Dr. Harald Nonn
Dr. Harald Nonn. ©privat

Ob ein privater Garten einen Rasen haben sollte oder eher nicht, ist natürlich eine Frage des Geschmacks seiner Eigentümer und obendrein eine Frage des Platzes. Für diejenigen Gartenbesitzer, die einen mehr oder weniger großen Rasen auf ihrem Grundstück anlegen möchten, stellt sich oft die Frage nach den optimalen Bodeneigenschaften für die Anlage des Rasens oder die Frage, was am Boden zu verbessern wäre, wenn der vorhandene Rasen nicht wie gewünscht gedeiht. Dazu befragte ahabc.de den Vorsitzenden der Deutschen Rasengesellschaft (DRG) e. V. Dr. Dipl.-Ing. agr. Harald Nonn.

Welche wichtigen Eigenschaften sollte der Gartenboden aufweisen, bevor das Saatgut für einen Rasen ausgebracht wird?

Dr. Nonn: Rasen wächst nahezu auf jedem Boden. Sein dauerhafter Erhalt ist dabei nur eine Frage des Pflegeaufwandes, den man betreiben muss. Ideal für unsere Rasengräser ist ein sandig-lehmiger Boden mit einem gewissen Anteil an organischer Substanz (Humus). Er speichert Nährstoffe und Wasser, lässt den Wurzeln genug Raum und Luft und wird auch beim Betreten nicht so schnell dicht und fest. Ist der Boden zu sandig, trocknet er schnell aus, tonige Böden leiten das Regenwasser nicht schnell genug ab und die Gräser ertrinken.

Gartenböden haben – je nach Land und Region – sehr unterschiedliche Eigenschaften was die Bodenart betrifft. Sie können z. B. sandig bis kiesig, lehmig oder auch sehr reich an Ton sein. Auch hinsichtlich ihrer chemischen Eigenschaften variieren die Böden oft deutlich. Beispielsweise finden sich hohe pH-Werte in Kalkgebieten oder sehr niedrige in Regionen mit Tonschiefern. Gibt es für unterschiedliche Bodeneigenschaften auch Empfehlungen für bestimmte Saatgut- bzw. Rasenmischungen oder können alle Arten von Saatgut auf alle Böden problemlos ausgebracht werden?

Dr. Nonn: Nur bei ganz extremen Bodenverhältnissen ist eine spezielle Einsaatmischung erforderlich. Diese Extreme sind im Hausgarten sehr selten, bei Landschaftsrasen oder bei Sonderbegrünungen z. B. Halden oder Deponien kommen sie schon mal vor. Die gängigen Saatgutmischungen für den Hausrasen, sofern sie aus geeigneten Gräserarten und hochwertigen Rasensorten bestehen, besitzen eine hohe Anpassungsfähigkeit.

In den Medien liest oder hört man im Zusammenhang mit der Neuanlage eines Rasens oft, dass der Boden im Aussaatjahr nicht gedüngt werden muss. Ist das richtig?

Dr. Nonn: Diese Ansicht kann ich nicht teilen. Rasengräser benötigen zur Ausbildung eines dichten, grünen Rasenteppichs die erforderlichen Nährstoffe. Ähnlich wie bei einem Kleinkind müssen die Nährstoffe mundgerecht und in ausreichender Menge zur Verfügung stehen. Ein Grund hierfür ist auch das noch schwach ausgeprägte Wurzelwerk. Daher sind die so genannten Starterdünger und stickstoffbetonte Folgedünger für den jungen Rasen extrem wichtig. Mir tut es immer wieder weh, wenn ich frisch angelegte, halb verhungerte Rasenflächen sehe. Gleiches gilt übrigens auch für Fertigrasen. Auch dieser benötigt nach dem Anwachsen eine kontinuierliche Nährstoffversorgung.

Torf ist ein Rohstoff, dessen Verwendung im privaten und gewerblichen Gartenbau die Gemüter erhitzt – insbesondere bei den Naturschutzorganisationen. Ist Torf auch bei der Anlage eines Rasens Thema?

Dr. Nonn: Torf ist ein wichtiger Rohstoff, dessen bodenverbessernde Eigenschaften nicht immer durch Ersatzstoffe erreicht werden können. Bei der Rasenneuanlage ist Torf jedoch nicht erforderlich. Ich empfehle einen gut verrotteten Grünkompost. Dieser verbessert die Bodenstruktur, speichert Nährstoffe und Wasser und dient den Mikroorganismen als Futter. Grünkompost gibt es in vielen Kommunen kostenlos. Etwa 10 Volumenprozent, gleichmäßig in etwa 10 bis 15 cm Boden eingemischt, sind zur Bodenverbesserung ausreichend.

