Staunässeboden
Pseudogley. ©Karl-Josef Sabel

Dort, wo das Wasser die Bodenentwicklung entscheidend steuert, sind so genannte hydromorphe Böden ausgebildet (von griechisch „hýdor“ = Wasser und „metamorphóo“ = umgestalten). Das kann durch Staunässe, Haftnässe oder durch Grundwasser geschehen.

Pseudovergleyung

Böden, die von Stauwasser geprägt sind, nennt man Pseudogleye. Der Vorgang, der zu diesem Bodentyp führt, ist die Pseudevergleyung. Der Name „Gley“ geht auf das deutsche Wort „Klei“ zurück, was soviel wie „entwässerter Schlick“ bedeutet. Die Pseudovergleyung findet statt, wenn unter einer relativ wasserdurchlässigen Bodenzone ein dichter und somit stauender Horizont folgt.
Stauend wirken zum Beispiel die mit Ton angereicherten Unterböden von Parabraunerden, Ortsteinhorizonte von Podsolen oder tonigere Schichten im Ausgangsgestein der Bodenbildung.
Dem A-Horizont folgt beim Pseudogley der Sw-Horizont (S von Stauwasser und w von Wasser leitend). In diesem Horizont staut sich nach Niederschlägen das Sickerwasser, wobei es sich seitlich bewegen kann. Das gestaute Wasser bewirkt Sauerstoffmangel, Eisen und Mangan werden gelöst. Durch den Wechsel von Austrocknen und Nässe entstehen rostbraune, graue und schwarze Konkretionen, das heißt knollige Ansammlungen der genannten Metalle. Sie geben dem Horizont eine fleckige Färbung.
Unter dem Sw-Horizont folgt der Wasser stauende Sd-Horizont (d von dicht). In ihm erfolgt eine Bleichung der Aggregatoberflächen und eine Anreicherung des Eisens und Mangans im Inneren der Aggregate. Die Folge ist eine auffällige Marmorierung dieses Horizontes.

Haftnässe
Haftnässepseudovergleyung eines Weidebodens am Rauschberg bei Ruhpolding (Chiemgau). ©Ewald Langenscheidt, Büro Geo&Natur

Haftnässe

Sichtbare Merkmale der Pseudovergleyung können auch in Böden ohne stauenden Horizont im Unterboden auftreten. Und zwar dann, wenn ein toniger oder lehmiger Boden sehr reich an Feinporen ist. Das Wasser wird in derartigen Fällen im Boden gegen die Schwerkraft festgehalten. Daher können Pseudogleymerkmale auch an steileren Hängen auftreten. Man spricht dann von einem Haftnässepseudogley. Haftnässe tritt auch auf, wenn der Oberboden durch den Tritt von Weidetieren völlig zertreten wurde. Das Bodengefüge ist dann ein Kohärentgefüge ohne größere Poren. Der Oberboden ist dann sozusagen ein Schwamm, der Wasser aufsaugt und festhält. Der Bodenkundler spricht dabei von der Homogenisierung des Gefüges. Besonders häufig findet man diese Art der Pseudovergleyung im Hochgebirge. Dort weiden Kühe auf steileren Hängen immer so, dass sie möglichst nicht steigen oder bergab laufen müssen. Dadurch erzeugen sie im Laufe der Zeit auffällige, parallel zueinander verlaufende Trittspuren. Sie werden Viehtreppen oder Viehgangeln genannt. Im Bereich dieser Strukturen treten hydromorphe Merkmale in Form von Bleichungen auf. Solche Böden werden als alpine Weidepseudogleye bezeichnet.

Gley-Pelosol, mit abgesenktem Grundwasser, aus anthropogenem Lehm über Lehmton (periglaziale Lage) mit Ton (Tertiär). Profil Ap(30)/IIrGo-P(70)/IIrGro-P(95)/II_rGr-ilCv(120). ©Hessisches Landesamt für Umwelt und Geologie (HLUG)
Gley-Pelosol, mit abgesenktem Grundwasser, aus anthropogenem Lehm über Lehmton (periglaziale Lage) mit Ton (Tertiär). Profil: Ap(30)/IIrGo-P(70)/IIrGro-P(95)/II_rGr-ilCv(120). ©Hessisches Landesamt für Umwelt und Geologie (HLUG)

Vergleyung

Böden, die den Schwankungen des Grundwassers ausgesetzt sind, weisen unter dem Oberboden einen Horizont mit rostig-braunen Flecken auf. Hier werden Eisen- und Manganverbindungen oxidiert. Dieser Go-Horizont (G von Grundwasser und o von oxidiert) ist durch die zeitweise auftretende Vernässung verrostet.
Dort, wo darunter das Grundwasser den größten Teil des Jahres steht, herrscht Sauerstoffarmut. Daher werden in diesem Bereich Eisen- und Manganverbindungen reduziert. Das zeigt sich in einer grauen, graugrünen oder grauschwarzen Färbung dieses Gr-Horizontes (r von reduziert). Böden mit dieser Horizontabfolge heißen Gleye.
Steht das Grundwasser das ganze Jahr über sehr hoch, fehlt der Go-Horizont. Man spricht dann vom Bodentyp des Naßgleys. Wenn sich im Oberboden erste Merkmale einer Moorbildung zeigen, handelt es sich um Anmoorgleye und Moorgleye. Böden in Flussnähe, die über dem G-Horizont noch Horizonte ohne deutliche Hydromorphierung aufweisen zählt man zu den Auenböden.