Käfer Oberseite: F: Fühler (Antenne), M: Oberkiefer (Mandibel), T: Taster, S: Stirn (Frons), A: Augen, H: Halsschild (Pronotum), FD: Flügeldecke (Elytre), VB: Vorderbein, HB: Hinterbein
Oberseite eines Käfers: F: Fühler (Antenne), M: Oberkiefer (Mandibel), T: Taster, S: Stirn (Frons), A: Augen, H: Halsschild (Pronotum), FD: Flügeldecke (Elytre), VB: Vorderbein, HB: Hinterbein

Käfer (Coleoptera) gehören mit 350.000 beschriebenen Arten in 179 Familien zur größten Ordnung unter der Klasse der Insekten. Jährlich werden immer noch neue Arten beschrieben. Sie besiedeln eine Vielzahl von Lebensräumen und haben ganz unterschiedliche Lebensweisen. Trotzdem ist ihr Körperbau recht einheitlich. Wie alle Insekten besitzen Käfer ein Außenskelett, eine Chitinhülle, die bei den meisten recht hart ist. Typisch sind die den Hinterleib bedeckenden Flügeldecken (Elytren). Sie stellen das erste Flügelpaar dar, das zum Schutz über den  empfindlichen membranartigen Flügeln (Alae) liegt. Innerhalb der Familie der Staphyliniden (Kurz-, Halbflügler) sind diese Flügeldecken mehr oder weniger verkürzt. Bei den flugunfähigen Carabiden sind die Flügeldecken an der Naht mit einander verwachsen und bilden eine Art Panzer. In der Regel werden die Flügeldecken vor dem Abflug schräg hochgestellt, so dass die entfalteten Hautflügel ihre Aufgabe als Antrieb wahrnehmen können.

Wie bei allen Insekten gliedert sich der Körper der Käfer in drei Hauptabschnitte: Kopf (Caput), Brust (Thorax), Hinterleib (Abdomen). Am Kopf sitzen die meisten Sinnesorgane. Die Augen sind Komplexaugen. Meist liegen sie mehr oder weniger nierenförmig um die Ansatzstellen der Fühler herum. Die Mundwerkzeuge sind im Prinzip gleich. Im Detail unterscheiden sich die jedoch je nach Lebensweise die Oberkiefer (Mandibeln).  Bei Pflanzenfressern dienen sie zur Zerkleinerung von Pflanzen, bei Räubern sind sie scharf und spitz zum Fangen und Festhalten der Beute.

Entwicklung

Die Entwicklung von Käfer durchläuft vier Stadien: Ei > Larve > Puppe > Imago (fertiges Insekt). Von einem zum nächsten Stadium erfolgt dabei eine vollständige Verwandlung (Metamorphose) des Erscheinungsbildes. Aus dem Ei schlüpft die Larve. Die Larve wächst und häutet sich mehrmals. Im zwischengeschalteten Stadium zwischen Larve und Imago, der Puppe, erfolgt der Organumbau zum adulten Tier. Nach einer gewissen Zeit sprengt das fertige Tier die Puppenhülle und schlüpft.

Käfer und Boden

Wildschweine durchwühlen den Boden
Besonders im Herbst durchwühlen Wildschweine den Oberboden auf der Suche nach Käferlarven. ©Alexander Stahr

Im Boden lebende Larven werden auch als Engerlinge bezeichnet. Wildschweine durchwühlen regelmäßig den Boden, um an die Engerlinge als begehrte Leckerbissen zu kommen. Das wohl bekannteste Beispiel für Engerlinge ist der Maikäfer (Melolontha) aus der Familie der Blatthornkäfer (Scarabaeidae). Als Schädling, der für sein Massenaufkommen alle 4 Jahre bekannt ist, wo er laubtragende Gehölze kahl frisst, ist die Entwicklung des Maikäfers besonders gut untersucht. Im 1. Jahr: Eiablage; 2. Jahr: der Engerling wächst; 3. Jahr: der Engerling wächst weiter und verpuppt sich; 4. Jahr: der junge Maikäfer kriecht im Frühling aus der Erde. Die Engerlinge fressen die Wurzeln der Obst und Weinstöcke bis die Pflanzen absterben. Aufgrund der Schadwirkung wurde der Maikäfer Mitte des 20. Jahrhunderts mit dem Insektizid DDT bekämpft. Heute sieht man dadurch Maikäfer eher selten.

Ein weiteres Beispiel für Käfer, bei denen nur die Larven in der Erde leben sind die Mistkäfer (Geotrupidae) oder Kotkäfer (Coprinae). Sie bauen Erdgänge und nutzen diese zur Aufzucht der Brut. Bekannt wurden diese Käfer durch den Heiligen Scarabaeus der Ägypter. Die Weibchen formen den Dung zu einer Kugel und graben diese ein. In die „Brutbirne“ wird ein Ei gelegt. Die Kotkugel dient den schlüpfenden Larven als Nahrung bis zur Verpuppung. In Mitteleuropa leben kleinere Pillendreher wie der Matte Pillendreher (Sisyphus schaefferi). Zu größeren mitteleuropäischen Mistkäfer in unseren Wäldern gehört der Waldmistkäfer. Man sieht ihn sehr häufig auf Wanderwegen in unseren Wäldern, wo er Kotballen beseitigt. Viele Mistkäferarten graben während der Brutperiode zwei oder drei Bauten. Sie schaffen dabei nicht nur für die Larven, sondern auch für sich selbst einen Nahrungsvorrat im Boden an. Bei den größeren Arten kann die Kotmenge 100 bis 600g pro Käferpaar betragen. Dies ist bodenbiologisch von wichtiger Bedeutung, da die an der Erdoberfläche abgelagerten Exkremente der Großtiere in trockenwarmen Gebieten einer schnellen der Verwesung unterliegen und sonst die enthaltenden Nährstoffe ungenutzt entweichen würden. Die Tiefe der Erdbauten schwankt zwischen 5 bis 100 cm. Sie hängt von der Käferart, der Bodenart, dem Untergrund und den Feuchtigkeitsverhältnissen ab.

Für den Gartenbesitzer nützliche auf dem Boden lebende Käfer sind die Laufkäfer (Carabidae). Sie stellen eine sehr artenreiche Familie (über 40.000 Arten) unter den Käfern dar. 550 Arten davon kommen allein in Deutschland vor. Die Größe der europäischen Arten schwankt zwischen 2 und 40mm. Laufkäfer sind mehrheitlich Landbewohner, es gibt jedoch auch einzelne Arten, die zum Teil im Wasser jagen. Laufkäfer sind meist flinke, vorwiegend räuberische Tiere und überwiegend nachtaktiv. Tagsüber verstecken sie sich. Sie ernähren sich bis auf wenige Ausnahmen von anderen Insekten und deren Larven. Würmer und Schnecken erbeuten nur die größeren Arten wie z. B. die Gattung Carabus. Laufkäfer haben die unterschiedlichsten Lebensräume besetzt. Manche leben unter Rinde oder sitzen auf Bäumen oder Sträuchern. Andere wiederum bevorzugen Höhlen oder leben unterirdisch. Einige Laufkäfer graben als Larven und als Käfer Gänge in den Boden. Einige lauern an deren Eingang auf beute. Andere stellen der Beute im Boden nach. In der Regel haben die Larven der Laufkäfer ähnliche Lebensgewohnheiten, wie die Imagines.

Das folgende Video auf Youtube zeigt den Laufkäfer Carabus auratus bei der Jagd und Nahrungsaufnahme:

 

Links

Die Käferfauna Deutschlands in Bildern.