Exkursion Wein & Boden: Im internationalen Jahr des Bodens 2015
Das Hessische Landesamt für Umwelt und Geologie (HLUG) lud für den 21. April 2015 Freunde von Boden und Wein vor dem Hintergrund des internationalen Jahres des Bodens 2015 ein, an einer Exkursion zum Thema Wein & Boden im hessischen Weinbaugebiet Hochheim am Main (Rheingau) teilzunehmen.
Es war die Auftaktveranstaltung der Exkursionsreihe des HLUG „Bodensuche“ im internationalen Jahr des Bodens und hatte das Motto: „Was hat der Boden mit dem Wein zu tun?“ Organisationspartner der Veranstaltung war der Ortsverein der Hochheimer Winzer. Den zahlreich erschienenen Teilnehmern, darunter auch amtierende und zukünftige Weinköniginnen, wurden dabei äußerst interessante und spannende Zusammenhänge vermittelt. Der Präsident des Hessischen Landesamtes für Umwelt und Geologie, Prof. Dr. Thomas Schmid, erläuterte bei der Begrüßung der Teilnehmer in der historischen Hochheimer Zehntscheune die Bedeutung von Boden und seine Funktionen im Naturhaushalt. „Boden ist eine endliche Ressource und bedarf daher eines besonderen Schutzes“, so Prof. Schmid. Denn zahlreiche Faktoren gefährden den Boden, betonte der Präsident. Als Faktoren nennt Schmid u. a. die Bodenerosion und den Flächenverbrauch. Auch auf die Bedeutung des Bodens als Kohlenstoffspeicher wies Schmid hin.
Die Exkursionsleiter, Dr. Klaus Friedrich vom Geologischen Landesdienst des HLUG und Geologiedirektor a. D. Prof. Dr. Karl-Josef Sabel, erläuterten den Teilnehmern der Exkursion auf spannende Weise die jüngere Landschaftsgeschichte der Untermainebene und die unterschiedlichen Weinbergsböden. Den Geschmack zweier unterschiedlicher Böden konnten die Teilnehmer an zuvor angelegten Aufschlüssen mit einem Riesling Kabinett vom Hochheimer Weingut Künstler testen. Gunter Künstler erklärte am ersten Aufschluss, einem Rigosol aus Kolluvium über Braunerde aus Terrassensand des Mains, die Lage „Hochheimer Hölle“. Der Wein des Bodens aus Sand habe gegenüber anderen Standorten weniger Tiefe, sei jedoch spritziger und säurebetonter, so der Hochheimer Winzer. Zudem gab er den Teilnehmern interessante Informationen zur Anbauweise, etwa dass verschiedene Kleesorten zwischen den Rebstöcken ausgesät werden, um Luftstickstoff als Dünger zu binden. Dass der Lagenname „Hölle“ nichts mit dem Fegefeuer zu tun hat, sondern vom mittelhochdeutschen Wort „Halde“ für einen steilen Hang oder Berg abgeleitet ist, fügte Künstler ergänzend hinzu.
Am Aufschluss eines Rigosols aus marinen Cyrenenmergeln des Paläogens (oberes Oligozän) konnten die Teilnehmer den dort wachsenden Riesling bei einer weiteren Weinprobe schmecken, der durch den Ton- und Kalkgehalt gegenüber dem sandigen Boden deutlich mehr an „Volumen“ und „Mineralität“ zu bieten hat. Der Wasserhaushalt ist an diesem Standort durch eine hohe Feldkapazität deutlich besser zu bewerten, wobei der Tongehalt die nutzbare Feldkapazität in Abhängigkeit von den Niederschlägen einschränkt, erläuterte Dr. Friedrich. Das frühere Aufbringen von Mergel zur Düngung nährstoffärmerer Standorte hatte durch zu große Mengen dazu geführt, dass die Bodenkolloide mit Calcium-Ionen gesättigt wurden, so dass die Pflanzen keine anderen Nähstoffe mehr aufnehmen konnten – sie waren „ausgemergelt“, fügte Prof. Sabel hinzu. Zum Abschluss des Exkursionstages in der Hochheimer Zehntscheune gab es u. a. von der Technikerin für Weinbau und Kellerwirtschaft Pia Rosenkranz vom Hochheimer Weingut Rebenhof noch interessante Informationen rund um die Bewirtschaftung der Weinberge.
Informationen zu den Veranstaltungen und weiteren Exkursionen des Hessischen Landesamtes für Umwelt und Geologie im internationalen Jahr des Bodens 2015 finden Sie hier.
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Bodentyp: Rigosol
Terroir: Wein und Boden
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