Bodenkunde des Landes Nordrhein-Westfalen
In der Rubrik “Im Portrait” werden Institutionen und Behörden vorgestellt, die in den Bodenwissenschaften ausbilden, forschen, Bodenanalytik durchführen sowie Institutionen und Behörden, die sich mit Bodenschutz, der bodenkundlichen Landesaufnahme, Landwirtschaft und Gartenbau befassen. Diesmal: Die Bodenkunde des Geologischen Dienstes Nordrhein-Westfalen (GD NRW).
Der Geologische Dienst (GD) Nordrhein-Westfalen hat die Aufgabe, nach einem landesweit einheitlichen Verfahren Fachinformationen über die Beschaffenheit des Untergrunds zu erheben, diese zu bewerten, zu archivieren und aufzubereiten. Die Kernaufgabe des GD ist daher die geowissenschaftliche Landesaufnahme im Auftrag der Landesregierung. Sinn und Zweck dieser Aufgabe ist die Daseins- und Risikovorsorge für die Bevölkerung in NRW.
Auf Basis der Landesaufnahme erstellt der GD Karten und andere fachliche Publikationen und bringt sein Fachwissen in allen raumplanerischen Ebenen ein. Diese reichen von der Landesplanung über die Regional- und Bauleitplanung bis hin zu Einzelobjekten. Eine weitere zentrale und wichtige Aufgabe des GD NRW ist die Information der Öffentlichkeit. Diese erfolgt z. B. durch die Publikation von Kartenmaterial und Broschüren, durch Aktionstage, Ausstellungen und Informationen auf der Internetseite des GD NRW. Dort finden sich auch umfangreiche Onlinedienste für die Öffentlichkeit. Das vielfältige Angebot für die Öffentlichkeit reicht von allgemeinen geowissenschaftlichen Themen bis hin zu aktuellen Themen wie Informationen zu seismischen Ereignissen (Erdbeben) oder durchzuführenden Bohrungen.
Neben diesen Grundleistungen erbringt der GD als Landesbetrieb Dienstleistungen gegen Entgelt. Diese sind z. B. projektbezogene Gelände- und Laboruntersuchungen, Gutachten oder Fachbeiträge und die Bereitstellung von Daten aus den Fachinformationssystemen des GD.
Die Bodenkunde des Geologischen Dienstes Nordrhein-Westfalen
Ein wichtiges Thema beim GD NRW ist der Boden und die bodenkundliche Landesaufnahme sowie auf deren Basis zu entwickelnde Bodenkarten in unterschiedlichen Maßstäben. Ein weiteres herausragendes Thema ist der Bodenschutz und die Bodennutzung. Nordrhein-Westfalen ist ein dicht besiedeltes Bundesland, wodurch die Inanspruchnahme von Boden stetig zunimmt. Jeden Tag werden in NRW ca. 10 ha Freiflächen in Siedlungs- und Verkehrsflächen umgewandelt. Die auf diesen Flächen befindlichen Böden werden in der Regel abgegraben oder versiegelt und sind somit unter dem Aspekt der menschlichen Zeitrechnung für immer verloren. Zudem führen die forst- und landwirtschaftliche Nutzung der Böden sowie der Eintrag von Schadstoffen zu unterschiedlichsten Bodenbelastungen (z. B. Bodenverdichtung, Bodenhomogenisierung, Bodenerosion).
Um vor diesem Hintergrund dennoch eine nachhaltige Bodennutzung zu gewährleisten, sind objektive und kompetente Sachinformationen notwendig. Daher beraten die Bodenkundler des GD NRW Behörden und Bürger in den Bereichen Landes- und Bauleitplanung, Forst- und Landwirtschaft, Boden- und Naturschutz, Grundwasserschutz, Neuanlage und Erweiterung von Friedhofsflächen, oberflächennahe geothermische Nutzung sowie bei der Konzeption von Bodenlehrpfaden. Unterstützt wird die Beratung durch umfassendes Kartenmaterial. So gibt es die Bodenkarten im Maßstab 1:50 000 und 1:5 000 mit zahlreichen spezifischen Auswertungen. Eine Karte zeigt z. B. die Schutzwürdigkeit von Böden. Sie weist Böden aus, die besonders ertragssicher sind, die das Grundwasser besonders schützen, seltenen Pflanzen- und Tiergemeinschaften als Standort dienen, aus seltenen Ausgangsgesteinen entstanden sind oder als Archiv der Kulturgeschichte dienen.
Die bodenkundliche Landesaufnahme
Zur nachhaltigen Nutzung und zum Schutz des Bodens werden von der Bodenkunde des GD NRW nach einheitlichen Standards landesweit Daten erhoben, um den Boden nachhaltig nutzen und schützen zu können, da seine Eigenschaften und die Standortbedingungen dafür bekannt sein müssen. Die Daten werden für die praktische Anwendung kundenorientiert in Informationssystemen aufbereitet.
