Traktor
Schwere landwirtschaftliche Maschinen hinterlassen ihre Spuren und führen oft zur Verdichtung oder völligen Zerknetung (Homogenisierung) der Bodenaggregate. Die Folge ist ein erhöhter Oberflächenabfluss mit verstärkter Erosion. ©Alexander Stahr

Häufig kann man beobachten, dass Äcker von einem nicht allzu hohen, aber auffälligen Wall begrenz sind. Dabei handelt es sich um so genannte Ackerberge oder Ackerraine. Beim Pflügen des Ackers wird vom Pflug Bodenmaterial mitgerissen und beim Wenden des Pfluges am Ende des Ackers wieder abgelagert. Allmählich häuft sich dort ein sichtbarer Wall aus Bodenmaterial auf. Man spricht hierbei auch von Pflugerosion.

Die Abtragung des Bodens infolge mechanischer Beanspruchung kann auch indirekt erfolgen. Das Befahren des Bodens mit schweren landwirtschaftlichen Maschinen führt oft zur Verdichtung des Bodens und zur völligen Zerknetung der Bodenaggregate. Letzteres erfolgt vor allem dann, wenn der Boden in nassem Zustand befahren wird. Man bezeichnet diese Zerknetung auch als Homogenisierung des Bodengefüges. Sowohl Verdichtung als auch Homogenisierung machen den Boden undurchlässig für Regenwasser, da gut leitende Grobporen nun fehlen. Die Folge ist ein erhöhter Oberflächenabfluss und eine verstärkte Wassererosion.

Dass die Gefahr der Bodenerosion auch bei ausschließlicher Grünlandnutzung, das heißt unter permanenter Vegetationsbedeckung gegeben ist, zeigt sich auf steilen Wiesen und Weiden im Hochgebirge. Hier fördert der Mensch die Bodenerosion indirekt durch die Weidewirtschaft und den Tourismus.

Das Vieh tritt hangparallel verlaufende Spuren in den Hang, die diesen treppenartig überformen können. Man spricht dann von „Viehgangeln“ oder „Viehtreppen“. Werden diese Kleinformen am Hang bei feuchter Witterung vom Vieh betreten, können ganze Bodenschollen entlang der Gangeln aus dem Bodenverband gerissen werden.

Blaiken
Blaikentypen. ©Alexander Stahr
Erosion
Erosion am Wanderweg. ©Ewald Langenscheidt, Büro Geo&Natur

Auch das Abschneiden von Wanderwegen bewirkt solche Vorgänge. Ist der Boden auf diese Weise erst einmal geschädigt, so kann die Wassererosion verstärkt ansetzten. Erosion kann im Hochgebirge jedoch selbst dann stattfinden, wenn die Grasnarbe keinerlei Schädigungen durch Beweidung oder übermäßige Freizeitnutzung aufweist. Denn im Unterschied zum Flachland oder zu den Mittelgebirgen der gemäßigten Breiten kommt im alpinen Raum der Bodenabtragung durch Schnee unter den Boden abtragenden Prozessen eine ungleich höhere Bedeutung zu.

Bereits kleinere Hindernisse wie junge Bäumchen oder Gesteinsbrocken unterschiedlichster Größe bieten in steiler Hanglage Ansatzpunkte für die Schurfarbeit von Gleitschneedecken oder Grundlawinen. Aber selbst die permanente arbeitsintensive Beseitigung von potentiellen Schurfansatzpunkten gewährleistet keinen völligen Schutz vor Abtragungen des Bodens. So können Lawinen und abrutschende Schneemassen etwa an Geländestufen, von Seiten der vorbeugenden Almpflege kaum beeinflussbar, durch Stauchung des Bodens und Aufreißen der Grasnarbe zu schweren primären Schädigungen der Bodendecke führen.

Die Grafik zeigt die Folgen von Gleitbewegungen oder Rutschungen der Schneedecke sowie Trittschäden. Schneerutschungen oder Lawinen führen im Hochgebirge zu Schneeschurfblaiken. Der humose Oberboden wird dabei völlig abgetragen. Solche Erosionsformen können Größenordnungen von mehreren hundert Quadratmetern erreichen und in vielen Fällen nur Entwicklungstiefen von wenigen Zentimetern. Besonders betroffen sind steinreiche und flachgründige Böden wie Rendzinen. Durch den Druck der Schneedecke können einzelne Bäume aus dem Boden gehebelt werden. Die Folge sind Erosionsformen, die als Schneedruckblaiken bezeichnet werden. Der Tritt des Weideviehs oder von Wanderern führt zu so genannten Trittblaiken. Schneerutsche bewirken die Abtragung ganzer Bodenschollen und führen damit zu viele Quadratmeter umfassenden und mehreren Dezimeter tiefen Blattanbrüchen.

