Kornfeld
Zahlreiche Faktoren bestimmen, ob eine Ernte gut oder schlecht ausfällt. Insbesondere auch der Boden. ©Alexander Stahr

In den Medien hört oder liest man hin und wieder „Landwirte freuen sich über gute Erträge“ oder „Wetterkapriolen vermiesen die Ernte“. Die Landwirtschaft ist eine bedeutende Grundlage oder Säule jeder Gesellschaft. Denn ohne Korn gibt es kein Brot. Daher sind gute Erträge sehr wichtig. Natürlich auch für den Geldbeutel der Verbraucher und der Landwirte. Doch was bewirkt eine gute und was eine schlechte Ernte? Der Boden ist sicherlich einer der wesentlichen Faktorn.

In Mitteleuropa werden zahlreiche Kulturpflanzen angebaut: Weizen, Gerste, Mais, Kartoffeln, Zuckerrüben, Raps, Spargel und viele andere. So auch in Deutschland. Nun, was für die Pflanzen draußen auf dem Feld gilt, dass trifft auch für Pflanzen im Heim und im Garten zu, sofern dort welche stehen. Um optimal wachsen zu können, benötigen alle Pflanzen auf dem Fensterbrett und auf dem Feld entsprechend ihres individuellen Bedarfs ausreichend Licht, Wasser, optimale Temperaturen und Nährstoffe.

So benötigt auch der Kaktus mehr Sonnenlicht als ein Philodendron in der Ecke des Wohnzimmers und auch eine ganz andere Nährstoffzusammensetzung. Vom Wasserbedarf und dem Substrat ganz zu schweigen.

Pflanzennährstoffe

Die Hauptnährstoffe der Pflanzen von der Menge her sind Stickstoff (N), Phosphor (P), Calcium (Ca), Kalium (K), Schwefel (S) und Magnesium (Mg). Dazu kommen Spurenelemente wie beispielsweise Eisen (Fe), Chlor (Cl), Mangan (Mn) oder Zink (Zn). Zusammen mit anorganischen Verbindungen wie Wasser und Kohlenstoffdioxid bauen sie den Pflanzenkörper auf.

Ist eine der Wachstumsgrundlagen einer Pflanze nicht ideal, wird sie geschwächt. Das nutzen natürlich Schädlinge aller Art sofort aus und befallen die Pflanze. Das können tierische Schädlinge wie zum Beispiel Blattläuse, aber auch Pilze, Viren oder Bakterien sein. Sie haben Ihre Pflanzen im Haus und im Garten zu wenig gegossen? Dann haben sie das gleiche Problem wie das Getreide auf dem Acker: Durst. Und das ist nicht fördernd für das Wachstum, eher für das von Schädlingen. Aber auch kerngesunde Pflanzen, die optimal kultiviert wurden, können erkranken. Wenn zum Beispiel bestimmte Insekten an ihnen saugen, die Viren, Pilze oder Bakterien übertragen. Das ist bei der Pflanze im Zimmer und auf dem Feld genauso wie beim Menschen.

Die gute Ernte

Getreideaussaat
Kreiselgrubber mit Sägerät zur Aussaat von Getreide. ©Alexander Stahr

Doch schauen wir uns einmal an, was bei einer Kulturpflanze in der Landwirtschaft eine gute und eine schlechte Ernte ausmacht. Wir nehmen mal das Beispiel Weizen. Und zuerst die gute Ernte. Dazu betrachten wir den Winterweizen. Der heißt so, weil er im Herbst ausgesät und im Sommer des darauffolgenden Jahres geerntet wird. Dabei handelt es sich botanisch um die Getreideart Weichweizen (Triticum aestivum), der auch als Brot- oder Saat-Weizen bezeichnet wird. Es gibt zahlreiche Weizenarten. Darunter Weichweizen, Hartweizen aus dem Nudeln hergestellt werden, Einkorn und Emmer. Weizen gehört zur Familie der Süßgräser (Poaceae) und stammt ursprünglich aus dem Vorderen Orient.

