Bodengefüge
Neben den Poren und anderen Faktoren bestimmt das so genannte Bodengefüge die Eigenschaften eines Bodens. Der Begriff „Gefüge“ beschreibt die Art und Weise, in der die Teilchen, aus denen sich ein Boden zusammensetzt, zueinander gelagert sind.
In der Regel versteht man unter „Gefüge“ das Gefüge, welches mit bloßem Auge erkennbar ist. Man nennt es auch Makrogefüge. Das noch feinere Bodengefüge, das so genannte Mikrogefüge, ist nur noch unter dem Mikroskop erkennbar.
Die Entstehung des Bodengefüges beruht auf den verschiedenen Vorgängen der Bodenentwicklung. Aus diesem Grund hat jeder Bodentyp beziehungsweise jeder Bodenhorizont auch ein ganz bestimmtes Gefüge.
Man unterscheidet zwei Grundformen des Makrogefüges, die weiter unterteilt werden:
A) Das Grundgefüge
Hierzu zählen:
Das Einzelkorngefüge
Beim Einzelkorngefüge liegen sämtliche Bodenteilchen einzeln nebeneinander vor, ohne irgendwie verkittet zu sein. Dieses Gefüge ist charakteristisch für viele lockere Sandböden, kiesreiche Böden und Böden aus glazialen sowie fluvioglazialen und Sedimenten mit hohem Anteil an Grobboden. Foto Einzelkorngefüge: Rendzina aus postglazialem Schwemmfächer (Berchtesgadener Land).
Das Kittgefüge
Von diesem Gefüge spricht man, wenn einzelne Bodenkörner durch bestimmte Substanzen verkittet werden. So können sich zum Beispiel Eisenverbindungen, die mit dem Sickerwasser verlagert wurden, im Unterboden anreichern und die Bodenteilchen verkitten.
Das Kohärentgefüge
Beim Kohärentgefüge (von lateinisch „cohaerere“ = zusammenhängen) sind alle Bodenteilchen durch Ton miteinander verklebt. Der entsprechende Boden oder Bodenhorizont bildet sozusagen eine ungegliederte Masse. Die daraus resultierende Porenarmut macht einen solchen Boden als Standort für Kulturpflanzen ungeeignet. Ein Kohärentgefüge findet sich zum Beispiel bei Böden, die bei feuchter Witterung mit landwirtschaftlichen Maschinen befahren wurden. Das zuvor lockere Gefüge wird durch die Reifen regelrecht zerknetet. Man spricht von der Homogenisierung des Bodengefüges.
B) Das Aggregatgefüge
Beim Aggregatgefüge (von lateinisch „aggregare“ = beigesellen) haben sich die Bodenteilchen zu größeren Teilchen, den Aggregaten, zusammengefügt. Die Ursachen dafür sind Schrumpfungsvorgänge im Boden, die zur Absonderung von Bodenteilchen führen oder biologische Vorgänge, die eine Zusammenballung von Bodenteilchen bewirken. Beim Aggregatgefüge wird nochmals zwischen einem Makrogrobgefüge und einem Makrofeingefüge unterschieden.
Das Makrogrobgefüge
Hierzu zählen:
Das Rissgefüge
Es entsteht durch Trocknungs- und Schrumpfungsvorgänge in tonig-lehmigen Böden mit vorherigem Kohärentgefüge. Die Risse im Bodenstellen wichtige Wasserleitbahnen dar und sind wichtige Zonen für die Pflanzenwurzeln.
Das Säulengefüge
Dabei handelt es sich um ein Rissgefüge, das sich zu säulenartigen Formen hin verändert hat, die in sich verdichtet sind. Das Säulengefüge findet sich in Marschböden oder etwa bei tonreichen Pseudogleyen.
Das Schichtgefüge
Dieses Gefüge ist bereits im Ausgangsmaterial der Bodenbildung vorhanden. So kann zum Beispiel ein Sediment, in dem sich ein Boden bildete, breits geschichtet sein. Daher sagt man auch, dieses Gefüge ist „geogen“ (von griechisch „gé“ = Erde und „genés“ = stammend).
Das Makrofeingefüge
Hierzu zählen:
Das Krümelgefüge
Dieses Gefüge besteht aus mehr oder weniger gerundeten Aggregaten, die durch biologische Vorgänge entstanden sind. Daher finden sich die stark porösen Krümel zumeist im humosen Oberboden, dem A-Horizont. Die Krümel werden durch feine mineralische Bodenteilchen, Humus, Algen, Bakterien und Pilzfäden zusammengehalten.
An der großen (inneren) Oberfläche der Krümel spielen sich zahlreiche chemische Prozesse ab, etwa der Austausch von Nährstoff-Ionen. Den Pflanzen erleichtert das Krümelgefüge auch die Aufnahme von Wasser und Wurzeln werden in ihm besser mit Sauerstoff versorgt.
Das Subpolyedergefüge
Dieses Gefüge besteht aus porösen Aggregaten mit stumpfen, leicht abgerundeten Kanten. Es kommt häufig im B-Horizont von Braunerden vor. Die Aggregate sind überwiegend porös und stabil. Daher bilden sie ein bodenökologisch günstiges Hohlraumsystem.
Das Polyedergefüge
Das Polyedergefüge besteht aus mehr oder weniger porösen Aggregaten, die durch unregelmäßige Flächen begrenzt sind. Die kanten sind zumeist scharf ausgeprägt. Ein Gefüge mit sehr großen Polyedern (Durchmesser > 50 mm) wird Blockgefüge genannt.
Das Prismengefüge
Das Prismengefüge folgt oft unterhalb der Polyederzone von Pelosolen, im Stauhorizont von tonreichen Pseudogleyen oder im Wasser stauenden, Ton angereichernden Horizont von Parabraunerden (Sd-Bt-Horizont) und im Schwankungsbereich des Grundwassers.
Das Plattengefüge
Es besteht aus plattigen Aggregaten mit überwiegend rauen und horizontal liegenden Grenzflächen. Dieses Gefüge findet sich überwiegend in tonig-lehmigen Böden infolge einer Verdichtung. So zum Beispiel unter Fahrspuren von landwirtschaftlichen Fahrzeugen oder sonstigen verdichteten Wegen. Das Plattengefüge ist nicht zu verwechseln mit dem natürlichen Schichtgefüge. Das Schichtgefüge ist eine Form des Aggregatgefüges mit natürlicher oder geogener (geologischer) Entstehung. Die Abfolge von unterschiedlichen Substraten kann klar erkennbare Schichtgrenzen erzeugen, die zu einem so genannten Absonderungsgefüge mit vorwiegend horizontaler Orientierung führt. Das Schichtgefüge ist also grundsätzlich vom Plattengefüge zu unterscheiden.
Die Gefügefragmente
Sie entstehen durch mechanische Zerlegung des Bodens – etwa durch Pflügen. Es sind künstliche, unregelmäßige Fragmente mit rauen Bruchflächen. Bei Fragmentgrößen von bis zu 50 Millimetern Durchmesser spricht man vom Bröckelgefüge. Es ist typisch für gepflügte Horizonte (Ap-Horizonte) und oft mit dem Krümelgefüge vergesellschaftet. Bei größeren Fragmenten spricht man vom Klumpengefüge. Dieses Gefüge entsteht, wenn feinkörnige Böden bei zu feuchtem Wetter gepflügt werden.