Bodenkarte
Eine Bodenkarte zeigt deutlich die Vergesellschaftung von Böden in der Landschaft. So fallen sofort die blauen Farben in den Tälern auf, die für vom Grundwasser beeinflusste Böden stehen. ©Alexander Stahr

Ein Boden ist das Produkt seiner Umwelt, von an oder in der Nähe der Erdoberfläche wirkenden Vorgängen. Diese Vorgänge werden durch zahlreiche Faktoren (Standortfaktoren) gesteuert. Und zwar durch:

  • die chemischen und physikalischen Eigenschaften des Ausgangsgesteins der Bodenentwicklung
  • die Verwitterungsbeständigkeit des Gesteins
  • das Wasserangebot
  • die Temperatur und Temperaturwechsel
  • die Form und Himmelsrichtung der Geländeoberfläche (Relief)
  • die Arbeit der Tiere, Bakterien, Pilze, Protisten und Pflanzen
  • die Zeit
  • den Einfluss des wirtschaftenden Menschen

All diese Standortfaktoren führen letztendlich zu einem bestimmten Bodentyp. Da gerade in Mitteleuropa die Standortbedingungen Gestein, Wasserangebot, Relief und Einfluss des wirtschaftenden Menschen auf kleinem Raum stark wechseln, treten beispielsweise in einer mitteleuropäischen Landschaft unterschiedliche Bodentypen kleinräumig nebeneinander auf. In Hochgebirgen wie den Alpen ist der kleinräumige Wechsel von Bodentypen noch extremer ausgeprägt.

Bodengesellschaft im Taunus
Bodengesellschaft im westlichen Taunus (Rheinisches Schiefergebirge) im Bereich des Aartals bei Taunusstein-Bleidenstadt vom Taunuskamm (links) über den Bach Aar (Vega) zum Hintertaunus (rechts). ©Alexander Stahr

Das Auftreten der Bodentypen ist dabei einer gewissen Regel unterworfen. Schaut man sich beispielsweise eine Bodenkarte der jeweiligen Geologischen Dienste der Bundesrepublik Deutschland an (1:25.000 oder 1:50.000), so fällt auf, dass in einigen Landschaftsbereichen immer wieder ganz bestimmte Farben auftauchen. Diese Farben stehen für Bodentypen und Bodenformen. Eine Bodenform bezeichnet den Bodentyp zusammen mit seinem Ausgangsmaterial. Also zum Beispiel eine Braunerde (= Bodentyp) aus Flugsand (= Bodenform).

Jeder Bodentyp hat auf der Bodenkarte eine Grundfarbe: zum Beispiel blau für Bodentypen, deren Entwicklung vom Grundwasser gesteuert wird. Die abweichenden Blautöne stehen für unterschiedliche Ausgangssubstrate der Bodenbildung. So hat ein Gley aus Hochflutlehm ein etwas anders Blau als ein Gley aus lehmhaltigem Schutt. Somit dominieren in den Flusstälern blaue Farben.

In den Höhenlagen finden sich Pinktöne für Ranker und Rendzinen, also nur schwach entwickelte beziehungsweise erodierte Böden. Denn in den Steillagen wird Boden abgetragen und in den Flusstälern herrscht das Grundwasser vor.

In ganz bestimmten Landschaftsbereichen oder Reliefpositionen finden sich demnach typische Böden. Dieses Nebeneinander von Bodentypen oder Bodenformen bildet eine Bodengesellschaft, eine Vergesellschaftung von Böden. Beschreibt man eine typische Bodenabfolge etwa vom höchsten zum tiefsten Punkt in einer Landschaft (durch Bohrungen oder natürliche und gegrabene Aufschlüsse), so spricht man von einer Catena (von lateinisch „catena“ = Kette). Und je nach Landschaft und ihren jeweiligen Standortfaktoren unterscheiden sich die „Bodenketten“ oder Bodengesellschaften.

So gibt es typische Vergesellschaftungen von Böden in Norddeutschland, im Alpenvorland, in den Alpen oder in den Mittelgebirgen. Wie immer in der Wissenschaft wird alles, was zur jeweiligen Disziplin gehört, typisiert oder klassifiziert. Nicht anders in der Bodenkunde. So ist eine Bodengesellschaft Teil der Bodenlandschaft und das so genannte Pedon (von griechisch „pédon“ = Boden) das kleinste Individuum einer Bodendecke. Die größte Einheit stellt die Bodenzone dar.

Die Wissenschaft, die sich mit der Verbreitung und Vergesellschaftung von Böden im Raum in Abhängigkeit von den Standortfaktoren (= Ursachen) befasst, ist die Bodengeographie (auch Pedogeographie). Die Bodengeographie ist Teildisziplin der Physischen Geographie und zugleich auch Teildisziplin der Bodenkunde. Somit ist die Bodengeographie ein Grenzgebiet zwischen Bodenkunde und Geographie (Semmel 1993). Als Standart- oder grundlegendes Werk der deutschen Bodengeographie gilt die Bodengeographie des deutschen Bodenkundlers Prof. Dr. Robert Ganssen (1903-1983) aus dem Jahr 1957.

Literatur:

Ganssen, R. (1957): Bodengeographie; Stuttgart.
Semmel, A. (1993): Grundzüge der Bodengeographie.- 127 S.; Stuttgart.