Ameise beim Honigtau sammeln
Ameise beim Honigtau sammeln. ©Pixabay, gemeinfrei

Ameisen (Formicidae) gehören zu den Insekten. Sie bilden eine Familie innerhalb der Ordnung der Hautflügler (Hymenoptera, Apocrita). Ameisen gehören, wie Bienen oder Wespen, zu den staatenbildenden Hautflüglern. Häutige Flügel besitzen allerdings nur die schwärmenden Königinnen und die Männchen. Man geht von etwa 12.500 Arten aus, davon allein etwa 200 in Europa. Die ältesten fossilen Funde stammen aus der Kreidezeit. Die in Deutschland bekanntesten Ameisen wie Weg-, Wiesen- und Waldameisen gehören zur Unterfamilie der Schuppenameisen. Man erkennt sie am Stielchenglied, das zwischen Brust und Hinterleib eine flache aufrecht stehende Schuppe bildet.

1 Postpharynxdrüse, 2Gehirn, 3 Labialdrüse, 4 Metathorakaldrüse, 5 Herz, 6 Giftblase, 7 Giftdrüse, 8 Rectaldrüse, 10 Mandibeldrüse, 11 Infrabuccaltasche, 12 Maxilardrüse, 13 Nervensystem, 14 Kropf, 15 Proventriculus, 16 Magen, 17 Malphigi-Gefäße (Nierenschläuche), 18 Rectalblase, 19 Duforsche Drüse, 20 After
1 Postpharynxdrüse, 2Gehirn, 3 Labialdrüse, 4 Metathorakaldrüse, 5 Herz, 6 Giftblase, 7 Giftdrüse, 8 Rectaldrüse, 10 Mandibeldrüse, 11 Infrabuccaltasche, 12 Maxilardrüse, 13 Nervensystem, 14 Kropf, 15 Proventriculus, 16 Magen, 17 Malphigi-Gefäße (Nierenschläuche), 18 Rectalblase, 19 Duforsche Drüse, 20 After ©Alexander Stahr

Körperbau

Die für Ameisen typischen Körperfarben sind schwarz, rot, braun oder gelb. Die Körpergröße liegt bei unseren heimischen Arten in Europa bei maximal 2 cm. Ameisen haben, wie alle Insekten, einen dreigegliederten Körperbau: Bestehend aus Kopf (Caput), Brust (Thorax) und Hinterleib (Abdomen). Ihr Körperbau ist jedoch so typisch, dass man sie leicht von anderen Insekten unterscheiden kann. Am Kopf besitzen sie gliederte Fühler, Komplexaugen und zangenförmige Mundwerkzeuge (Mandibeln). In den Fühlern sitzenden dicht besetzt (auf 2 mm 2000-3000) Sinneszellen zur Geruchs-, Tast-, Geschmacks-, Temperatur- und Feuchtigkeitswahrnehmung. Entsprechend ihrer Lebensweise auf und im Boden besitzen Ameisen nur kleine Facettenaugen. Wie auch andere Hautflügler sind sie rotblind, können aber polarisiertes Licht und UV-Licht wahrnehmen.

An der Brust sitzen die 6 gegliederten Laufbeine. Die Beine bestehen aus 5 Gliedern, wobei das letzte Fußglied am Ende ein Paar Krallen trägt. Die Krallen ermöglichen es den Ameisen auf rauem Untergrund zu klettern. Nicht selten lässt sich diese Kunst an Hauswänden beobachten. Nach der Brust beginnt der unbehaarte Hinterleib. Die ersten maximal 2 Segmente des Hinterleibs sind zu Knoten (Stielchenglied) umgebildet. So wird der Brustteil gut sichtbarr durch ein oder zwei Knoten vom Hinterleib getrennt. Dieses typische Merkmal der Ameisen ermöglicht ihnen eine hohe Beweglichkeit des Hinterleibs. Im Hinterleib befinden sich der Kropf (Sozialmagen), Darm und Wehr-(Gift-)drüsen. Wenn der Kropf voll ist, werden die einzelnen Ringe des Hinterleibs auseinandergedrückt. Dadurch erscheinen satte Tiere größer.

