Kaktee
Viele Kakteen benötigen ein individuelles Substrat. ©Alexander Stahr

Kakteen brauchen ein gut wasserdurchlässiges Substrat. Staunässe oder länger anhaltende Haftnässe führt bei allen Kakteengattungen in Kultur zu Fäulnis und zum Verlust der Pflanzen. Daher sind sehr lehmige bis tonige sowie äußert humose Substrate (z. B. gewöhnliche Blumenerde) für alle Kakteen in der Kultur ungeeignet, da diese das Gießwasser aufgrund des hohen Feinerde- oder Humusanteils mehrere Tage gegen die Schwerkraft halten können. Man kann zwar an den natürlichen Wuchsorten von Kakteen die eine oder andere Art in lehmigem Boden antreffen, doch dort herrschen völlig andere Standortbedingungen (z. B. lokale Klima- und Geländeverhältnisse) als im Kulturtopf oder Gewächshaus.

Handelsübliche Kakteenerde

Substrat aus dem Handel
Kakteensubstrat aus dem Handel ist nicht für alle Kakteengattungen optimal. ©Alexander Stahr

Im Handel (Baumärkte, Gartencenter etc.) gibt es von zahlreichen namhaften Herstellern fertig gemischte „Kakteenerde“. Sogar unter dem Slogan „Für alle Kakteen und Sukkulenten“. Diese Substrate bestehen im Wesentlichen aus organischem Material (oft Kompost oder Torf), dem Sand und feiner Kies in unterschiedlichen Mengenanteilen beigemischt wurde. Für einige relativ „anspruchslose“ Kakteengattungen (z. B. Vertreter der Gattungen Echinopsis oder Opuntia) sind solche Substrate durchaus geeignet. Doch bei weitem nicht für alle Kakteengattungen. Die fertigen Mischungen haben neben einem vergleichsweise hohen Humusanteil, der u. a. Wasser lange Zeit im Kulturtopf hält, einen niedrigen pH-Wert. Viele Kakteengattungen gedeihen in Kultur jedoch optimal in rein mineralischen Substraten, was deren natürlichen Standortverhältnissen am nächsten kommt. Das können Substrate mit Kalkanteil (pH> 7) oder ohne Kalkanteil (pH<7) sein. In der Literatur und den Medien wird für das Substrat von Kakteen in Kultur oft ein durchweg niedriger pH-Wert empfohlen. Doch das trifft nur für einen Teil der Kakteengattungen zu. Zum optimalen Gedeihen von verschiedenen Kakteengattungen in Kultur ist daher ein individuelles Substratgemisch von Vorteil. Auch, wenn man größere Mengen an Kakteensubstrat benötigt. Etwa bei der Errichtung einer Freilandanlage für winterharte Kakteen im Garten oder eines Freibeetes unter Glas. Selbst beim Umtopfen von „anspruchsloseren“ Kakteen liegt der Vorteil auf der Hand, wenn eine größere Anzahl an Pflanzen ein neues Gefäß benötigt. Denn handelsübliche Kakteenerde ist meist in fünf Liter Verpackungen erhältlich, die zwischen vier und sechs Euro kosten. Das kann, je nach Verbrauch, recht teuer werden. Das trifft auch für die Spezialerden von Kakteengärtnereien zu.

Kalkhaltiges, humusfreies Substrat

Astrophyten
Für mexikanische Gattungen wie z. B. Astrophytum oder Ariocarpus ist ein gewisser Anteil an kalkhaltigem Substrat von Vorteil. ©Alexander Stahr

Dieses Substrat ist geeignet für alle nicht frostfesten und nicht winterharten Kakteen in Kultur hinter Glas bzw. im Gewächshaus oder Wintergarten, die am Heimatstandort in kalkhaltigen Böden aus der Verwitterung von Carbonatgesteinen wachsen. Die natürlichen Standorte dieser Pflanzen erstrecken sich u. a. von den südlichen USA bis in den Nordosten Mexikos (Hidalgo, Querétaro, Guanajuato, San Luis Potosi´, Taumaulipas, Nuevo León und Coahuila). Dazu zählen etwa Vertreter der Gattungen Ariocarpus, Astrophytum, Ancistrocactus, Aztekium (auch auf Gips = Calciumsulfat), Epithelantha, Ferocactus, Glandulicactus, Lophophora, Leuchtenbergia, Neolloydia, Strombocactus, Thelocactus, Turbinicarpus, Cumarinia, Echinocactus, Echinocereus, Mammillaria, Ortegocactus, Thelocactus.

