Salbei oder Küchensalbei (Salvia officinalis)
Salbei oder Küchensalbei (Salvia officinalis) benötigt einen nährstoffarmen, sandig-kiesigen, leicht humosen und kalkhaltigen, gut wasserdurchlässigen Boden mit geringem Lehmanteil zum optimalen gedeihen. ©Alexander Stahr

Für viele Gerichte möchte der Gourmet frische Kräuter verwendet sehen. Auch die gesundheitsbewusste, Frische und Geschmack liebende „Hausfrau“ oder der ambitionierte Hobbykoch verwenden möglichst frische Kräuter in der Küche. Der Profikoch ohnehin. Für manch ein Gericht sind frische Kräuter sogar notwendig. Man denke z. B. an die „Frankfurter Grüne Soße“ oder an das italienische Pesto auf Basis von Basilikum (Ocimum basilicum). Auch an das „neudeutsche Pesto“ auf Basis von geruchsneutralem Bärlauch mit Knoblauchgeschmack (Allium ursinum). Alle notwendigen Kräuter für diese und andere Spezialitäten, sind natürlich im Handel erhältlich. Doch wer selbst als Gourmet Kräuter im Garten oder im Kulturgefäß für die genannten Gerichte und zahlreiche andere Speisen erfolgreich kultivieren möchte, sollte einiges beachten, was das Substrat im Topf oder den Gartenboden betrifft.

Denn nicht alle Kräuter gedeihen zuhause lange optimal in dem Substrat, in dem sie im Großhandel, Supermarkt, Gartencenter oder in der Gärtnerei angeboten werden. Auch, wenn Kräuter ausgesät werden, sollte man auf die unterschiedlichen Bedürfnisse von Kräutern achten, was die Substrat- oder Bodeneigenschaften betrifft. Letztere könnten an ihren natürlichen Standorten nicht unterschiedlicher sein. Sie reichen von lehmig, kalkig, frisch bis trocken und sandig. Zwar gibt es einige Kräuter, die in der Kultur keine besonderen Ansprüche an die Substrat- oder Bodeneigenschaften stellen, so etwa Zitronenmelisse (Melissa officinalis), Minze-Arten (Mentha) oder Gartenkresse (Lepidium sativum). Doch zum optimalen Gedeihen wachsen die in unserer Küche und Kultur verwendeten Gartenkräuter auf drei sehr unterschiedlichen Substraten oder Eigenschaften von Gartenböden:

  • Lehmige, leicht kalkhaltige und humose Substrate oder Böden (frische Standorte)
  • Nährstoffarme, sandig-kiesige, schwach humose, leicht kalkhaltige, gut wasserdurchlässige Substrate oder Böden mit geringem Lehmanteil (trockene Standorte)
  • Lehmige, mäßig humose Substrate oder Böden mit niedrigem pH-Wert (frische Standorte)

Frisch bedeutet, dass die Pflanze ein Substrat oder einen Boden benötigt in denen über einen weiten Zeitraum weder längere Trockenheit noch lang andauernde Nässe vorherrschen können. Dies sind Substrate oder Böden mit einem Humus- und Lehmanteil (Lehm = Mischung aus Ton, Schluff und Sand), in denen Ton und Humus jedoch nicht domminieren.

Substrattypen oder Bodeneigenschaften für Kräuter für nährstoffreichere, lehmige, leicht kalkhaltige, locker gelagerte und humose Substrate oder Böden (frische Standorte)

Borretsch (Borago officinalis)
Borretsch (Borago officinalis) bevorzugt nährstoffreiche, lehmige und humose Substrate oder Böden mit etwas niedrigem pH-Wert (frische Standorte). ©Alexander Stahr

Bärlauch (Allium ursinum), Liebstöckel (Levisticum officinale), Estragon (Artemisia dracunculus), Minze-Arten (Mentha), Dill (Anethum graveolens), Basilikum (Ocimum basilicum), Waldmeister (Galium odoratum), Petersilie (Petroselinum crispum), Echter Kerbel (Anthriscus cerefolium), Zitronenmelisse oder Melisse (Melissa officinalis), Schnittlauch (Allium schoenoprasum), Echter Koriander (Coriandrum sativum), Anis (Pimpinella anisum), Kleiner Wiesenknopf oder Pimpinelle (Sanguisorba minor), Gartenkresse (Lepidium sativum), Fenchel (Foeniculum vulgare), Echter Kümmel (Carum carvi), Acker-Senf (Sinapis arvensis), Große Kapuzinerkresse (Tropaeolum majus), Portulak (Portulaca oleracea), Löffelkraut (Cochlearia officinalis), Ringelblume (Calendula officinalis).