Bereits vor der Aussaat der Weizenkörner wird der Boden vom Landwirt mit Stickstoff, Phosphor und Kaliumverbindungen gedüngt. Auch nach der Aussaat gibt es noch mal einen „Schuss“ Stickstoff. Genügend Nährstoffe im Boden sind also der erste Schritt zu einer guten Ernte. Zur Bekämpfung von Unkräutern wird dann in der konventionellen Landwirtschaft noch ein Unkrautbekämpfungsmittel, ein so genanntes Herbizid eingesetzt (von lateinisch herba = Kraut und caedere = fällen, töten).

Die Weizenkörner werden nur knapp unter der Bodenoberfläche eingebracht und keimen sehr rasch. Nach etwa zwei bis drei Wochen durchstoßen die Keimlinge die Bodenoberfläche oder Ackerkrume. Die jungen Weizenpflanzen bilden Seitentriebe aus, man nennt dies Bestockung, und überwintern dann. Sie benötigen eine längere Kälteperiode mit Frost. Gut ist eine Schneedecke, weil die jungen Pflanzen dadurch vor allzu niedrigen Temperaturen geschützt sind, wenngleich Weizen Temperaturen von minus 20 Grad Celsius verträgt. Es kann aber auch mal kälter werden, dann ist Schnee von Vorteil. Im Frühjahr erfolgen die Hauptbestockung und die Hauptstickstoffgabe. Drei Wochen später wird noch einmal ein Herbizid eingesetzt und nach weiteren vier Wochen gibt es noch eine weitere Portion Stickstoff.

Weizen
Weizen. Eugen Staab, gemeinfrei

Um eine gute Ernte zu gewährleisten, werden die heranwachsenden Halme des Weizens mehrmals gekürzt. Damit verhindert man, dass sie zu lang werden. Denn sehr lange Halme werden durch Wind und Wetter zu Boden gedrückt. Das kennt man vielleicht auch von der einen oder anderen Zimmer- oder Gartenpflanze, die man zurückschneidet, damit sie kräftiger und buschiger wird und nicht schlaff herunterhängt.

Weizen braucht einen nährstoffreichen, lehmigen, humusreichen Boden, der Wasser zwischen den feinen Bodenteilchen und Bodenkrümeln gut halten kann, der aber auch gleichzeitig durch viele gröbere Poren gut belüftet und relativ locker gelagert ist. Um dies zu erreichen und um organisches Material wie etwa Pflanzenrückstände oder Unkraut in den Boden einzubringen, wird Ackerboden seit ewigen Zeiten gepflügt. Die dabei entstehenden groben Bodenschollen werden anschließend zerkleinert oder zerkrümelt, damit man eine relativ glatte Bodenoberfläche zur Aussaat erhält, was man als eggen bezeichnet.

Heutzutage wird der Ackerboden jedoch immer häufiger nicht gepflügt und geeggt, da er dadurch bis zum Austreiben des Getreides „nackt“ und somit anfälliger gegenüber der Abtragung und Verschlämmung durch Wasser ist (Erosion). Zudem wird das Milliardenheer der Bodenlebewesen, die in den oberen Zentimetern bis wenigen Dezimetern des Bodens leben und arbeiten, durch den Pflug, insbesondere beim Tiefpflügen, in den finsteren Untergrund befördert. Das bekommt ihnen natürlich nicht gut. Für einen Boden sind sie jedoch wichtig, da sie den anfallenden Pflanzenabfall in Nährstoffe verwandeln. Dies gleicht der pflügende Landwirt durch kräftige Düngergaben aus.