Erhoben werden unter anderem: Die Bodentypen, die Ausgangsgesteine der Bodenentwicklung, die Bodenarten (Körnung, Korngrößenverteilung oder Textur), die Grundwasser- und Staunässeverhältnisse und der Nährstoffhaushalt. Aus den Daten werden z. B. das Wasserspeichervermögen der Böden oder die effektive Durchwurzelungstiefe abgeleitet.
Großmaßstäbige Bodenkarten
Land- und Forstwirtschaft sind in NRW von großer wirtschaftlicher und ökologischer Bedeutung. Damit Äcker, Wiesen und Wälder nachhaltig genutzt werden, führt der GD NRW sehr genaue bodenkundliche Kartierungen im Maßstab 1:5000 im Auftrag des Ministeriums für Klimaschutz, Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz des Landes Nordrhein-Westfalen durch. Fast zwei Drittel der nordrhein-westfälischen Waldflächen und etwa 70% der landwirtschaftlich genutzten Flächen sind bis heute kartiert.
Die bodenkundliche Kartierung von Waldgebieten wird vor allem verwendet für:
Eine an die örtlichen Standortbedingungen und an den Klimawandel angepasste Baumartenwahl, für Bodenkalkungen, den Naturschutz, das Biotopmanagement und für das Umweltmonitoring, die Landschaftsplanung sowie zur Ausweisung schutzwürdiger Flächen.
Die bodenkundliche Kartierung landwirtschaftlicher Flächen liefert u. a. Daten für:
Die Beratung von Landwirten, die Flurbereinigungsverfahren, Fragen des Erosionsschutzes, der Befahrbarkeit und der Bewässerung, die Lösung von Interessenkonflikten in Wasserschutzgebieten, die Landschaftsplanung zur Ausweisung schutzwürdiger Flächen. Zur standortgerechten Nutzung, Düngung, Befahrung oder Bewässerung liefern die erhobenen Daten und die daraus erzeugten Karten grundlegende Informationen.
Weitere Aufgaben
Der GD NRW hat eine großmaßstäbige Bodenkarte zur Erosionsgefährdung landwirtschaftlich genutzter Flächen herausgegeben, die über das Internet nutzbar ist (http://www.erosion.nrw.de/indexLEschV.html). Zudem werden wichtige Zeitreihenuntersuchungen als Beitrag zur Daseinsvorsorge durchgeführt. Hierzu gehören:
Die Bodenzustandserhebung im Wald (BZE)
Beprobung und Analytik von Bodendauerbeobachtungsflächen
Humusmonitoring landwirtschaftlich genutzter Flächen
Der GD NRW begleitet und unterstützt archäologische Grabungen und hat zu 97% der landwirtschaftlich genutzten Flächen eine bodenkundlich interpretierte Karte der Bodenschätzung 1:5.000 herausgegeben.
Der GD NRW führt bodenkundliche Spezialkartierungen zu Fragen der Beweissicherung (z. B. Grundwasserabsenkungen, Bergbau) durch und unterhält umfangreiche Datenbanken zu bodenkundlichen Punktbeschreibungen und Bodenanalysen sowie zu bodenkundlichen Fotos und Beschreibungen.
Zudem besitzt der GD NRW eine Bodenprobenbank mit Proben aus ganz NRW, die kontinuierlich erweitert wird.
Böden in Nordrhein-Westfalen
Die Böden in Nordrhein-Westfalen sind sehr vielgestaltig. In den Mittelgebirgslandschaften der Eifel, des Sauer- und des Siegerlandes sowie Ostwestfalens herrschen steinig-lehmige Braunerden vor. Unter Wald sind sie in der Regel relativ nährstoffarm und versauert. Über Kalkstein haben sich hingegen nährstoffreichere Braunerden und lokal recht flachgründige, stark steinige Rendzinen entwickelt.
In der Niederrheinischen Bucht und in den Bördelandschaften sind überwiegend tiefgründige Parabraunerden aus Löss entwickelt. Diese landwirtschaftlich genutzten Böden sind sehr fruchtbar und besitzen eine hohe nutzbare Feldkapazität. Im Münsterland findet sich ein kleinräumiges Mosaik aus sandigen, durch Säuren gebleichten Podsolen und Staunässe- und Grundwasserböden. Besonders wertvoll sind hier aus ökologischer Sicht Hoch- und Niedermoore. Das Niederrheinische Tiefland zeigt eine große Bodenvielfalt: Parabraunerden aus Löss, Grundwasser- und Staunässeböden, Podsole und Niedermoore.
Kontakt: Dipl.-Ing. agr. Dr. Gerhard Milbert
Tel.: +49 (0) 2151 897-586
E-Mail: boden@gd.nrw.de
Internet: http://www.gd.nrw.de/bo_start.htm
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