Richtig düngen im Garten
Wie Menschen und Tiere brauchen Pflanzen Nahrung. Pflanzen entziehen dem Boden daher Nährstoffe. In der Natur werden die Nährstoffverluste im Boden im Wesentlichen durch die Mineralisierung des Bestandesabfalls (z. B. Laub) wieder ausgeglichen. Im Garten wird dieser Kreislauf unterbrochen, da Nutzpflanzen geerntet und Bestandesabfall sowie einjährige Pflanzen entsorgt oder vorerst kompostiert werden. Daher ist zum Erhalt der Bodenfruchtbarkeit die Düngung im Garten notwendig, um bei Gartenpflanzen, die zum Verzehr dienen, deren Qualität und Ertrag zu optimieren. Bei Zierpflanzen soll Düngung ein ansprechendes Erscheinungsbild und optimales Wachstum gewährleisten. Rund um das Thema Düngung befragte ahabc.de Gärtnermeisterin Ivana Zahlauer. Sie ist Gärtnerin bei der Gartenzentrale APPEL in Darmstadt und Gartenexpertin für das HR Fernsehen des Hessischen Rundfunks.
Ab wann im Jahr sollte eine Düngung im Garten beginnen und wann sollte sie beendet werden?
Ivana Zahlauer: Wir empfehlen für Gehölze generell eine Grunddüngung im Frühjahr März-April und eine zweite Düngung bei Starkzehrern wie z.B. Rosen und Rhododendron im Juni. Danach nur noch bei tatsächlichem Bedarf zum Beispiel bei Sommerblumen oder Kübelpflanzen. Rasendüngung erfolgt im März-April, Juni-Juli und Mitte August bis Anfang September. Für die übrigen Gehölze wird eine Düngung nach Juni nicht mehr empfohlen.
Im Handel sind unzählige organische und mineralische Dünger (Kunstdünger) erhältlich. In fester oder flüssiger Form. Organische Dünger wie Kompost, Jauchen oder Brühen kann man bei ausreichender Gartengröße auch selbst herstellen. Welcher Art von Dünger – organisch oder mineralisch – sollte man im Garten den Vorzug geben?
Ivana Zahlauer: Wir sind ein biologisch arbeitender (und kontrollierter) Betrieb und bieten unseren Kunden daher nur organische Dünger an. Wir sind davon überzeugt, dass damit viele Düngefehler der Kunden vermieden werden können und damit auch langfristig das Bodenleben gefördert wird.
Um Mangelerscheinungen an Pflanzen rasch zu beheben, verwendet man in der Regel schnell wirkende mineralische Dünger. Feste organische Dünger sind dazu weniger geeignet, da die Nährstoffe zu langsam freigesetzt werden. Doch was ist mit flüssigen organischen Düngern wie Jauchen, Brühen oder Auszügen? Diese organischen Düngemittel werden ja auch rasch von der Pflanze aufgenommen.
Ivana Zahlauer: Flüssige organische Dünger werden von uns in der Produktion verwendet und auch den Kunden empfohlen, wenn im Sommer Mangelprobleme auftauchen. Jauchen oder Brühen verwenden wir selbst nicht, sie sind jedoch für Hobbygärtner leicht herzustellen. Deren hervorragende Düngewirkung muss bei einer Anwendung im Sommer- Spätsommer jedoch beachtet werden. Gehölze wachsen bei sehr guter Nährstoffversorgung zu lange, beenden ihr Wachstum dann zu spät und sind frostgefährdet.
Der Nährstoffgehalt von festen organischen Düngern kann stark schwanken. Ist da eine genaue Düngergabe überhaupt möglich? Und stehen die enthaltenen Nährstoffe den Pflanzen jeweils zeitlich und mengenmäßig rechtzeitig zur Verfügung, da Nährstoffe aus festen organischen Düngern nur langsam verfügbar sind?
