Dr. Robert Traidl
Oberregierungsrat Dr. Robert Traidl, Bodenkundler am Bayerischen Landesamt für Umwelt (LfU). ©Privat

Das Jahr 2015 wurde von den Vereinten Nationen (United Nations) zum Internationalen Jahr des Bodens bestimmt. Denn der weltweite Schutz der Böden ist lebenswichtig für Mensch, Tier und Pflanze. Zu diesem Anlass gab es in vielen Ländern zahlreiche Veranstaltungen, Aktionen, Exkursionen, Vorträge, Wettbewerbe und Ausstellungen. Doch was hat das Internationale Jahr des Bodens rückschauend für die bedeutende Ressource Boden hierzulande und anderswo bewirkt? Dazu befragte ahabc.de einen Bodenkundler am Bayerischen Landesamt für Umwelt (LfU), Herrn Oberregierungsrat Dr. Robert Traidl.

Das Internationale Jahr des Bodens 2015 ist nun schon mehr als zwei Monate Vergangenheit. Gibt es aus bodenkundlicher Sicht ein positives Résumé? Was wurde durch das Internationale Jahr des Bodens in Deutschland und vielleicht auch weltweit bewirkt?

Dr. Traidl: In Deutschland und bei uns in Bayern gab es zahlreiche Veranstaltungen, einige davon habe ich persönlich besucht. Meine Eindrücke sind durchweg positiv. Ich denke, das Jahr des Bodens konnte dazu beigetragen, die verletzliche Haut der Erde stärker ins Bewusstsein zu rücken. Interessierte Bürgerinnen und Bürger, aber auch Politiker, Agrarwirte und Entscheidungsträger konnten erreicht werden.

Boden ist für Landwirte, Winzer, Gartenbaubetriebe und viele andere Gewerbetreibende hierzulande eine essentielle Produktionsgrundlage, die aus wirtschaftlichen Gesichtspunkten optimal genutzt oder ausgenutzt werden muss. Im Bereich der modernen Waldnutzung gehören schwere Fahrzeuge wie Vollernter (Harvester) und Rückemaschinen zur technischen Ausstattung moderner Waldnutzung. Deren Einsatz bei feuchter Witterung führt oft zu nachhaltig schweren Schäden am Waldboden. Hat das Internationale Jahr des Bodens 2015 hierbei etwas zum vorbeugenden Umweltschutz beigetragen? Und falls nicht, was wäre hierbei in Angriff zu nehmen?

Dr. Traidl: In Bayern wird von den Land- und Forstwirten die gute fachliche Praxis, also der schonende Umgang mit der Ressource Boden, grundsätzlich verantwortungsbewusst praktiziert. Die Funktionen des Bodens zu erhalten, ist für künftige Generationen wichtig, aber geht auch im Hier und Jetzt mit ökonomischen Vorteilen einher. Ein gesunder Boden ist ertragreicher, robuster gegen Umweltveränderungen und damit rentabler. Das wissen die Agrarwirte, weil sie eine profunde Ausbildung erhalten haben. Aber natürlich: In vielen Ländern mangelt es an diesen Fachkenntnissen der modernen Land- und Forstbewirtschaftung. Ein gnadenloser Preiskampf tut sein Übriges. So wird Boden irreversibel zerstört.

Naturthemen sind in Form von Aktionstagen und Themenwochen an Schulen sowie bei Ferienbetreuungen heutzutage beliebt. Gab es zum Internationalen Jahr des Bodens 2015 auch diesbezüglich Aktivitäten von Seiten der Behörden?

Dr. Traidl: Das Jahr des Bodens wurde vom LfU und anderen bayerischen Behörden breit aufgegriffen. Ich selbst habe Exkursionen mit Schulklassen unternommen. Die Schülerinnen und Schüler durften für einen Tag in die Rolle des Bodenkundlers schlüpfen. Ganz allgemein machen wir die Erfahrung, dass solche Aktionen gut ankommen. Auch außerhalb des Aktionsjahres finden bei uns viele Veranstaltungen statt. Außerdem betreuen wir Ausstellungen und Bodenlehrpfade.

Boden ist in den Medien – abgesehen von den Berichterstattungen zum Internationalen Jahr des Bodens 2015 – recht selten vertreten. Warum ist das so und wie könnte man dies ändern? Bleibt der Boden nach 2015 doch nur der Dreck an den Schuhen?

Dr. Traidl: Zum Teil stellen wir bei unseren Veranstaltung eine gewisse Unkenntnis fest – erfreulicherweise meist aber auch eine große Neugier. Im Vergleich zu anderen Umweltthemen mag der Schutz des Bodens weniger Aufmerksamkeit bekommen. Eine Beeinträchtigung oder Veränderung spüren wir nicht sofort. Vielleicht ist das eine Erklärung. Die Folgen von Nähstoffauslaugung, Erosion und Flächenversiegelung oder durch den Verlust von Pufferkapazitäten zeigen sich eben erst mit langer Zeitverzögerung. Oft ist es dann zu spät. Gerade darum ist das Prinzip der Vorsorge so wichtig. Dazu gehören auch eine gute Aufklärung und erfolgreiche Umweltbildung.

Welche Maßnahmen wären nach Ihrer Meinung wirksam, um das Bodenbewusstsein in der Öffentlichkeit noch stärker zu verankern?

Dr. Traidl: Es wird bereits viel getan, um das Thema in den Köpfen zu verankern. Hier muss man dran bleiben und darf nicht nachlassen. Dabei gilt es alle Ebenen zu erreichen – egal ob Schüler, Agrarwirt oder Politiker. Es ist ein Marsch der kleinen Schritte.

Ahabc.de dankt Herrn Dr. Robert Traidl für die interessanten und informativen Antworten und wünscht ihm weiterhin viel Erfolg bei seiner Arbeit.