Was hat der Regenwurm mit Blockgletschern zu tun? ©Alexander Stahr

Als Anstalt des öffentlichen Rechts sollte man vom Zweiten Deutschen Fernsehen ZDF sowie vom Partnersender Arte erwarten können, dass wissenschaftliche Fakten und Zusammenhänge den Zuschauern korrekt vermittelt werden. Leider ist das im Beitrag „Im Reich des Regenwurms – Der Boden unter unseren Füßen“ nicht der Fall. Man kann wissenschaftliche Erkenntnisse, Fakten und Zusammenhänge für die Zuschauer durchaus einfach verständlich und dennoch präzise darlegen. Doch der betreffende Beitrag schafft das nicht.

Völlig unwichtig für die Zuschauer heißt es bei ca. Minute 4:08: „Was ich hier in der Hand habe, ist Schluff.“ Allein schon das leicht “scharrende“ Geräusch bei der Probeentnahme mit der Hand verrät den hohen Sandanteil des typischen Sediments an Wildbachufern.

Doch bei ca. 4:43 wird das Zudrücken eines Auges kaum noch möglich: „Auf seinem Weg in die Ebene vermischt sich der vom Bach getragene Schluff mit Ton, Sand und wird zu Löss.“ Ist diese Aussage der Sprecherin womöglich ChatGPT generiert?

Ca. 11:31: „Bis sich ein Meter Boden bildet, dauert es bis zu 15000 Jahre.“ Diese Aussage ist nichtssagend und irreführend. Was für ein Boden unter welchen klimatischen Bedingungen, aus welchem Ausgangsgestein. Anthropogene Böden oder Kultosole können in wenigen Jahren entstehen.

Ca. 19:15: „Die Geburtsstunde der heutigen Böden liegt 460 Millionen Jahre zurück. Davor bestand der Untergrund vorwiegend aus verwittertem Gesteinsmaterial.“ Es ist richtig, dass sich im Ausgangssubstrat unserer Böden viele Millionen Jahre alte Bestandteile befinden. Die Bildung oder Geburtsstunde unserer heutigen Böden, sieht man von einigen erhaltenen Paläoböden ab (z. B. aus dem Eem-Interglazial oder dem Neogen), begann aber erst vor etwa 11.700 Jahren mit Beginn des Holozäns.

Ca. 25:18: „Man schätzt, dass es 56 Bodentypen auf der Erde gibt.“ Allein in Deutschland gibt es knapp 60 Bodentypen ohne sämtliche andere Subtypen.

Ca. 25:38: „Moore können keine der Gruppen zugeordnet werden, da sie aus unvollständig abgebauten Pflanzenresten bestehen.“ Welche Gruppen? Moore sind Böden der bodensystematischen Einheit: Moore. Auch unvollständig abgebaute organische Auflagen auf Felsen sind Böden (O/C-Böden).

29:36 „Permafrost ist in vielen Regionen der Welt auch eine wichtige Trinkwasserreserve.“ Wie der Name schon sagt, ist der Untergrund (Fels, Boden) dauerhaft gefroren. Will man ihn dann als Reserve auftauen, um Hänge, Felswände zu destabilisieren? Das passiert doch nun schon von Natur aus und die „Forschenden“ werden vielfach medienwirksam panisch, wenn es um den tauenden Permafrost geht. Trinkwasserreserve? Das im Sommer oberflächlich auftauende Eis einiger Blockgletscher? Das ist alles völlig widersprüchlich. Denn bei ca. 28:55 heißt es: „Der Permafrost hält den Berg wie Kitt zusammen. Das Problem: Je mehr Eis aus dem Blockgletscher abtaut, umso instabiler wird dieser.“ Wissenschaft bei Arte und ZDF – mit Vorsicht konsumieren.