Klasse: Schwarzerden (≈ WRB Chernozems, Phaeozems, Kastanozems oder Mollic Fluvisols)

Böden mit Axh/Axh+lC(c)/C(c)-Profil

Schwarzerde
Bei diesem Schwarzerdeprofil aus Löss (hessische Wetterau) mit einem Ap/Axh/Axh+lC/lC-Profil wird der obere Bereich beackert (p = Pflug). ©Karl-Josef Sabel

Zu dieser Klasse gehört neben dem Tschernosem (Schwarzerde) noch der Kalktschernosem. Unter dem Begriff „Schwarzerden“ werden Böden zusammengefasst, die auf Grund der Anreicherung von hochwertigen Humusstoffen bis zu einer Tiefe von 60 bis 80 Zentimetern dunkelbraun bis schwarz gefärbt sind. Die typische Schwarzerde oder das Normtschernosem hat ein Axh/Axh+lC(c)/C(kc,c)-Profil (x = biogen gemixt, c = Sekundärcarbonat, k = konkretioniert, Zusatzsymbol in Klammern kann fehlen, Komma = alternativ, + = Verzahnungshorizont). Diese Böden werden auch mit dem russischen Namen „Tschernosem“ bezeichnet, weil sie häufig in den weiten Steppen Asiens anzutreffen sind. Sie gehören für die Landwirtschaft zu den wertvollsten Böden.

Schwarzerden kommen verbreitet auch in Deutschland in den Lößgebieten vor. So vor allem in der Magdeburger Börde, in den Harzvorländern, im Gebiet der Querfurter Platte, im Halleschen und Köthener Ackerland, im Thüringer Becken und in der Hildesheimer Börde. Schwarzerden entstanden auf kalkreichen Lockergesteinen (beispielsweise Löss) unter kontinentalen Klimabedingungen mit extrem heißen Sommern und kalten Wintern. Durch große Trockenheit in den Leegebieten der Mittelgebirge konnten sich keine ausgedehnten Wälder ansiedeln. Stattdessen dominierte eine üppige Steppenvegetation aus Gräsern und Kräutern mit einzelnen Baumgruppen. Damit wurden große Mengen an organischer Pflanzenmasse produziert. Im Hochsommer vertrocknete die gesamte Vegetation bei den hohen Temperaturen und geringen Niederschlägen. Die fehlende Feuchtigkeit im Sommer und die tiefen Temperaturen im Winter verminderten den schnellen Abbau der organischen Rückstände, die Menge wuchs an und bildete die Grundlage für eine ständige Humusansammlung.

Bodentiere wie Regenwürmer, Hamster und Ziesel arbeiteten die abgestorbenen organischen Rückstände tief in den Boden ein und durchmischten den mächtigen Horizont. Noch heute sind verfüllte Baue und Gänge der Kleinsäuger zu finden. Solche Tiergänge in den Schwarzerden, deren Sedimentinhalt vom umliegenden Löss abweicht, werden Krotowinen genannt. Das kommt wieder aus dem Russischen und bedeutet „Maulwurfshügel“. Im Jahr 2005 wurde die Schwarzerde anlässlich des Weltbodentages zum Boden des Jahres 2005 ausgerufen. Neuere Überlegungen zur Genese von Schwarzerden gehen davon aus, dass Steppenbrände und die Einspülung von pyrogenem Kohlenstoff die Entstehung von Schwarzerden förderte bzw. erst entstehen lies. Dies stünde im Zusammenhang mit der Verbreitung neolithischer Siedlungsgebiete. In Asel im Landkreis Hildesheim ist ein Schwarzerdeprofil seit 1990 als Naturdenkmal ausgewiesen (Geotop).

Neue Theorie zur Genese von Schwarzerden
Schwarzerdeprofil bei Asel