Ivana Zahlauer: Für die Verwendung von Kompost in der Topfkultur ist der schwankende Nährstoffgehalt tatsächlich ein Problem. Aus diesem Grund können wir keinen eigenen Kompost verwenden, sondern haben ein spezielles Substrat, das mit organischem Dünger nach unserem Rezept für uns im Erdenwerk gemischt wird. Im Sommer wird dann flüssig organisch nachgedüngt, die Menge und Häufigkeit ist abhängig von der zu düngenden Pflanzenart.
Im Freiland ist die Verwendung von Kompost unproblematisch, hier werden ja auch zusätzlich regelmäßige Bodenproben zu Rate gezogen, bevor eine Fläche gedüngt wird. So kann nochmal gezielt ein fehlender Nährstoff nachgedüngt werden. Für die Kultur der meisten Ziergehölze können Schwankungen hingenommen werden. Wir kultivieren auch nur Arten und Sorten, die in unseren sandigen Böden und relativ hohen pH-Wert gedeihen.
Für unsere Kunden ist es viel einfacher einen organischen Dünger auszubringen, der schlimmstenfalls noch etwas in der Umsetzung stockt, weil z.B. das Wetter anschließend nicht mitspielt. Dies entspricht viel besser dem Anspruch an den „pflegeleichten“ Garten: der Kunde düngt, wenn er Zeit im Frühling hat und überlässt den Rest der Natur. Auch die Gefahr der Überdüngung, das „Verbrennen“ und zu mastige und krankheitsanfällige Pflanzen kommen dadurch weniger vor. Organische Handelsdünger haben recht genau definierte verlässliche Nährstoffgehalte. Es bedarf dazu stets der Aufklärung, dass eine Düngung mit Hornspänen, ebenso wie mit Blaukorn, vor allem für Gemüse und Obst allein nicht ausreicht. Dass für ein gutes Wachstum weitere Nährstoffe notwendig sind, ist vielen nicht bewusst. Aus diesem Grund veranstalten wir immer wieder Seminare zum Thema Boden und Düngung. Auch die Bodenverbesserung mit Ton- und Gesteinsmehl ist uns wichtig.
Ist es besser, wenn man festen organischen Dünger – z. B. Kuhdung, Hornspäne, Kompost – leicht unterharkt oder reicht es, ihn einfach nur auszustreuen?
Ivana Zahlauer: Wir empfehlen stets das leichte Einarbeiten des Düngers, damit er schneller und besser von den Bodenlebewesen umgesetzt wird. Bei lieblos auf die Blätter gestreutem Blaukorn, hat so mancher schon Lehrgeld bezahlen müssen, da Blattverbrennungen auftreten können. Im Betrieb düngen wir im zeitigen Frühjahr Container im zweiten Standjahr mit körnigen, organischen Dünger, den wir einfach nur portionsweise auf den Topf streuen. Die Bewässerung spült das schon ins Substrat.
Soll man nach dem Düngen den Boden bei trockener Witterung bewässern?
Ivana Zahlauer: Bei organischen Düngern ist es direkt nach der Ausbringung nicht erforderlich, es können keine Schäden entstehen. Die Umsetzung erfolgt langsam mit Hilfe der Bodenorganismen, diese benötigen aber wie die Pflanzen auch, gute Feuchtigkeit und zusätzlich eine ausreichende Bodentemperatur. Organische Dünger werden bei Trockenheit von den Bodenorganismen nicht weiter verarbeitet und „warten auf besseres Wetter“. Jedoch kann bei lang anhaltenden Trockenperioden so die Düngewirkung auch zu spät im Jahr einsetzen.
Viele mineralische Dünger sind sofort wasserlöslich und geben nach der Bewässerung ihre Nährstoffe frei. Fehlt jedoch die Temperatur für ein gutes Pflanzenwachstum, können die Nährstoffe nicht aufgenommen werden und werden im schlimmsten Fall in tiefere Schichten verlagert und sind so für die Pflanzen nicht mehr erreichbar.
