Böden
Boden hat so viele Gesichter, da muss einfach Ordnung rein! ©Alexander Stahr

Wissenschaftler neigen im Allgemeinen dazu, alle Dinge, mit denen sie sich beschäftigen, zu ordnen oder zu klassifizieren, das heißt in bestimmte Systeme einzuordnen. Das ist zum einen gut so und zum anderen auch in der Bodenkunde nicht anders. Deshalb gibt es die Bodensystematischen Einheiten, in denen die in der Bundesrepublik verbreiteten Böden zusammengestellt sind (AG Boden 2005). Lebewesen werden von Biologen von der Domäne übers Reich bis hinunter zur Gattung, Art und Varietät in ein klares System eingeordnet. Ähnlich ist es beim Boden. Hier gibt es in der deutschen Systematik Abteilungen, Klassen, Typen, Subtypen und Varietäten. Je nachdem wie stark das Wasser die Bodenentwicklung bestimmt (Wasserregime), unterscheidet man vier Boden-Abteilungen:

– Terrestrische Böden (Böden außerhalb des Grundwassereinflusses)
– Semiterrestrische Böden (Böden, die vom Grundwasser beeinflusst sind)
– Semisubhydrische und Subhydrische Böden (Böden im Einfluss der Gezeiten und Unterwasserböden)
– Moore.

Böden, die sich im gleichen Entwicklungszustand befinden und die gleiche oder eine ähnliche Horizontabfolge aufweisen, werden innerhalb der Abteilungen zu Bodenklassen zusammengefasst. Innerhalb der Bodenklassen werden wiederum Bodentypen aufgrund bestimmter Horizontabfolgen, Horizontmerkmale oder Ausgangsgesteine unterschieden, bei denen also eine ganz bestimmte Konstellation der Standortfaktoren vorliegt. Abweichungen in den Horizontmerkmalen führen zu Subtypen und Varietäten.

Hier finden Sie die Systematische Gliederung der Böden Österreichs“ (Österreichische Bodensystematik 2000 in der revidierten Fassung von 2011) sowie die Klassifikation der Böden der Schweiz (zweite korrigierte Auflage 2002)

International für die Bodenklassifikation gebräuchlich sind oder waren die USDA Soil Taxonomy (USDA = U.S. Department of Agriculture) und die FAO-Bodenklassifikation, aus der die aktuelle World Reference Base for Soil Resources (WRB) hervorging, die nun weltweit als Bodenklassifikation von der Internationalen Bodenkundlichen Union (International Union of Soil Sciences IUSS) anerkannt ist. Deren neueste Ausgabe ist zum 20. Weltkongress der Bodenkunde (20th World Congress of Soil Science) vom 08.-13. Juni 2014 in Jeju (Korea) erschienen (World reference base for soil resources 2014, International soil classification system for naming soils and creating legends for soil maps). Download der neuen Version 2014 bei der FAO (englisch). Deutsche Übersetzung des kompletten Werkes (erstes Updates 2007 der 2. Auflage 2006). Die WRB-Liste der Referenzbodengruppen umfasst, wie bereits in der 2. Auflage (2006), 32 Böden, die in der Reihenfolge des WRB-Schlüssels zur Bodenansprache gelistet sind:

Organische Böden

Histosols
Böden aus vorwiegend organischen Horizonten

Anthropogene Böden

Anthrosols
Böden mit starkem menschlichem Einfluss und langer, intensiver landwirtschaftlicher Nutzung
Technosols
Böden mit vielen menschlichen Artefakten (Ziegel, Keramikbruchstücke, Asche etc.)

