Klasse: Podsole (≈ WRB Podzols)

Böden mit Ahe/Ae/B(s)h/B(h)s/C-Profil

Eisenpodsol
Kolluvial überdeckter Eisenpodsol. ©Alexander Stahr

In calcium- und magnesiumarmen, sandig-grusigen Ausgangsmaterialien der Bodenbildung findet sich bei relativ hoher Luftfeuchte, niedrigen Jahresmitteltemperaturen und schwer zersetzbarer Streu von Koniferen oder Heidekrautgewächsen (beispielsweise Heidelbeere Vaccinium myrtillus) der Bodentyp des Podsols. Der Name „Podsol“ ist der russischen Sprache entlehnt und bedeutet so viel wie „Ascheboden“. Diese Bezeichnung ist sehr treffend, da typische Podsole an ihrem gebleichten, weißlich-grau gefärbten Oberboden zu erkennen sind. Im sauren Boden aus genannten Ausgangssubstraten sorgen vor allem Pilze und Bakterien für den Abbau organischer Substanzen. Größere Bodenwühler wie Regenwürmer sind eher selten.

Podsol
Podsol. ©Karl-Josef Sabel

Beim Zersetzen der organischen Substanz entstehen leicht mit dem Sickerwasser abtransportierbare organische Säuren, wozu etwa die Zitronensäure zählt. Diese Säuren „greifen“ sich andere organische Stoffe sowie Eisen- und Manganoxid-Ionen, die mit den Säuren im Boden vertikal verlagert werden.

Da die Oxide dem Boden die braune Farbe verleihen, bedeutet ihre Entführung in tiefere Bodenschichten ein Ausbleichen des Oberbodens. Diesen Horizont bezeichnet man daher als Eluvial- oder Ae-Horizont (e vom lateinischen Verb eluere = ausspülen). Darüber folgt noch ein Ahe- oder Aeh-Übergangshorizont des Oberbodens.

Im Unterboden hat das Kidnapping ein Ende. Dort lagern sich erst die organischen Substanzen, darunter die Oxide ab. Dadurch entsteht unter dem gebleichten Horizont ein dunkler Bh-Horizont (h von Humus), gefolgt von einem rötlichbraunem Bs-Horizont [s von Sesquioxide, eine Sammelbezeichnung für Oxide und Hydroxide des Aluminiums (Al), Eisens (Fe) und Mangans (Mn)]. In diesem Fall handelt es sich um einen Normpodsol oder Eisenhumuspodsol.

Podsol
Podsol. ©Karl-Josef Sabel

Der Bh-Horizont ist aus verschiedenen Gründen häufig nicht oder nicht deutlich sichtbar, sodass unter dem Bleichhorizont unmittelbar der rötlichbraune Horizont folgen kann (Ahe/Ae/Bs/C-Profil). Man spricht dann vom Eisenpodsol. Ist eine Sesquioxidanreicherung im Unterboden nicht erkennbar, liegt ein Humuspodsol mit Ahe/Ae/Bh/C-Profil vor. Den gesamten Vorgang der Podsolentwicklung bezeichnet man als Podsolierung. Die Humusform ist in der Regel Rohhumus oder rohhumusartiger Moder. Wie bei allen Bodentypen gibt es auch beim Podsol bzw. podsolierten Böden zahlreiche Übergangsformen (Subtypen) wie Braunerde-Podsol, Pseudogley-Podsol oder beispielsweise den Kolluvisol-Podsol.

Podsol
Podsol (Halterner Sande, Nordrhein-Westfalen). ©Karl-Josef Sabel

Foto kolluvial überdeckter Eisenpodsol: Königstalalm, Berchtesgadener Land. Unter der etwa 25 Zentimeter mächtigen, kolluvialen Überdeckung folgt ein etwa 30 Zentimeter mächtiger, stark skeletthaltiger Eluvialhorizont (Ae-Horizont) von hellgrauer bis hellbräunlichgrauer Färbung. Der Ahe-Horizont ist völlig abgetragen. Mit scharfer Begrenzung und einem Substratwechsel (geologische Schichtgrenze) schließt sich der gelblichbraune, fast rostfarbene Bs-Horizont an. Eine Anreicherung von organischer Substanz im Unterboden wie bei typischen Podsolen (Bh-Horizont) ist nicht erkennbar. Das Profil mit einer Ah/M/IIfAe/IIIBs-IVlCv-Horizontabfolge wurde in einer Höhe von 1.682 Metern unter Heidelbeere (Vaccinium myrtillus) aufgenommen. Die kolluviale Überdeckung ist Folge der Erosion durch Schneedeckenbewegungen (Blaikenbildung durch Blattanbrüche).

Lockerbraunerde-Podsol
Lockerbraunerde-Podsol. ©Alexander Stahr

Podsolen sowie mehr oder weniger stark podsolierten terrestrischen Subtypen wie dem Braunerde-Podsol, dem Pseudogley-Podsol oder dem  Gley-Podsol wird oft Schlechtes nachgesagt. Sie sind sauer, sandig, oft steinig, nährstoffarm und haben ein vermindertes Wasserrückhaltevermögen. Diese Böden haben demnach physikalische und chemische Eigenschaften, die einem optimalen Pflanzenstandort scheinbar entgegenstehen. Doch bei sorgsamer Auswahl der Baumarten können auch auf Podsolen und podsolierten Böden durchaus stabile und vitale Wälder stocken. Zudem wird bei vielen Podsol-Standorten ein großer Bereich des Wurzelraums nicht von den Verlagerungsprozessen erreicht (Fe brauchen Waldbäume ohnehin lediglich in Spuren). Aufgrund der sauren, nährstoffarmen Standortbedingungen bieten Podsole und podsolierte Böden auch speziellen Tier- und Pflanzengesellschaften einen konkurrenzarmen Lebensraum.

Foto links: Lockerbraunerde-Podsol auf dem Taunuskamm zwischen Taunusstein und Wiesbaden mit einem L/Of/Ahe/Ae/IIBvs/IIBfv/IIIilCv-Profil. Der Boden befindet sich in unmittelbarer Nähe zu einem historischen Steinbruch. Unter einer sehr steinreichen, sandigen und feinmaterialarmen, sauergebleichten Lage, die vermutlich mit dem ehemaligen Betrieb des Steinbruchs zusammenhängt (Abraum), folgt die im oberen Bereich mit Sesquioxiden angereicherte, stark tephrahaltige Hauptlage, die noch Restmerkmale eines Bfv-Horizontes aufweist. Darunter folgt die Basislage aus Quarzit. Die Humusform ist ein Graswurzelfilz-Moder unter einer Vegetation aus Gemeiner Fichte (Picea abies), Rotbuche (Fagus sylvatica), Waldsauerklee (Oxalis acetosella) und Drahtschmiele (Deschampsia flexuosa). Bodenform: Graswurzelfilz-Moder Braunerde-Podsol aus (offensichtlich) anthropogen verlagertem Material (anthropogene oder holozäne Lage) über lösslehm- und tephrahaltiger, grusführender Hauptlage und Basislage aus Quarzit.