Botanischer Garten Frankfurt am Main
Mitten in der Großstadt Frankfurt am Main: Der Botanische Garten. ©Alexander Stahr

In der Rubrik “Im Portrait” werden Institutionen und Behörden vorgestellt, die in den Bodenwissenschaften ausbilden, forschen, Bodenanalytik durchführen sowie Institutionen und Behörden, die sich mit Bodenschutz, Landwirtschaft und Gartenbau befassen. Diesmal: Die Kompostierung im Botanischen Garten der Stadt Frankfurt am Main

Kompostierung ist ein biochemischer Prozess in dessen Verlauf organisches Material im Wesentlichen von Mikroorganismen, aber auch von Bodentieren unter aeroben Bedingungen (Sauerstoff) ab- und umgebaut wird. Bei diesem Prozess werden Nährstoffe freigesetzt und aus Zwischenprodukten stabile organische Substanzen (Dauerhumus) gebildet. Die Kompostierung machen sich Hobbygärtner wie auch die Abfallwirtschaft zunutze, um aus Garten- und Küchenabfällen Kompost zu erzeugen, der schließlich als organischer Dünger oder Mulchmaterial dient.

Zuviel Stickstoff unerwünscht

Kompostmieten
Beim Umschichten der Kompostmieten. ©Alexander Stahr

Im seit 2012 zur Stadt Frankfurt gehörenden Botanischen Garten wird der anfallende Bestandesabfall nicht vollständig der Abfallwirtschaft überlassen, sondern teilweise selbst kompostiert. Auf der Gartenanlage von etwa 7 ha Fläche befinden sich zwei getrennte Kompostlager mit insgesamt ca. 30 m³ Jahresproduktion. In einem Kompostlager (3-4 Mieten) wird ausschließlich Herbstlaub kompostiert, das einmal jährlich gewendet wird, so dass immer 3-4jähriger stickstoffarmer Kompost zur Verfügung steht. Das andere Kompostlager mit sonstigen pflanzlichen Abfällen wird ebenfalls einmal jährlich gewendet.

Kürbisse auf dem Kompost
Kürbisse verbrauchen den im Botanischen Garten nur in geringen Mengen gewünschten Stickstoff. ©Alexander Stahr

Auf diesen Haufen (Mieten) stehen im Sommer Kürbisse, so dass auch dort ein Großteil des Stickstoffs bereits aufgebraucht ist, wenn der Kompost zum Einsatz kommt. Stickstoffarmer Kompost ist im Botanischen Garten – anders als etwa im Hausgarten oder Gartenbaubetrieben – deshalb erwünscht, weil für die meisten Wildpflanzen und Pflanzengesellschaften wenig Stickstoff im Boden von Vorteil ist. Die meisten der etwa 4000 im Botanischen Garten kultivierten Freilandpflanzen sind Wildpflanzen, die in naturnahen Biotoprevieren gezeigt werden. So sind etwa im Waldrevier verschiedene Waldgesellschaften wie der Waldgersten-Buchenwald, Eichen-Hainbuchen-Wald, Schluchtwald, Kiefern-Eichen-Wald nachgebildet, es finden sich dort auch subatlantische Zwergstrauch-Gesellschaften, Glatthafer-Wiesen und Sanddünenvegetation. Im Kalkrevier gibt es den Orchideen-Buchenwald, Kalktrockenrasen, Basaltmagerrasen und alpine Vegetation und im Revier Ostasien/Nordamerika wachsen fremdländische Arten der Nordhemisphäre. Stickstoffarmer Kompost hat zudem den Vorteil, dass stickstoffliebende Problemunkräuter (z. B. Giersch, Brennnessel) weitgehend aus den Anpflanzungen des Gartens fern gehalten werden.

Vorbehandlung des Komposts

Kompost
Kompost 1 Jahr alt. ©Alexander Stahr

Der Kompost wird vor dem Einsatz zuerst gesiebt, dann gedämpft bzw. sterilisiert (gegen Unkrautsamen, Pilzkrankheiten, Schädlinge) und wird anschließend in etwa zehn verschiedenen, garteneigenen Substratmischungen je nach Bedarf zusammen mit Sand, Quarzsand, Lösslehm, Dachgartensubstrat, Perlite (vulkanisches Glas), Hygromix (Substrat auf Basis gebranntem Tonschiefer), Torf, Radigen (Eisen, Kupfer, Mangan, Molybdän, Bor sowie Zink enthaltender Mikronährstoffdünger) und Depotdünger verwendet. Außer in der Gärtnerei, wo der Kompost in den eigenen Mischungen für die Anzucht der Topfpflanzen verwendet wird, wird vor allem der Laubkompost in den Revieren des Gartens dort verteilt, wo ein höherer Humusanteil erwünscht ist. Der Normalkompost wird in Beete eingearbeitet, wenn dort Nährstoffe benötigt werden. Kompostreste werden zum Beispiel auch auf Rasenflächen verteilt.

Fäkalien und Urin zu Nährstoffen

Komposttoilette
Blick in die Komposttoilette. ©Alexander Stahr

Selbst menschliche Ausscheidungen werden im Botanischen Garten Frankfurt der Kompostierung zugeführt. Stichwort: Komposttoiletten. Diese Toiletten funktionieren ohne Wasser und Chemie und führen dem Boden nach der Kompostierung der Fäkalien und des Urins letztendlich wieder Pflanzennährstoffe wie beispielweise Phosphor, Kohlenstoff und Stickstoff zu, die bei normalen Sanitär- und Abwassersystemen verloren gehen. Die Fäkalien landen in transportablen Behältern, in denen sich z. B. Hobelspäne oder Rindenmulch als Einstreu befinden, wodurch die enzymatische Reaktion in den Ausscheidungen, die für die Geruchsbildung verantwortlich ist, blockiert wird. Um eine Fermentierung zu verhindern, werden die Fäkalienbehälter nach Bedarf ausgetauscht, von einem Fachbetrieb abgefahren und an einem externen Ort weiter verarbeitet bzw. kompostiert.

Mehr Informationen zum Botanischen Garten, der seit 2012 zum Palmengarten der Stadt Frankfurt am Main gehört, finden Sie unter www.botanischergarten-frankfurt.de.