Bodenverbesserung
Die meisten Gartenbesitzer haben nicht das Glück, von Anfang an einen guten Gartenboden vorzufinden. In der einen Region sind die Böden sandig, in der anderen recht tonig. Bei Neubauten darf man überhaupt nicht von Boden sprechen. Da wird oft hin gekippt, was man gerade zur Verfügung hat. Häufig ist es Aushubmaterial von der Baugrube. Deren Sohle liegt jedoch nicht mehr im ursprünglichen Boden. Daher wird das Substrat oder Aushubmaterial der frisch hergestellten Gartenfläche sehr stark von den Eigenschaften des verwitterten Untergrundes dominiert.
Gartenbesitzer kämpfen hauptsächlich mit drei Problemen was den Boden oder das Substrat betrifft:
Der Boden (Substrat) ist zu sandig (man sagt auch zu leicht) oder zu tonig (zu schwer).
Der Boden (Substrat) ist zu sauer oder zu alkalisch (kalkhaltig).
Der Boden (Substrat) ist humusarm
Welche physikalischen und chemischen Eigenschaften ein Gartenboden oder ein Substrat hat, kann man durch Beobachtung und wenige Handgriffe recht gut abschätzen. Dazu benötigt man nur einen Spaten, die Finger und eine gute Beobachtungsgabe. Wer möchte kann zusätzlich einfache technische Geräte (zum Beispiel einen pH-Meter aus dem Elektronikfachgeschäft) oder Hilfsmittel wie pH-Teststäbchen, die man beispielsweise in Aquarienfachgeschäften bekommt sowie verdünnte Salzsäure aus der Apotheke verwenden, ist aber zur Abschätzung der Boden- oder Substrateigenschaften nicht nötig.
Pflanzen zeigen es
Man schaue auf die Pflanzen. Viele Pflanzen brauchen ganz bestimmte Standortbedingungen in Bezug auf das Licht, die Temperatur, die Bodenfeuchte, den Kalkgehalt und beispielsweise den Stickstoffgehalt. Sie zeigen also in gewissem Umfang, wie der Boden beschaffen ist. Man spricht daher auch von Zeigerpflanzen oder Bioindikatoren. Dabei sagt eine einzelne Pflanze wenig aus. Erst, wenn eine Pflanzenart gehäuft und gemeinsam mit anderen Arten auftritt (Pflanzengesellschaft), welche die gleichen Ansprüche an den Boden stellen, können die Boden- oder Substrateigenschaften abgeschätzt werden.
Boden- oder Substrateigenschaften (Beispiele)
Stickstoffreich: Bärlauch (Alium ursinum), Beifuß (Artemisia vulgaris), Beinwell (Symphytum officinale), Große Brennessel (Urtica dioica), Giersch (Aegopodium podagraria), Klettenlabkraut (Galium aparine), Löwenzahn (Taraxacum officinalis), Wilde Malve (Malva silvestris), Vogelmiere (Stellaria media)
Nährstoffarm: Frauenmantel (Alchemilla vulgaris), Frühlings-Hungerblümchen (Erophila verna), Gänseblümchen (Bellis perennis), Kriechender Hahnenfuß (Ranunculus repens), Hundsveilchen (Viola canina), Mittlerer Wegerich (Plantago media), Kleiner Wiesenknopf (Sanguisorba minor), Wiesenschaumkraut ( Cardamine pratense)
Kalkreich: Ackerglockenblume (Campanula rapunculoides), Ackerhornkraut (Cerastium arvense), Ackersenf (Sinapis arvensis), Ackerwinde (Convolvulus arvensis), Hasenklee (Trifolium arvense), Hauhechel (Ononis spinosa), Huflattich (Tussilago farfara)
Kalkarm: Adlerfarn (Pteridium aquilinum), Dreiblättriger Ehrenpreis (Veronica triphyllos), Fadenhirse (Digitaria ischaemum) Hundskamille (Anthemis arvensis), Sauerklee (Oxalis corniculata), Saatwucherblume (Chrysanthemum segetum), Kleiner Sauerampfer (Rumex acetosa)
