Weinberg
Der Begriff Terroir stammt unverkennbar aus dem Französischen und geht auf das lateinische Wort „terra“ (die Erde) zurück. ©Alexander Stahr

Taunusstein (st). Sie lieben Wein? Vielleicht einen bestimmten Riesling, der sein Bouquet einem lösslehmhaltigen Boden verdankt? Oder eher denjenigen der gleichen Rebsorte, dessen Wurzelwerk sich in tonigem Boden erstreckt? Dann sind Sie ohne Zweifel dem Boden auf den Geschmack gekommen, dem wichtigsten Element des Terroirs.

Der Begriff Terroir stammt unverkennbar aus dem Französischen und geht auf das lateinische Wort „terra“ (die Erde) zurück. Unter Terroir versteht man die Synthese aus Topographie (Relief, Exposition, Meereshöhe), Klima, Gestein, Boden, weinbaulichen Maßnahmen (Bodenpflege, Anschnitt, Bewässerung, Düngung, Qualitätsstrategie), kellerwirtschaftlichen Maßnahmen (Ausbauweise) und regionalem Einfluss (Kultur, Geschichte). Unter Terroir werden also alle Einflussfaktoren zusammengefasst, die einen Weinberg charakterisieren und Einfluss auf die Qualität und den Geschmack des Weines haben. All diese Faktoren verleihen einer Lage ihr individuelles Terroir, was auch für die Vermarktung eines Weines (Marketing) immer mehr an Bedeutung gewinnt.

Terroir =:
Natürliche Gegebenheiten +
Weinbauliche Maßnahmen +
Kellerwirtschaftliche Maßnahmen +
Regionaler Einfluss

Topographie, Klima, Gestein und das Wirken des Menschen (Bodenpflege, Düngung, Bewässerung) sind Standortfaktoren der Bodenentwicklung, sodass dem Boden hinsichtlich des Terroirs eine außerordentlich bedeutsame Rolle zukommt. Die Eigenschaften eines Bodens bestimmen neben dem Wachstum der Reben auch die mineralische Zusammensetzung des Saftes der Trauben und somit letztendlich den Geschmack des Weines.

Pflanzenphysiologisch wichtige Eigenschaften des Bodens sind sein Kalk- und Säuregehalt, seine mineralogische Zusammensetzung, die Korngrößenverteilung (Bodenart) und sein Steingehalt. Insbesondere die Bodenart und das Bodengefüge haben entscheidenden Einfluss auf den Wasser- und Lufthaushalt und daher auf die Menge an pflanzenverfügbarem Wasser (= nutzbare Feldkapazität). Der Boden hat somit nicht nur Einfluss auf die Quantität und die Qualität des Ertrags, sondern er prägt wesentlich die Geschmacksrichtung des Weines und verleiht ihm, entgegen allen Zweiflern und Kritikern am Terroir, nachweisbar eine individuelle und sehr außergewöhnliche persönliche Note. Aber testen Sie doch das einmal selbst, sofern Sie Wein lieben!

Nach Sittler (1995) besteht folgender Zusammenhang zwischen Boden und Geschmacksempfinden (Sensorik):

  • Tonreiche Böden = Körper
  • Kalkreiche Böden = Weichheit
  • Sandreiche Böden = Säure, Lebendigkeit

Das Prinzip des Terroirs an sich sowie als Vermarktungsfaktor funktioniert aber nur, wenn in Weinbergsböden keine standortfremden Materialien zur „vermeintlichen“ Bodenverbesserung eingebracht werden.

Literatur: Sittler, C. (1995): „Wein auf Stein“ oder „Vom Stein zum Wein“ – Beziehungen von Rebsorte zu Gesteinslage und Wein-Eigenart im Gebiet Barr-Andlau (Elsaß, Frankreich).- Jber. Mitt. Oberrhein. Geol. Ver: 223-240.