Klasse: Terrestrische anthropogene Böden (≈ WRB Anthrosols)

Böden mit Ah/M/II … -Profil

Kolluvisol
Kolluvisol. ©Alexander Stahr

Durch Erosion (Wasser, Mensch, Wind) abgetragenes und am Hangfuß in Runsen, Tälern wieder abgelagertes oder im Umfeld von Äckern und Wegebaumaßnahmen umgelagertes humoses Bodenmaterial bezeichnet man als Kolluvium (von lateinisch colluvio = Wirrwarr), einen darin entwickelten Boden mit A-Horizont als Kolluvisol mit der Horizontabfolge Ah/M/II … (Normkolluvisol). Ah- und M-Horizont sind definitionsgemäß (AG Boden 2005) zusammen mächtiger als 4 dm. Bei geringerer Mächtigkeit spricht man von einer kolluvialen Überdeckung.

Kolluvisole finden sich oft in der Tiefenlinie von Runsen, im Bereich von Ackerbergen sowie an Wegböschungen (z. B. Aufschüttungen von Aushub im Zuge des Waldwegebaus) und bei historischen Ackerterrassen unter Wald. Häufiger sind kolluviale Überdeckungen bei erodierten Böden (z. B. Braunerden) infolge der historischen Waldnutzung in Mitteleuropa, ein Phänomen, das nicht nur am Fuß von Hängen oder in Unterhanglagen, sondern auch auf mehr oder weniger gestreckten Mittelhängen zu beobachten ist. Im Hochgebirge sind Kolluvisole aufgrund der großen Reliefenergie mit einhergehender Bodenabtragung durch Wassererosion, Rutschungen, Muren, Gleitschnee und Grundlawinen sehr häufig anzutreffen. Dabei ist anzumerken, dass durch Massenbewegungen abgetragenes Bodenmaterial gemäß AG Boden (2005) nicht als Kolluvium definiert ist.

Foto: Die Abbildung zeigt einen Kolluvisol (Kolluvium über jungpleistozänem Solifluktionsschutt über Kalkglimmerschiefer) in den Hohen Tauern (Matreier Becken, Osttirol, Österreich). Profil: Ah/M/IIM/III lCv/IVmCn.