Bims
Bims kann ein Anteil für das Substrat von Kakteen in Kultur sein, die in der Natur auf kalkhaltigen Böden wachsen. ©Alexander Stahr

Weit verbreitet in den genannten Gebieten sind leicht alkalische, stickstoffarme Halbwüstenböden mit pH-Werten zwischen 8.0 und 8.5. Diese vielfach steinreichen Böden besitzen im heiß-trockenen Klima vergleichsweise geringe Anteile an organischer Substanz im geringmächtigen Oberboden (A-Horizont). Sie liegen meist deutlich unter 1%. Die organische Substanz stammt weitgehend von der begleitenden Gras- und Strauchvegetation (z. B. Fouquieria splendens, Castela texana, Bumelia celastrina, Bouteloua trifida oder Monanthochloe littoralis). Auf den steinigen Hängen der Hügel und Berge, auf Erosionsstandorten wie Schutthalden oder Flussablagerungen finden sich in der Regel nur geringmächtig entwickelte Rohböden (Syroseme = lithic Leptosols nach WRB) mit schwach ausgeprägtem, sehr humusarmen Oberboden (Ai-Horizont, i von initial).

In der Kultur können die natürlichen Bodeneigenschaften durch die Beigabe von kalkhaltigem Rohlöss (Korngröße Schluff 0,002-0,063 mm) befriedigend nachgeahmt werden. Neben Löss sollte das Kultursubstrat Bims und/oder andere rein mineralische, kalkfreie Komponenten in unterschiedlichen Korngrößen (>0,063 mm) enthalten. Bims sowie andere mineralische Bestandteile und Löss werden im Verhältnis 10:1 gemischt. Deutlich höhere Anteile an Löss bewirken aufgrund des Feinkornanteils eine längere Verweildauer des Gießwassers im Kulturtopf, was zu Fäulnis führen kann. Zudem führt ein zu hoher Lössanteil zur Verschlämmung des Substrates, wird der Topf von oben gegossen und nicht angestaut. Löss enthält Tonminerale (u. a. Montmorillonit und Illit), die für den Austausch von Nährstoffen von Bedeutung sind. Trotz seines im Vergleich zu Lehm geringen Tonmineralanteils hat Löss eine relativ hohe Austauschkapazität für Nährstoffe. Die pH-Werte (pH in H2O) der mitteleuropäischen Lösse liegen aufgrund des Kalkgehaltes im Durchschnitt bei 8,1, was den Verhältnissen an den natürlichen Kakteenstandorten bzw. deren Böden recht ähnelt. Der pH-Wert erklärt zusätzlich die relativ hohe Austauschkapazität von Löss, da diese mit zunehmendem pH-Wert ansteigt.

Humusfreies Substrat mit niedrigem pH-Wert

Copiapoa
Kakteen wie Copiapoa (hier Copiapoa gigantea, syn. u. a. Copiapoa cinerea var. gigantea) bevorzugen ein kalkfreies, humusarmes Substrat mit niedrigem pH-Wert. ©Alexander Stahr

Dieses Substrat ist geeignet für alle nicht frostfesten und nicht winterharten Kakteen in Kultur hinter Glas bzw. im Gewächshaus oder Wintergarten. Kakteen für dieses Substrat sind Pflanzen, die in Böden aus Verwitterungsprodukten „saurer“ Gesteine wachsen. Das können vulkanische Gesteine, metamorphe Gesteine oder Sedimentgesteine sein. Beispielsweise Kakteen der Gattungen Copiapoa, Browningia oder Eulychnia. Das Substrat sollte einen geringen Lehmanteil (Tonminerale zum Nährstoffaustausch) enthalten und durch die Zugabe von Quarzsand und anderen mineralischen Komponenten gut wasserdurchlässig sein. Letztere können Perlit, Ziegelsplit, Bims oder verschiedene andere rein mineralische, kalkfreie Stoffe sein. Das Substrat sollte trotz Lehmzugabe jedoch nicht verklumpen oder dar im trockenen Zustand aushärten. Optimal ist die Mischung, wenn das fertige Gemisch kurz seine Form behält, nachdem man es in der Hand zusammenpresst hat, anschließend aber locker auseinanderfällt. Auch hier sollte das Mischungsverhältnis gröbere mineralische Bestandteile zu Lehm etwa 10:1 betragen.

