Klasse: Stauwasserböden (≈ WRB Planosols, Albeluvisols oder andere)

Böden mit Sw-Ah/S(e)rw/IISrd-Profil

Stagnogley
Podsoliger Stagnogley aus lössführendem Lehm (Hauptlage) über grusführendem Lehm (Basislage) über verwittertem Sandstein (Mittlerer Bundsandstein) mit Sw-Ah/Sw-Aeh/Bhv-Srw/Serw/IISdw/IIISd-Profil. ©Hessisches Landesamt für Umwelt und Geologie (HLUG)

Der Stagnogley ist ein Stauwasserboden, dessen Nassphase im Vergleich zum Pseudogley deutlich länger andauert, oft mehrere Monate lang. Man könnte diesen Boden auch als „extremen Pseudogley“ bezeichnen. Seine Dynamik ähnelt stark dem Gley. Der Normstagnogley weist ein Sw-Ah/S(e)rw/IISrd-Profil auf (e von eluvial = nassgebleicht, r von reduziert, II = geologische Schichtgrenze). Nach WRB handelt es sich bei einer abrupten Grenze zwischen Srw-Horizont und Srd-Horizont um einen Dystric Planosol. Greift der Srd-Horizont zungenartig in den Srd-Horizont, liegt nach WRB ein Stagnic Albeluvisol vor.

Charakteristisch für den Stagnogley sind seine Luftarmut, eine starke Entbasung, seine starke Bleichung im Srw-Horizont und Rostfleckung (Marmorierung) im Srd- bzw. IISrd- Horizont sowie die geringe biologische Aktivität und Nährstoffarmut. Feuchtrohhumus ist demzufolge häufig als organische Auflage anzutreffen. Durch die länger anhaltenden reduzierenden Verhältnisse (S-Horizonte beginnen weniger als vier Dezimeter unter der Geländeoberfläche) bei kühl-feuchtem (humiden) Klima erfolgt eine laterale Verlagerung (Diffusion, Hangzugwasser) von gelöstem Eisen oder z. B. Mangan [Sesquioxide = Sammelbezeichnung für Oxide und Hydroxide des Aluminiums (Al), Eisens (Fe) und Mangans (Mn)], was die auffällige Nassbleichung im Srw-Horizont bewirkt.

Stagnogley
Stagnogley aus flachem Hochmoortorf (Holozän) über lössreichem, grusführendem Schluff (Hauptlage) über grusführendem Lehm (Basislage) aus Sandstein (Hardegsenfolge) mit einem Ah/Srw/IISrd/IIilCv-Profil. ©Hessisches Landesamt für Umwelt und Geologie (HLUG)

Mit der Stoffverlagerung, Entbasung und Versauerung erfolgt zugleich eine Tonzerstörung, wodurch der Oberboden (Sw-Ah-Horizont) und der Srw-Horizont deutlich tonärmer sind als der Srd- bzw. IISrd-Horizont, wenngleich höhere Tonanteile des IISrd-Horizontes bereits schichtungsbedingt vorliegen. Humuseinschlämmungen aus den O-Lagen (Auflagehumus) lassen den Sw-Ah-Horizont sehr dunkel erscheinen.

Stagnogleye kommen in Mitteleuropa bevorzugt auf hochgelegenen Verebnungen der Mittelgebirge vor, wo sie mit weniger vernässten Bodentypen wie z. B. Pseudogleyen oder Braunerden vergesellschaftet sind. Der Stagnogley wird im Volksmund auch Molkenboden, Molkenpodsol (wegen der Bleichung des Srw-Horizontes) oder Missenboden genannt (Misse oder auch Müsse ist eine im Nordschwarzwald gebräuchliche Bezeichnung für kleinräumige, flachgründige Moore). Den Namen Molkenboden hat der Stagnogley von dem Umstand, dass aus dem gebleichten Srw-Horizont austretendes Wasser den Farbton von Molke hat. In den Hochlagen der Mittelgebirge kann die Humusauflage unter Umständen auf über 30 cm Mächtigkeit anwachsen. Dann geht die Entwicklung vom Normstagnogley über den Anmoorstagnogley und Niedermoor-Stagnogley mit nH-Horizont (n für Niedermoor, H = organischer Horizont mit ≥ 30 Masse-% organischer Substanz) hin zum Hochmoor-Stagnogley mit hH-Horizont (h für Hochmoor).

Nutzung

Stagnogleye sind aufgrund ihrer starken und lang anhaltenden Vernässung nicht für den Ackerbau geeignet. Dass sie landwirtschaftlich als Weide zumindest in historischer Zeit genutzt wurden (Waldweide), zeigt an manch einem Standort eine durch Viehtritt induzierte Verwürgung oder Verwühlung des humosen Oberbodens (Sw-jAh-Horizont, j für anthropogen umgelagertes Substrat), die taschenartig in den Srw-Horizont hineinreicht. Als Waldstandort sind Stagnogleye geeignet, sofern Baumarten gewählt werden, die mit den extremen Standortbedingungen zurechtkommen. So etwa die Stieleiche (Quercus robur), die wegen ihrer sehr guten Anpassungsfähigkeit auch auf wechselfeuchten bis nassen Böden gedeihen kann.