Punktgenaue Verteilung der vorher berechneten Düngermenge durch das universelle Trägersystem AGROTEC. ©Institut für Umwelttechnik und Recycling Senftenberg e.V.

Das an der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus-Senftenberg (BTU) ansässige Institut für Umwelttechnik und Recycling Senftenberg e. V. (IURS) entwickelt mit einem Partnerunternehmen aus dem Bereich der Automatisierungstechnik das universelle Trägersystem AGROTEC. Dieses soll vor allem auf Kippenböden nach dem Bergbau zum Einsatz kommen.

Das bis 2022 zu entwickelnde universelle, ferngesteuerte und selbstfahrende Trägersystem AGROTEC wird über verschiedene Modulaufsätze verfügen. Es wird durch eine flächendeckende Entnahme von Proben sehr genaue Bodenzustandsanalysen ermöglichen. Zudem soll AGROTEC Stoffe (Dünger) zur Bodenverbesserung in bedarfsgerechter und zuvor vom System berechneter Menge in den Boden einbringen. Möglich wird dies durch die Verknüpfung der Daten aus den Probenentnahmen mit GPS-Daten. Dabei arbeitet das Gerät weitestgehend automatisiert. Bodenanalyse und Düngung können in zeitlichen Abschnitten wiederholt werden. Die Verbesserung der Bodenzusammensetzung/Bodenfruchtbarkeit wird dokumentiert und analysiert.

Auf diese Weise kann auch Kippenboden – der nach dem Beenden einer bergbaulichen Nutzung übrig gebliebene Boden – aufgewertet und für die Folgelandschaft nutzbar gemacht werden. Er weist örtlich sehr unterschiedliche Zusammensetzungen auf und kann zum Beispiel aus kohle- und schwefelführendem Material bestehen. In solchen Fällen wird beispielsweise durch Kalkzugaben eine Verbesserung der Bodenbeschaffenheit erreicht.

Ein wesentlicher Vorteil des universellen Trägersystems AGROTEC ist, in Bereiche fahren zu können, die für Personen unzugänglich, gesperrt oder gefährlich sind. Durch Zusatzmodule wird unter anderem die Entnahme von Ambrosia-Pflanzen möglich sein, die heftige allergische Reaktionen auslösen können. Sie stellen ein örtliches Problem einigen Regionen, beispielsweise auch in der Lausitz dar. Ein weiteres Anwendungsgebiet wird in der Waldbranderkennung gesehen. Relevant ist dies unter anderem für die ehemals als militärisches Übungsgebiet genutzte Lieberoser Heide. Hier wäre ein ganzjähriger Einsatz des Trägersystems denkbar.

Der IURS e.V. und sein Cottbuser Partnerunternehmen haben erfolgreich eine Projektförderung im Rahmen der Ausschreibung „Unternehmen Revier“ des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (BMWI) beantragt. Die Förderung für das IURS beträgt dabei 100.000 Euro. In die Realisierung des Projektes sollen Studierende der ingenieurwissenschaftlichen Studiengänge der Fakultät 3 Maschinenbau, Elektro- und Energiesysteme der BTU im Rahmen von Bachelor- und Masterarbeiten eingebunden werden. Ebenso werden Werkstudenten aus der Universität mitwirken.

Das Institut für Umwelttechnik und Recycling Senftenberg e.V. wurde im Jahre 1997 am heutigen Standort Senftenberg der BTU gegründet, um im Süden Brandenburgs den großen Nachholbedarf an wissenschaftlich – technischen Forschungs- und Beratungseinrichtungen auf dem Gebiet der Umwelt- und Verfahrenstechnik abzubauen. Es befasst sich mit Umweltforschung und anwendungsorientierter technologischer Forschung und Entwicklung, Begutachtung und Beratung.

Der Kippenboden war 2019 der Boden des Jahres.

Wissenschaftliche Ansprechpartner:

Prof. Dr.-Ing. habil. Sylvio Simon
Tel.: +49 (0) 3573 85-425
Sylvio.Simon(at)b-tu.de

Quelle: IDW-online