Milben
Milben (Acarien) stellen mit etwa 50.000 bekannten Arten in 546 Familien die artenreichste Gruppe der Spinnentiere (Arachnida) dar. Sie zeichnen sich durch eine geringe Größe von 0,1-4 mm aus. Milben haben praktisch fast alle Lebensräume auf der Erde besetzt. Rund die Hälfte der bekannten Arten lebt im Boden; den anderen Teil bilden Pflanzen- und Tierparasiten, Vorratsschädlinge, Süßwasser- und Meeresbewohner. Dabei können bei optimalen Bedingungen einige hunderttausend Milben pro Quadratmeter Platz und Nahrung finden.
Anatomie
Als Spinnentiere weisen alle erwachsenen Milben vier Laufbeinpaare auf. Die Mundwerkzeuge bestehen aus Pedipalpen und Cheliceren. Die Cheliceren bilden in der Regel eine Art Zange und dienen zum Erfassen und Zerkleinern der Nahrung. In extremen Fällen können sie zu einer Art Nadel umgebildet sein, das auf eine saugende Ernährungweise des Trägers schließen lässt. Die Pedipalpen bilden eine Unterlippe. Die Mundwerkzeuge sind bei Milben nicht in den Kopf eingefügt, sondern bilden mit einem eng begrenzten Abschnitt der Körperspitze eine als Gnathosoma bezeichnete Funktionseinheit., die einziehbar oder vorstreckbar ist. Auch der übrige Körper der Milben zeigt eine vom üblichen Schema abweichende Segmentierung. Eine hinter dem 2. Beinpaar – meist besonders auf dem Rücken- sichtbare Furche teilt den Rumpf in ein Propodosoma und Hysterosoma. Die Haut trägt bei einigen Formen nur eine sehr dünne Cuticular. Oft kommen aber aber wenigsten stellenweise vor allem auf dem Propodosoma verstärkte Platten auf. Es finden sich alle Übergänge von weichhäutigen bis zu völlig in einem dicken Chitinpanzer eingehüllten Arten.
Milben orientieren sich in ihrer Umgebung vorwiegend durch Tasten. Das 1. Beinpaar, auf dem die Tasthaare sehr dicht sitzen, dient als Taster. Nur bei wenigen Milbenarten können wir einige primitive Augen finden. Die meisten Milben sind blind. Dennoch kann bei ihnen meist ein „Helligkeitssinn“ nachgewiesen werden. Eine diffuse Hautatmung ist für den kleinen Milbenkörper völlig ausreichend. So findet man bei weichhäutigen keine Atmungsorgane. Mit zunehmender Verdickung der äußeren Haut wird die Hautatmung erschwert und Röhrentracheen übernehmen die Aufgabe.
Entwicklung
Milben durchlaufen allgemein vier Entwicklungsstadien zwischen Ei und adultem Tier. Bei manchen Arten sind es weniger. Männchen und Weibchen können dabei sehr verschieden aussehen. Die Weibchen werden entweder vom Männchen innerlich befruchtet oder nehmen vom Männchen ein frei abgelegtes Samenpaket auf. Ein Milbenzyklus besteht aus: Ei -> sechsbeinig Larve -> achtbeinige Protonymphe -> Deutonymphe -> Tritonymphe -> adultes Tier. Die Nymphen werden dabei dem geschlechtsreifen Tier immer ähnlicher. Milben können Dauernymphen bilden, die sehr unempfindlich gegen Trockenheit und Extremtemperaturen sind. Sämtliche Stadien werden z. B. bei den im Boden lebenden Hornmilben (Oribatiden) beobachtet.
Milben und Boden
Als Humusbildner haben Hornmilben (Oribatidaen) für den Boden eine wichtige Rolle. Bei der Umsetzung von organischen Substanzen gehören sie zu den Primärzersetzern. Die Milben sind nicht gleichmäßig im Boden verteilt, sondern treten häufig nestartig gehäuft auf. Hornmilben sind meist stark bepanzerte, braune bis schwarze Tiere. Sie haben eine kuglige Form, die sie vorm Austrocknen und Feinden schützt. Durch Anlegen der Beine in Vertiefungen des Körpers kann die Schutzwirkung noch verstärkt werden. Sie leben in der Streuschicht in einer Tiefe von 5 bis maximal 10 cm (auch in Moosen oder Flechten). Hier ertragen Sie sowohl Nässe als auch Trockenheit. Als Nahrung dient abgestorbenes Pflanzenmaterial aber auch Pilze und Algen. Hornmilben gehören wegen ihrer Toleranz gegenüber niedrigen pH-Werten zu den wichtigsten Streuzersetzern in sauren Waldböden. Hier können sie bis 20% des jährlichen Bestandsfalls zersetzen. Mikroorganismen im Darm der Milben sind in der Lage die Zellulose und das Lignin des Pflanzenmaterials aufzuschließen.
Raubmilben (Gamasina) sind stark gepanzerte eher rötlich-braune 0,2 bis 2 mm große Milben. Wie ihr Name schon sagt, ernähren sie sich von anderen Bodentieren. Als Parasiten sitzen sie auf anderen Insekten wie z. B. Käfern oder Bienen. Mit den Cheliceren, das vorderste Extremitätenpaar der Spinnentiere, wird das Beutetier gebissen und festgehalten und nach der Injektion von Verdauungssäften ausgesaugt. Als Nützlinge werden sie im Gewächshausanbau eingesetzt. Hier wirken sie als Gegenspieler von schädlichen Nematoden.
Einen Ausschnitt aus dem Leben im Boden zeigt das folgende Video: Lebendiger Waldboden – Geheimnisvolle Welt der Bodentiere auf youtube von henry4nature
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