Klasse: Reduktosole (≈ WRB Technosols, Gleysols, wenngleich dort nicht vorgesehen)

Böden mit A/Y-Profil

Reduktosol-Gley
Reduktosol-Gley aus Rengen bei Daun (Eifel). Die Kohlenstoffdioxid-Freisetzung ist sehr stark, vergleichbar mit einem Sprudel. Der Boden liegt ca. 20 m neben einem Säuerling (Mofette). ©Gerhard Milbert, GD NRW

Reduktosole (früher als Methanosole oder Deposole vorgeschlagene Bodentypen) sind Böden, die durch Sauerstoffmangel charakterisiert sind und sich durch den Einfluss von reduzierenden Gasen (Reduktgase) wie Methan (CH4), Kohlenstoffdioxid (CO2) oder Schwefelwasserstoff (H2S) entwickelt haben, welche den Sauerstoff im Boden verdrängen. Die Gase können natürlichen Ursprungs sein (z. B. vulkanische Exhalationen von Kohlenstoffdioxid im Bereich von Mofetten oder Säuerlingen) oder aus anthropogenen Ablagerungen (Mülldeponien) und aus technischen Defekten resultieren (z. B. Leckagen von Gasleitungen). Auch durch Mikroorganismen leicht zersetzbare organische Substanzen von Flüssigkeiten können durch die Gasbildung anaerober Mikroorganismen reduzierende Bedingungen bewirken. So etwa Klärschlamm, Hafenschlamm, infiltrierte Treibstoffe, Sickerwässer von Futtermieten oder verrieselte Abwässer (≈ WRB Technosols).

Gasaustritte im Bereich eines Reduktosol-Gleys
Gasaustritte beim Reduktosol-Gley. ©Gerhard Milbert, GD NRW

Pseudogleye, Gleye, Marschen und Wattböden zeigen zwar auch reduzierende Merkmale durch Sauerstoffmangel [z. B. Geruch nach faulen Eiern (Schwefelwasserstoff), graue Färbung, Rostfleckung], diese sind jedoch auf zeitweilige Wassersättigung zurückzuführen (= hydromorphe Merkmale) und nicht auf die Einwirkung von vulkanisch oder anthropogen verursachten Gasen. Reduktosole sind durch entstehende Säuren infolge des Kontaktes der Gase mit Wasser (Bodenlösung) saure Böden (z. B. H2S + H2O → HS + H3O+).

Reduktosole natürlichen Ursprungs (WRB Gleysols) kommen in Deutschland in mehr oder weniger aktiven Vulkan- bzw. Geothermalgebieten vor. So etwa in der Eifel oder im westlichen Hintertaunus in der Umgebung von Säuerlingen. Der Y- bzw. Yo-Horizont (o = oxidiert, meist Ferrihydrit) des Normreduktosols beginnt per Definition (AG Boden 2005) innerhalb <4 dm unter der Geländeoberfläche und ist durch einen zumindest zeitweise erhöhten Gasgehalt (≥ 10 Vol.-% CH4, CO2 oder H2S) in der Bodenluft charakterisiert. Darunter folgt der meist graue, graugrüne oder blaugraue Yr-Horizont (r = reduziert).

Kohlenstoffdioxid-Blasen
Kohlenstoffdioxid-Ausgasung im Uferbereich des Laacher Sees (Eifel). Im Umfeld solcher Gasaustritte finden sich am Ufer typischerweise Reduktosole natürlichen Ursprungs. ©Alexander Stahr

Weitere Subtypen sind der Rohreduktosol (Ai/Yo/Yr-, Yo-Ai/Yo/Yr- oder Ai/Yr-Profil), der Ockerreduktosol (Ah/Yo/Yr-Profil) und der Fahlreduktosol (AH/Yr-Profil). Dazu kommen verschiedene Übergangssubtypen wie z. B. der Reduktosol-Gley. Reduktosole sind Bodenbildungen, die häufig nur so lange existieren, bis die Quelle der Reduktgase versiegt und sich wieder oxidierende Bedingungen einstellen, was in der Regel auf anthropogene Quellen zutrifft.

Die Vegetation im Bereich von Reduktosolen weist oft lichte Stellen auf, Tiefwurzler sterben in der Regel ab. Der Streuabbau ist gehemmt, Bodentiere fehlen. Anders als bei hydromorphen Pseudogleyen sind Bodenaggregate bei Reduktosolen auf ihrer Außenseite oxidiert. Bei Bohrungen in natürlichen Reduktosolen im Bereich von Mofetten mit dem Pürckhauerbohrer kann man aus dem Bohrloch mitunter ein „Blubbern“ vernehmen, das von aufsteigenden Gasen erzeugt wird.

Ad-hoc-Arbeitsgruppe Boden (2005): Bodenkundliche Kartieranleitung, Hrsg.: Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe in Zusammenarbeit mit den Staatlichen Geologischen Diensten, 5. Aufl., 438 S.; 41 Abb., 103 Tab., 31 Listen; Hannover.