Die Alternative zum Pflügen ist die Mulchsaat oder die Direktsaat. Dabei werden zuerst die Erntereste (Stoppeln) zerkleinert. Bei der Mulchsaat werden nur die obersten Zentimeter des Bodens gelockert und die Saat dabei eingebracht. Direktsaat bedeutet, der Boden wird überhaupt nicht bearbeitet. Es wird lediglich eine Rille für die Getreidekörner gezogen. In beiden Fällen bleiben die zerkleinerten Erntereste als Mulch an oder nahe der Bodenoberfläche, was vor Erosion schützt. Ob pflügen oder nicht, darüber wird in Fachkreisen noch viel diskutiert, probiert und geforscht. Bei sauren Böden wird hin und wieder auch gekalkt, um einer weiteren Versauerung entgegenzuwirken, die dem Weizen nicht bekömmlich ist.

Weizenernte
Claas Lexion 560 Mähdrescher bei der Weizenernte im Taunus. ©Alexander Stahr

Eine weitere Methode zur Bodenverbesserung ist der Anbau von so genannten Zwischenfrüchten. Zum Beispiel von Raps. Diese Pflanze wurzelt recht tief, lockert somit den Boden und erschließt Nährstoffe aus tieferen Bodenbereichen, die nach ihrer Ernte dem folgenden Getreide zugutekommen, indem Rapsrückstände als Mulch auf dem Acker bleiben oder untergepflügt werden. Für eine gute Ernte ist also der Zustand des Bodens entscheidend.

Schwülwarmes Wetter kann beim Weizen zu Pilzbefall führen. Daher werden in der konventionellen Landwirtschaft neben Herbiziden auch Fungizide eingesetzt, also Spritzmittel gegen Pilzbefall. Gefürchtet sind zum Beispiel der Echte Mehltau, der Getreideschwarzrost oder die Ährenfusariose. Auch tierische Schädlinge wie das Rothalsige und das Blaue Getreidehähnchen, das sind zwei Käferarten sowie die Weizengallmücke können dem Weizen schwer zusetzen. Deshalb kommen auch Insektizide beim Weizenanbau zum Einsatz.

Letztendlich wird eine gute Ernte auch durch die optimale Wahl des Saatgutes bestimmt, da es verschiedene Winterweizensorten gibt mit unterschiedlichen Resistenzen gegenüber Pilzbefall und verschiedenen Standortansprüchen. Welche Weizensorte wo am besten eingesetzt werden sollte, darüber beraten zum Beispiel die landeseigenen Betriebe oder Anstalten für Landwirtschaft.

Die schlechte Ernte

Wildschwein
Wildschweine können der Ernte schaden. ©Alexander Stahr

Der beste Boden und eine optimale Nährstoffversorgung nützen nichts, wenn das Wetter nicht stimmt. Eine langanhaltende Hitzeperiode im Frühjahr kann den Ernteerfolg beim Weizen genauso schmälern wie zum Beispiel Hagelschlag oder Hochwasser. Letzteres kann ganze Ernten vernichten. Vorsichtig ausgedrückt spricht man von Wetterkapriolen. Auch Fehler bei der Bewirtschaftung eines Ackers, wie etwa die Wahl der falschen Vor- oder Zwischenfrucht, können die Erträge oder Ernte verschlechtern.

Besonders gefürchtet sind schwergewichtige tierische Schädlinge: Wildschweine. Im Herbst wühlen sie auf der Suche nach Würmern, Engerlingen und Schnecken vermehrt im Boden, da sie zu dieser Jahreszeit einen erhöhten Bedarf an tierischem Eiweiß haben. Da können jede Menge junge Weizenpflanzen vernichtet werden.

Auch im Sommer können Wildschweine den Weizen gefährden. Etwa Anfang Juli steht der Weizen in der so genannten Milchreife. Dann ist das Korn noch heller und weicher als bei der endgültigen Reife. Im Innern des Korns befindet sich in diesem Reifestadium eine weiße, zuckerhaltige Flüssigkeit. Das lieben Wildschweine sehr.