Klasse: Terrestrische Rohböden (≈ WRB Leptosols)

Rohböden mit Ai/mC-Profil

Syrosem
Syrosem aus Solnhofener Plattenkalk (Region Altmühltal) mit Ai/mC-Profil. ©Alexander Stahr

Die Bezeichnung Syrosem stammt aus dem Russischen und bedeutet rohe Erde. Syroseme (der Subtyp Normsyrosem, WRB Lithic Leptosol) haben ein Ai/mC-Profil (i von initial, m für massiv). Dieser Boden ist sozusagen der erste Schritt zu einem „ordentlichen“ Mineralboden. Oft beginnt die Entwicklung des Syrosems mit der Besiedelung von Felsen mit Flechten, Moosen und Gräsern. Hinzu kommt angewehtes organisches Material wie etwa Laub. In diesem Stadium der Bodenentwicklung kann man von einem Felshumusboden mit O/mC-Profil sprechen (O = organische Auflage, m für massives Gestein).

Durch Staubeinträge und fortschreitende Verwitterung nimmt der mineralische Anteil des Bodens über Festgestein allmählich zu, wodurch sich ein geringmächtiger Ai-Horizont bildet (mineralischer Oberboden < 2 cm mit über 70 Gew.-% mineralischen Anteilen). Syroseme finden sich z. B. auf Felsklippen, auf vom rückschmelzenden Gletschereis freiwerdenden Felsarealen, im Bereich von nicht mehr genutzten Steinbrüchen sowie an Erosionsstandorten im Hochgebirge .

Besiedlung von Felsen durch Pflanzen
Vom Gletschereis „polierte“ Felsen (Zentralalpen) werden in Klüften von Pflanzen besiedelt – eine frühe Phase der Rohbodenbildung. ©Alexander Stahr

Syroseme sind ähnlich wie manche Felshumusböden äußerst geringmächtige Böden, die kaum Wasser speichern können. Deshalb sind diese Böden sehr wechseltrocken. Für Bäume bieten diese Böden keinen Wurzelraum, so dass eine rentable forstwirtschaftliche Nutzung nicht möglich ist. Syroseme sind typische Böden für Pionierpflanzen (z. B. Moose, Farne, Gräser)und Pflanzen der Hochgebirge.

Ein weiterer Subtyp neben dem Normsyrosem ist der Protosyrosem mit mAi/mC-Profil (WRB ebenfalls Lithic Leptosol). Dieser Boden ist durch geringe Ansammlungen organischer Substanz in klüftigem oder porösem Festgestein charakterisiert. Die organische Substanz liegt nicht dem Festgestein auf, sondern durchdringt das Gesten. Im Initialstadium dieses Subtyps handelt es sich ebenfalls um einen Felshumusboden unter Umständen auch um einen Skeletthumusboden (Klufthumusboden). Kennzeichnend für alle Syroseme ist, dass die Anreicherung von organischer Substanz die Mineralbodenbildung in dieser Phase der Bodenbildung dominiert. In erosionsgeschützten Lagen kann sich der Syrosem über längere Zeiträume hinweg zum Ah/C-Boden entwickeln. Je nach Ausgangsgestein der Bodenbildung zum Ranker (aus Silikatgestein), zur Rendzina (aus Kalkstein) oder zur Pararendzina (aus Mergel).