Schiefer
Auch die Art des Gesteins zählt zu den Standortfaktoren. ©Alexander Stahr

Gesteine bilden das anorganische Ausgangsmaterial der Böden und sind aufgrund ihrer chemischen und physikalischen Eigenschaften ein wesentlicher Standortfaktor für die Bodenentwicklung. Wobei an dieser Stelle festgehalten werden muss, dass auch Moore Böden sind. Geht man von der geologischen Definition von Torf aus, die das abgestorbene organische Material als Kaustobiolith bezeichnet (von griechisch kaío = brennen, bíos = leben und líthos = Stein = brennbares, biogenes Sedimentgestein), dann bilden Gesteine streng genommen auch das organische Ausgangsmaterial von Böden.

Auf Festgesteinen wie Magmatiten (z. B. Granit, Basalt, Porphyre), Metamorphiten (z. B. Gneis, Schiefer, Quarzit) oder Sedimenten (z. B. Sandstein, Kalk, Tonstein) ist eine Mineralbodenbildung erst in deren verwittertem Zustand möglich. Daher erfolgt diese Bodenbildung stets in mehr oder weniger gelockertem oder verwittertem Festgestein. Je nach Art des Gesteins oder Ausgangsgesteins der Bodenbildung kann die Verwitterung und somit die Bodenentwicklung unter sonst gleichen Bedingungen unterschiedlich schnell fortschreiten. Grobkörnige Granite verwittern zum Beispiel schneller als feinkörnige Basalte. Die chemische und mineralische Zusammensetzung des Gesteins ist hierbei ebenfalls entscheidend. Je mehr basisch wirkende Kationen wie Calcium, Magnesium oder Natrium bei der Verwitterung des Gesteins freigesetzt werden, umso mehr wird eine Bodenversauerung im Zuge der Bodenbildung verzögert. So führen etwa kieselsäurereiche (Quarz), saure und grobkörnige bzw. steinreiche Verwitterungsprodukte von Graniten [Tiefengestein oder Plutonit (nach Pluton, dem griechischen Gott der Unterwelt)], Sandsteinen, Grauwacken oder Quarziten im Zuge der Bodenentwicklung unter entsprechenden Klima- und Vegetationsbedingungen (hohe Niederschläge, schwer zersetzbare Streu) eher zur Podsolierung als Verwitterungsprodukte von basenreichen Basalten oder Mergeln (Mergel = Gemisch aus Ton und Kalk) unter sonst ähnlichen Standortfaktoren.

Bei relativ reinen Karbonaten wie Kalkstein oder Dolomit ist die Mineralbodenentwicklung extrem langsam, da das Carbonat vollständig abgeführt werden muss und das zurückbleibende Residuum der Kornfraktion Ton (z. B. Tonminerale, Oxide) nur in sehr geringen Mengen anfällt. Abgesehen von tropischen und subtropischen Regionen mit intensiver chemischer Gesteinsverwitterung, entstehen tiefgründigere Böden in der Regel aus Lockergesteinen (z. B. glaziale Sedimente, fluvioglaziale Sedimente, fluviatile Sedimente, Schuttdecken, vulkanische Sedimente, Auensedimente, Sande, anthropogene Lockersedimente, Kolluvien, äolische Sedimente und andere). In Mitteleuropa entwickelten sich die meisten Böden nicht in den Verwitterungsprodukten des unmittelbar anstehenden Gesteins, sondern in eiszeitlichen oder periglaziären Deckschichten, die dort als ubiquitär anzusehen sind. Mehr zum Thema unter „Woraus entsteht Boden?“