Hochmoortorf
Hochmoortorf im Schönramer Filz (Berchtesgadener Land). ©Ewald Langenscheidt

Gemäß der deutschen Bodenklassifikation (AG Boden 2005) und der World Reference Base for Soil Ressources (WRB 2014) sind auch rein organische Auflagen Böden. Dazu zählen Fels- oder Skeletthumusböden und die Moore (WRB = Histosols). Moore sind vom Wasser geprägte organische Böden mit bis zu mehreren Metern mächtigen Humushorizonten aus Torf. Man spricht auch von vollhydromorphen Böden, die mehr als 30 Prozent organische Substanz enthalten. Sie entstehen überall dort, wo Wasser im Überschuss vorhanden ist. Sei es als Niederschlagswasser, hoch stehendes Grundwasser, Quellwasser, Hochwasser oder etwa Stauwasser. Der Vorgang, der zur Torfbildung und somit zur Bildung des Bodens „Moor“ führt, ist die Vertorfung. Dabei kommt es im Wesentlichen zur Anhäufung von abgestorbenen Pflanzenresten (mitunter auch Moorleichen), die bei Wasserüberschuss nach primären aeroben Zersetzungsprozessen (Mineralisierung und Humifizierung) zunehmend anaeroben Verwesungsprozessen unterliegen. Dadurch bilden sich Sumpf- und Faulgase (H2S, CH4). Durch allmähliche Diagenese (Verringerung des Porenraumes und Druckentwässerung durch zunehmende Überlagerung) beginnt eine erste, sehr frühe Phase der Inkohlung mit Zunahme des Kohlenstoffgehaltes (C-Gehalt) im Torf (C-Gehalt bei Pflanzen etwa 44%, C-Gehalt von Torf bis 55%).

Die Entstehung von Mooren kann auf verschiedenen Vorgängen beruhen: Verlandung eines Gewässers, Entwicklung über hoch stehendem Grundwasser, an Quellen, Versumpfungen oder Überflutungen sowie durch Kondenswasser. Beim Verlandungsprozess engt das Wachstum des Röhrichts (Pflanzengesellschaft im Flachwasser- und Uferbereich aus schilfartigen Pflanzen wie Schilfrohr oder Rohrkolben) unter Torfbildung die freie Wasserfläche immer mehr ein, zugleich entsteht ein Bruchwald. Der Torf wächst über die ehemalige Wasseroberfläche hinaus, sodass der Kontakt zum Grundwasser verloren geht und sich das Stadium des Übergangsmoores einstellt. Bei weiterem Wachstum verschwindet der Bruchwald und schließlich bilden vor allem Torfmoose den uhrglasförmig gewölbten Torfkörper des Hoch- oder Regenmoores, das nur noch vom Niederschlag „ernährt“ wird. Man spricht daher auch ombrogenen oder ombrotrophen Mooren (vom griechischen ómbros = Regen).

Torfstich (Torfabbau)
Torfstich (Hochmoortorf) im Ainringer Moos (Berchtesgadener Land). ©Ewald Langenscheidt

Steht Wasser permanent oder periodisch wiederkehrend an der Geländeoberfläche zur Verfügung (beispielsweise hoch stehendes Grundwasser, Hangwasser oder Quellwasser), kommt es zur Bildung des Bodentyps Moorgley mit einem H/Gr-Profil (H = organischer Horizont mit mehr als 30 Prozent organischer Substanz), des Hang-Moorgleys mit einem H/sGr-Profil (s von hangwasserbeeinflusst) oder des Quellen-Moorgleys mit einem H/qGr-Profil (q für quellwasserbeeinflusst). Bei weiterer Anreicherung von organischer Substanz leiten diese Böden zum Moor über, das in diesen Fällen als „wurzelecht“ bezeichnet wird, da es nicht aus Verlandung hervorging.

Kondenswassermoore bilden sich über steilen, ausgedehnten Blockhalden durch den Austritt von Kaltluft. Bei Sonneneinstrahlung wird die Luft um die Blockhalde erwärmt und steigt auf, während die Luft im Innern kühler bleibt. Dadurch strömt die kühlere Luft in der Halde hangabwärts. Sozusagen in Richtung des „Tiefdruckgebietes“. Am Fuß der Halde tritt die Kaltluft aus und kühlt die umgebende Luft ab. Da kalte Luft weniger Feuchtigkeit aufnehmen kann als warme Luft, gibt sie Feuchtigkeit ab. Es kommt zur Kondensation, die Torfmoosen ein Wachstum ermöglicht. Man spricht auch vom Windröhreneffekt.

Torfmoose

Torfmoos
Torfmoos. ©Ewald Langenscheidt

Torfmoose der Gattung Sphagnum stellen den wesentlichen Anteil an der Vegetation insbesondere der Hochmoore und somit auch am Torf, dem organischen Boden. In Mitteleuropa kommen etwa 35 Arten vor. Entwicklungsgeschichtlich sind diese Pflanzen recht alt und primitiv. Die unscheinbaren Pflänzchen tragen keine Blüten und haben verzweigte Stämmchen, die unten absterben und oben stets weiter wachsen. So primitiv sie auch sein mögen, Torfmoose besitzen erstaunliche Fähigkeiten. Sie sind in der Lage Wasser kapillar hochzuheben, sodass der Wasserspiegel der Hochmoore in der Regel mehrere Meter über dem Grundwasserspiegel liegt. Dazu sind sie auch im abgestorbenen Zustand durch so genannte Hyalinzellen in der Lage. Mit Hilfe dieser Zellen schaffen es einige Torfmoosarten das 20-25-fache ihres Trockengewichtes an Wasser zu speichern. In Trockenperioden füllen sich die Hyalinzellen mit Luft. Die grünen oder bräunlichroten Pflanzen verblassen dadurch, weshalb sie auch „Bleichmoose“ oder „Weißmoose“ genannt werden.

Torfmoose versauern ihren Lebensraum selbst. Sie nehmen Nährstoffe (Mineralionen) aus dem umgebenden Wasser auf und geben Wasserstoffionen ab, welche die Umgebung versauern. Mit pH-Werten von 3,0–4,0 sind Hochmoore so sauer wie Essig. Dieses saure Milieu sorgt auch für den guten Erhaltungszustand von Moorleichen im Torf. Nur wenige Pflanzen halten es mit Torfmoosen aus: Zwergsträucher wie die Heidelbeere (Vaccinium myrtillus), die Preiselbeere (Vaccinium vitis-idea), die Rosmarinheide (Andromeda polifolia), die Moosbeere (Vaccinium oxycoccos), die Besenheide (Calluna vulgaris), die Glockenheide (Erica tetralix), die Rauschbeere (Vaccinium uliginosum) oder die Schwarze Krähenbeere (Empetrum nigrum). Unter den Gräsern sind es beispielsweise das Scheidige Wollgras (Eriophorum vaginatum) und die Rasige Haarsimse (Trichophorum caespitosum). Eine der bekanntesten Pflanzen der Hochmoore ist sicherlich der Rundblättrige Sonnentau (Drosera rotundifolia), ein wahrlich blutrünstiger Fleischfresser.

Literatur:
Ad-hoc-Arbeitsgruppe Boden (2005): Bodenkundliche Kartieranleitung, Hrsg.: Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe in Zusammenarbeit mit den Staatlichen Geologischen Diensten, 5. Aufl., 438 S.; 41 Abb., 103 Tab., 31 Listen; Hannover.

FOOD AND AGRICULTURE ORGANIZATION OF THE UNITED NATIONS (2014): World reference base for soil resources 2014, International soil classification system for naming soils and creating legends for soil maps; Rome.