. a. Quellmulden) verhindert Sauerstoffmangel den Abbau der organischen Substanz, so dass Anmoorgleye mit humusreichem Oberboden (bis 30% Humus) entwickelt sind, die zum Moorgley (≈ WRB Histosol) und schließlich – je nach Geländesituation – zum Moor (≈ WRB Histosol) übergehen können. Zu den bekanntesten und besterhaltenen Mooren der Mittelgebirge gehören die Regen- oder Hochmoore im Harz. Man spricht bei diesen Böden auch von ombrogenen oder ombrotrophen Mooren (vom griechischen ómbros = Regen).

Beispiel: Bodengesellschaften im Taunus

Taunus
Bodengesellschaft im westlichen Taunus (Rheinisches Schiefergebirge) im Bereich des Aartals bei Taunusstein-Bleidenstadt vom Taunuskamm (links) über den Bach Aar zum Hintertaunus (rechts). ©Alexander Stahr

Die Abbildung einer Bodengesellschaft im westlichen Taunus (Rheinisches Schiefergebirge) bei Taunusstein-Bleidenstadt (Rheingau-Taunus-Kreis, Hessen) gibt beispielhaft und schematisch die Bodenvergesellschaftung vom Taunuskamm zum Hintertaunus am Südrand des Rheinischen Schiefergebirges als paläozoisches Grundgebirge wieder. Über dem Gestein des Paläozoikums (Quarzit der Taunuskamm-Einheit) auf dem Taunuskamm hat sich ein Braunerde-Podsol aus Oberlage (LO) über Hauptlage (LH) über Quarzitzersatz entwickelt (Profil 1). Die Oberlage besteht aus grobem Abraum eines alten Steinbruchs im Quarzit. Solche Steinbrüche finden sich im Taunus und anderen Mittelgebirgen häufiger, wobei das abgebaute Material meist zur Schotterung der lokalen Wege genutzt wurde. Grobes basenarmes Lockergestein, relativ hohe Luftfeuchte, vergleichsweise niedrige Jahresmitteltemperaturen und eine schwer zersetzbare Streu von Nadelbäumen führten hier zur Podsolierung mit einem gebleichtem Ae-Horizont und einer Anreicherung von Sesquioxiden in der Hauptlage. Wie häufig an Oberhängen fehlt die Basislage (LB) auch beim nächsten Profil, einer oligotrophen Braunerde aus Hauptlage über Quarzitzersatz. Hangabwärts folgt eine Lockerbraunerde aus Hauptlage über Tephra über Quarzitzersatz. Die Tephra wurde während des Ausbruchs des Laacher See Vulkans in der Eifel vor rund 12.900 Jahren insbesondere in Leelagen in größerer Mächtigkeit sedimentiert. Die pyroklastischen Fallablagerungen sind reich an Allophan, welches aus Verwitterungsprodukten von vulkanischem Glas und Bims resultiert. Wegen ihrer hohen Austauschkapazität für Ionen können Allophane zum Beispiel sehr gut Schadstoffe aus dem Sickerwasser aufnehmen. Ein Gramm Allophan hat eine Oberfläche von bis zu 800 Quadratmetern.

Mit Einsetzen der Basislage über Tonschieferzersatz der Singhofener Schichten hat sich eine für zahlreiche Mittelgebirge typische Braunerde aus Hauptlage über Basislage entwickelt (Profil 4). Aufgrund des Lössanteils in der Hauptlage und ihrer relativ lockeren Lagerung bildet sie den Hauptwurzelraum der Waldbäume. Das gleiche gilt für das nördlich gelegene Profil 7 über Hunsrückschiefer.

Felshumusboden
Auf Felsen im Bereich des Taunuskamms (hier oberhalb Taunusstein), aber auch auf Felsen in anderen Mittelgebirgen, bilden mitunter spärliche organische Auflagen das Ausgangssubstrat für Felshumusböden mit O/mC-Profil. ©Alexander Stahr