Blattanbruch
Blattanbruch. ©Alexander Stahr

Foto Blattanbruch: Königstalalm, Berchtesgadener Alpen. Blattanbrüche entstehen in tiefgründigen Böden (im Falle des Fotos eine Braunerde) aus einer vertikalen Abfolge von Solifluktionsschuttdecken, Deckschichten oder Lagen über mergeligen bis kieseligen Sedimentgesteinen wie beispielsweise Fleckenmergel. Die Aufnahme zeigt einen etwa 80 Quadratmeter großen Blattanbruch im Jennergebiet des Nationalparks Berchtesgaden in 1.600 Metern Meereshöhe mit scharfer Abtragungsfront. Ihre Mächtigkeit entspricht genau derjenigen der obersten Deckschicht. Die Hangneigung beträgt 33 Grad. Die Grenze zwischen oberster, relativ locker gelagerter und der darunter folgenden dichteren, steinreicheren Deckschicht fungiert als Abtragungsfläche (Grenze Ah/Bv zu IIBv-lCv-Horizont), auf der einige abgetragene Bodenschollen zu erkennen sind. Im Hintergrund sieht man eine Vielzahl von weiteren Anbrüchen. Ursache der Blattanbruchbildung sind Rutschungen der Schneedecke oder Grundlawinen im Frühjahr nach schneereichen Wintern, wodurch die von Schmelzwasser gesättigte oberste Deckschicht (mit Ah- und Bv-Horizont) komprimiert und durch den somit hervorgerufenen Stabilitätsverlust von den abgleitenden Schneemassen mitgerissen wird. Entgegen früherer Annahmen handelt es sich bei der Entstehung von Blattanbrüchen in Almböden nicht um Bodenrutschungen, sondern um Massenschurf durch Schnee.

Blaiken
Verschiedene Blaikentypen auf einer Alm in den Berchtesgadener Alpen. ©Alexander Stahr

Foto Blaikentypen: Königstalalm, Berchtesgadener Land. Die zwischen 30 und 40 Grad geneigten Wiesen der Königstalalm am Hagengebirgswestrand weisen zahlreiche Blaikenbildungen auf. Bei den Almböden handelt es sich um pseudovergleyte Braunerden, Pseudogley-Braunerden und Alpine Weidepseudogleye. Kolluviale Überdeckungen infolge des Abtragungsgeschehens sind häufig. In der Bildmitte sind im Bereich von Viehgangeln Trittblaiken und Blattanbrüche (rundlichere Formen) ausgebildet, in der oberen linken Bildhälfte erkennt man große Schneeschurfblaiken.

Viehgangeln
Viehgangeln. ©Alexander Stahr

Foto Viehgangeln: Bründlingalm, Chiemgau. Der Wiederkäuermagen des Rindes – man müsste eigentlich sagen „die Mägen“ – ist kompliziert aufgebaut. Das hat Folgen für die Landschaft.

Solch ein sensibler Verdauungsapparat darf nicht aus dem Gleichgewicht oder in Schieflage geraten, sonst ist die Futterverwertung erheblich gestört. Deshalb hätte das Rindvieh auf steileren Almen, ein Problem beim Grasen. Das umgehen die Tiere, indem sie nur in gleicher Höhe quer zum Hang laufend fressen.

Hausrinder sind keine Leichtgewichte. Sie wiegen je nach Rasse zwischen ungefähr 450 bis 800 Kilogramm. So kommt es, dass selbst von den leichten Rassen eine Trittspur in den Hang gestampft wird. Da die Tiere immer wieder die vorhandenen Spuren nutzen, entstehen annähernd parallele, treppenartige Strukturen auf dem Weidehang, Kuahwegl, Kuahgangel oder Viehgangeln genannt. Häufig wird entlang dieser Strukturen Boden abgetreten.