Umgraben oder besser nicht?
Der Spaten sollte im Garten lediglich zum Ausheben von Pflanzlöchern dienen. ©Alexander Stahr

In der Literatur, im Internet, aber auch im Austausch zwischen Gartenfreunden oder bei der Beratung durch „Experten“ gibt es häufig Tipps zum Umgang mit dem Gartenboden. Sie bewirken jedoch nicht selten das Gegenteil von dem, was der Gartenfreund erreichen möchte. Man nenne es auch Irrtümer. Von diesen seien hier einige beispielhaft aufgeführt. Nicht zuletzt deshalb, weil der Gartenboden oder Hortisol vom Kuratorium „Boden des Jahres“ zum Boden des Jahres 2017 gekürt wurde.

1 Umgraben des Gartenbodens ist sinnvoll

Das Umgraben des Gartenbodens – z. B. im Gemüsebeet – ist ein immer wieder „heiß“ diskutiertes Thema, ähnlich dem Thema „Pflügen“ in der Landwirtschaft. Fest steht jedoch: Beim Umgraben (auch beim Pflügen) befördert man wichtige Bodenbewohner, die in tieferen Bodenbereichen leben, an die Oberfläche und umgekehrt. Dazu zählen u. a. Regenwürmer, Tausendfüßler, Asseln, Bakterien, Pilze und viele andere Vertreter des Bodenlebens (= Edaphon von griechisch edaphos „Erdboden“. An der Bodenoberfläche finden viele Lebewesen aus der Tiefe kaum geeignete Lebensbedingungen vor, die von oberen Bodenbereichen nicht in den tieferen Bodenbereichen. Das bedeutet eine Verringerung der ökologischen Vielfalt und Produktivität Ihres Gartenbodens. Auch die Struktur des Bodens mit seinem Gefüge, Wasserhaushalt und seinen Makroporen leiden unter dem Umgraben. Daher sollten Sie mit einer Grabgabel oder anderen Geräten den Gartenboden nur oberflächlich lockern und dabei eventuell organisches Material (z. B. Kompost) einarbeiten (insbesondere bei sandigen oder tonigen Böden). Der Spaten bleibt außen vor.

2 Den Boden nach einer Pflanzung rundherum Festtreten

Ein gut festgetretener Boden bzw. ein fest getretenes Pflanzsubstrat (z. B. Garten- oder Blumenerde) bei einer Neuanpflanzung (z. B. Strauch, Staude) festigt die Pflanze an Ort und Stelle am besten. Das festigt zwar, ist aber nicht gut für die Pflanze. Ein fest getretener Boden oder ein fest getretenes Substrat hemmt das Wachstum der Pflanze durch hohe Dichte und Luftmangel. Der Boden oder das Substrat sollte locker um den Wurzelballen verteilt sein, damit alles gut anwachsen kann. Um optimalen Bodenkontakt herzustellen, sollte die Neuanpflanzung vorsichtig mit reichlich Wasser eingeschlämmt werden. Dadurch wird das den Wurzelballen umgebende Bodenmaterial oder Substrat zwar teilweise homogenisiert (Krümel oder Bodenaggregate werden durch den Wasserstrahl zerteilt, verschlämmt mit Verringerung des Porenraumes), es bleibt jedoch insgesamt lockerer gelagert als durch das Festtreten. Größere Pflanzen (z. B. Obstbaum) erhalten bei Bedarf ohnehin einen Pfosten als Stütze.

3 Lehmboden ist optimal für den Garten

Sandige Böden können nur unzureichend Wasser speichern. Deshalb trocknen sie gerade bei hohen Temperaturen im Sommer schnell aus. Und: Sandige Böden können auch Mineraldüngergaben nur in geringem Umfang speichern. Deshalb besteht die Gefahr der Auswaschung von Düngern. Tonböden sind reich an Feinporen, die Wasser so stark binden, dass es für viele Pflanzen kaum verfügbar ist. Zudem stauen sie das Niederschlagswasser, was Luftmangel für die Pflanze bedeutet. Daher wird häufig der Lehmboden, eine Mischung aus Ton (Korngrößen < 0,002 mm), Schluff (Korngrößen 0,002-0,063 mm) und Sand (Korngrößen 0,063-2,00 mm), als optimal für den Gartenboden und die meisten Gartenpflanzen angegeben, sofern es sich nicht um Gewächse z. B. für den Stein- oder Steppengarten handelt. Doch Lehm ist nicht gleich Lehm. Lehm kann tonig, sandig oder reich an Schluff sein, je nach Zusammensetzung der Korngrößenverteilung.