Dort, wo die Mittellage in geschützten Positionen erhalten ist (Profile 5 und 9), weisen Braunerdenprofile einen deutlich höheren Ton- und Schluffgehalt (Löss) unterhalb der Hauptlage auf. Der höhere Tongehalt in der Mittellage ist in Anbetracht der Untersuchungen von Müller (2011) an Böden im Spessart sehr wahrscheinlich auch im Taunus auf die Einarbeitung von Bt-Material in die Mittellage zurückzuführen, was auf bodenbildende Prozesse während einer wärmeren Klimaphase schließen lässt. Der deutliche Unterschied im Tonanteil wäre demnach auch bei den entsprechenden Böden im Taunus bereits in der Mittellage vorhanden gewesen, bevor die Hauptlage gebildet wurde und ist heute somit schichtungsbedingt. Kam es bei Böden zu einer vertikalen Verlagerung von Bodenteilchen der Korngröße Ton und deren Anreicherung im Unterboden ohne Schichtgrenze, so spricht man von einer Parabraunerde oder (Norm)Parabraunerde (von griechisch para = neben, abweichend). Die typische Parabraunerde (≈ WRB Luvisol) aus mächtigeren Lössablagerungen besitzt ein Ah/Al/Bt/C-Profil. Solche Böden finden sich beispielsweise im Bereich von Beckenlagen der Mittelgebirge, die sich in mächtigeren Lössablagerungen entwickelt haben. Im Fall der Braunerden im Taunus aus Hauptlage über Mittel- und Basislage kann man aufgrund der schichtungsbedingten Tongehaltszunahme (wenngleich auch bei diesen Böden eine gewisse Tonverlagerung innerhalb der Hauptlage stattfand) von Zweischicht- oder Phänoparabraunerden mit einem Ah/Al/IIBt(Btv)/IIIilCv-Profil sprechen. Die diese Bezeichnung wurde zwar wissenschaftlich diskutiert, doch ist sie bislang weder in der Bodenkundlichen Kartieranleitung (AG Boden 2005) noch in Kartenwerken und deren Erläuterungen zu finden. In letzteren werden diese Böden auch als Parabraunerden ausgewiesen. Die mit Ton angereicherten Unterböden von Parabraunerden (primär und sekundär) sind nicht selten auch mehr oder weniger stark pseudovergleyt. Dies wirkt sich insbesondere auf Verebnungen und Hochflächen aus. Typisches Merkmal dieser Böden ist der fahl gebleichte, Wasser leitende Sw-Horizont und die auffällige Marmorierung durch Eisen- und Manganausfällung des Sd-Horizontes.

Im Bereich der Bach- und Flussauen der Mittelgebirge findet sich der Bodentyp Vega oder Braunauenboden (≈ WRB Fluvisol) aus Auensediment (spanisch Vega = Aue). Zum Teil ist bei diesen Böden (Profil 6) noch Schichtung im Ausgangssubstrat der Bodenbildung durch die Auendynamik erkennbar. Braunauenböden sind vergleichsweise fruchtbare Böden, die häufig als Grünland, aber auch ackerbaulich genutzt werden.

Frühere Ackernutzung nach Entwaldung in heute vielerorts bewaldetem Gelände hatte kräftigen Oberflächenabfluss mit einhergehender Bodenerosion zur Folge. Es entstanden Gräben, auch Runsen genannt, die in einigen Mittelgebirgsregionen Tiefen von bis zu 15 m erreichen. Als Hauptentstehungszeit für diese Hohlformen in den Mittelgebirgen ist die Zeit zwischen dem 11. und 19. Jahrhundert anzusehen. Damals war die Entwaldung durch erhebliche land- und forstwirtschaftliche Nutzung (z. B. Köhlerei) in vielen Gebieten Mitteleuropas weit fortgeschritten. Die Erosion setzte dabei bevorzugt in landwirtschaftlich genutzten Hangdellen an, in denen sich das Wasser sammeln konnte sowie in vom Menschen geschaffenen Hohlwegen (z. B. Altstraßen). Daher sind die Gräben oder Runsen lokal begrenzt und abhängig vom Relief, in denen zum Teil mächtige Kolluvien sedimentiert wurden und zum Bodentyp des Kolluvisols führten (≈ WRB Anthrosol). Häufig tritt in den Kolluvien der Runsen Pseudovergleyung über stauendem Tonschieferzersatz auf (Profil 8).

Asymmetrisches Tal
Eine typische Bodengesellschaft in einem asymmetrischen Tal im Mittelgebirge in der Westwindzone Mitteleuropas (schematisch). ©Alexander Stahr

Täler, die im Taunus und anderen Mittelgebirgen ungefähr von Norden nach Süden bzw. von Nordost nach Südwest verlaufen, weisen eine auffällige Asymmetrie ihres Talquerschnittes auf, wie in der schematischen Darstellung einer typischen Bodengesellschaft in einem asymmetrischen Tal am Taunussüdrand zu sehen ist. Der jeweils nach Osten exponierte Hang ist stets weniger stark geneigt als der Gegenhang. Ursache hierfür sind die vorherrschenden Westwinde und die dadurch bedingte Leelage der nach Osten ausgerichteten Hänge. Auf ihnen konnten sich im Windschatten mächtigere Lössablagerungen bilden, wodurch die Fließgewässer nach Osten abgedrängt wurden. Daher finden sich auch nur auf den Westhängen größere Kiesablagerungen. Die nach Westen ausgerichteten Hänge wurden schließlich durch Unterschneidung allmählich steiler. Auch die stärkere Sonneneinstrahlung auf diese Hänge spielte eine gewisse Rolle für die Asymmetrie. Hier konnte die temperaturabhängige Verwitterung der Gesteine vermehrt wirken und den Hang zusätzlich abtragen und steiler werden lassen. Die Asymmetrie der Täler hat entscheidende Auswirkungen auf die Nutzung. Auf den flacheren ostexponierten Hängen entwickelten sich in den tiefgründigeren Lössablagerungen landwirtschaftlich attraktive Böden. Die steileren westexponierten Hänge weisen häufig eine nur flachgründige Bodendecke auf. Auf flacheren Hängen herrscht daher meist Landwirtschaft vor, während auf steileren Osthängen oft der Wald dominiert.

