Erntegut
Die Ertragsleistung eines Bodens hängt von dessen Fruchtbarkeit ab. ©Alexander Stahr

Eine der wichtigsten Eigenschaften von Böden hinsichtlich ihrer Bewirtschaftung ist die Fruchtbarkeit. Auf fruchtbarem Boden können nachhaltig hochwertige Pflanzenprodukte (z. B. Getreide, Gemüse, Futterpflanzen, Energiepflanzen) vom Landwirt produziert werden. Als Synonym für Bodenfruchtbarkeit werden häufig Begriffe wie Produktivität des Bodens, Ertragsfähigkeit oder Ertragspotential verwendet.

Man kann eine natürliche Bodenfruchtbarkeit und eine erworbene Bodenfruchtbarkeit unterscheiden. Die natürliche Bodenfruchtbarkeit hängt allein von den Standortfaktoren ab, welche die Bodenentwicklung steuern. Dazu zählen ohne den Einfluss des wirtschaftenden Menschen das Ausgangssubstrat der Bodenentwicklung, das Kima, das Relief, Flora und Fauna sowie die Zeit. Infolge der landwirtschaftlichen Nutzung eines Bodens verändert sich die natürliche Bodenfruchtbarkeit. Die Art und Weise der Bewirtschaftung kann die natürliche Bodenfruchtbarkeit positiv und negativ beeinträchtigen, was sich in der Ertragsleistung niederschlägt. Auch natürliche Einflüsse spielen hierbei eine nicht unbedeutende Rolle. Dazu zählen beispielsweise der Witterungsverlauf oder der Befall einer Kultur mit Schädlingen.

Von Natur aus sehr fruchtbare Böden eignen sich aus landwirtschaftlicher Sicht für den Ackerbau, Gemüseanbau oder für Obstkulturen. Während weniger fruchtbare Böden oder durchaus sehr fruchtbare Böden, die im Mittel- und Unterlauf von Bächen und Flüssen jedoch episodischen Überflutungen und häufig hochstehenden Grundwasserspiegeln ausgesetzt sind (z. B. Brauner Auenboden oder Vega) eher zur Grünlandnutzung (Wiese, Weide) dienen, sofern diese an größeren Fließgewässern nicht eingedeicht sind. Sind sie es, so werden die Auenböden beackert, was die Gefahr des Eintrags von Schadstoffen und Düngemitteln über das Grundwasser in den nahen Fluss birgt.

Eigenschaften des Bodens, die seine Fruchtbarkeit bestimmen:

Gründigkeit, (Mächtigkeit des Solums)
Bodenart
Bodenstruktur
Porenvolumen, Porengrößenverteilung (Wasser- und Lufthaushalt)
Bodenaktivität (Edaphon)
pH-Wert und Redoxpotential
Bodentemperatur
Nährstoff- und Schadstoffgehalt
Gehalt, Qualität und Zusammensetzung der Humus- und Tonfraktion

Düngung und Ertrag
Der Einfluss von Düngung auf die Ertragsleistung des Bodens (nach Sauerbeck 1985). ©Alexander Stahr

Durch die Art der Bewirtschaftung können diese Eigenschaften verbessert oder verschlechtert werden. Im Verlauf der natürlichen Bodenentwicklung nimmt die Fruchtbarkeit in Abhängigkeit von den Standortfaktoren bis zu einem gewissen Level zu. Bei von Natur aus fruchtbaren Böden (z. B. Parabraunerde aus Löss), aber auch bei nährstoffärmeren Böden (z. B. Pararendzina aus Kalksandstein) kann die Ertragsleistung durch die Bewirtschaftung gesteigert werden (Düngung, Fruchtfolge). Von Natur aus nährstoffreiche Böden können auch über viele Jahre ohne Düngung hohe Erträge liefern (= Entnahmeanbau), da die Kulturpflanzen reichlich Nährstoffe aus den Bodenreserven erhalten, während die Ertragsleistung bei weniger fruchtbaren Böden ohne Düngung stark abnimmt (= Erschöpfungsanbau). Bei langjährigen Monokulturen kann eine so genannte Bodenmüdigkeit beobachtet werden, die zu einem markanten Rückgang der Erträge führen kann. Auch Düngung schafft dabei keine Abhilfe. Bodenmüdigkeit bei langjährigen Monokulturen wird u. a. auf Wurzelexudate (Ausscheidungen) zurückgeführt, welche sich in höherer Konzentration hemmend für das Pflanzenwachstum und störend für das bodenbiologische Gleichgewicht auswirken. Fruchtwechsel können dieses Problem beseitigen. Eine irreversible Zerstörung der Bodenfruchtbarkeit erfolgt durch Bodenerosion.

Prozesse, die zur Minderung der Fruchtbarkeit und Ertragsleistung landwirtschaftlich bewirtschafteter Böden führen:

Ausbleibende Düngung weniger fruchtbarer Böden
Unterbodenverdichtungen durch hohe Radlasten
Bodenerosion
Ungünstiger Witterungsverlauf (häufige Nässe oder Trockenheit)
Falsche oder ausbleibende Fruchtfolge (Zwischenfrucht)
Schlechte Humusbilanz
Schlechte Bedingungen für das Edaphon (z. B. niedriger oder veränderter pH-Wert)

Die Bedeutung der organischen Substanz (tot, lebend) für die Bodenfruchtbarkeit betonten schon Forscher wie der Begründer der Agrarwissenschaft Albrecht Daniel Thaer (1752-1828) und Charles Darwin (1809-1882). So schrieb Thaer in seinem Werk „Grundsätze der rationellen Landwirthschaft“: „So wie der Humus eine Erzeugung des Lebens ist, so ist er auch die Bedingung des Lebens.“ Und Darwin: „Der Pflug ist eine der ältesten und wertvollsten Erfindungen der Menschen; aber schon lange, ehe er existierte, wurde das Land durch Regenwürmer regelmäßig gepflügt.“

Literatur:

Sauerbeck, D. (1985): Funktionen, Güte und Belastbarkeit des Bodens aus agrikulturchemischer Sicht.- Stuttgart.