Auf Weidehängen der Hoch- und Mittelgebirge kann man eine auffällige Formung des Reliefs beobachten. Die Hänge werden von mehr oder weniger stark ausgeprägten Stufen oder Treppen überzogen, die das hangparallel weidende Vieh in den Boden tritt. Im Alpenraum bezeichnet man diese geomorphologischen Klein- oder Mikroformen als Viehgangeln, Kuahwegl oder Kuahgangl. Dass die Rinder steile Wiesen hangparallel beweiden, ist in ihrer Herkunft und Anatomie begründet. Kühe sind ursprünglich Steppentiere, die überschaubare Ebenen bevorzugen. Eines ihrer größten Probleme im Gebirge ist der sensible Wiederkäuermagen. Gerät er am Steilhang in Schieflage, wird die Futterverwertung empfindlich gestört. Tatsächlich magern Kühe ohne ”Bergerfahrung” auf der Alm ab. Sie müssen erst von erfahrenen Tieren lernen, sich parallel zum Hang zu bewegen, um so die Mägen in Balance zu halten. Die Folge dieser immer gleichen Bewegungsrichtung sind die Treppen am Hang, die Viehgangeln. Werden sie bei feuchter Witterung vom Vieh betreten, kann dies zur Homogenisierung des Solums und zur Entstehung von Weidepseudogleyen führen. Im Hochgebirge stellen Viehgangeln oft Schurfansatzpunkte für sich bewegende Schneemassen dar (Grundlawinen, Schneerutschungen, Gleitschnee), was zur Bodenerosion führt.