Humushaltiges Substrat mit niedrigem pH-Wert

Rebutien
Humushaltiges Substrat mit niedrigem pH-Wert ist für Kakteen wie Rebutien und winterharte Gattungen in Kultur geeignet. ©Alexander Stahr

Ein derartiges Substrat ist für Kakteengattungen geeignet, die in Kultur unter Glas mit etwas höheren Humusanteilen gut gedeihen. Dazu zählen u. a. die Gattungen Cereus, Chamaecereus, Cleistocactus, Denmoza, Echinopsis, Gymnocalycium, Lobivia, Marginatocereus, Melocactus, Myrtillocactus, Neobuxbaumia, Neolloydia, Opuntia, Parodia, Rebutia, Stetsonia, Sulcorebutia, Trichocereus, Weingartia und Wilcoxia. Die Substratmischung sollte zu etwa 80% aus rein mineralischen Komponenten und zu ca. 20% aus organischem Material bestehen. Der mineralische Anteil kann sich aus einer Mischung von kalkfreiem Sand, Feinkies, Perlit, Ziegelsplit, Seramis, Bims und beispielweise zerstoßenem Blähton (Substrat für Hydrokultur) zusammensetzten. Der organische Anteil kann aus gesiebtem Kompost (kostengünstig) und/oder herkömmlicher Blumen- oder Gartenerde bestehen. Torf als Zusatz ermöglicht auch einen niedrigen pH-Wert, sollte aber zum Schutz der Moore nicht verwendet werden.

Ein solches Substrat eignet sich auch für winterharte Kakteen im Freiland. So etwa für Echinocereus triglochidiatus, Echinocereus caespitosus, Echinocereus viridiflorus, Echinocereus coccineus, Escobaria vivipara, Escobaria missouriensis, Opuntia imbricata oder Opuntia polyacantha.

Beispiele für kostengünstige oder kostenfreie Quellen für Substratbestandteile

Zertrümmern kaputter oder nicht mehr gebrauchter Tontöpfe (= Ziegelsplitt)
Zertrümmern von gebrauchtem und gereinigtem Blähton
Sand, Kies, Bims und Löss aus Abbaugebieten (höflich nachfragen und Vorschriften beachten!)
Sand, Kies und andere mineralische Komponenten aus der natürlichen Umgebung aufsammeln
Eigener Kompost, gesiebt
Kompost aus einer Kompostierungsanlage
Kostengünstige Blumenerde

„Königin der Nacht“
Blattkakteen wie die „Königin der Nacht“ (Selenicereus grandiflorus) benötigen ein sehr wasserdurchlässiges Substrat. ©Alexander Stahr

Substrat für Blattkakteen

Blattkakteen leben meist epiphytisch (teils auch lithophytisch auf Gestein und terrestrisch auf dem Boden). Als Epiphyten (von altgriechisch epi = auf und phyton = Pflanze) werden Pflanzen bezeichnet, die z. B. auf Bäumen und deren Astgabeln wachsen. In ihnen sammeln sich im Laufe der Zeit spärlich organisches Material und Stäube an, die als Substrat für die Pflanzen dienen. Der Sammelbegriff „Blattkakteen” bezeichnet eine Reihe von Kakteen verschiedener Gattungen, darunter Disocactus, Epiphyllum, Hatiora (der Osterkaktus, eine Hybride aus Hatiora gaertneri und Hatiora rosea), Lepismium, Rhipsalis, Selenicereus (z. B. Königin der Nacht), Zygocactus und Schlumbergera (der Weihnachtskaktus). Auch die meisten Blattkakteen brauchen in der Kultur ein wasserdurchlässiges Substrat, damit keine Fäulnis entsteht. Das Substrat für epiphytische Kakteen sollte daher, ähnlich einem Orchideensubstrat, äußerst locker und wasserdurchlässig sein, humose Bestandteile und keinen Kalk enthalten, aber der Pflanze dennoch ausreichende Stabilität im Kulturtopf bieten. Die Mischung kann aus einem Drittel grobem organischem Material (z. B. Pinienrinde bzw. Mulch aus Pinienrinde aus dem Baumarkt), einem Drittel handelsüblicher, humoser Erde (Blumen- oder Pflanzerde) und einem Drittel anorganischem Material (z. B. Perlite, Seramis, Bims oder gebrochener Blähton) bestehen.