Enchyträe
Enchyträe mit Hornmilben. ©Otto Ehrmann

Enchyträen (Enchytraeiden) gehören wie die Regenwürmer zur Unterklasse der Wenigborster. Von den ca. 300 Arten gibt es 112 europäische Arten. Die Artbestimmung sowie die Aufsammlung und Beobachtung ist recht kompliziert. Daher sind die Kenntnisse dieser Familie noch recht lückenhaft. Am besten sind die nordeuropäischen Arten untersucht. Enchyträen kommen jedoch weltweit vor.

Enchytraeiden sind kleine, etwa 1 bis 50 mm lange, schlanke Würmer. Sie sind meist farblos bis gelblich und fast völlig durchsichtig. Einige Lumbricullus-Arten erhalten ihre Färbung durch das Blut, das gelblich bis rot gefärbt ist.

Die Mehrzahl der Enchyträen leben im Boden. Viele Arten haben die Fähigkeit, sich den variablen Umweltbedingungen anzupassen. So ist Enchytraeus albidus in feuchten Böden, im Kompost, aber auch am Meeresstrand zu finden.

Als Nahrung dürften allgemein Mikroorganismen dienen. In der Laubstreu und in Humuslagen lebende Tiere haben meisten den Darm mit Pflanzenteilen, Pilzen und Mineralteilchen zu gleichen Teilen gefüllt. Tiere in Mineralbodenhorizonten dagegen enthalten bis zu 80% Mineralteile. Enchyträen in oberen Humuslagen nehmen bevorzugt auch Kotballen von Springschwänzen auf. Insgesamt kann man Enchyträen als Substratfresser bezeichnen.

Enchyträe schematisch
Enchyträe schematisch ©Alexander Stahr

Die Fortpflanzung beginnt mit der gegenseitigen Befruchtung der zwittrigen Partner. Einige Arten vermehren sich außer durch Eiablage auch durch einfache Teilung. Hierbei zerbricht der Körper in 3 bis 11 Fragmente von mindestens 5 Segmenten, die den vollen Körper regenerieren. Die meisten untersuchten Enchyträen legen während der Fortpflanzungsperiode bei 18° C etwa alle 2 bis 8 Tage 5 bis 10 Eier in einen Kokon. Die Jungtiere schlüpfen nach 2 bis 3 Wochen. Nach 3 bis 4 Wochen sind die Tiere dann geschlechtsreif. Ihre Lebensdauer kann 2 bis 9 Monate betragen.

Die Bevölkerungsdichte hängt stark von den äußeren Bedingungen und dem Jahresverlauf des Klimas ab. Als Einflußfaktoren sind neben Nahrungsangebot und Temperatur auch Feuchtigkeit und pH-Wert bekannt. Für den Stoffkreislauf im Boden kommt den Enchyträen eine größere Bedeutung bei der Zersetzung organischer Substanzen als den Regenwürmern zu. Auch für die physikalischen Eigenschaften des Bodens spielen die Tiere eine Rolle. In nicht zu dichten Böden graben oder fressen sie Gänge, die sich günstig auf Wasser- und Luftführung des Bodens auswirken. Die Kotkrümel enthalten Bodenteilchen, die mit Mikrobenschleim verkittet sind. Diese Kotkrümel sind sehr stabil und wirken sich positiv in leicht verschlämmten Böden aus.