Streptomyceten
Streptomyceten sind Bakterien, die wie Pilze mycelartig wachsen. gemeinfrei

Waldboden hat meist einen typischen Geruch, den man als „erdig“ bezeichnet. Auch ein Wein kann „erdig“ riechen und zwar aus dem gleichen Grund wie der Waldboden. Ursache ist vor allem ein Winzling namens Streptomyces coelicolor.

Streptomyces coelicolor ist ein aerob, also unter Sauerstoffeinfluss, lebendes grampositives Bodenbakterium, dass zur Klasse der so genannten Actinobacteria gehört. Sie werden auch als „Strahlenpilze“ bezeichnet. Streptomyceten stellen einen wesentlichen Bestandteil des mikroskopisch kleinen Bodenlebens dar. Nur wenige Arten leben im Wasser. Da Mikroorganismen aufgrund ihrer einzelligen Struktur viel besser in der Lage sind, gelöste Stoffe aus dem Boden aufzunehmen als Pflanzenwurzeln, gehen Pflanzen mit Actinobacteria eine Symbiose ein, die „Actinorhiza“ genannt wird. Bekannter ist die Symbiose zwischen Pflanzen und Pilzen, die „Mykorrhiza“.

Viele im Boden lebende Actinobacteria, insbesondere Streptomyces coelicolor, produzieren so genannte Geosmine. Das kommt aus dem Griechischen und bedeutet übersetzt „Erdgeruch“. Diese flüchtigen gasförmigen Stoffe sind Terpenderivate und sorgen für den charakteristischen Geruch frischer Erde. Terpenderivate ist die Bezeichnung für bestimmte Kohlenwasserstoffabkömmlinge. Dazu zählen zum Beispiel auch ätherische Öle.

Für den „erdigen“ Geruch gibt es auch andere Bezeichnungen: modrig, muffig und schimmelig. Doch es ist nicht der Schimmelpilz, der in einer Wohnung stinkt, sondern das Bakterium. Auch auf frisch gepflügten Feldern kann der Geruch der Geosmine wahrgenommen werden. Auch Kamele soll der „Erdgeruch“ zu Wasserquellen in Wüsten leiten. Streptomyceten sind ernährungsphysiologisch übrigens sehr vielseitig. Einige Arten können selbst schwer abbaubare Verbindungen zersetzen. Sie spielen daher eine wichtige Rolle beim Abbau von Schadstoffen und der Selbstreinigung des Bodens.