Oft hört oder liest man, dass man durch das Liegenlassen von Rasenschnitt auf dem Boden (= Mulchen) auf weitere Düngungen des Bodens verzichten kann. Ist das richtig oder ist dies sogar eher schädlich für den Rasen?

Dr. Nonn: Beim biologischen Abbau des Schnittgutes (Mineralisation) werden die darin enthalten Nährstoffe wieder freigesetzt. Ein großer Teil dieser Nährstoffe dient den Mikroorganismen als Nahrung. Die verbleibenden Mengen reichen bei weitem nicht aus, um den Nährstoffhunger der Rasengräser zu decken. Bei guter Mineralisation kann man etwa 5 g Stickstoff pro m² sparen, d. h. etwa eine Düngung kann eingespart werden.

Müssen Rasensamen nach der Ausbringung auf dem Boden unbedingt festgetreten oder angewalzt werden?

Dr. Nonn: Ein guter Bodenschluss ist für den Samen wichtig. Die besten Erfahrungen habe ich mit dem leichten Einrechen des Saatgutes in den Boden gemacht. Hierbei wird das Saatgut mit dem Rasenrechen etwa 1 bis 2 cm tief in den feinkrümeligen Boden eingerecht. Somit kann es vom Boden gut mit Wasser versorgt werden, es trocknet nicht so schnell aus und auch der Vogelfraß ist reduziert. Und wenn es mal etwas fester regnet, wird das Saatgut auch nicht so schnell abgeschwemmt. Nach meiner Erfahrung vier eindeutige Vorteile gegenüber dem immer noch propagierten Festtreten oder Walzen des nur an der Bodenoberfläche liegenden Saatgutes.

Rasen wächst am besten, in einem bestimmten pH-Wert-Bereich des Bodens. Wann und warum ist eine Kalkung des Rasenbodens sinnvoll?

Dr. Nonn: Kalk (Calcium) ist wichtig für eine gute Bodenstruktur und gleichzeitig auch ein wichtiger Pflanzennährstoff. Zudem bindet Calcium überschüssige Säuren im Boden und reguliert somit den pH-Wert (Maß für den Säuregehalt im Boden). Ideal für den Rasen ist ein pH-Bereich zwischen pH 5,5 und 7,5, also im leicht sauren bis neutralen Bereich. Bis auf sehr sandige und saure Böden enthalten die meisten Böden ausreichend Calcium. Sollte ein pH-Wert absinken, dies ist nur über eine Bodenprobe feststellbar, dann muss Kalk zugeführt werden. Praxisübliche Mengen sind ca. 100 bis 200 g kohlensaurer Kalk pro m². Dies reicht meist aus, um den pH-Wert wieder anzuheben oder zu stabilisieren. Das häufig zu beobachtende jährliche Kalken des Rasens ist nach meiner Erfahrung nicht erforderlich und kann auch durch eine zu starke pH-Erhöhung zu negativen Auswirkungen im Boden führen. Also: Kalken nur nach Bodenanalyse oder auf extrem sauren Böden.

Der Rasen in privaten Gärten ist oft übersät mit Moos und anderen unerwünschten Pflanzen, so genannten Unkräutern. Wie bekomme ich unter diesen Umständen wieder einen optimalen Rasen? Hat dies mit den Bodeneigenschaften etwas zu tun? Was sollte man unternehmen, um den Rasen ohne Moos und Unkräuter wieder optimal gedeihen zu lassen?

Dr. Nonn: In aller Regel siedeln sich die genannten, unerwünschten Pflanzen bei unzureichender oder unterlassener Pflege an. Bei ausreichender Pflege sind die Gräser konkurrenzstark und Fremdarten tun sich schwer. Für einen dichten, grünen und vitalen Rasen ohne Moos und Unkräuter muss der „Rasen-Dreikampf“ konsequent durchgeführt werden: Mähen, Düngen, Wässern.

Regelmäßiges Mähen regt die Trieb- und Blattbildung der Gräser an, Fremdarten geraten unter Konkurrenzdruck. Eine ausreichende Nährstoffversorgung (drei- bis viermalige Düngung im Jahr mit speziellen Rasenlangzeitdüngern, kein Blaudünger oder ähnliches) stärkt die Gräser und hält den Rasen dicht. Gräser sind keine Tiefwurzler, so dass sie in Trockenzeiten schon mal wurzeltief beregnet werden müssen. Wenn man diese einfachen Regeln befolgt, nehmen Moss und Unkräuter nicht Überhand.

Ahabc.de dankt Dr. Nonn für die interessanten und für Gartenbesitzer sicherlich hilfreichen Antworten und wünscht ihm auch weiterhin viel Erfolg bei seiner Arbeit.