Klasse: Semisubhydrische Böden (≈ WRB Fluvisols)

Böden mit (z)(e)F0/(z)(e)Fr-Profil

Watt
Hier findet sich der Bodentyp Watt (Normandie). ©Alexander Stahr

Im Bereich von flachen Küsten mit mehr oder minder ausgeprägtem Gezeiten- oder Tideneinfluss (Ebbe und Flut z. B. an der Nordseeküste) findet sich der Bodentyp Watt, der periodisch zweimal täglich überflutet wird bzw. trockenfällt. Der gesamte Raum, den der Boden einnimmt, ist das Watt oder Wattenmeer. Unterschieden werden als Bodentyp das marine Watt und das ästuarine Watt [Ästuar = Ebbe und Flut ausgesetzter Mündungsbereich eines Fließgewässers (Fluss, Strom) in das Meer an flachen Küsten]. Ob man das Watt als marin (hat den größten Flächenanteil) oder ästuarin bezeichnet, wird durch den Salzgehalt der Bodenlösung mittels Bestimmung des EC-Wertes (electrical conductivity = elektrische Leitfähigkeit mit der Einheit mS/cm = Millisiemens pro Zentimeter) definiert:

EC der Bodenlösung ≥ 15 mS/cm = salzhaltiges, marines Watt.
EC der Bodenlösung < 15 mS/cm = salzfreies, ästuarines Watt.

Horizontierung des Bodentyps Watt
Fo- und Fr-Horizont des Bodentyps Watt. gemeinfrei

Der Bodentyp Watt ist infolge zahlreicher Muschelschalenfragmente kalkhaltig (pH-Wert um 7.0) und besitzt ein (z)(e)Fo/(z)(e)Fr-profil. Dabei steht das Zusatzsymbol z für salzhaltig, e für mergelig (tonig, kalkhaltig), F ist der Horizont am Gewässergrund, o und r stehen für oxidiert und reduziert (WRB: Wenn sulfidisches Sediment = Sali-Thionic Fluvisol, sonst Salic Fluvisol oder Eutric Fluvisol). Das Normwatt im marinen und brackisch-marinen Bereich (Sandwatt, Mischwatt, Schlickwatt) weist ein tmz(e)Fo/tmzeFr-Profil auf (tm = marin). Der Boden besteht demnach aus einem oberen, helleren, bräunlichen Horizont (sehr geringmächtig) im oxidierenden Milieu (Fo-Horizont) und einem fast schwarz erscheinenden Unterboden (Fr-Horizont) im reduzierenden Milieu. In diesem sorgen anaerobe Mikroorganismen für den Abbau organischer Substanzen (Algenreste, Plankton). Sulfate (SO4) werden dabei zu Eisensulfiden (FeS), Schwefelwasserstoff (H2S) sowie Wasser (H2O) umgewandelt. Der Schwefelwasserstoff ist für den „fauligen“ Geruch des Watts verantwortlich, die Eisensulfide sorgen für seine dunkle Färbung. Weitere Subtypen des Bodentyps Watt sind das Brackwatt im Unterlauf von Flüssen sowie an Küsten mit unterirdischem Süßwasserzufluss mit tbz(e)Fo/tbzeFr-Profil (tb = brackig; WRB = Thionic Fluvisol bei sulfidischem Material, sonst Eutric Fluvisol) und das Flusswatt mit tp(e)Fo/tp(e)Fr-Profil (tp = perimarin). Nach WRB wie beim Subtyp Brackwatt, wenn aber kalkhaltig dann Calcaric Fluvisol.

Kothaufen des Wattwurms
Die typischen Ausscheidungen (Kothaufen) des Wattwurms (Arenicola marina) an der Oberfläche des Watts. ©Alexander Stahr

Watt ist an der Oberfläche ständigen Umlagerungen unterworfen (Erosion, Sedimentation). Hinzu kommen die hohen Salzfrachten, so dass sich unter gemäßigtem Klima keine höheren Pflanzen ansiedeln können. Anders sieht es in tropischen Regionen mit mehr oder weniger ausgeprägtem Gezeiteneinfluss aus. Dort finden sich insbesondere im Bereich von Ästuaren größerer Flüsse ausgedehnte Mangrovenwälder.

Im Juni 2009 wurde das deutsch-niederländische Wattenmeer in die UNESCO-Liste des Welterbes der Menschheit aufgenommen und 2014 um den dänischen Teil sowie um zusätzliche deutsche Offshore-Gebiete des Wattenmeeres erweitert. Das deutsche Wattenmeer ist auch Nationalpark (Nationalpark Hamburgisches Wattenmeer, Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer, Nationalpark Schleswig-holsteinisches Wattenmeer).

 

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