In den nördlichen Kalkalpen, so etwa bei Mittenwald in Oberbayern, findet man sehr merkwürdige Wiesen: Ihre Oberfläche setzt sich aus unzähligen Buckeln zusammen. Es scheint, als wären riesige Maulwurfshügel mit einem Grasteppich überzogen. Man bezeichnet dies als Buckelwiese.

Schon seit langer Zeit beschäftigt diese auffällige Erscheinung die Wissenschaft. Es gab viele Theorien und Diskussionen um die Entstehung der merkwürdigen, bis zu 80 Zentimeter hohen Buckel, die einen Durchmesser von etwa drei Metern haben. Durch eingehende wissenschaftliche Untersuchungen Mitte der achtziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts wurde das Rätsel schließlich gelöst. Voraussetzung für diese Oberflächenformen ist, dass die Wiesen ehemals mit Wald bestanden waren.

Sieht man sich einen Fichtenwald einmal im Winter an fällt auf, dass der Boden direkt an den Stämmen oft weitgehend schneefrei ist, während zwischen den Bäumen eine geschlossene Schneedecke liegt. Im Verlauf der Schneeschmelze bleibt der Schnee zwischen den Bäumen recht lange liegen, da er dort am mächtigsten ist. In den nördlichen Kalkalpen besteht der oberflächennahe Untergrund oft aus Moränen, die viel kalkiges Feinmaterial enthalten. Niederschlagswasser, gleich ob flüssig oder fest, ist durch das Kohlenstoffdioxid in der Luft immer ein wenig sauer, eine Kohlensäure. Kalk wird durch diese Säure gelöst. Hinzu kommen Säuren, die aus der Nadelstreu von Koniferen stammen. Sie verstärken die Lösung des Kalkes. Dort, wo der Schnee am längsten verweilt und langsam abtaut, kann auch die Lösung des kalkhaltigen Moränenmaterials natürlich am längsten vonstatten gehen. Ist an diesen Stellen infolge verstärkter Kalklösung erst einmal eine Bodenvertiefung entstanden, verstärkt sich der Vorgang von selbst. Nach der Rodung des Waldes bleibt eine bucklige Oberfläche mit Abflusslosen Mulden zurück.