Beispiel: Bodengesellschaft über Basalt in der Westerwälder Basalthochfläche

Westerwald
Bodengesellschaft auf der zentralen Basalthochfläche des Westerwaldes (schematisch, überhöht). ©Alexander Stahr

Die flachwellige Basalthochfläche des Westerwaldes (Westerwaldkreis, Rheinland-Pfalz) ist die am höchsten gelegene Naturraumeinheit des Gebirges und wird nur von kleineren Erhebungen überragt. Darunter die Fuchskaute (657,3 m über NHN), dem höchsten Punkt des Westerwaldes. Die Basalte und Tuffe aus dem Paläogen (Tertiär) überlagern hier das devonische Grundgebirge. Die Niederschläge liegen deutlich über 1000 mm bei nur etwa 6°C Jahresdurchschnittstemperatur und gehören somit zu den unwirtlichen Landschaften des Rheinischen Schiefergebirges.

Das stark schematisierte Profil (nach Sabel & Fischer 1987) erfasst die höchsten Erhebungen der Westerwälder Basalthochfläche und deren wichtigsten Landschaftselemente. Am Salzburger Kopf (654,2 m), der dritthöchsten Erhebung im Westerwald, welcher die Hochfläche als flache Kuppe überragt, hat sich eine steinreiche Braunerde aus lösslehmhaltiger Hauptlage über Basislage entwickelt (Profil 1). Der darauf stockende, fragmentarische Zahnwurz-Buchenwald (Dentario-Fagetum) mit Fagus silvatica (Rotbuche), Deschampsia cespitosa (Rasen-Schmiele) und die Humusform Moder weisen mit der artenarmen Krautschicht auf ungünstigere Standortverhältnisse hin, die Waldvegetation ist jedoch zum Erhalt der Bodendecke von Bedeutung.

In der Quellmulde der Nister (Profil 2), auch Große Nister genannt (ein ca. 64 km langer, orographisch linker und südlicher Zufluss der Sieg in Rheinland-Pfalz), hat sich ein Naßgley (≈ WRB Gleysols) mit mächtigem Humushorizont in Auensedimenten (Auenlehm) entwickelt. Hier liegt ein Übergang zum Anoorgley mit einem Seggenried mit nährstoffarmen edaphischen Bedingungen vor. Im Bereich der Fuchskaute folgen oligotrophe Braunerden aus Hauptlage über Basislage mit mullartigem Moder als Humusform. Im nördlich anschließenden Unterhang der Fuchskaute führt Staunässe zur Ausbildung eines Braunerde-Pseudogleys. Frische bis nasse, jedoch lockere und nährstoffreiche edaphische Verhältnisse bei Waldaubach sind mit einem Braunerde-Hanggley über Tuff gegeben, wovon an diesem Standort Vorkommen von zahlreichen Nährstoff- und Basenzeiger wie dem Wolfs-Eisenhut (Aconitum lycoctonum), der Bach-Nelkenwurz (Geum rivale) oder dem Hohlen Lerchensporn (Corydalis cava) zeugen.

Literatur

Ad-Hoc-Arbeitsgruppe Boden (2005): Bodenkundliche Kartieranleitung, Hrsg.: Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe in Zusammenarbeit mit den Staatlichen Geologischen Diensten, 5. Aufl., 438 S.; 41 Abb., 103 Tab., 31 Listen; Hannover.
Dambeck, R., Müller, S. & Stepien, H. (2007): Podsol – Boden des Jahres 2007: Indikator für historische Waldnutzung in Mittelgebirgen?- Mitt. Dt. bodenkdl. Ges., 110: 441-442; 1 Abb:, 1 Tab.; Oldenburg.
Müller, S. (2011): Neue Erkenntnisse zu periglaziären Lagen und Pedogenese im hessischen Spessart.- Online-Publikation, Institut für Physische Geographie der Goethe Universität Frankfurt am Main.
Sabel, K.J. & Fischer,E. (1987): Boden- und vegetationsgeographische Untersuchungen im Westerwald.- Frankfurter Geowiss. Arb., Serie D, Bd. 7, 268 S., 19 Abb., 50 Tab.; Frankfurt a. M.
Semmel, A. (1993): Grundzüge der Bodengeographie.- 127 S., 41 Abb., 2 Taf.; Stuttgart (Teubner).
Stahr, A. (2011): 100.000 Taunusstein. Eiszeit, Landschaft, Boden, Geschichte.- 112 S.; Weilburg (Lahnbrück-Verlag).
Stahr, A. (2014): Die Böden des Taunuskamms. Entwicklung, Verbreitung, Nutzung, Gefährdung.- 64 S., 56 Abb.; München (Verlag Dr. Friedrich Pfeil).
Stahr, A., & Bender, B. (2007): Der Taunus. Eine Zeitreise. Entstehung und Entwicklung eines Mittelgebirges.- 253 Abb., 253 S.; Stuttgart (Schweizerbart).