Am 16. Juni 1964 ereignete sich in der japanischen Stadt Niigata ein Erdbeben mit einer Stärke von 7,5 auf der Richter-Skala. Es verursachte schwerste Schäden durch die Schiefstellung von Gebäuden, da der Boden zu fließen begann. Die nördlich von Tokio an der Westküste der japanischen Hauptinsel gelegene Stadt wurde auf Geländeauffüllungen und sandigen Sedimenten des Shinano-Flusses errichtet. Während der 40 Sekunden andauernden Erschütterungen verflüssigten sich diese Schichten.

Der verflüssigte Sand drang seitlich auf und wurde herausgepresst. Dabei neigten sich zahlreiche Gebäude bis zu 70 Grad gegenüber der Vertikalen. Zwar traten schwere Schäden auf, die Gebäude wurden dabei aber nicht völlig zerstört. Auf Pfählen gegründete und unterkellerte Bauwerke zeigten deutlich geringere Schäden durch Schiefstellung. Insgesamt wurden durch die Bodenverflüssigung 20.000 Häuser beschädigt und 40 Brücken zum Einsturz gebracht. Bodenverflüssigungen sind in Japan häufig zu beobachten. Durch die Erschütterung von nassem und sandigem Untergrund bei Erdbeben wird ein Druck auf das nicht zusammendrückbare Wasser zwischen den Sandkörnern ausgeübt, der sich allseitig fortpflanzt, was zum Zusammenbruch des Korngefüges und somit zur Verflüssigung führt. Ganze Bereiche des Untergrundes werden regelrecht herausgepresst. Man kann dies ganz gut am Strand nachvollziehen, wenn der nasse Sand beim Auftreten um den Fuß hervorquillt. Besonders gefährdet sind sehr feinsandige Böden und Sedimente mit relativ geringer Wasserdurchlässigkeit.