In Gebieten, in denen der Gartenboden aus Verwitterungsprodukten von Tonschiefer oder Tonstein besteht, enthält er auch meist einen recht hohen Tonanteil (toniger Lehm). Daher ist in solchen Böden der Feinporenanteil recht hoch. Die Folge: Die Gartenpflanzen lassen in den Sommermonaten die „Köpfe“ hängen, obwohl sich der Boden noch recht feucht anfühlt. Denn die Feinporen (unter 0,2 µm) halten das Wasser so fest, dass es die Wurzeln vieler Pflanzen nicht mehr aus dem Boden saugen können. Dieses Wasser in den Feinporen wird daher als Totwasser bezeichnet. Das Wasser, das der Boden (definitionsgemäß) zwei bis drei Tage gegen die Schwerkraft halten kann wird als Feldkapazität (FK) oder Speicherfeuchte bezeichnet. Entscheidend für die Wasserversorgung der Pflanzen ist jedoch die nutzbare Feldkapazität. Und die ist bei tonreichem Lehm aus Verwitterungsprodukten von Tonschiefern mit vielen Feinporen stark begrenzt. In diesen Fällen sollten Sie – falls Sie nicht unentwegt im Sommer gießen möchten – den Gartenboden mit Sand, feinem Kies und organischem Material (z. B. Kompost) verbessern.

4 Torf ist wichtig für Rhododendren und Moorbeetpflanzen

Rhododendren und Moorbeetpflanzen [z. B. Schachbrettblume (Frittilaria maeagris), Glockenheide (Erica tetralix) oder Besenheide (Calluna vulgaris) ] bevorzugen einen niedrigen pH-Wert des Bodens. Das stimmt natürlich. Doch Moore sind Böden und zugleich wertvolle Ökosysteme, die durch den Abbau von Torf zerstört werden. Daher sollten Sie bei der Anpflanzung von Rhododendren und Moorbeetpflanzen auf sogenannte Torfersatzstoffe zurückgreifen, die den gleichen Zweck erfüllen. Im Handel gibt es zahlreiche derartige Produkte. Wenn Sie in Gebieten leben, wo der Gartenboden ohnehin niedrige pH-Werte aufweist (z. B. in Regionen mit sauren Tonböden aus Schiefern), können Sie auf Torf völlig verzichten. Ihre Rhododendren und Moorbeetpflanzen werden dann auch ohne Torf bei Zugabe von Kompost prächtig gedeihen.

5 Urgesteinsmehle sind gut für den Gartenboden

Im Handel gibt es zahlreiche Sorten an sogenannten „Urgesteinsmehlen“. Je nachdem, aus welchem Gestein das „Mehl“ (= Gesteinspulver) hergestellt wurde (z. B. Granit, Basalt, Kalk). Auf zahlreichen Internetseiten, aber hin und wieder auch in Zeitschriften, wird – oft pauschal – zur Bodenverbesserung empfohlen, solche Produkte in den Boden oder in ein Pflanzsubstrat bei Neuanpflanzungen einzuarbeiten. Sie werden auch als „Bodenhilfsstoffe“ bezeichnet. Steinmehle sind aber keine Dünger. Durch sie sollen dem Boden mineralische Spurenelemente zuführt und die Bodenstruktur verbessert werden. Das „gut“ ist jedoch relativ. Besteht Ihr Gartenboden überwiegend aus schwer zu bearbeitendem und zu bewässernden Lehmboden, dann machen Sie mit Gesteinsmehlen jeder Art alles noch schlimmer. Hier ist die Einarbeitung von sandigem bis feinkiesigem und organischem Material (z. B. Kompost) zur Bodenverbesserung die richtige Wahl.