Sauer: Adlerfarn (Pteridium aquilinum), Hundskamille (Antemis arvensis), Wilder Rettich (Raphanus raphanistrum), Kleiner Sauerampfer (Rumex acetosa)
Oft zu nass: Ackerminze (Mentha arvensis), Ampferknöterich (Polygonum lapathifolium), Gänsefingerkraut (Potentilla anserina), Huflattich (Tussilago farfara), Großer Wiesenknopf (Sanguisorba officinalis), Wiesenknöterich (Polygonum bistorta)
Sandig, trocken: Besenheide (Calluna vulgaris), Feldtyhmian (Thymus serpyllum), Frühlings-Ehrenpreis (Veronica vera), Hasenklee (Trifolium arvense), Heidenelke (Dianthus deltoides), Saatwucherblume (Chrysanthemum segetum), Sandmohn (Papaver argemone)
Tonig: Ackerschachtelhalm (Equisetum arvense), Acker-Kratzdistel (Cirsium arvense), Beinwell (Symphytum officinale), Breitwegerich (Plantago major), Gänsefingerkraut (Potentilla anserina), Kriechender Hahnenfuß (Ranunculus repens), Huflattich (Tussilago farfara), Löwenzahn (Taraxacum officinalis), Scharbockskraut (Ranunculus ficaria)
Die Fingerprobe
Um die Bodenart zu ermitteln, entnimmt man schwach feuchtes Substrat oder Bodenmaterial und reibt und knetet es zwischen Daumen und Zeigefinger. Bei bindigem Material kann man auch versuchen, es auszurollen. Folgende Tabelle liefert einen Überblick über das Material, seine Eigenschaften und wie es bei einer Fingerprobe und einem Ausrollversuch hinsichtlich der Bodenart zu bewerten ist.
Bestimmung der Bodenart (Korngrößenverteilung) mit der Fingerprobe | ||
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Bodenart | Körnigkeit | Formbarkeit und Bindigkeit |
Sand | Einzelkörner sicht- und fühlbar | nicht formbar, haftet nicht am trockenen Finger |
schluffiger Sand | Einzelkörner sicht- und fühlbar, etwas Feinsubstanz | nicht formbar, mehlig, etwas Feinsubstanz haftet am Finger |
lehmiger Sand | Einzelkörner sicht- und fühlbar, daneben viel Feinsubstanz | etwas formbar, schwach bindig, reißt und bricht jedoch bei geringer Verformung, Feinsubstanz haftet am Finger |
toniger Sand | Einzelkörner sicht- und fühlbar, viel Feinsubstanz | formbar, etwas zähplastisch und schmierig, reißt bei geringer Verformung, Feinsubstanz haftet am Finger |
Schluff | Einzelkörner nicht zu unterscheiden, samtartig, mehlig | wenig formbar, nicht bindig, nicht ausrollbar, klebt nicht, haftet gut am Finger |
sandiger Schluff | nur wenige Körner sicht- und fühlbar, samtartig, mehlig | wenig formbar, nicht bindig, nicht ausrollbar, klebt nicht, haftet gut am Finger |
toniger Schluff | Einzelkörner nicht zu unterscheiden, samtartig, mehlig | schwach formbar, etwas schmierig, leicht klebend, reißt und bricht bei Verformung, haftet gut am Finger |
sandiger Lehm | Einige Körner noch sicht- und fühlbar, viel Feinsubstanz | formbar, bleistiftdick ausrollbar, wird dabei rissig, klebt, schmiert, haftet gut am Finger |
schluffiger Lehm | Einzelkörner kaum sicht- und fühlbar, viel Feinsubstanz, etwas mehlig | formbar, wird beim Ausrollen rissig, bindig, klebt, schmiert, haftet gut am Finger |
toniger Lehm | nur wenige Einzelkörner sicht- und fühlbar, sehr viel Feinsubstanz | gut form- und ausrollbar, wird dabei kaum rissig, bindig, klebt, schmiert, haftet gut am Finger |