Außer den Giftdrüsen besitzen Ameisen zahlreiche Drüsen zur Produktion von Duftstoffen und Sekreten mit fungizider oder bakterizider Wirkung. Das soziale Leben im Nest wird durch spezifische Duftstoffe gesteuert. Ameisen haben eine echte „Duftsprache“ entwickelt. Er gibt Alarm- und Abschreckduftstoffe, Sexualduftstoffe und Unterscheidungsduftstoffe der einzelnen Entwicklungsstadien der Larven. So besitzt jedes Ameisennest einen eigenen Geruch, den die Tiere tragen. Fremde Ameisen werden daher sofort erkannt. Duftstoffe dienen auch zur Orientierung. Ameisenstraßen werden in der Regel durch Spurstoffe markiert.

Das „Gehirn“ (Oberschlundganglion) ist entsprechend der vielfältigen Aufgaben bei Arbeiterinnen größer ausgebildet. Nur Geschlechtstiere besitzen Flügel.

Der Staat

Ein Ameisenstaat besitzt oft mehrere Millionen Tiere. In einem Volk finden sich

  • dauernd: Eine oder mehrere eierlegende Königinnen und sonst unbefruchtete Weibchen, die sogenannten Arbeiterinnen.
  • zeitweise: Männliche und weibliche (Jungköniginnen) Geschlechtstiere, Eier, Larven und Puppen.

Es gibt Arten, die eine geschlossene Gemeinschaft bilden, und andere, die Kolonien mit vielen Nestern besitzen.

Die Königinnen sind größer als die Arbeiterinnen und besitzen ausgebildete Eierstöcke. Ihre Brust ist tonnenförmig und bietet Platz für die Flügelmuskulatur. Arbeiterinnen sind grundsätzlich flügellos. Die Männchen und die Jungköniginnen verlassen während des Hochzeitsflugs das Nest. Nach dem Begatten sterben die Männchen, und die Jungköniginnen suchen einen geeigneten Standort, werfen die Flügel ab und beginnen mit der Eiablage. Sie bilden einen neuen Staat. Die Aufgabe der Königin ist dann ausschließlich die Produktion von Eiern, welche die Arbeiterinnen zur Brutpflege übernehmen. Die Oberkiefer der Königinnen sind reduziert. Sie können daher nicht selbst auf Nahrungssuche gehen und werden von den Arbeiterinnen gefüttert.

Arbeiterinnen können sich in der Größe unterscheiden. Unterschiede treten auch im Zusammenhang mit speziellen Tätigkeiten auf. Soldatinnen besitzen zum Beispiel große Köpfe mit starken Mandibeln zur Verteidigung. Das Sozialleben der Ameisen und die Arbeitsteilung bieten viele Vorteile und ermöglichen ihre weltweite Verbreitung.

Nest der Wiesenameise
Nest der Wiesenameise. ©Alexander Stahr

Nester

Ameisenbau
Ameisen bauen im Boden ihre weitverzweigten Behausungen. ©Alexander Stahr

In warmen Ländern kommen die Treiber- oder Wanderameisen ohne feste Nester aus. Die sesshaften Ameisen dagegen errichten Erdnester, Erdhügelnester, Erdnester unter Steinen, Hügelbauten aus verschiedenen Materialien oder Nester in zusammengefügten Blättern. Die Behausungen reichen von bescheidenen kleinen Unterkünften bis zu 5 m hohen Bauten mit zahlreichen Gängen. Am bekanntesten sind bei uns die Hügelnester der Waldameisen. Die Weg- und Wiesenameisen bauen gern Erdnester unter Steinen. Die Steine wirken dabei wie eine Wärmplatte. Kleine Erdkuppeln auch um Gräser oder Pflanzen legen die gelbe Wiesenameise oder die schwarzbraune Wegameise an.

