Boden braucht Zeit
Ein guter Boden braucht Zeit. ©Alexander Stahr

Die Entwicklung eines Bodens ist abhängig von der Zeit. Sofern die natürliche Bodenentwicklung nicht gestört wird, kommt es unter der gegebenen Konstellation der Standortfaktoren irgendwann zu einem Klimaxstadium. Dies ist ein Gleichgewichtszustand zwischen der Bodenentwicklung und der auf sie einwirkenden Standortfaktoren.

Welche Zeit für das Erreichen des Klimaxstadiums eines Bodens nötig ist, darüber ist sich die bodenkundliche Forschung heute noch uneins. Für die Parabraunerden, ein in Mitteleuropa weit verbreiteter Bodentyp, geht man beispielsweise davon aus, dass sie in den vergangenen 2.000 Jahren aus Schwarzerden hervorgegangen sind.

Vom Menschen beeinflusste Bodenbildungen (Hortisol, Rigosol oder Plaggenesch), so genannte Kultosole, hingegen, können in kürzester Zeit ihr Klimaxstadium erreichen. Die meisten natürlichen Böden entwickelten sich in Lockergesteinen. Und zwar wesentlich rascher als aus Festgesteinen. Folgendes Beispiel beschreibt die häufig in den Medien und in der Fachliteratur beschriebene Bodenentwicklung aus einem (fiktiven) Festgestein:

Standortfaktor Zeit: Vom Rohboden zur Braunerde

Bodentyp: Syrosem

Grafik Bodentyp: SyrosemNach 100 Jahren: Beginn der sichtbaren Bodenentwicklung. Besiedlung mit Flechten, Moosen und Gräsern. Anreicherung von Humus an der Oberfläche, der zum größten Teil aus Pflanzenresten besteht. A ist der humose Oberboden, i bedeutet „initial“, also beginnend. C steht für das Ausgangsgestein der Bodenbildung und m für „massiv“.

 

 

 

 

 

 

Bodentyp: Ranker

Grafik Bodentyp: RankerNach 500 Jahren: Physikalische Zerkleinerung des Bodensubstrates und Einarbeitung von Humus in den Mineralboden. Ausbildung eines Bodengefüges. Beginn der Verbraunung und Verlehmung.

 

 

 

 

 

 

 

 

Bodentyp: Baunerde

Grafik Bodentyp: Baunerde
Grafiken: © Ewald Langenscheidt

Nach 8000 Jahren: Ausbildung mehrerer Bodenhorizonte. Starke physikalische Zerkleinerung zu Lehm unter Mitwirkung chemischer Vorgänge. Verlehmung geht einher mit der Verbraunung, der Färbung durch freigesetzte Eisenverbindungen. Beginnende Nährstoffauswaschung. Bv ist der verwitterte und verbraunte Unterboden (v für „verwittert“, „verbraunt“ oder „verlehmt“). lCv steht für das verwitterte und gelockerte Ausgangsgestein (l für „locker“).