In lehmigen Almböden führen Schneerutsche und kleinere Lawinen nicht selten zur Abtragung von bis zu mehreren Dezimetern mächtigen Bodenschollen. Das geschieht vor allem bei stark vernässtem Boden während der Schneeschmelze im Frühjahr. Die Belastung des nassen Bodens durch die Schneemassen bewirkt eine Abnahme der Festigkeit innerhalb der locker gelagerten oberen Bodenschicht. Da das Wasser im Augenblick der Belastung nicht rasch genug aus den Poren des Bodens entweichen kann, trägt es die auftretenden Spannungen mit, aber nicht zur Festigkeit bei. Der Boden gleitet im Moment der Belastung in Form einzelner Schollen samt Schneedecke mehr oder weniger weit ab oder wird von den abrutschenden Schneemassen mitgerissen.

Einen ähnlichen Effekt kennt man vom Betreten eines nassen, lehmigen Bodens. Wenn wir ihn rasch belasten (Auflastpotential), kann das Wasser nicht schnell genug aus den Bodenporen herausströmen. Ein rasches Entweichen des nicht komprimierbaren Wassers wäre aber notwendig, um die Stabilität durch Verdichtung und die damit einhergehende Erhöhung von Kornkontakten bei Belastung zu gewährleisten. Nun trägt jedoch das Wasser die Last kurzfristig mit, aber verständlicherweise nicht zur Festigkeit bei. Infolge dessen rutscht der Fuß, insbesondere bei leicht abschüssiger Bodenoberfläche, mehr oder weniger weit zur Seite weg. Im Unterschied zu typischen, lang gestreckten Schneeschurfblaiken weisen die Blaiken in lehmigen Böden auffallend scharf ausgeprägte Abtragungsfronten auf. Sie sind als steile Boden- oder Rasenkliffs entwickelt und zeigen für gewöhnlich einen sichel- oder hufeisenförmigen Verlauf. Charakteristisch sind weiterhin die nahezu plane Oberfläche der Abtragungsformen und eine im Gegensatz zu typischen Schneeschurfblaiken häufig größere seitliche Ausdehnung als in Hangfallrichtung. Setzungen der Bodendecke oder zumeist bogenförmig über viele Meter quer zum Hang verlaufende Risse im Wiesenboden sind häufige Begleiterscheinungen auf den betroffenen Hängen. Man bezeichnet diese Oberflächenformen, die kleinen Bodenrutschungen zum Verwechseln ähnlich sehen, als Blattanbrüche.

Da bei der Entstehung dieser Oberflächenformen die Schneedecke unmittelbar auf den Boden einwirkt, sind keine vorbeugenden Maßnahmen von Seiten der Almpflege möglich. Es ist deshalb anzunehmen, dass Blattanbrüche schon seit jeher eine hochgebirgsspezifische Abtragungserscheinung auf Almen mit tiefgründig entwickelten lehmigen Böden darstellen. Durch Schneebewegungen entstandene Bodenschäden wurden von den Bauern früher gleich abgesichert und eingesät. So hielt die Almpflege in Form der Ausbesserung und Wiederbegrünung mit der Entstehung von neuen Blattanbrüchen Schritt.