Bei einem sehr sandigen Gartenboden kann die Zugabe von Gesteinsmehl hingegen den Wasserhaushalt des Bodens durchaus verbessern, da der Anteil an Feinerde erhöht und somit die nutzbare Feldkapazität verbessert wird. Die Kationenaustauschkapazität, d. h. die Fähigkeit Nährstoffe einzulagern bzw. auszutauschen, wird erst langfristig durch die Zugabe von Gesteinsmehl leicht verbessert. Denn das zu Pulver gemahlene Gestein muss erst Verwittern, um reaktiv zu sein. Frisch in den Boden eingearbeitet hat es keine chemische Reaktivität. Enthält ein Gesteinsmehl etwa Bestandteile des Minerals Glimmer (z. B. Muskovit), so muss dieses Mineral Verwittern, um zumindest randlich Nährstoffionen austauschen zu können. Diese Verwitterung erfolgt im mitteleuropäischen Klima vor allem durch Hydratation des Kaliums (= chemische Verwitterung durch Wasser), das aus den Zwischenschichten der Glimmer herausgelöst und durch H3O+-Ionen ersetzt wird, wodurch das Tonmineral Ilit entsteht. Wie lange dieser Verwitterungsprozess andauert, lässt sich pauschal nicht sagen, da er von den Bodeneigenschaften und den Standortverhältnissen abhängig ist.

6 Viel Düngen des Bodens hilft viel

Nein! Das kann sogar schief gehen. Bei zu viel an Dünger kommt es bei den Pflanzen zu Wachstumsstörungen und Schäden. Je nachdem mit was Sie überdüngen (organischen Dünger, mineralischen Dünger, Kalkzugaben etc.) belasten Sie den Boden, indem er z. B. versauert oder stark alkalisch (> pH 8) wird. Eine Düngung im Garten sollte an die Bedürfnisse der Pflanzen angepasst sein. Daher sollten Sie sich bei Dünger aus dem Handel genau an die Herstellerangaben auf der Verpackung halten. Tipps für die Verwendung von selbst hergestelltem oder z. B. bei einer Kompostierungsanlage gekauftem Kompost finden Sie hier.

7 Gartenboden ist auch für Zimmer- und Kübelpflanzen geeignet.

Der Boden im Garten kann je nach Region sandig oder beispielsweise lehmig sein und unterschiedliche Anteile an Humus enthalten. Viele Zimmer- und Kübelpflanzen, die im Handel erhältlich sind, stammen aus den unterschiedlichsten Regionen unseres Globus. Daher sollte das Pflanzsubstrat in etwa den Bodenverhältnissen an den natürlichen Standorten entsprechen. So wäre ein lehmiger, humoser Gartenboden völlig ungeeignet für sukkulente Pflanzen aus Regionen mit humusarmen, sehr steinreichen Halbwüstenböden (Kakteen und andere Sukkulenten). Ein sandiger, humusarmer Gartenboden wäre wiederum ein wenig geeignetes Substrat für einen Vertreter der Gattung Ficus.

8 Alle organischen Abfälle dürfen auf den Kompost

Reste vom Mittagessen mit Fleisch oder Fisch sollten nicht auf den Kompost kommen. Auch keine kleinen Mengen. Denn derartige organische Abfälle können Ratten und anderes im Garten unerwünschtes Getier anlocken. Tipps zum Kompostieren finden Sie hier.

9 Asseln fressen an Pflanzenwurzeln

Ein Gartenboden beherbergt zahlreiche Lebewesen. So auch Asseln oder Landasseln (Oniscidea). Es gibt den weit verbreiteten Irrtum, dass Asseln an den Wurzeln von Pflanzen fressen. Die Tiere ernähren sich jedoch von totem pflanzlichem Material (Laub, Holz), worunter auch abgestorbene Pflanzenwurzeln sein können. Asseln fressen zudem u. a. auch Algen, Insektenkadaver und Kot. Selbst der eigene Kot dient als Nahrung, was als Koprophagie bezeichnet wird. Die Tiere nehmen auch mineralische Bestandteile des Bodens auf, wodurch ihr Kot, ähnlich dem der Regenwürmer, wertvolle Ton-Humus-Komplexe enthält, welche zur Bodenfruchtbarkeit beitragen.

10 Laub schadet dem Gartenboden

Überall dort, wo sich im Garten kein Rasen befindet, ist Laub nicht schädlich. Es wird im Laufe der Zeit mineralisiert und zum Teil zu Dauerhumus. Auf Rasenflächen oder etwa im Steingarten sollte anfallendes Laub wegen der Fäulnisgefahr entfernt werden. Auch mit Schadorganismen befallenes Laub ist über den Restmüll zu entsorgen.