Klasse: Fersiallitische und ferrallitische Paläoböden (≈ WRB Cambisols, Luvisols, Alisols und andere)

Böden mit …/IIr,fBj/Cj/Cv-Profil

Parabraunerde aus periglaziären Lagen über Fersiallit
Parabraunerde aus periglaziären Lagen über Fersiallit (Plinthosol) ©Rainer Dambeck

Auf alten Landoberflächen finden sich in Deutschland und anderen Regionen Europas Überreste von Böden, die unter anderen klimatischen Bedingungen als heutzutage gebildet wurden (reliktische oder fossile Böden). Sie sind Zeugen subtropischer oder tropischer Verwitterung während längst vergangener Erdzeitalter. So etwa des Tertiärs (jetzt Paläogen und Neogen 2,6 bis 66 Millionen Jahre vor heute) oder von noch weiter zurückliegenden Erdzeitaltern (Systeme) des Mesozoikums (Erdmittelalter) mit entsprechend feucht-warmen Klimaten und intensiver chemischer Verwitterung (Silikatverwitterung). Diese rötlichen, rotbraunen oder rötlich marmorierten Bodenreste erinnern daher sehr stark an rezente tropische und subtropische Böden, die in Brasilien, Südostasien oder z. B. in Zentralafrika anzutreffen sind (z. B. Plinthosols, Ferralsols nach WRB).

Parabraunerde über Fersiallit
Parabraunerde über Fersiallit. ©Karl-Josef Sabel

Vollständige Profile dieser Reliktböden in Europa sind bislang nicht bekannt. Oberböden fehlen daher bisher stets. Die reliktischen Böden sind immer von jüngeren Sedimenten überdeckt, in der Regel von periglaziären Lagen (pleistozäne oder eiszeitliche Solifluktionsschuttdecken) mit den entsprechenden Bodenbildungen im Holozän (z. B. Braunerden, Parabraunerden). Diese jüngsten Bodenbildungen werden deshalb in entsprechenden Fällen systematisch zu den Paläoböden gestellt bzw. mit diesen kombiniert (z. B. Braunerde über Fersiallit oder Parabraunerde über Fersiallit).

Der Begriff „Fersiallit“ setzt sich aus den Bezeichnungen der chemischen Elemente zusammen, die in diesen Reliktböden stark vertreten sind: Fe (= Eisen), Si (= Silizium) und Al (= Aluminium). IIr steht für einen geologischen Schichtwechsel mit reduziertem Solum, das Komma steht für alternativ. Das Symbol „f“ bedeutet fossil und „j“ fersiallitisch (die weiteren Horizontbezeichnungen finden Sie hier). Subtypen sind nach deutscher Systematik nicht ausgewiesen. Der Begriff „Fersiallit“ steht als Überbegriff für stark Fe-, Si- und Al-haltige Paläoböden unter jüngerer Überlagerung. Es kann sich daher um die Überreste unterschiedlicher Paläoböden bzw. Paläobodentypen handeln.

Literatur:
Ad-hoc-Arbeitsgruppe Boden (2005): Bodenkundliche Kartieranleitung, Hrsg.: Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe in Zusammenarbeit mit den Staatlichen Geologischen Diensten, 5. Aufl., 438 S.; 41 Abb., 103 Tab., 31 Listen; Hannover.