Nematode
Nematoden, im Boden lebende Würmer oder Fadenwürmer. gemeinfrei

Im Boden leben zahlreiche Arten von Würmern. So zum Beispiel Enchyträen, Nematoden und die bekannten Regenwürmer. Vor allem von Letzteren profitiert der Boden erheblich – auch wenn man früher anders darüber dachte.

Enchyträen

Enchyträen (Familie: Enchytraeidae) gehören wie die Regenwürmer zum Stamm der Ringel- oder Gliederwürmer (Annelida). Enchyträen können bis zu 50 Millimeter lang werden und sind weiß bis gelblich gefärbt. Im Gegensatz zur Mehrzahl der Regenwürmer können sich Enchyträen nicht durch den Boden wühlen. Sie bewegen sich nur durch bestehende Gänge und Hohlräume.

Enchyträen leben in der Streuauflage und im humosen Oberboden. Sie ernähren sich vor allem von Bakterien, Pilzen, abgestorbener organischer Substanz. Wegen ihrer hohen Stoffwechselaktivität sind sie bedeutend für die Zersetzungsprozesse im Boden. In sauren Böden gehören sie zu den wichtigsten Humusbildnern. Sie reagieren empfindlich auf Umweltchemikalien und Pflanzenschutzmittel. Fehlen sie im Boden, deutet dies auf entsprechende Belastungen hin.

Nematoden

Nematoden oder Fadenwürmer gehören zum Stamm der Rundwürmer (Nematoda) und kommen nahezu überall vor: im Meer, im Süßwasser und im Boden. Oft sind mehr Nematoden nach Arten und Anzahl vorhanden als viele andere mehrzellige Tiere, die so genannten Metazoa. Es gibt auch eine große Anzahl parasitisch lebender Arten. Bei Pflanzen sind beispielsweise die gefürchteten Rübenälchen bekannt. Bei Tieren einschließlich des Menschen kommen sie ebenfalls als üble Parasiten vor. Bekannt ist zum Beispiel der Spulwurm (Ascaris lumbricoides).

Fadenwürmer sind äußerst artenreich. Sie zählen mit zehn bis 1.000 Tieren pro Gramm Boden zur zweithäufigsten Tiergruppe im Boden. Die meisten Nematoden im Boden sind nur 0,5 bis zwei Millimeter lang und häufig farblos. Sie leben im dünnen Wasserfilm auf oder zwischen den Bodenpartikeln. Dabei bewegen sie sich überwiegend schlängelnd fort. Mit dem Sickerwasser können sie auch in tiefere Bodenschichten gelangen. Im Boden lebende Nematoden ernähren sich von Mikroorganismen wie Bakterien, Pilze und Algen. Zum Teil ernähren sie sich auch räuberisch von Einzellern und kleineren Artgenossen.

Regenwürmer

Regenwurm
Der bei Gärtnern und Anglern beliebte Regenwurm. ©Alexander Stahr

Regenwürmer (Familie: Lumbricidae) sind für den Boden äußerst nützlich. Das weiß heute eigentlich jedes Kind. Doch das war nicht immer so. Im Jahr 1774 steht in einer „Gründlichen Anweisung zum Anlegen und Unterhalten eines wohlbestellten Blumengartens“ folgendes: „Regenwürmer sind zu töten, wo man sie findet.“

Bis weit in das vorige Jahrhundert hinein hieß es: „Nur ein toter Regenwurm ist ein guter Regenwurm“. Damals glaubte man, der Regenwurm zernage die Pflanzenwurzeln und entziehe die für die Pflanzen so lebenswichtigen Nährstoffe. Erst der berühmte Naturforscher Charles Darwin (1809 – 1882) wies ihre wichtige Bedeutung für die Bodenfruchtbarkeit nach. In seinem Buch „Die Bildung der Ackererde durch die Tätigkeit der Würmer“ aus dem Jahr 1881 fasste Darwin seine Erkenntnisse über den Regenwurm zusammen.

Allein in Deutschland gibt es mehr als 30 Regenwurmarten. Der größte ist Lumbricus terrestris. Er wird zwischen neun und 30 Zentimetern lang. Die anderen Arten erreichen Längen zwischen zwei und 15 Zentimetern. Durch das Bauen ihrer Gänge durchmischen die Regenwürmer den Boden. Sie bringen dadurch Humus von oben nach unten in den Mineralboden und umgekehrt und verbessern somit die Bodenstruktur sowie die Wasserdurchlässigkeit des Bodens. Böden mit Regenwurmröhren nehmen Regenwasser vier bis zehn Mal besser auf als Böden ohne Regenwurmröhren. Besonders bedeutsam für den Boden ist der Regenwurmkot, die so genannte Regenwurmlosung. Regenwurmkot zählt zu den besten Düngern, die es gibt. Er übertrifft durch seine Ton-Humus-Komplexe sogar guten Kompost. Die gleiche Menge an Regenwurmlosung enthält sechs Mal soviel Stickstoff, acht Mal soviel Kalium, bis zu 25 Mal soviel Phosphor und etwa acht Mal soviel organische Substanz.

Info: Ton-Humus-Komplexe

Ein Regenwurm hat keine Zähne. Er zieht als Nahrung zum Beispiel ein Blatt in seinen Gang. Dieses Blatt wurde bereits von anderen Bodenlebewesen etwas angeknabbert. Im Gang gibt der Wurm ein Sekret aus seinen Schlunddrüsen ab und befeuchtet damit das Blatt. Das fördert offensichtlich den weiteren Zersetzungsvorgang durch Pilze Bakterien und andere Winzlinge. Denn ganz so „roh“ mag der Wurm die Speise nicht.

Wenn die Mahlzeit „gar“ oder „al dente“ ist, wird sie vom Wurm durch saugende und pumpende Bewegungen des Mundes verspeist. Etwa so als wenn man sich eine Nudel reinsaugt. Dabei gelangen auch kleine Erdpartikel, anderes organisches Material, Bakterien, Algen und Pilze in den Verdauungstrakt. Dort findet zwar weitgehend ein Abbau des verspeisten Blattes statt, doch aus verschiedenen organischen Zwischen- und Endprodukten bilden sich auch neue, kompliziert aufgebaute organische Stoffe: die so genannten Huminstoffe. Mit den Erdpartikeln nahm der Wurm auch plättchenartige Tonminerale auf. Sie haben überschüssige Ladungen, die außerhalb des Wurmdarmes dadurch ausgeglichen werden, indem elektrisch geladene Teilchen aus dem Bodenwasser, also Ionen (von griechisch „ionos“ = Wanderer), angelagert werden. Zum Beispiel Wasser-Ionen, Nährstoff-Ionen oder organische Substanzen.

Das passiert im Wurm auch. Durch den Verdauungsvorgang werden Tonteilchen, Huminstoffe und andere organische Teilchen fest mit einander vermengt. Es entstehen so genannte Ton-Humus-Komplexe oder eleganter gesagt: organo-mineralische Komplexe. Schließlich scheidet der Wurm Kot aus, der die wertvollen Ton-Humus-Komplexe in angereicherter Form enthält. Diese Verbindungen aus Ton- und Humusteilchen können sehr gut Wasser anlagern und wertvolle Nährstoffe tauschen.