Auch Weinbergschnecken verbringen einen Teil ihres Lebens im Boden. ©Alexander Stahr
Auch Weinbergschnecken verbringen einen Teil ihres Lebens im Boden. ©Alexander Stahr

Schnecken (Gastropoda) sind eine Tierklasse aus dem Stamm der Weichtiere (Mollusca). Es ist einzige Klasse der Weichtiere, die auch landlebende Arten hervorgebracht hat. Im Gelände fallen drei Formen auf: Schnecken mit Gehäuse, Schnecken ohne Gehäuse (Nacktschnecken) und Gehäuse ohne Schnecken.
Die bekannteste Landlungenschnecke mit Gehäuse ist die Weinbergschnecke Helix pomatia (Linnaeus 1758). Sie wird bis zu 10 cm lang und ist etwa 30 g schwer. Mit einem Gehäuse-Durchmesser von 3 bis 5 cm ist sie die größte einheimische Schnecke. Als „Schwäbische Auster“ ist sie daher nicht nur beliebt auf französischen Speisekarten.

Lebensraum

Die Weinbergschnecke bevorzugt offene, häufig kalkreiche nicht allzu trockene Böden (ist aber z. B. auch zahlreich in kalkarmen Tonschiefergebieten anzutreffen). Sie ist wärmeliebend und standorttreu. Im Gegensatz zu anderen Arten ist sie in der Lage, sich verschiedenen Lebensbedingungen anzupassen. So finden wir sie auch in lichten Wäldern oder Gebüschen. Sie ist in Europa die weit verbreitestete Art der Gattung Helix, wobei historisch ihre Verbreitung durch den Mensch auch gefördert wurde. Weinbergschnecken kommen im Westen bis nach Mittefrankreich, im Norden bis nach Südschweden, im Osten bis Estland sowie im Süden bis nach Norditalien vor.
In freier Natur kann sie ein Alter von 8 Jahren erreichen. Gehegeschnecken können durchaus bei guter Pflege eine Lebenserwartung von 20 Jahren haben.

Körperbau

Der Schneckenkörper besteht aus dem Kopf, dem Fuß und dem Eingeweidesack, der im Gehäuse steckt. Bei Gefahr zieht die Schecke Kopf und Fuß zum Schutz ins Gehäuse zurück. Der Fuß besitzt auf der Oberfläche eine schrumpelige feuchte Haut. Der Schleim wirkt als Verdunstungsschutz, Abwehrschutz und auf der Sohle als Gleitflüssigkeit. Die Schecke kriecht quasi auf einem Schleimband. Der Schleim schützt den Kriechfuß vor Verletzungen. So können die Tiere z. B. über scharfe und spitze Gegenstände kriechen, ohne sich zu verletzen. Das Schneckentempo beträgt etwa 7 cm pro Minute. Weinbergschnecken können unter anderem sehr gut klettern. Bei Angriffen kleinerer Insekten kann eine Schnecke größere Mengen von Schleim produzieren, sich schaumig aufblasen und damit Angreifer abhalten. Auf dem Kopf besitzt die Weinbergschnecke vier Fühler, wobei an den beiden langen Fühlern oben je ein Linsenauge sitzt. Mit diesen oberen Fühlern kann die Schnecke außerdem riechen. Mit den unteren Fühlern tastet und schmeckt sie. Hören kann die Weinbergschnecke nicht.

Ernährung

Weinbergschnecken ernähren sich am liebsten von weichen, welken Pflanzenteilen und Algenbewuchs, die sie mit ihrer Raspelzunge (Radula) abweiden. Hin und wieder fressen sie aber auch frische Pflanzenteile. Die Zunge besitzt tausende von Zähnchen. Bei älteren Tieren sind es mehr Zähnchen als bei jüngeren. Die Annahme, dass Weinbergschnecken Gelege von anderen Schnecken fressen, beruht wahrscheinlich auf Beobachtungen von Kannibalismus zwischen den Jungschnecken in der Bruthöhle.

Weinbergschnecken brauchen zur Stabilisierung des Gehäuses Kalk. Sie daher sind auf einen Lebensraum angewiesen, in dem sie Kalk aufnehmen können. Sie brauchen ihn auch zum Bau des Schutzdeckels für die Überwinterung. Wenn wenig Kalk im Boden ist bilden die Tiere nur ein dünnwandiges, schwaches Gehäuse, was ihre Lebenserwartung herabsetzt. Die Atmung erfolgt über Lungenhöhlen, die stark durchblutet sind.

Fortpflanzung

Paarung der Weinbergschnecken
Weinbergschnecken bei der Paarung. ©Alexander Stahr

Schnecken sind Zwitter. Die Paarung der Weinbergschnecke findet nach einem intensiven, mehrstündigen Liebesspiel statt. Nach einem ersten Bestasten mit den Fühlern werden die Fußsohlen aneinander gelegt. Während der Paarung fungieren meist beide Tiere als Männchen und Weibchen und tauschen gegenseitig Samenzellen aus. Der Samen des einen Tieres wird als Samenpaket (Spermatophore) in die Befruchtungstasche des anderen Tieres übertragen. Später erst nach der Paarung entstehen in der Gonade, die vorher Samenzellen produziert hat, Eizellen, die dann mit den empfangenen Samenzellen befruchtet werden. Die Eier werden ca. 6 bis 8 Wochen nach der Paarung von der Schnecke in eine eigens gegrabene Legehöhle im Boden abgelegt. Das Gelege besteht aus 20 bis 60 6 mm großen runden Eiern. Darin entwickeln sich die kleinen Schnecken. Nach etwa 3 Jahren ist eine Weinbergschnecke ausgewachsen.

Ökologische Bedeutung

Schnecken haben unterschiedliche Nahrungsvorlieben. Schädlinge sind hauptsächlich Nacktschnecken, die saftige grüne Pflanzen bevorzugen oder Gemüse fressen. Feinde der Schnecken sind Singdrossel, Igel, Spitzmäuse und andere Kleinsäuger. Auch die Larven des Glühwürmchens haben sich auf Schnecken spezialisiert.

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