Kompost
Mietenkompostierung in einer Kompostierungsanlage. ©Alexander Stahr

Die Wiederverwertung von Bioabfällen durch Kompostierung ist sicherlich eine der ältesten Arten des Recyclings. Der fertige Kompost wird schließlich Bestandteil des Bodens, zur organischen Substanz des Bodens. Wie das heute in einer modernen Kompostierungsanlage geschieht und einige andere Fragen zum Thema beantwortet der Diplom-Geograph und Abfallberater Kai-Friedrich Reichel vom Eigenbetrieb Abfallwirtschaft (EAW) des Rheingau-Taunus-Kreises.

Welche Bioabfälle werden vom EAW kompostiert? Nur Abfälle aus der Biotonne oder auch andere?

Kai-Friedrich Reichel: Wir kompostieren sowohl Biotonnenabfälle in geschlossenen eingehausten Anlagen als auch Garten- und Parkabfälle das heißt Grünschnitt (Äste, Zweige usw.) in einer offenen Mietenkompostierung.

Wie werden die Abfälle vorsortiert?

Kai-Friedrich Reichel: Die Abfälle aus der Biotonne werden in Bioabfallkompostierungsanlagen sowohl mechanisch durch Magnetabscheider (Aussortierung von Metallen), durch Siebung (Entfernen grober Fremdstoffe) als auch per Hand (Entfernung von Plastikabfällen) sortiert. Der Grünschnitt wird beim Aufsetzen der Mieten grob vorsortiert, um dann nochmals beim Sieben von kleineren Störstoffen befreit zu werden.

Gibt es Problemabfälle, die arglos oder bewusst in der Biotonne landen? Gibt es dabei Gefahren für die Mitarbeiter?

Kai-Friedrich Reichel: Problematisch bei der Sortierung sind Störstoffe wie Glas und Erde denn diese verschlechtern die Qualität des Endproduktes. Potentiell giftige Stoffe wie Batterien oder Teile von Elektrogeräten können, wenn diese nicht zerstört sind, relativ einfach entfernt werden. Werden deren Schadstoffe aber im Kompostmaterial freigesetzt, erhöht sich der Schwermetallgehalt im Kompost. Dadurch kann dieser schlimmstenfalls nicht mehr verwendet werden. Gefährdungen für das Personal entstehen kaum, da diese durch Arbeitskleidung wie z. B. Handschuhe oder Sicherheitsschuhe geschützt sind.

Was passiert bei der Kompostierung?

Kai-Friedrich Reichel: Der Begriff „Kompostierung“ beschreibt den aeroben (= unter Lufteinfluss), mikrobiellen Abbau von organischen Stoffen. Hauptsächlich sind es die Bakterien und Pilze, die mithilfe von Sauerstoff aus der Luft („aerob“) komplexe organische Verbindungen zerlegen und zu Huminstoffen und anorganischen Endprodukten umbauen. Es entsteht somit ein Gemisch aus organischer Substanz (ähnlich wie Humus) und Mineralstoffen, die als Pflanzennährstoff dienen.

Während dieses Umbaus, „Rotte“ genannt, wird Wärme frei, die wiederum zu einer Säuberung des Kompostes von ungewünschten Unkrautsamen oder Pflanzenkrankheiten des Materials führt. Diese Umbauprozesse unterscheiden sich nicht von den „normalen“ Verrottungsprozessen von Laub auf dem Waldboden. Daher reicht es bei der Anlage eines Kompostplatzes im Hausgarten den Abfällen etwas Bodenmaterial hinzu zugeben, um das Spektrum der dazu nötigen Mikroorganismen und Pilze zu erhalten.

Die eigentliche Technik der Kompostierung besteht nur darin, den Mikroorganismen optimale „Arbeitsbedingungen“ zu schaffen. Man muss belüften wenn das Material zu nass ist, umsetzen wenn es zu dicht liegt und bewässern wenn es zu trocken ist. Diese Arbeiten werden in modernen Bioabfall-Kompostierungsanlagen computergesteuert erledigt. Die Bioabfälle befinden sich dann z. B. in garagengroßen Boxen in die durch Roste Luft hinein geblasen oder in denen die Abfälle mit Wasser berieselt werden können. Das „Umsetzen“ besorgt ein Radlader. Dadurch verkürzt sich die „Rottezeit“ der Bioabfälle von einigen Monaten auf einige Wochen.

Wo wird der fertige Kompost eingesetzt?

Kai-Friedrich Reichel: In der Landwirtschaft (besonders auch im Weinbau), im Garten- und Landschaftsbau und auch in privaten Gärten. Kompost ist ein Bodenverbesserungsmittel und unterscheidet sich von anderen Düngemitteln dadurch, dass er die organische Substanz im Boden (den Humus) ersetzen kann, der durch eine regelmäßige Ernte entzogen wird.

Kann jeder Bürger Kompost bei einer Kompostierungsanlage kaufen?

Kai-Friedrich Reichel: Jeder Bürger, etwa des Rheingau-Taunus-Kreises, kann Kompost auf einer Kompostierungsanlage kaufen.

Ist der fertige Kompost frei von Schadstoffen?

Kai-Friedrich Reichel: Der Kompost wird von der Gütegemeinschaft Kompost regelmäßig überwacht und geprüft. Hauptsächlich wird er dabei auf Schwermetallgehalte und Fremdstoffe geprüft. Ohne ein solches Gütesiegel kann Kompost nur schwer vermarktet werden.

Kann man als Privathaushalt auf eine Biotonne verzichten?

Kai-Friedrich Reichel: Wenn man sich viel Arbeit macht und alle anfallenden verottbaren Abfälle auf dem eigenen Grundstück selbst kompostiert schon. Wichtig ist, dass keine Bioabfälle in der Restmülltonne landen. Es müssen somit auch Essenreste und Essensabfälle kompostiert werden. Um dies schadlos und ohne Beeinträchtigung der Umwelt (auch der Nachbarn) zu betreiben ist ein recht hoher Aufwand nötig. Deswegen empfiehlt sich für die meisten Haushalte die Nutzung einer Biotonne.