Abhilfe bei lehmigem, humosem Gartenboden mit niedrigem pH-Wert (z. B. Tonschiefergebiete):

Mäßige Zugabe von handelsüblichem Gartenkalk (Pulver, Granulat), stark zerkleinerten Eierschalen oder von kalkhaltigem Löss (Löss von anbietenden Betrieben oder Löss aus Abbaugebieten, dort höflich nachfragen und Vorschriften beachten!).

Abhilfe bei sandigem, humusarmem Gartenboden mit niedrigem pH-Wert (z. B. Sandböden entlang des Oberrheins, in den Alt- und Jungmoränenlandschaften in Teilen der östlichen Bundesländer, Nordrhein-Westfalens oder in Niederösterreich):

Zugabe von Lehm, Kompost oder handelsüblicher Blumenerde sowie mäßige Zugabe von Gartenkalk (Pulver, Granulat), stark zerkleinerten Eierschalen oder von kalkhaltigem Löss.

Kräuter für nährstoffarme, sandig-kiesige, leicht humose und kalkhaltige, gut wasserdurchlässige, sehr locker gelagerte Substrate oder Böden mit geringem Lehmanteil (trockene oder Mittelmeer Standorte)

Oregano (Origanum vulgare), Majoran (Origanum majorana), Ysop (Hyssopus officinalis), Echter Thymian (Thymus vulgaris), Rosmarin (Rosmarinus officinalis), Estragon (Artemisia dracunculus), Sommer-Bohnenkraut (Satureja hortensis), Salbei oder Küchensalbei (Salvia officinalis), Lavendel (Lavandula angustifolia), Weinraute (Ruta graveolens), Zitronenverbene (Aloysia citrodora), Currykraut (Helichrysum italicum)

Abhilfe bei saurem, lehmigem und stark humosem Gartenboden:

Zugabe von Sand und Feinkies sowie mäßige Zugabe von handelsüblichem Gartenkalk (Pulver, Granulat), stark zerkleinerten Eierschalen oder von kalkhaltigem Löss.

Kräuter für nährstoffreiche, lehmige und humose Substrate oder Böden mit etwas niedrigem pH-Wert (frische Standorte)

Bärlauch (Allium ursinum) in Blüte
Bärlauch (Allium ursinum) bevorzugt nährstoffreichere, lehmige, leicht kalkhaltige, locker gelagerte und humose Substrate oder Böden (frische Standorte). ©Alexander Stahr

Sauerampfer (Rumex acetosa), Gemüse-Ampfer (Rumex patientia), Gemeiner Beifuß (Artemisia vulgaris), Borretsch (Borago officinalis), Gartenkresse (Lepidium sativum), Große Brennnessel (Urtica dioica), Giersch (Aegopodium podagraria), Spitzwegerich (Plantago lanceolata), Gewöhnlicher Löwenzahn (Taraxacum sect. Ruderalia), Scharbockskraut (Ficaria verna, Synonym Ranunculus ficaria)

Abhilfe bei kalkhaltigem Boden mit höheren pH-Werten:

Zugabe von organischem Material wie Kompost, Mist, Nadelholz- oder Eichenlaubkompost. Beim Verrotten der Biomasse entstandenes Ammonium wird durch Mikroorganismen zu Nitrat oxidiert, wodurch Protonen (H+) freigesetzt werden, was zur Versauerung des Bodens führt. Zusätzlich kann ammoniakhaltiger Dünger verwendet werden. Von der häufig zur Erniedrigung des pH-Wertes empfohlenen Verwendung von Eisen-II-Sulfat (z. B. Moosvernichter) ist aus Umweltschutz- und Gesundheitsgründen abzuraten.

Abhilfe bei sandigem, humusarmem Gartenboden:

Zugabe von kalkfreiem Lehm, Kompost oder handelsüblicher Blumenerde

Übrigens: Auch, wenn einige der genannten Kräuter dem einen oder anderen Gartenbesitzer als unbeliebte Unkräuter vorkommen mögen – etwa Brennnessel, Giersch, Spitzwegerich, Löwenzahn und Scharbockskraut – so handelt es sich bei diesen Gewächsen im jungen Alter (vor der Blüte) um sehr gesunde, vitaminreiche Zutaten für die Kräuterküche und für Salate. Im Internet wimmelt es nur so an Rezepten mit diesen Pflänzchen.