Generell ist das Pflanzenwachstum und damit der Bedarf an Nährstoffen abhängig von Temperatur und Wasserverfügbarkeit. Bei anhaltender Trockenheit wird das Wachstum stocken und die Nährstoffe nicht gebraucht.
In vielen Gärten wachsen Zierpflanzen dicht beisammen, die zum Teil recht unterschiedliche Ansprüche an die Nährstoffversorgung haben. Gibt es da bei der Düngung einen Mittelweg?
Ivana Zahlauer: Hier wird es kompliziert. Die Industrie produziert immer mehr kleine bunte Verpackungen und dem Kunden wird suggeriert, er braucht für alle Pflanzen jeweils eine extra Mischung. Diese Verpackungen sind plakativ für die Selbstbedienung im Baumarkt gestaltet. Auch sind kleine Verpackungen für einen kleinen, oft nur Balkongarten sehr praktisch. Jedoch gleichen sich die Nährstoffgehalte, wenn man manche Päckchen vergleicht. Viele Kunden reagieren inzwischen verunsichert, wenn wir unseren eigenen Dünger ohne Buntbild für so viele verschiedene Gehölze gleichzeitig empfehlen, dies geht nur über persönliche Beratung. Als Extra-Dünger notwendig empfehlen wir Rhododendrondünger für alle Moorbeetpflanzen, Hortensien und Heidelbeeren. Rosendünger empfehlen wir extra allen Kunden, die sonst nur mit Hornspänen (oder Blaukorn) düngen, damit sie weniger Krankheiten und mehr Blüten an ihren Rosen haben.
Kann man mit Holz- und Holzkohlenasche düngen?
Ivana Zahlauer: Davon raten wir wegen der möglichen Belastung mit Schwermetallen ab.
Im Handel gibt es zahlreiche Produkte für Boden und Pflanzen, die als „Wundermittel“ hinsichtlich des Pflanzenwachstums angepriesen werden. Sie tragen Bezeichnungen wie „Bodenaktivator“, „Gartenaktivator“, „Terra Preta-Erde“, „Effektive Mikroorganismen (EM)“, „EM Bokashi“ oder „EM Kompost“. All diese Mittel haben eines gemeinsam: Sie sind teuer. Braucht man diese „Nahrungsergänzungsmittel“ für den Garten wirklich?
Ivana Zahlauer: Diese Mischung aus Dünger und Bodenhilfsmittel wie Gesteins- und Tonmehl, die im Bodenaktivator enthalten ist, halten wir für recht hilfreich für Kunden, die nicht viel Arbeit haben wollen. Die Düngewirkung ist allerdings recht kurz, da der Gehalt nicht so groß ist. Besser ist es, die einzelnen Stoffe gezielt einzusetzen, dazu bedarf es jedoch mehr Beratungsaufwand und einen dafür aufgeschlossenen Kunden. Terra Preta und EM Produkte sind bei einem biologisch bewirtschafteten Boden mit Verwendung von eigenem Kompost nach unserer Meinung nicht notwendig.
Muss man bei der Düngung im Garten hinsichtlich des Umweltschutzes etwas beachten?
Ivana Zahlauer: Grundsätzlich immer an die Packungsangaben halten. Wir empfehlen jedem Kunden die empfohlene Menge auszuwiegen, um ein Gefühl für die Ausbringung zu bekommen: wieviel Dünger geht in meine Hand? Zu viel Dünger schadet den Pflanzen, die krankheitsanfälliger werden und im schlimmsten Fall landet unverbrauchter Dünger in unserem Grundwasser. Wir empfehlen unseren Kunden alle paar Jahre eine Bodenprobe analysieren zu lassen, damit sie gezielter nach tatsächlichem Bedarf düngen können und damit Geld sparen und die Umwelt schonen können.
Ahabc.de dankt Frau Zahlauer für die informativen Antworten und wünscht ihr weiterhin viel Erfolg bei ihrer Arbeit.
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