Frankfurt a. M. will Böden des Jahres 2021 killen
Anlässlich des alljährlichen Weltbodentages am 5. Dezember wurde 2020 der Boden des Jahres 2021 vorgestellt. Es ist der Lössboden. Dazu zählen die Pararendzina aus Löss, der Pseudogley aus Löss, der Kolluvisol aus Löss, die Parabraunerde aus Löss und die Schwarzerde aus Löss. Dabei sind die beiden letztgenannten Bodentypen die fruchtbarsten Böden Deutschlands oder gar der Welt. Die Aktion, die seit 2004 den Boden des Jahres kürt, soll die Bedeutung des Bodens für die Menschen vermitteln und seine Schutzwürdigkeit herausstellen. Ausgewählt wird der Boden des Jahres vom Kuratorium Boden des Jahres. Und ausgerechnet die landwirtschaftlich bewirtschafteten Parabraunerden im Nordwesten Frankfurts sollen für einen neuen Stadtteil geopfert werden. Dies ist natürlich nichts Neues, da stets nur die wertvollsten Böden für Stadterweiterungen und Gewerbegebiete geopfert werden.
Landwirte, Nachbarkommunen und um den Boden und das lokale Klima besorgte Bürger laufen derzeit Sturm gegen die Pläne Frankfurts. 2017 wurde eine Initiative gegen die Pläne der Stadt unter dem Motto „Unser Heimatboden vor Frankfurt” ins Leben gerufen. Dabei handelt es sich um ein überparteiliches Bündnis von Bürgern mit generationsübergreifendem Verantwortungsbewusstsein. Grund für die Frankfurter Pläne sei der Umstand, dass die Stadt aus allen Nähten platze. Der städtische Planungsdezernent Mike Josef (SPD) betont, dass Wohnungen gebraucht werden. Daher sollen 250 Hektar im Nordwesten der Stadt bebaut werden.
Mit einer mehr als drei Kilometer langen Menschenkette wurde 2019 gegen den neuen Stadtteil unter dem Motto „Grün statt Grau – kein Klima-GAU“ demonstriert. Am 30.07.2018 äußerte der Mitbegründer der Initiative „Unser Heimatboden vor Frankfurt“ Karl-Josef Rühl in einem Interview der Online-Ausgabe der Frankfurter Neuen Presse: „Alleine durch den Klimawandel werden wir große Probleme bekommen. Bis 2050 sollen es neun Milliarden Menschen auf der Welt sein. 90 Prozent der landwirtschaftlichen Flächen sollen durch den Klimawandel an Ertragskraft verlieren. Es wird große Wanderungsbewegungen geben – man schätzt 700 Millionen, zehnmal mehr, als momentan als Flüchtlinge gezählt sind. Wahrscheinlich gib es auch Hungersnöte, und Deutschland kann sich mit seinen Flächen kaum versorgen. Wohnungen sind sicher wichtig, aber offene, landwirtschaftlich nutzbare Flächen dürfen erst ganz zum Schluss geopfert werden, Erst müssen alle anderen Möglichkeiten ausgeschöpft worden sein.“ Eine dieser Möglichkeiten ist die Nachverdichtung. Dazu zählen z. B. die Bebauung von Brachflächen in der Stadt oder etwa die Überbauung von Gewerbegebäuden, wie Supermärkte oder Discounter.
Aus bodenkundlicher Sicht sollte man die Initiative „Unser Heimatboden vor Frankfurt” mit allen Mitteln unterstützen. Mehr Informationen zur Initiative und zu unseren wertvollsten Böden finden sich unter:
https://www.heimatboden-frankfurt.de/
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