Böden mit eingeschränktem Wurzelraum

Cryosols
Böden mit eingeschränktem Wurzelraum durch Permafrost (Eis)
Leptosols
Böden mit eingeschränktem Wurzelraum durch extremen Skelettreichtum

Vom Wasser beeinflusste Böden

Vertisols
Alternierende Nässe und Trockenheit, reich an quellfähigen Tonmineralien
Solonetz
Alkaliböden
Solonchaks
Salzböden (Anreicherung durch Evaporation)
Gleysols
Vom Grundwasser beeinflusste Böden

Durch die Fe- und/oder Al-Chemie geprägte Böden

Andosols
Böden mit vulkanischen Tonen (Allophane) oder Al-Humus-Komplexen
Podzols
Stark saure Böden mit Bleichhorizont und Anreicherungen von Eisen-Aluminium-organischen-Verbindungen
Plinthosols
Böden mit Akkumulation von Fe unter hydromorphen Bedingungen
Nitisols
Böden mit wenig reaktionsfähigen Tonmineralien, gut entwickeltes Bodengefüge, glänzende Aggregatflächen
Ferralsols
Vorherrschen von Kaolinit und Sesquioxiden = Sammelbezeichnung für Oxide und Hydroxide des Aluminiums (Al), Eisens (Fe) und Mangans (Mn).

Stauwasserböden

Planosols
Böden mit gebleichtem Horizont und abruptem Bodenartenwechsel, oft in flachen Senken vorkommend
Stagnosols
Böden mit gebleichtem Horizont und mäßigem Wechsel in der Bodenart

Böden mit Akkumulation organischer Substanz

Chernozems
Böden mit humusreichem, schwarzen Oberboden und hoher Basensättigung
Kastanozems
Übergang zum trockeneren Klima
Phaeozems
Übergang zu stärker humiden Klimaten

Anreicherung von weniger leicht löslichen Salzen oder Nicht-Salzen

Gypsisols
Böden mit sekundärer Anreicherung von Gips
Durisols
Böden mit Anreicherung von sekundären Siliciumdioxid-Ausfällungen
Calcisols
Böden mit Anreicherung von sekundärem Calciumcarbonat

Böden mit Anreicherung von Ton im Unterboden

Retisols
Böden mit einer netzartigen Verzahnung von Tonauswaschungs- und Tonanreicherungshorizont
Alisols
Böden mit Anreicherung von reaktionsfähigen Tonmineralien mit hoher Kationenaustauschkapazität (KAK) und niedriger Basensättigung
Acrisols
Böden mit Anreicherung von wenig reaktionsfähigen Tonmineralien mit geringer KAK
Luvisols
Böden mit Anreicherung von reaktionsfähigen Tonmineralien mit hoher KAK und hoher Basensättigung
Lixisols
Böden mit Anreicherung wenig reaktionsfähiger Tonmineralien mit geringer KAK und hoher Basensättigung

Junge Böden oder Böden mit geringer oder keiner Profildifferenzierung

Umbrisols
Böden mit saurem dunklem Oberboden
Arenosols
Böden mit sandiger Bodenart
Cambisols
Mäßig entwickelte Böden mit einem verbraunten oder verlehmten oder anderweitig veränderten Horizont
Fluvisols
Auen- und Küstenböden, noch geschichtete Böden aus jungen Fluss-, See- oder Meeressedimenten
Regosols
Böden ohne deutlich erkennbare Profildifferenzierung

In der deutschen bodenkundlichen Literatur (Lehrwerke, Fachzeitschriften) finden sich hin und wieder neben den deutschen Bodentypenbezeichnungen nach AG Bodenkunde (2005) auch die WRB-Bezeichnungen für Bodentypen. Schwierig ist der unter Umständen hohe Aufwand für eine genaue Einordnung bzw. Korrelation von Bodentypen beider Klassifikationssysteme, da einige Bodentypen gemäß WRB nur mit Laborwerten wie etwa der potentiellen Kationenaustauschkapazität (KAK) exakt bestimmt werden können.

Literatur:
Ad-hoc-Arbeitsgruppe Boden (2005): Bodenkundliche Kartieranleitung, Hrsg.: Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe in Zusammenarbeit mit den Staatlichen Geologischen Diensten, 5. Aufl., 438 S.; 41 Abb., 103 Tab., 31 Listen; Hannover.

FOOD AND AGRICULTURE ORGANIZATION OF THE UNITED NATIONS (2014): World reference base for soil resources 2014, International soil classification system for naming soils and creating legends for soil maps; Rome.