Eine Besonderheit stellen die Kartonnester der schwarzen Holzameisen dar. Sie zerkleinern in Baumstümpfen oder hohlen Bäumen Holz- und Erdmaterialien und vermengen diese mit gesammeltem Honigtau zu einem Brei, auf dem ein spezieller Pilz wächst. Der Pilz ernährt sich von dem im Brei enthaltenen Zucker und verleiht den Nestwänden eine erhöhte Stabilität.

Ernährung

Ameisen nutzen die unterschiedlichsten Nahrungsquellen. Ihren Bedarf an Kohlenhydraten, Fetten und Eiweißstoffen decken sie als Körnersammler, Pilzzüchter, Jäger oder Viehzüchter. Ihr Speisezettel ist gemischt. Die meisten bei uns sesshaften Ameisen decken ihren Nahrungsbedarf vorrangig über die süßen Ausscheidungen der Läuse (Honigtau). Das Futter wird durch Hervorwürgen des Kropfinhalts an hungrige Nestgefährten verteilt. Zwischen den Ameisen und Läusen haben sich enge Symbiosen entwickelt. Die Abgabe des Honigtaus kann durch Betrillern noch verstärkt werden. Er liefert hauptsächlich Energie für die Arbeiterinnen, wird aber manchmal auch durch spezielle Speichertiere in deren Kropf über den Winter als Vorrat gehalten.

Fortpflanzung und Entwicklung

Während des Hochzeitsflugs geschieht die Begattung. Die männlichen Tiere sterben nach der Kopulation. Die Königin besitzt eine Samentasche, in die die aufgenommen Spermien während ihres ganzen Lebens aufbewahrt werden. Die Eier werden von Frühjahr bis Herbst gelegt. Aus den unbefruchteten Eiern entwickeln sich immer die Männchen. Aus den befruchteten Eiern schlüpfen Arbeiterinnen oder weibliche Geschlechtstiere, die neuen Königinnen.

Ameisen durchlaufen eine vollkommende Entwicklung: Ei – Larve – Puppe – voll entwickeltes Insekt. Die Eier sind weißlich bis transparent. Meist sind sie zu Eipaketen verklebt. Das erleichtert den Arbeiterinnen den Transport der Eier in Bereiche im Bau mit den jeweils günstigsten Temperatur- und Feuchtigkeitsverhältnissen. Die Larven sind weißlich und beinlos wie Maden. Die Puppen sind von einem transparenten Kokon umgeben und werden oft als Ameiseneier bezeichnet und mit den tatsächlichen Eiern verwechselt.

Orientierung

Ameisen müssen sich im dunklen Nest aber auch in dessen Umkreis orientieren. Mit Hilfe ihrer Lichtsinnesorgane orientieren sie sich an Landmarken und vorwiegend am Sonnenstand. Im Nest können einzelne Regionen mit Hilfe von Thermo- oder Chemorezeptoren unterschieden werden. Durch den Tastsinn und spezifische Duftmuster finden sich Ameisen in den Gängen im Nest zurecht. Zahlreiche Arten legen auch außerhalb des Nests Duftspuren als Ameisenstraßen an.

Ökologische Bedeutung

Ameisen vertilgen viele schädliche Insekten. Sie verwerten außerdem Tierkadaver. Viele Arten schützen und pflegen saugende Tiere wie Blatt-, Wurzel- und Rindenläuse, um den Honigtau zu ernten. Waldameisen haben einen großen Anteil an der Verbreitung von Samen, die ihnen die Pflanzen durch spezielle nahrhafte Organe (Elaiosome) schmackhaft machen. Im Nestbereich bearbeiten Ameisen den Boden und verbessern dadurch die Bodenstruktur. Im Nest bieten Ameisen anderen Tieren (Spinnen, Tausendfüßern, Urinsekten, Käfern, Schmetterlingen und Fliegen) eine Herberge. Einigen Tieren dienen Ameisen als Nahrung.

Das Ameisen Quiz

Mit dem kleinen Quiz können Sie Ihr Wissen nun überprüfen: Ameisen-Quiz

Links

Systematik und Einordung unserer wichtigsten heimischen Ameisenarten(pdf)

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