sandiger Ton | sehr viel Feinsubstanz, einige gröbere Körner sicht- und fühlbar | gut form- und ausrollbar, wird dabei etwas rissig, bindig, zähplastisch, klebt und schmiert, haftet gut am Finger |
lehmiger Ton | Körner kaum sicht- und fühlbar, leicht samtartig bis mehlig | gut form- und ausrollbar, klebt, schmiert, zähplastisch, glänzende Reibflächen |
Ton | keine Körner sicht- oder fühlbar, glatte Oberfläche | sehr gut form- und ausrollbar, bindig, stark zähplastisch, klebt, schmiert, glänzende Reibflächen |
Download Tabelle: Download Bestimmung der Bodenart (Korngrößenverteilung) mit der Fingerprobe (pdf)
Info: Kressetest
Wenn man wissen möchte, ob Gemüse und Salat auf dem eigenen Gartenboden gut gedeihen werden, kann man den recht simplen Kressetest durchführen. Denn Kresse wächst nicht gut auf einem Boden, der zum Beispiel versalzen, überdüngt oder mit Rückständen von Unkrautvernichtungsmitteln (= Herbizide von lateinisch “herba” = Kraut, Gras) angereichert ist.
Für den Test nimmt man zwei gleich große Schälchen. Eines wird mit dem zu testenden Gartenboden gefüllt, das andere sozusagen als Kontroll- oder Vergleichsschälchen mit Watte ausgekleidet. In beide Schälchen wird die gleiche Menge an Kressesamen gleichmäßig ausgesät. Boden und Watte nun gut mit einer Sprühflasche anfeuchten und am Schluss noch über beide Schälchen einen durchsichtigen Gefrierbeutel stülpen. Dadurch bleibt die Luftfeuchtigkeit für beide Schälchen gleich.
Nach etwa zehn Tagen kann man das Testergebnis sehen: Auf einem nicht so guten Boden wächst die Kresse deutlich schlechter als auf der Watte. Das kann man an verschiedenen Merkmalen der Kresse im Bodenschälchen erkennen: gelbliche Keimblätter, gehemmter oder verkrüppelter Wuchs. Ist der Testboden hingegen gut, so entwickeln sich die Keimlinge kräftiger und größer als auf der Watte.
Tiere zeigen`s ebenfalls
Neben den Zeigerpflanzen geben auch die im Boden lebenden Tiere Hinweise auf manche seiner Eigenschaften. Wenn es in der Streuauflage und im humosen Oberboden nur so von verschiedenen Tierarten wimmelt, dann dürfte die Beschaffenheit des Bodens recht gut sein. Würmer zum Beispiel reagieren empfindlich auf sauren Boden. Wenn weiß bis gelblich gefärbte Enchyträen, die in der Streuauflage und im humosen Oberboden leben, fehlen, kann dies auf einen versauerten Boden, Umweltchemikalien oder Pflanzenschutzmittel im Boden hinweisen. Auch die Regenwürmer reagieren empfindlich auf sehr sauren Boden und meiden ihn genauso wie die Asseln. Sie mögen vorwiegend den oberflächennahen Bereich lockerer, grobporenreicher und kalkhaltiger oder nicht zu saurer Böden.
Experten raten
Wenn man es natürlich hundertprozentig genau wissen möchte, wie der Boden im Garten oder derjenige, den man gerade untersuchen möchte, denn so beschaffen ist, dann sollte man Bodenproben durch Fachleute untersuchen lassen. Denn durch Laboranalysen lassen sich die bodenchemischen Eigenschaften bis aufs Komma exakt bestimmen. Bodenanalysen führen zum Beispiel Pflanzenschutzämter, landwirtschaftliche Forschungsanstalten, manche Hochschulen und geologische Landesämter durch. Natürlich gegen eine Gebühr, die je nach Einrichtung unterschiedlich hoch ausfällt.
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